Der kleinste im Bunde der getesteten Rotel Vollverstärker-Familie scheint fast verletzlich. Der Rotel A10 sieht unter der Haube erstaunlich luftig aus. Hinten links arbeitet das Netzteil, nicht besonders groß dimensioniert, aber mehr als ausreichend. In der Mitte erwärmen uns ein Pärchen an Kühlrippen. Der Rest ist eine großformatige Platine, im doppelten Mono-Aufbau.
Das wirkt clever reduziert. Das war’s in groben Zügen. Es lohnt der Blick in die Tiefen. Da wäre beispielsweise das Konzept der kurzen Wege und die Bestückung mit hochwertigen Sanken-Transistoren. Auch einen passgenauen Phono-MM-Port gibt es.
Für erstaunlich geringe 480 Euro gibt es hier einen ausgewachsenen, fein reduzierten Vollverstärker. Die Front ist gerade einmal sieben Zentimeter hoch – eine doppelte Pizzaschachtel.
Auf dieser recht kompakten Front verstaut Rotel sogar Klangregler. Die man mit einem Knopfdruck komplett aus dem Signalweg nehmen kann. Abermals: 480 Euro sind kleines Geld für einen so vollkommenen Vollverstärker seiner Class-A/B-Bauart.
Nominell 40 Watt pro Kanal stehen zur Verfügung. Wir hätten auf mehr getippt. Sie speisen sich aus vier Sanken-Transistoren, die per Wärmeleitpaste mit den Kühlkörpern verbunden sind.
Der Rotel A10 im Hörtest
Vor unseren Ohren zeigte der A10 nicht den Hauch einer Schwäche. Er entwickelte erstaunlichen Drive auch an kritischen Lautsprechern. Beispielsweise haben wir eine unserer Lieblingsopern aufgelegt: Zubin Mehta dirigiert Puccinis Turandot.
Das ist die große Pracht – perfekt einfangen von den Tontechnikern der Decca. Hier gilt es, große wie kleine Dynamik zu zeigen. Beispielsweise die Schläge der Großen Trommel.
Mäßige Verstärker kämpfen dabei mit dem plötzlichen, grobdynamischen Peak. Nicht so der A10. Das war in unserem Test erstaunlich souverän, welche Tiefe und welchen Punch er an die Membranen weiterleitete.
Ganz groß auch der Umgang mit feindynamischen Informationen. Beispielsweise die Stimme von Luciano Pavarotti. Der an anderen Verstärkern leicht anämisch klingt. Hier jedoch steht eine kompletter Sänger vor den Mikrofonen, mit viel Lungenvolumen und hoher metallischer Strahlkraft.
Wie hält es der Rotel A10 mit den kleinen Impulsen? Wir legten eine weitere unserer Lieblingsaufnahmen auf. Christian Kjellvander begleitet sich selbst auf der Gitarre und singt live in die Mikrophone von Stockfisch-Records. Das ist ganz große Kunst im kleinen Format. Vor allem der Song „The Valley“ hat das Zeug zum Hit.
Tipp: Die CD klingt klasse, die LP noch besser. Der A10 versteht sich auf die feindynamischen Informationen. Das war faszinierend, wie die Gitarrensaiten ihren feinen Plopp in den Raum setzten.
Dazu der Fokus auf die Singstimme. Toll, wie sich der Bariton von Kjellvander im Hörraum entfaltete. Dazu ein Ohrenmerk auf die Phrasen, die genauen Formen der musikalischen Entwicklung.
Da gab es in unserem Test nicht viel, was wir uns vielleicht noch hätten wünschen können. Allenfalls eine etwas stärkere Durchzeichnung des Basses und mehr Übersicht bei höheren Pegeln.
Bei deutlich über gehobener Zimmerlautstärke ging die Raumtiefe verloren und auch die Leichtigkeit. Aber bitteschön: Wir sprechen von einem 500-Euro-Verstärker.
Und von einem Vollverstärker, der für kleine Räume und kleine Pegel perfektioniert ist. Für alle, die klanglich und pegelmäßig eine weitere Stufe erreichen wollen, verweist Rotel an den größeren Bruder A12.
Verglichen mit dem kleinsten Verstärker der ebenfalls getesteten Exposure Verstärker-Familie, dem 1010 S2, spielt der Rotel A10 etwas schneller, der detailreicher und leichtfüßiger, während der Exposure mit etwas mehr Wärme und Klangfarben punktet – ein klangliches Patt je nach Geschmack.
Beides sind tolle, sehr günstige und erstaunlich audiophile Verstärker. Allerdings ist der Rotel um 25% Euro günstiger…
Fazit: Der Rotel A10 ist eine audiophile Perle
Es gibt auch in dieser Preisklasse sicherlich potentere Vollverstärker, vielleicht sogar besser ausgestattete. Doch gerade das Abgespeckte gefällt am Rotel A10. Wer ihn kauft, muss nicht befürchten, einen anämischen Kleinmotor erworben zu haben.
Selbst an vergleichsweise Impedanz-kritischen Boxen entfaltet der A10 Drive und Druck. Aber viel besser spielt er natürlich mit Impedanz-unkritischen, möglichst “lauten” Lautsprechern.
Es war eher ein Zufall, dass wir die recht effizienten Koax-Box Elac Uni Fi BS U5 (Paarpreis: 700 Euro) aus dem LowBeats Referenzregal anschlossen.
Eine Traum-Kombination, die den Zuhörer mit hoher Impulsivität, quirliger Natürlichkeit und einer wunderbar weiträumigen und sehr glaubwürdigen Räumlichkeit in die Musik zieht.
Da ist man dann doch schon sehr überrascht, dass so viel Klang, so viel musikalischer Fluss heute bereits für knapp über 1.000 Euro zu haben ist.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Transparenter, dynamischer Klang |
| Erstaunlich gute Phonostufe |
| Sehr gute Preis/Klang-Relation |
| Etwas wenig Leistung |
Vertrieb:
B&W Group Germany GmbH
Kleine Heide 12
33790 Halle / Westfalen
www.bowers-wilkins.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Rotel A10: 480 Euro
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