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Der Koax der Elac Uni Fi BS U5
Der Mittelhochton-Koax ist das zentrale Bauelement der neuen Elac Uni Fi Familie. Er tut auch in der hier getesteten Uni Fi BS U5 seinen Dienst ganz hervorragend. Eine Kunststoffblende kaschiert seine Befestigung in der Schallwand. Die Kompaktbox ist, so viel sei hier schon verraten, für ihren Preis eine kleine Sensation. Sie kostet 700 Euro pro Paar (Foto: Elac)

Test Elac Uni Fi BS U5: Koax für 700 Euro

Die Elac Uni Fi BS U5 von vorn
Die Elac Uni Fi BS U5 von vorn: ein  Monitor mit den kompakten Maßen   33,9 x 18,7 x 33,1cm (HxBxT) und mit großem Klang (Foto: Elac)

Gerüchte gab es ja schon länger, die Kollegen in den USA hatten sie sogar schon gesehen: Nun kommt die Elac Uni Fi BS U5 auch zu uns. Hoppla – was ist denn das? Ein deutscher Lautsprecher, der zuerst in Amerika eingeführt wird? Genau. Die Uni Fi Serie ist – wie auch schon die günstige Debut-Serie – komplett in den USA entwickelt worden, wo Elac eine starke Dependance unterhält.

Hier arbeitet unter anderem Andrew Jones, einer der bekanntesten Lautsprecherentwickler weltweit. Auf der High End 2016 hatte LowBeats die Gelegenheit zu einem Interview mit Jones und schon da sprach er nicht ohne Stolz über diese neue Uni Fi-Serie…

Zu Recht. Denn für gerade einmal 700 Euro Paarpreis bekommt man hier einen makellos verarbeiteten Lautsprecher mit angenehm glatter, sehr robuster Vinyl-Oberfläche, die keinerlei Übergänge aufzeigt.

Vor allem aber: Die Elac ist eine – selten in dieser Klasse –  echte Dreiwege-Konstruktion und – noch seltener in diesem Preisbereich –  mit einem Koax-Mittelhochtöner ausgestattet. Jones ist seit seinen Tagen bei KEF (in den 1980er Jahren) großer Koax-Fan und einer der größten Koax-Kenner.

Bei seinem vorherigen Arbeitgeber, der Pioneer-Tochter TAD, brachte er dieses Konzept in sündhaft teuren Lautsprechern (TAD Reference One, Compact Reference One) zur Perfektion.

Weil aber Jones auf die Vorzüge eines Koax (gleichmäßige Schallabstrahlung in alle Richtungen, phasenrichtige Wiedergabe von Mittel- und Hochton, Punktschallquelle) auch in dieser Preisklasse nicht verzichten wollte, war die Aufgabe mit Uni Fi ungleich höher. Denn ein Koax ist aufwändig. Und damit immer auch etwas teurer als getrennte Mittel- und Hochtöner.

Jones meisterte die Aufgabe gewohnt souverän. Zum einen, indem er den Koax unterhalb 270 Hertz entlastet; in der BS U5 kommt für diesen Bereich ein neuer Tieftöner im 13 Zentimeter Format zum Einsatz.

Diese Limitierung erspart der Koax-Membran große Auslenkungen im Bass, die im ungünstigsten Fall auch die Hochtonschallwellen modulieren, also verändern würden. Zum anderen verwendet Jones für den BS U5-Koax eine verbesserte Variante des Debut-Hochtöners, einer Gewebekalotte bei KEF, die den Vorzug hat, sehr preisgünstig zu sein und dennoch einen sehr dynamischen, offenen Hochton zu bieten.

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Der Koaxiale Mittelhochtöner der Elac Uni Fi BS U5
Der Uni Fi Koax hat einen 10 Zentimeter großen Mitteltöner mit Alu-Membran und mittig eine 25 Millimeter große Gewebekalotte eingesetzt. Die Gewebekalotte sitzt hinter einem schützenden Metallnetz und wird von einem kleinen Neodym-Magneten angetrieben (Animation: Elac)
Der Hocjtöner der Elac Uni Fi BS U5
Der Hochtöner mit Gewebekalotte sitzt unter einem Metallgitter inmitten des Koax-Treibers. Die Sicke des Tiefmitteltöners ist doppelt gefaltet. Das sieht man jetzt öfters, denn diese Form verspricht eine höhere Linearität (Foto: H. Biermann)
Gehäuse der Elac Kompaktbox Uni Fi BS U5
Der Koax-Mittelhochtöner sitzt in einer eigenen Kammer, die mit einer filzigen Akustikwolle komplett ausgelegt ist. Die Schallwand ist wie das gesamte Gehäuse aus 18 Millimeter starkem MDF aufgebaut. Beide Treiber sind – nicht so schön – lediglich mit Holzschrauben in der Schallwand verankert. Doch das sieht man nicht: Die Schrauben und die Körbe von Bass und Koax werden von einer Kunststoffblende verdeckt (Foto: H. Biermann)
Das Gehäuse der Elac Uni Fi BS U5
Das Gehäuse der Uni Fi BS U5 besteht aus 18 Millimeter starkem, Vinyl-bezogenem MDF und ist mehrfach versteift. Gut zu erkennen: Der Koax hat sein eigenes Gehäuse (Animation: Elac)
Der 13 Zentimeter Tieftöner
Der 13 Zentimeter Tieftöner der kleinen BS U5 hat eine neu entwickelte Aluminium-Membran und einen vergleichsweise kräftigen Antrieb. Vor allem gelang es Elac hier, eine hohe Belastbarkeit zu erreichen (Animation: Elac)
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Baut man den Tieftöner der BS U5 aus (was der geneigte Besitzer natürlich nicht tun sollte) erkennt man auf dem Boden des Bassreflexgehäuses die Frequenzweiche. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich die Vielzahl der Bauteile und auch deren Qualität sah.

Klar: Eine so tiefe Trennfrequenz (270 Hertz) zwischen Tieftöner und Koax erfordert relativ große Bauteilewerte, aber mit den meisten der Kondensatoren, Spulen und Widerstände linearisiert Andrew Jones die Übertragungskurve des Koax-Treibers.

Die Frequenzweiche
Die Frequenzweiche ist mit vielen Bauteilen bestückt; das ist bei drei Wegen fast unumgänglich. Zumal Andrew Jones auch den koaxialen Mittelhochtöner etwas zähmen musste (Foto: H. Biermann)
Das Anschlussfeld
Das Anschlussfeld der Elac Uni Fi BS U5 bietet stabile Anschlussklemmen und klärt auch das globalisierte Zusammenspiel ihrer Existenz auf: Designed in California, assembled in China (Foto: H. Biermann)

Die Elac Uni Fi BS U5 ist eine Bassreflex-Konstruktion mit der Öffnung nach hinten; eine Aufstellung direkt an der Rückwand empfiehlt sich also nicht. Doch die Versuche im Hörraum zeigten, dass bereits 10 Zentimeter Abstand ausreichen, um eine gute Performance zu gewährleisten – mehr ist häufig besser, aber nicht notwendig.

Prinzipiell ist die kleine Elac sehr sauber und ohne Überhöhungen im Bass abgestimmt. Ich habe kaum eine Position gefunden, an der sie aufgedunsen geklungen hätte. Etwas anspruchsvoller zeigte sie sich dagegen bei der Kombination mit dem Verstärker.

Vom Preisgefühl her würde man ja sagen, ein Verstärker um 500 – 800 Euro wäre die richtige Wahl. Im Falle der BS U5 ist dieses Gefühl mit Fragezeichen zu versehen. Zum einen würden damit ihre wirklich überzeugenden Wiedergabefähigkeiten nur im Ansatz ausgeschöpft.

Zum anderen aber ist sie in Bezug auf Stabilität durchaus anspruchsvoll. Konkret: Am liebenswerten, aber nicht sehr kräftigen Marantz HD AMP1 spielte sie deutlich zahmer als am sehr viel kraftvolleren Musical Fidelity M5si.

Hörtest Elac Uni Fi BS U5

Die LowBeats Hörtests laufen ja gemeinhin sowieso an den Endstufen SPL Performer s800, Audiolab 8300 MB (Monos) oder den Cambridge Audio Azur 851 W – ebenfalls mono gebrückt. Oder am Röhrenvollverstärker Octave V80 SE.

Um es vorwegzunehmen: Die Elac Uni Fi BS U5 klang an allen vier Verstärkern überwältigend. Bei geschlossenen Augen wäre man nie drauf gekommen, dass hier ein Lautsprecher a.) dieser Größe oder b.) dieser Preisklasse spielen würde.

Der Hörtest-Klassiker „Walking On The Moon“ vom Yuri Honing Trio hat eine beeindruckende, großzügig-stabile Räumlichkeit. An dieser Aufnahme lässt sich exemplarisch gut festmachen, was die Elac Uni Fi BS U5 besser macht als wahrscheinlich jeder andere Lautsprecher dieser Größen- und Preisklasse: Sie modelliert Raum und Instrumente so plastisch, als ob man sie nicht nur anfassen, sondern sogar dahinter stehen könnte.

Und alle Impulse kommen so locker, so mühelos. Die tiefen Töne vom E-Bass, die harten Schläge der Snare Drum –  die Elac klingt absolut authentisch und nie – was bei vielen Lautsprechern dieser Größe oft der Fall ist – nach „kleiner“ Box mit überzogenem Bereich um 100 Hertz.

Ihr Tiefton ist druckvoll, aber absolut sauber – und das bis fast 50 Hertz. Das macht diese Habhaftigkeit auch in den tiefen Lagen aus. Nicht immer, aber manchmal fehlte mir ein bisschen der Glanz: Triangel oder Becken klingen mit KEF LS 50 oder einer Dynaudio Excite X 18 feiner und länger aus.

Aber die Elac macht diese kleine Einschränkung mit ihre Quirligkeit wett. Im LowBeats Klang Orakel (in dem die UniFi BS U5 natürlich auch aufgenommen ist) kann man hören, dass sich die Uni Fi recht wacker gegen die besagten Top-Lautsprecher von KEF und Dynaudio schlägt.

Und man hört auch die Unterschiede zur günstigeren Debut B6 mit fast baugleichem Hochtöner; die Verbesserungen, die Jones vorgenommen hat, äußern sich in einer größeren Transparenz und Leichtigkeit.

Fazit: hohe Agilität und perfekte Raumabbildung

Sollte es bislang noch nicht deutlich geworden sein: Dieser Kompaktlautsprecher ist ein ganz großer Wurf. Er macht Spaß, weil er so lebendig ist, und ist dennoch ein seriöser, weitgehend neutraler Lautsprecher mit einer beeindruckenden Dreidimensionalität.

Gemessen an seiner Größe und seinem Preis kenne ich derzeit nichts Besseres.

Elac Uni Fi BS U5
2016/11
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Überragend präziser, lebendiger Klang
Enorme Abbildungsschärfe
Tiefer Bass aus kleinem Gehäuse
Extrem gute Preis/Klang-Relation

Vertrieb:
Elac Electroacustic GmbH
Fraunhoferstraße 16
24118 Kiel
www.elac.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Elac Uni Fi BS U5: 700 Euro

Im Beitrag erwähnt:

Test Audiolab 8300 MB: Top-Monoendstufen für 2.400 Euro
Test Marantz HD AMP1 und CD1: HiFi modern im Retro-Look
Test Musical Fidelity M5si: Der Alleskönner-Verstärker
Erster Test Stereo Endstufe SPL Performer s800
Test Octave V80 SE: Der Referenz-Vollverstärker

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.