Gerüchte gab es ja schon länger, die Kollegen in den USA hatten sie sogar schon gesehen: Nun kommt die Elac Uni Fi BS U5 auch zu uns. Hoppla – was ist denn das? Ein deutscher Lautsprecher, der zuerst in Amerika eingeführt wird? Genau. Die Uni Fi Serie ist – wie auch schon die günstige Debut-Serie – komplett in den USA entwickelt worden, wo Elac eine starke Dependance unterhält.
Hier arbeitet unter anderem Andrew Jones, einer der bekanntesten Lautsprecherentwickler weltweit. Auf der High End 2016 hatte LowBeats die Gelegenheit zu einem Interview mit Jones und schon da sprach er nicht ohne Stolz über diese neue Uni Fi-Serie…
Zu Recht. Denn für gerade einmal 700 Euro Paarpreis bekommt man hier einen makellos verarbeiteten Lautsprecher mit angenehm glatter, sehr robuster Vinyl-Oberfläche, die keinerlei Übergänge aufzeigt.
Vor allem aber: Die Elac ist eine – selten in dieser Klasse – echte Dreiwege-Konstruktion und – noch seltener in diesem Preisbereich – mit einem Koax-Mittelhochtöner ausgestattet. Jones ist seit seinen Tagen bei KEF (in den 1980er Jahren) großer Koax-Fan und einer der größten Koax-Kenner.
Bei seinem vorherigen Arbeitgeber, der Pioneer-Tochter TAD, brachte er dieses Konzept in sündhaft teuren Lautsprechern (TAD Reference One, Compact Reference One) zur Perfektion.
Weil aber Jones auf die Vorzüge eines Koax (gleichmäßige Schallabstrahlung in alle Richtungen, phasenrichtige Wiedergabe von Mittel- und Hochton, Punktschallquelle) auch in dieser Preisklasse nicht verzichten wollte, war die Aufgabe mit Uni Fi ungleich höher. Denn ein Koax ist aufwändig. Und damit immer auch etwas teurer als getrennte Mittel- und Hochtöner.
Jones meisterte die Aufgabe gewohnt souverän. Zum einen, indem er den Koax unterhalb 270 Hertz entlastet; in der BS U5 kommt für diesen Bereich ein neuer Tieftöner im 13 Zentimeter Format zum Einsatz.
Diese Limitierung erspart der Koax-Membran große Auslenkungen im Bass, die im ungünstigsten Fall auch die Hochtonschallwellen modulieren, also verändern würden. Zum anderen verwendet Jones für den BS U5-Koax eine verbesserte Variante des Debut-Hochtöners, einer Gewebekalotte bei KEF, die den Vorzug hat, sehr preisgünstig zu sein und dennoch einen sehr dynamischen, offenen Hochton zu bieten.
Baut man den Tieftöner der BS U5 aus (was der geneigte Besitzer natürlich nicht tun sollte) erkennt man auf dem Boden des Bassreflexgehäuses die Frequenzweiche. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich die Vielzahl der Bauteile und auch deren Qualität sah.
Klar: Eine so tiefe Trennfrequenz (270 Hertz) zwischen Tieftöner und Koax erfordert relativ große Bauteilewerte, aber mit den meisten der Kondensatoren, Spulen und Widerstände linearisiert Andrew Jones die Übertragungskurve des Koax-Treibers.
Die Elac Uni Fi BS U5 ist eine Bassreflex-Konstruktion mit der Öffnung nach hinten; eine Aufstellung direkt an der Rückwand empfiehlt sich also nicht. Doch die Versuche im Hörraum zeigten, dass bereits 10 Zentimeter Abstand ausreichen, um eine gute Performance zu gewährleisten – mehr ist häufig besser, aber nicht notwendig.
Prinzipiell ist die kleine Elac sehr sauber und ohne Überhöhungen im Bass abgestimmt. Ich habe kaum eine Position gefunden, an der sie aufgedunsen geklungen hätte. Etwas anspruchsvoller zeigte sie sich dagegen bei der Kombination mit dem Verstärker.
Vom Preisgefühl her würde man ja sagen, ein Verstärker um 500 – 800 Euro wäre die richtige Wahl. Im Falle der BS U5 ist dieses Gefühl mit Fragezeichen zu versehen. Zum einen würden damit ihre wirklich überzeugenden Wiedergabefähigkeiten nur im Ansatz ausgeschöpft.
Zum anderen aber ist sie in Bezug auf Stabilität durchaus anspruchsvoll. Konkret: Am liebenswerten, aber nicht sehr kräftigen Marantz HD AMP1 spielte sie deutlich zahmer als am sehr viel kraftvolleren Musical Fidelity M5si.
Hörtest Elac Uni Fi BS U5
Die LowBeats Hörtests laufen ja gemeinhin sowieso an den Endstufen SPL Performer s800, Audiolab 8300 MB (Monos) oder den Cambridge Audio Azur 851 W – ebenfalls mono gebrückt. Oder am Röhrenvollverstärker Octave V80 SE.
Um es vorwegzunehmen: Die Elac Uni Fi BS U5 klang an allen vier Verstärkern überwältigend. Bei geschlossenen Augen wäre man nie drauf gekommen, dass hier ein Lautsprecher a.) dieser Größe oder b.) dieser Preisklasse spielen würde.
Der Hörtest-Klassiker “Walking On The Moon” vom Yuri Honing Trio hat eine beeindruckende, großzügig-stabile Räumlichkeit. An dieser Aufnahme lässt sich exemplarisch gut festmachen, was die Elac Uni Fi BS U5 besser macht als wahrscheinlich jeder andere Lautsprecher dieser Größen- und Preisklasse: Sie modelliert Raum und Instrumente so plastisch, als ob man sie nicht nur anfassen, sondern sogar dahinter stehen könnte.
Und alle Impulse kommen so locker, so mühelos. Die tiefen Töne vom E-Bass, die harten Schläge der Snare Drum – die Elac klingt absolut authentisch und nie – was bei vielen Lautsprechern dieser Größe oft der Fall ist – nach “kleiner” Box mit überzogenem Bereich um 100 Hertz.
Ihr Tiefton ist druckvoll, aber absolut sauber – und das bis fast 50 Hertz. Das macht diese Habhaftigkeit auch in den tiefen Lagen aus. Nicht immer, aber manchmal fehlte mir ein bisschen der Glanz: Triangel oder Becken klingen mit KEF LS 50 oder einer Dynaudio Excite X 18 feiner und länger aus.
Aber die Elac macht diese kleine Einschränkung mit ihre Quirligkeit wett. Im LowBeats Klang Orakel (in dem die UniFi BS U5 natürlich auch aufgenommen ist) kann man hören, dass sich die Uni Fi recht wacker gegen die besagten Top-Lautsprecher von KEF und Dynaudio schlägt.
Und man hört auch die Unterschiede zur günstigeren Debut B6 mit fast baugleichem Hochtöner; die Verbesserungen, die Jones vorgenommen hat, äußern sich in einer größeren Transparenz und Leichtigkeit.
Fazit: hohe Agilität und perfekte Raumabbildung
Sollte es bislang noch nicht deutlich geworden sein: Dieser Kompaktlautsprecher ist ein ganz großer Wurf. Er macht Spaß, weil er so lebendig ist, und ist dennoch ein seriöser, weitgehend neutraler Lautsprecher mit einer beeindruckenden Dreidimensionalität.
Gemessen an seiner Größe und seinem Preis kenne ich derzeit nichts Besseres.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Überragend präziser, lebendiger Klang |
| Enorme Abbildungsschärfe |
| Tiefer Bass aus kleinem Gehäuse |
| Extrem gute Preis/Klang-Relation |
Vertrieb:
Elac Electroacustic GmbH
Fraunhoferstraße 16
24118 Kiel
www.elac.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Elac Uni Fi BS U5: 700 Euro
Im Beitrag erwähnt:
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