Der mittlere Bruder im Rotel-Familienverbund bricht mit der Bauform des kleineren A10. Der Rotel A12 ist voluminöser. Eigentlich baugleich zum großen A14.
Der Kunstgriff wird durch das Display ermöglicht, das allerlei Feineinstellungen zulässt. Hier lassen sich Details wie Bass, Höhen und Balance vorgeben oder komplett abschalten.
Der Blick unter die Haube ist ein anderer als beim kleinen A10. Hier wurde wirklich jeder Kubikzentimeter genutzt. Auch der Trafo fällt wuchtiger aus.
Dazu die doppelte Anzahl an Transistoren. Es sind acht an der Zahl; der kleine Bruder muss mit vier auskommen. Eine großformatige Kühlrippe in der Mitte sorgt nach dem Kaminprinzip für Kühlung der Leistungstransistoren.
Genauso wichtig zur Leistungssteigerung von 40 auf 60 Watt sind neben dem Trafo auch die Siebkondensatoren. Sehen die im A10 noch sehr zierlich aus, sind die des A12 schon ein anderes Kaliber:
Wie schon in der Rotel Familienübersicht gezeigt, steckt der A12 fast randvoll mit Bauteilen: eine weitestgehend diskrete, also mit Einzelbauteilen bestückte Konstruktion mit derart vielen Features erfordert dementsprechend viele Bauteile.
Zu viel, um sie auf einer Lage unterzubringen: Im A12 gibt es daher ein zweites Platinen-Stockwerk.
Der Rotel A12 ist ein Paradebeispiel von in China gemacht und in Großbritannien erdacht. Die Verarbeitung ist vergleichsweise gut.
Unter den Baugruppen gibt es auch eine kleine Platine für einen Bluetooth-Zugang. Dieser Amp kann auch ganz einfach von einem Smartphone erkannt werden: Koppeln und Musik zuspielen in seiner einfachsten Form.
So sieht die Moderne aus. Was sich Rotel noch gönnt: einen hochwertigen Phono-Eingang für MM-Tonabnehmer, der auch hervorragend klingt. Mit einem Spagat verbindet der A12 also die neue Bluetooth-Welt mit der alten, guten Vinyl-Leidenschaft.
Damit nicht genug: Im Inneren des A12 waltet auch ein Wolfson-Chip, der digitale Signale bis 24-Bit und 192 Kilohertz in einen analogen Stream wandelt. Hier wird über einen USB-Port feinste Datenauslese betrieben.
Der Rotel A12 im Hörtest
Wieder überrascht der Preis: 980 Euro sind für diese Fülle fair eingepreist. Auch für den klanglichen Gegenwert. Wir staunten nicht schlecht, als Luciano Pavarotti in der Turandot-Aufnahme zum Finale des ersten Aktes rief.
Das war ein deutlich größeres Panorama als beim A10. Auch der Sänger selbst jubilierte mit mehr Brillanz in der Stimme.
Dennoch bleibt die Familientradition: A10 wie A12 sind auf Tempo ausgelegt, alles scheint ihnen leicht zu fallen. Offiziell stehen beim Rotel A12 20 Watt mehr zur Verfügung als beim A10.
Und das hört man. Gerade bei den großen Trommeln in Turandot verlor der A10 bei hohem Pegel schneller die Konturenschärfe und verlor auch insgesamt etwas die Übersicht über das klar gegliederte Orchester.
Dazu die Vorliebe für Feinheiten. Wir haben die Live-Aufnahme der Songs from the Road von Leonard Cohen aufgelegt. Hier muss ein guter Amp abbilden können. Da gibt es Einwürfe und Rufe aus dem Publikum, dazu den Applaus und nicht zuletzt die Stimme des Altmeisters.
Der Rotel A12 konnte das alles perfekt darstellen. Da war eine enorme Weite des Klangpanoramas. Zudem der feine Samt in der Stimme von Leonard Cohen. Selbst bei höheren Pegeln wurde dieser Amp nie aufdringlich oder gar scharf.
Wir wollten mehr hören. Diesmal das neue Mastering von Sgt. Pepper’s. Der Sohn des legendären Beatles Produzenten George Martin durfte die Originalbänder neu interpretieren.
Giles Martin wusste, dass die Beatles damals im Frühjahr 1967 noch in der Monowelt gefangen waren. Die Stereo-LP hatte Schwächen und galt faktisch als ein Nebenprodukt. Vor allem wurde im Ping-Pong gedacht. Links die Instrumente, rechts die Singstimme.
Giles Martin brachte alles wieder auf einen sinnigen Punkt. Sein Remix ist eine Großtat. Die zudem auch großartig klingt. Tipp: Die frisch erschienene LP klingt besser als die CD.
So auch am Rotel A12. Das war ein Fest, wie John Lennons Stimme bei “Lucy in the Sky with Diamonds” aus der Boxenachse drang.
Dazu die psychedelischen Experimente mit Klangfarben und Instrumenten. Alles das konnte der A12 mit einem Händchen für feindynamische Informationen abbilden.
Unser Vergleichs-Amp aus der Exposure Familie, der 2010 S2D (Preis: 1.250 Euro) hat mehr Leistung. Das hört man. Er tritt im Bass und im Grundton beherzter auf, kerniger, wo der Rotel A12 die Aufnahme mit weniger Substanz, aber spielerischer, leichter, man könnte auch sagen: etwas eleganter umsetzt.
Wie auch bei der Paarung Rotel A10 versus Exposure 1010 S2 haben auch hier beide Verstärker absolut überzeugende Argumente für sich. Günstiger und auch klanglich mehrheitsfähiger ist aber der Rotel.
Fazit Rotel A12 – der Maßgeschneiderte
Der Rotel A12 ist auf seine Zielgruppe maßgeschneidert. Es gibt erstaunlich viel fürs Geld. Noch für unter tausend Euro lockt der A12 mit Bluetooth, einem wirklich guten Phono-Eingang und gehobener Digital/Analog-Wandlung. Die Leistungsreserven sind ausreichend. Trotz der fast 1.000 Euro Anschaffungspreis muss man den A12 günstig zu nennen.
Aber optimal spielt auch der Rotel A12 nur an passenden Lautsprechern. Eine exzellente Kombination ergab sich beispielsweise mit der KEF Q950 (Paarpreis: 1.550 Euro): toller Raum, wunderbar natürliche Stimmen, eine grandiose Abbildung der Bühne sowie ein schneller, druckvoller Bass.
Der im Grunde recht gutmütige Impedanzverlauf der Q950 trägt sicherlich zu der großen Harmonie bei.
Aber der A12 ist so klangstark und letztendlich auch so stabil, dass dem geneigten Besitzer fast die ganze Welt der gut gemachten Lautsprecher offensteht…
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Transparenter, dynamischer Klang |
| Bluetooth/AptX-Zuspielmöglichkeit |
| Gute Phonostufe (MM) |
| Gute Preis/Gegenwert-Relation |
Vertrieb:
B&W Group Germany GmbH
Kleine Heide 12
33790 Halle / Westfalen
www.bowers-wilkins.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Rotel A12: 980 Euro
Lesetipps:
Übersicht Familientest Rotel Vollverstärker A10, A12 und A14
Test: Vollverstärker Rotel A10
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