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Lumin D2 Front
2.290 Euro kostet der D2. Das ist zwar nicht billig, aber der günstigste Einstieg in die ungemein faszinierende Streaming-Welt von Lumin (Foto: Lumin)

Test Streamer Lumin D2 – der kleine Einstieg in die große Lumin-Welt

Lumin erkämpft sich die Lufthoheit im absoluten Hyper-Hightech für Streamer. Das Top-Modell X1 liegt bei sagenhaften 13.000 Euro. Geht es auch kleiner? Aber ja: Wir haben den Lumin D2 in unseren Hörraum bestellt – für 2290 Euro. Also eine Differenz von über 10.000 Euro. Das muss man doch hören, oder?

Ein Rückblick: Erstaunlich früh erkannte ein Team von Lumin-Ingenieuren den Trend zum Musikstreaming. So geschehen 2003 in Hongkong. Schon damals stand fest, dass man im höchsten Segment des High-Ends mitmischen wollte. Was aber gar nicht so leicht war. Es fehlten die Chips und die Rechenpower; an den uns heute bekannten Streamer war nicht zu denken. So dauerte es ein wenig. Dann aber 2012 der erste Aufschlag: Lumin vollendete den ersten Streamer mit zusätzlicher DSD-Wandlung.

Seitdem geht es stetig bergauf. Das Team in der Entwicklung ist klein, die Fertigung noch überschaubar. Vor allem hat man sich auf ein sehr klares Design geeinigt. Alle Komponenten sind kompakt und in Aluminium verpackt. Das adelt jedes Rack, jedes Sideboard. Mittlerweile bedient man die komplette Landschaft, von FLAC bis DSD, auch MQA ist an Bord. Dazu lassen sich alle Streaming-Dienste mit drei Klicks und dem eigenen Passwort einbinden, in der Zugabe sind also auch Spotify, Tidal und Qobuz. AirPlay von Apple ist eine weitere Option. Der Nutzer kann dieses Füllhorn über die hauseigene App von Lumin steuern oder seit einigen Jahren auch per Roon. Was mehr kostet, aber auch den größeren Komfort bringt…

Lumin D2 schräg
Ein Leichtgewicht mit einer Frontplatte aus massivem Aluminium: der Lumin D2 (Foto: Lumin)

Lumin D2 – das Handling

Auf die große Show wird verzichtet. Nicht nur die Komponenten selbst sind reduziert, auch das Display wirkt alterslos. Hier gibt es keine bunten Bilder von den Covern, sondern nur Fakten über den Song, das Format, die Auflösung und ein animiertes Rund zu der aktuellen Spielzeit. Das wäre es.

Natürlich ist für die App eine Internetverbindung unbedingt notwendig. Und die App ist essenziell für die Ersteinrichtung. Hier müssen wir dem Streamer sagen, wie er ins Internet kommt, welches Abo besteht, wo das NAS-Laufwerk mit den Lieblingssongs zu finden ist. Danach funktioniert alles wie geschnitten Brot: intuitiv, schnell, automatisch und zur Not sogar ohne App – Lumin bietet auch eine noble Fernbedienung (Funktionen: Play, Pause, Stopp, Skippen, Volume) für alle seine Modelle an. Doch die gibt es nur für 300 Euro extra. Aber die App ist nicht nur wegen des sehr viel größeren Displays des Tablets (oder des modernen Smartphones) einfach praktischer.

Lumin D2 App
Ohne App ist der D2 quasi nicht zu bedienen – was ja aber auch nicht sinnvoll ist (Foto: Lumin)

Beim Blick in die Einstellungen fällt auf das die Lautstärke Steuerung / LEEDH Processing an- und abschaltbar ist. Schaltet man diese auf „EIN“, so lässt sich der D2 (wie jeder Lumin) – bequem auch per App in der Lautstärke regeln. Und das macht den D2 noch ein Stückchen attraktiver: Denn wegen der hohen Qualität des LEEDH Processings können die Lumin Geräte auch als gute Vorstufe in der Ansteuerung von Aktivboxen und Endstufen herhalten.

Aber gleich zu der Frage: Taugt die App was, oder sollte man besser gleich auf Roon anspringen? Schwierig und nur individuell zu beantworten. Wer überwiegend mit kleinen Mengen an Titeln hantiert, wird mit der Lumin-App vollumfänglich glücklich. Wer eine volle NAS-Festplatte und dazu noch Abos unterhält, der wird sich auf die Roon-Seite schlagen. Zumal hier die Menge an Zusatzinformationen schlicht grandios sind. Zudem könnte ich den Klang per DSP auf meine nachfolgende Elektronik und die Lautsprecher feinjustierten.

Die technische Basis

Als bisher günstigstes Modell hatte Lumin den M1 aufgelistet. Der konnte nicht nur wandeln, sondern auch verstärken. Zweimal 100 Watt an vier Ohm – das ist ein Problemlöser in der modernen Medienwelt. Der D2 bedient einen anderen Bereich: ohne Amp, dafür reichhaltiger in der Wandlung und in den Anschlüssen. So gibt es neben dem Cinch-Duo auch einen XLR-Port. Digital out kommen wir per BNC SPDIF. Ein optischer Ausgang wäre schön gewesen, doch Lumin enthält sich hier (wie auch beim Luxusmodell X1) dieser Option.

Die Rücken von X1 und D2 sehen durchaus verwandt aus und doch sind wesentliche Unterschiede auszumachen. So wird der X1 von einem externen Linear-Netzteil unter Strom gebracht, beim D2 ist das (sehr viel kleinere) Schaltnetzteil im Inneren verbaut. Außerdem ist der X1 aus einen massiven Aluminiumblock gefräst, beim leichtgewichtigen D2 besteht nur die Front einem soliden Alu-Stück.

Lumin D2 rear
Der D2 sieht auch von hinten echt lecker aus und zeigt sich erfreulich offen. Eingänge: 1 x Ethernet, 2 x USB-AC, Ausgänge: 1 x XLR Stereo, 1 x RCA Stereo, 1 x S/PDIF BNC (Foto: Lumin)

Auch der Blick unter die Haube zeigt die Verwandtschaft unter Brüdern. Alle Signale werden in doppeltem Mono geführt, das sieht bildschön aus. Der X1 protzt mit verkapselten Edelelementen, mit Lundal Transformatoren und einer hochwertigen Femto Clock – alles in allem ein Ferrari.

Der D2 wirkt reduzierter, der Golf GTI seiner Klasse. Weitaus entscheidender ist die Wahl des Wandlers. Der X1 vollführt reinen Luxus mit zwei Sabre ES9038Pro. Die rastern pro Kanal PCM bis zu 768 Kilohertz und natives DSD512. Beim D2 ist die Botschaft zum Abspecken erkennbar. Hier gibt es zwei Wolfson WM8741-Chips. Die gestatten sich nur PCM bis 32 Bit und 384 Kilohertz, dazu DSD128. Das „Nur“ müssten wir natürlich in Anführungszeichen setzen. Denn der aktuelle Weltmarkt an verfügbarer, hochaufgelöster Musik ist damit mehr als nur abgedeckt.

Lumin D2 innen
Wie auch der Klang: Im Inneren ist der D2 blitzblank aufgebaut. In der linken Gehäusehälfte erkennt man den doppel-mono-Aufbau (Foto: Lumin)

Lumin D2 – der Klangunterschied zum großen Bruder

Aber der Klangunterschied zum großen Bruder muss doch gewaltig sein? Zumindest kein riesiger – dann würden wir hier journalistischen Platz verschwenden. Den X1 habe ich bei der Erstpräsentation in München erlebt, gleich nebenan vom LowBeats Redaktionssitz. Der D2 steht genau jetzt neben mir in meinem privaten Hörraum. Das sind natürlich unterschiedliche Umgebungen. Aber der Klangcharakter der beiden ist fraglos verwandt. Beide lieben die Auflösung, die Helligkeit, das umfassende Ausleuchten von Aufnahmeraum und Dynamik.

Herbert Grönemeyer hat ein neues Lebenszeichen an seine Fans gesendet. Ein komplettes, großes Album. Der Hit „Deine Hand“ steht unter den Supersellern bei Qobuz. Was mal wieder verwundert: Warum werden Pop-Alben nur in 24 Bit und 48 Kilohertz aufgelöst? Da wären doch 96 Kilohertz weitaus sinnvoller. Hier ist noch eine tiefschürfende Reportage fällig…

Der Lumin D2 nimmt es wie eine kleine Fingerübung, eine Leichtigkeit. Wie im ganzen Album klingt Grönemeyers Stimme wie in der eigenen Hallkabine in der Mitte der Stereoachse. Die liefert der Lumin mit klarer Kontur, da stimmt der Rahmen, hier zeigen die Mannen aus Hongkong, dass sie auf Präzision getaktet sind. Aber im vollen Ausschlag der Hochdynamik wird es eng. Das jedoch liegt an dem nicht wirklich geglückten Mix der Vertigo-Tontechniker. Wie Grönemeyer selbst seine Lungen presst, so kommen noch die digitalen Instrumente wie Peitschenhiebe hinzu. Der D2 zeigt es ungefiltert. Dies sei eine erste Botschaft: Lumin hat keine Lust auf Samt, sondern auf Ehrlichkeit. Ist das Master unelegant, so liefert es Lumin mit kühler Präzision.

H. Groenemeyer deine Hand Cover
Der aktuelle Single-Hit des Ruhrpott-Barden Herbert Grönemeyer: „Deine Hand“ (Cover: Qobuz)

Also ein eher schlechtes Klangbeispiel, sorry, das aber viel über den eigentlichen Klang-Charakter des D2 aussagt. Allerdings kann der D2 (wie übrigens alle Lumin Geräte) sämtliche Samplingraten bei Bedarf auf DSD konvertieren, was dem Hören einige Möglichkeiten an die Hand gibt, den Klang der Wiedergabe zu beeinflussen. Beim Up-scaling zu DSD spielt der Streamer analoger und „wärmer“.

Beim nächsten Stück aber waren solche Umwege nicht nötig. „The Record“ von Boygenius ist mal ein richtiges Edelbesteck. Die Girlsband ist der Tipp der Zeit. Die Einfälle sind stark, die Melodien, der Mix ebenso. „Cool about it“ beginnt wie eine Country-Ballade, die drei Stimmen bringen wunderbares Schwingen in den Aufnahme-Raum. Hier spielt der D2 jeden CD-Player in die zweite, dritte Liga – toll die Energie, die Sammlung von Informationen, die kaum zu fassen ist. Das ist Reichtum pur.

Mal in ganz leisen Tönen schwelgen? Daniel Lozakovich ist der neue Liebling unter den jungen Geigern bei der Deutschen Grammophon. „Spirits“ heiß das neue Album und ist eine Versammlung von Duo-Stücken mit Klavier. Eigentlich unverkäuflich, gewagt, aber zuckersüß. Auch an das berühmte „Clair de Lune“ von Debussy wagen sich Geiger und Stanislav Solovjev als Pianist. Man möchte schwelgen, den Atem anhalten – das ist zwar „nur“ eine Miniatur, aber doch vollendetes Lauschglück. Genau in solchen Momenten zeigt der kleine Lumin, wie gut er Finesse und Eleganz beherrscht. Allein diese viereinhalb Minuten wären die Investition wert.

Fazit Lumin D2

„Ich bin nicht reich, aber klanglich ambitioniert“. Genau diese Zielgruppe holt Lumin mit dem D2 ab. Die Verarbeitung, das Finish, das Design – das ist aus meiner Sicht großartig.

Die klangliche Ausrichtung ist klar auf Analyse getaktet. Das kann bei schlechten Tracks in kühle Präzision umschlagen, bei gut aufgelöster High-End-Kost wird es zum Fest. Die Fülle an feiner wie großer Dynamik ist stark, dazu eine Eleganz im ebenso transparenten wie höchst definieren Aufnahmeraum.

Der D2 ist nicht mehr der Jüngste im Programm, aber immer noch der günstigste Einstieg in die faszinierende Streaming-Welt von Lumin. Seine impulsive Feinsinnigkeit muss man andernorts (aber auch bei Lumin) zum Teil mit sehr viel mehr Geld bezahlen…

Vertrieb:
IAD GmbH
Johann-Georg-Halske-Str., 11
41352 Korschenbroich
Telefon: 02161 6178313
www.audiolust.de

Lumin D2
2023/05
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Blitzsauberer Klang, hohe Transparenz und Leichtigkeit
Beste Verarbeitung, exzellenter eingebauter DAC
Sehr gute Preis/Klang-Relation
Fernbedienung kostet extra

Vertrieb:
IAD GmbH
Johann-Georg-Halske-Str. 11
41352 Korschenbroich
Lumin-Deutschland.de
www.audiolust.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Lumin Lumin D2: 2.290 Euro

Die technischen Daten und Messungen

Lumin D2
Technisches Konzept:Netzwerkplayer mit eingebautem DAC
Wandler:
2 x Wolfson WM8741
Abtastraten:PCM bis 384 kHz, 32 Bit und, DSD bis DSD128, 5,6 MHz
Audioformate:MP3, AAC, FLAC, ALAC, AIFF, WAV, MQA, DSD
Eingänge:1 x Ethernet, 2 x USB-AC
Ausgänge:
1 x XLR Stereo, 1 x RCA Stereo, 1 x S/PDIF BNC
Besonderheit:Roon ready
Abmessungen (B x H x T):30,0 x 6,0 x 24,4 cm
Gewicht:2,5 kg
Alle technischen Daten
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Autor: Andreas Günther

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Der begeisterte Operngänger und Vinyl-Hörer ist so etwas wie die Allzweckwaffe von LowBeats. Er widmet sich allen Gerätearten, recherchiert aber fast noch lieber im Bereich hochwertiger Musikaufnahmen.