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Velodyne MicroVee MKII: Hignend-Mini-Subwoofer mit aktiver Membranregelung und 2kW! Schwarz oder Weiß erhältlich. 1.100 Euro (Foto: R. Vogt)
Velodyne MicroVee MKII: Hignend-Mini-Subwoofer mit aktiver Membranregelung und 2kW! Schwarz oder Weiß erhältlich. 1.100 Euro (Foto: R. Vogt)

Test Velodyne MicroVee MKII: Mini-Subwoofer – Maxi-Potential

Die ganze Welt der Musik erschließt sich erst durch tiefe Töne, weshalb wir viele Verfechter gut gemachter Subwoofer in den LowBeats Reihen haben. Dabei – so die Erkenntnis aus vielen Jahren der Beschäftigung – müssen die Subwoofer gar nicht immer riesig sein. Einer, der seit vielen Jahren aus dezenten Abmessungen (22,9 x 22,9 x 24,4 cm) eine mehr als überraschende Performance zaubert, ist der MicroVee von Velodyne. Sein extrem stabiles Aluminiumgehäuse, die perfekte Verarbeitung und eben die Größe machten ihn kompatibel für fast alle Wohnzimmer. Nun bekam der “Lady-Woofer” mit dem Velodyne MicroVee MKII einen aufgerüsteten Nachfolger und überrascht noch mehr: In kleineren Stereo-Konstellationen ist er eine highendige Problemlösung – und ein attraktiver Zugang zur Extraportion sauberen Tiefbass.

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Velodyne MicroVee MKII: Bewährtes überarteitet (Foto: R. Vogt)
Velodyne MicroVee MKII: Trotz kleinem Gehäuse und kleinem Bass klanglich ein Großer (Foto: R. Vogt)
Schwarze und Weiße Version erhältlich (Foto: R. Vogt)
Schwarze und Weiße Version erhältlich (Foto: R. Vogt)
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Velodyne MicroVee MKII: das Konzept

Das schon einmal vorab: Auch wenn auf dem Datenblatt imposante 2.000 Watt Spitzenleistung stehen, der MicroVee MK II ist ganz sicher keine Heimkino-Action-Maschine, die den Putz von der Decke holt. Da spielt die Physik nicht mit. Ihn als Spielzeug abzutun ist allerdings ebenfalls verkehrt. Die Art und Weise, wie er gemacht ist, muss dem Highender Respekt abnötigen: Mit den Mini-Woofern aus dem Billigbereich jedenfalls hat der Velodyne nichts, aber auch gar nichts gemein.

Die gefaltete Struktur macht das Gehäuse ultrasteif. Massive Front- und Rückplatte (Foto: R. Vogt)
Die gefaltete Struktur macht das Gehäuse ultrasteif. Massive Front- und Rückplatte (Foto: R. Vogt)

Betrachten wir uns mal die Hardware: Auf der Standfläche kleiner als ein DIN-A4-Blatt ruhen knapp 10 Kilogramm sauber verarbeitetes Aluminium. Das gefaltete Profil außen herum ist ultrasteif und vorne und hinten mit rund 1 cm dicken Aluplatten begrenzt. Der Aufwand ist nicht übertrieben. Im Subwoofer-Gehäuse herrscht ein immens großer Druck; klassische Holzgehäuse fangen da schnell mal das Klappern an. Für die Entkopplung vom Boden sorgen mitgelieferte, recht steife stumpfe Gummikegel. Die dämpfen gut, da wackelt aber nichts.

Bei den Treiber-Angaben muss man wie immer die Größen relativieren. Der hier eingesetzte, so genannten 6½-Zoll-Tieftöner hat netto nur 5 Zoll (13 cm) akustisch wirksamen Membrandurchmesser. Das war auch beim Vorgänger so. Doch gegenüber der alten MicroVee-Version treibt nun eine 2.000 Watt starke Class-D Endstufe die ultrasteife Alumembran an; beim Vorgänger waren es “nur” eine 1.200 Watt.

Velodyne MicroVee MKII (Foto: R. Vogt)
Einer der Unterschiede zum ersten MicroVee: der nochmals stärkere Endstufenblock des Velodyne MicroVee MKII (Foto: R. Vogt)

Das klingt übertrieben, garantiert aber, dass die Endstufe die Membran genau dahin schieben kann,wo sie gerade arbeiten soll. Und das gelingt trotz des eigentlich viel zu kleinen Gehäuses. Der Trick dahinter liegt in der aktiven Membranregelung „Dynamic Drive Control System“ (DDCS), die der neue MivroVee aus den legendären DD-Serie-Subwoofern geerbt hat. Und die funktioniert so: Ein Piezo-Abnehmer an der Schwingspule meldet in einem Regelkreislauf mit der Endstufe die tatsächliche Membranstellung – und das Kraftwerk drückt oder zieht die Schwingspule permanent von der Ist- in die Soll-Position. Dazu braucht es Kraft, viel Kraft. Und außerdem gingen dank der fast doppelt so starken Endstufe die Verzerrungen auf ein Sechstel zurück.

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1,8 Kilogramm Magnet treiben die Alumembran an (Foto: Velodyne)
1,8 Kilogramm Magnet treiben die Alumembran an (Foto: Velodyne)
Die seitlichen Passiv-Treiber verwenden die selbe Sicke und Membran (Foto: Audio Referenz)
Die seitlichen Passiv-Treiber verwenden die selbe Sicke und Alu-Membran (Foto: Audio Referenz)
Die Zentrierspinne der Passiv-Radiatoren sorgen für die Dämpfung der Schwingungen (Foto: Audio Referenz)
Die feste Zentrierspinne der Passiv-Radiatoren sorgen für die Dämpfung der Schwingungen (Foto: Audio Referenz)
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Und damit noch mehr Tiefbasse dabei heraus kommt, nutzten die Amerikaner gleich zwei Passivmembranen. Die sind zwar technisch in der Wirkung einem Bassreflex-Rohr verwandt, lassen aber das Gehäuse dennoch geschlossen. Und damit können auch die im Inneren zwangsweise beim Bewegen großer Luftmengen entstehenden Strömungs- und sonstigen Störgeräusche nicht herausströmen. Angeregt werden die zwei Passiv-Membranen durch den rückwärtigen Schall des “aktiven” Tieftöners, dessen Magnet mit 1,8 Kilogramm alleine schon 20 Prozent des Gesamtgewichts ausmacht. Durch die gegenüberliegende Anbringung der Passivmembranen löscht sich deren Bewegungsmoment aus.

Miniklinke und Lautsprecherklemmen mit Durchschleif-Möglichkeit, abschaltbares Tiefpassfilter (Foto: R. Vogt)
Miniklinke und Lautsprecherklemmen mit Durchschleif-Möglichkeit, abschaltbares Tiefpassfilter (Foto: R. Vogt)

Die Rückseite bietet Überraschendes. Neben den üblichen Reglern für Pegel und Grenzfrequenz, Kippschalter für automatische Einschaltung per Audiosignal oder Dauerbetrieb, sowie Phasenumkehr, findet sich auch ein Schalter zur Abschaltung der internen Frequenzweiche. Das vermeidet doppelte Filterung bei entsprechender Aktivweiche im Verstärker oder Receiver.

Velodyne MicroVee MKII (Foto: R. Vogt)
Miniklinke liegt bei (Foto: R. Vogt)

Ungewöhnlich, aber für genau dieses Produkt eben angesagt und praktisch, sind die Lautsprecher- und Miniklinken-Anschlüsse. Beide sind als Ein- und Ausgänge vorhanden und erlauben das Durchschleifen, also von der Quelle in den Velodyne MicroVee MKII und dann weiter in die Lautsprecher – oder auch in einen zweiten MicroVee. Einzig, die Kabelklemmen sind etwas simpel geraten. Der Netzanschluss ist Schutzleiter-frei. Das soll Brummschleifen vermeiden.

Vorbildliche Messwerte

Frequenzgang: Filter-Bypass (rot), Regler auf 200Hz (grün), 80Hz (blau), 50Hz (magenta) (Messung: LowBeats)
Frequenzgang: Filter-Bypass (rot), Regler auf 200Hz (grün), 80Hz (blau), 50Hz (magenta) (Messung: LowBeats)

Betrachtet man sich die Frequenzgänge, dann sieht man, dass hier mit Augenmaß gearbeitet wurde, denn echten Tiefbass lassen die Entwickler gar nicht erst zu. Bei der gegebenen Membrangröße ließe sich da auch kein rentabler Wirkschalldruck erzeugen. Stattdessen marschiert das Würfelchen ab 45 Hertz bis gut 150 Hertz, nimmt man einen Schlauch von ±3dB als Maßstab, auch wenn der Regler am Anschlag optimistisch mit 200 Hz beschriftet ist. Die Mittelstellung “80 Hz” läßt dafür bis knapp 100 Hz durch. Aber das ist für analoge Regler an Subwoofern nichts Besonderes; die gehen mehr oder weniger alle und über alle Marken hinweg eher nach dem Mond. Daher mein Tipp: wenn geht, messen!

Velodyne MicroVee MKII: reale Messung versus gerechnete Filterkurven (Messung: LowBeats)
Velodyne MicroVee MKII: reale Messung versus gerechnete Filterkurven (Messung: LowBeats)

Apropos messen: Wie gut die Filter an sich ausgelegt sind, zeigt sich, wenn man mal ideale Filter (dunkelgrün) über die Messung (blau) legt. Man erkennt die 36dB/Oktave des Hochpass und das regelbare Tiefpass Filterung mit 12dB/Oktave werden exakt eingehalten.

Bevor ich zum Thema Verzerrungen komme: Eine kleine Demonstration wie genial der kleine Kraftprotz konstruiert und verarbeitet ist:

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Linearität der dynamischen Eigenschaften und vor allem die Verzerrungen im Grenzbereich definieren großenteils den möglichen Einsatz und die Potenz eines Subwoofers. Dynamisch sorgt hier die aktive Membranregelung dafür, dass der Velodyne MicroVee MKII bei jedem Pegel gleich und auch gleich präzise klingt. Und: Durch die aktive Membranregelung bremst er sich im unteren Grenzbereich selbst aus: Man bekommt das kleine Würfelchen nur mit böser Absicht kaputt.

Extrem geringe Verzerrungen bis 95dB/1m, nur etwas K2 Komponenten (Messung: LowBeats)
Extrem geringe Verzerrungen bis 95dB/1m, nur etwas K2 Komponenten (Messung: LowBeats)

Aber insbesondere die mechanische Stabilität und Vermeidung mechanischer Geräusche und ungewollter Luftströmung spielen eine erhebliche Rolle. Und hier zeigen die Mini-Subwoofer von Velodyne wirklich wo der Hammer hängt. Da bewegt sich außer den Membranen rein gar nichts. Und wenn man mal den Woofer ohne Lautsprecher laufen lässt, klingt auch das absolut sauber: nämlich stumpf. Ein größeres Lob kann es für einen Subwoofer kaum geben.

Die Messung bestätigen das Gehörte: Selbst bei gehobenem Pegel mit 95dB Spitze bleiben außer der 2. Harmonischen alle Klirrkomponenten unbedeutend, und selbst die geringen Maxima sind nur am untersten Frequenzende dominant und für das Gehör gut maskiert. So lassen sich denn gut und gerne saubere 100 Dezibel sauberster Grundtöne aus dem winzigen Würfel holen. Respekt.

Aufwendige Abdeckung: Stoff auf Holzrahmen plus Gitter (Foto: R. Vogt)
Aufwendige Abdeckung: Stoff auf Holzrahmen plus Gitter (Foto: R. Vogt)

Velodyne MicroVee MKII: Klang und Anwendung

Wozu verwendet man nun solch ein kleines Subwüferchen? In kleineren Heimkinos bietet er sich an, wo auf wenig Raum und Mietshaus-bedingt Riesenpegel und fettester Tiefbass ohnehin nicht angesagt sind. Doch ich sehe bei kleineren Stereo-Anwendungen ein noch größeres Potential. Denn selbst wenn die edlen 2-Wege Monitore schon recht gut klingen: Nur selten kann man sie so kompromisslos aufstellen, dass Bühnenabbildung und Bass optimal passen. Mit einem angekoppelten Subwoofer stellt das kein Problem dar, weil man dann zwei Kriterien separat optimieren kann. Das gilt übrigens selbst für Lautsprecher deren Frequenzgang bereits so tief herab reicht die der des Subwoofers.

Und ich werde es nicht müde zu betonen: Ein sauberer Bass verbessert erheblich auch die Wahrnehmung und Differenzierung im Mittelton. Und sauberer als dieser geregelte, extrem klirrarme, super-dynamische Bass des Velodyne kann das keine Passivbox. Liegt es an der aufwändigen Membranregelung? Der neue MicroVee MKII hat praktisch keinen Eigenklang, klingt ungemein präzise und ist damit zur Ergänzung audiophiler Monitore geradezu prädestiniert – gerne auch im Doppelpack für flexiblere Raumanpassung oder stereophonen Bass.

Velodyne MicroVee MKII (Foto: R. Vogt)
Velodyne MicroVee MKII: schwarz, oder Weiß mit Beige (Foto: R. Vogt)

Fazit: kompakter Präzisionsbass

Velodyne, altgedienter Vorzeige-Subwoofer-Hersteller, ist seit kurzem in deutscher Hand (in der von Audio Reference) und der MicroVee MKII gehört zu den ersten überarbeiteten Produkten. Mehr Power, bessere Kontrolle sind die Folge. Gewaltige 2.000 Watt erzeugen dank aktiver Membran-Regelung mit drei kaum Untertassen-großen, ultrasteifen Alumembranen einen überraschend potenten, super-trockenen Bass. Dazu dürfte auch das genial versteifte Metallgehäuse beitragen. Vibrationen oder höher-frequente Störgeräusche kennt der Miniwürfel nicht, selbst wenn er bis gut 100dB an seine Leistungsgrenze gefahren wird. Unauffälliger kann man highendigen Bass kaum ins Zimmer holen. Ob kleines Heimkino oder audiophile Bass-Stütze für Monitore – der Velodyne MicroVee MKII liefert!

Velodyne MicroVee MKII
2020/04
Test-Ergebnis: 4,5
überragend
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Spielt überraschend präzise und trocken
Praxisgerechte Parameter/Funktionen
Durchschleif-Möglichkeiten
Auch bei geringen Pegeln wenig Tiefstbass

Vertrieb:
Audio Reference GmbH
Alsterkrugchaussee 435
22335 Hamburg
www.audio-reference.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Velodyne MicroVee MKII: 1.100 Euro
Schwarz oder Weiß erhältlich

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Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.