Gleichermaßen geht es weiter, wenn man sich die leisen Geräusche zu Beginn der Tierszenen und Natur-Momente in 2001 Odyssee im Weltraum anhört. Das Grillen der Zirpen und das Säuseln des Windes klingt beides eher bedeckt, während der O-Ton es kräftiger und auch raumfüllender darstellt. Das zieht sich bei Musikstücken und Effekten stringent durch den ganzen Film. Ebenfalls sehr deutlich wird der qualitative Vorsprung der englischen Fassung bei den Szenen, in denen sich Bowman innerhalb eines Raumanzugs befindet und man nur sein Atmen hört. Zwar ist das schon über die deutsche DD-Version recht räumlich, aber kein Vergleich zum extrem weiträumigen Sound des O-Tons. Bei Letzterem fühlt man sich, als befände man sich selbst in diesem Helm und atmete schwer mit, während die Synchronspur doch sehr vordergründig bleibt.
Vergleicht man die beiden englischen Fassungen miteinander, so ist der „restored“ Re-Mix sicherlich die aktuellere, weil sauberere und definiertere Tonspur. In Sachen Lautstärke und auch während der leiseren Sequenzen unterscheiden sie sich nicht vehement. Aber wenn das Orchester aufspielt, fühlt man sich beim Re-Mix dann doch in einem größeren Raum und alles wirkt lebendiger. Das „original theatrical audio“ klingt dennoch sehr gut. Nicht, dass man hier denken würde, man hört krasse Schwankungen oder Drop-outs.
2001 Odyssee im Weltraum: Bild- und Tonqualität UHD
Kubrick ließ 2001 Odyssee im Weltraum seinerzeit auf 70mm Film drehen – NATÜRLICH, könnte man meinen. Denn nichts wird einem epischen Film wie diesem Meisterwerk mehr gerecht als das breite Filmformat. Doch sieht man sich die Liste von auf 70mm produzierten Filmen an, ist diese gar nicht so unüberschaubar lang. Es ist also durchaus noch erwähnenswert. Und eine sehr gute Voraussetzung für eine fantastische 4K-Umsetzung. Denn wenn der Filmstreifen derart groß ist, liefert er natürlich auch eine extreme Dichte an Details.
Da man für die 2018er Restaurierung vom sphärischen, originalen 70mm-Filmmaterial scannte, zeigt sich das Bild-Seitenverhältnis nun entsprechend im ursprünglichen Verhältnis von 2,20:1. Zwar war das auch das Format, das auf die vorherige Blu-ray von 2007 gelangte, doch Letztere basierte auf anamorphem 35mm Material, nicht auf dem Ursprungs-Negativ. Ein Resultat ist nun ein geringfügig geringer Bildinhalt, der daraus resultiert, dass die anamorphe Vorlage für die alte Blu-ray schlicht etwas mehr an den Bildrändern lieferte als ursprünglich vorgesehen. Man sieht deshalb links und rechts etwas weniger und tatsächlich sind Objekte auch dezent breiter. Das bisherige anamorphe Master hatte eine leichte horizontale Stauchung zur Folge.
Um das Orginal-Negativ von 2001 Odyssee im Weltraum möglichst sauber scannen zu können, wurde (im Übrigen unter Aufsicht/Mitarbeit von Christopher Nolan) in den FotoKem Laboren in Burbank ein gut sechsmonatiger Restaurationsprozess vollzogen. Jeder Frame wurde analysiert, gesäubert und einige nicht sonderlich gute Reparatur-Klebungen wurden entfernt. Gleichzeitig wurde das Color Timing an die ursprünglichen Aufzeichnungen angepasst, um so exakt wie möglich an die eigentliche Vision Kubricks heranzukommen. Hier sind dementsprechend durchaus sichtbare Veränderungen anzunehmen – ausgehend von der bisherigen Blu-ray. Aber auch ausgehend von der neuen Blu-ray, wie sich herausstellen sollte.
Nach diesem fotochemischen Prozess wurde dann in 4K gescannt und dem nun digitalen Material die höhere Bilddynamik (hier HDR10 und Dolby Vision) sowie ein erweiterter Farbraum im Rahmen von Rec.2020 verpasst.
Fangen wir beim größten Problem der neuen Blu-ray an, dem geringeren Schwarzwert. Das ist über die UHD wieder Geschichte. Sowohl per HDR10 als auch bei DV-Wiedergabe ist das All wieder knackig und der Schleier auf dem dunklen Fell der Primaten ist wieder behoben. Dolby Vision erweist sich hier im direkten Vergleich mit HDR10 fast durchweg als dynamischere Variante mit noch satterem Schwarz und kontraststärkeren Farben.
Apropos Farben: Die Farbgebung zwischen Dolby Vision und HDR10 ist zum Teil etwas unterschiedlich, was jedoch vor allem die Leuchtkraft betrifft. So sind beispielsweise die roten Djinn-Sessel per DV kräftiger. Aber auch Hauttöne bekommen innerhalb einer Dolby-Vision-Kette etwas mehr Rotanteil zurück, was sie etwas rosiger wirken lässt. Das gilt auch für das rosafarbene Dress der bereits angesprochenen Hostess in Kapitel 7. Es wirkt wieder etwas kräftiger als über die sehr reduzierte Blu-ray.
Bei der Auflösung und Detailtiefe holt die UHD gegenüber der bereits hervorragenden neuen BD nicht mehr sonderlich viel heraus – immerhin basiert Letztere ja auch schon auf der 4K-Abtastung. Hier und da lassen sich noch etwas klarer abgegrenzte Einzelheiten erkennen und Objekte wirken weniger von einem Schimmer umgeben. Beide Disks sind aber für ihr Alter absolut hervorragend – gerade im Vergleich mit der bisherigen Blu-ray. Sämtliche Leucht-Knöpfe und Schriften reißen nun nicht mehr unschön aus, sondern sind klarer umrissen. Die hellen Buchstaben auf den Flat-Screens strahlen, ohne es mit Helligkeit zu übertreiben und auszureißen. Details wie der flauschige Bademantel (nach etwas über einer Stunde) lassen das Material fast dreidimensional erscheinen, wo es vorher matschig war – eine wirklich tolle Auflösung.
Dass die Körnung dabei sogar eher in den Hintergrund gerückt ist, ist umso schöner. Dennoch wurde hier nicht gesoftet, was Freunde von analogem Filmlook freuen wird.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial enthält auf der UHD den Audiokommentar der beiden Hauptdarsteller Keir Dullea und Gary Lockwood. Der ist natürlich auch auf der Blu-ray selbst enthalten. Obendrauf gibt’s eine dritte Disk mit Bonusmaterial und insgesamt sieben Featurettes. Deren Inhalt ist von der bisherigen Fassung bekannt und enthält Folgendes:
In „Making of a Myth“ werden wir eine Dreiviertelstunde lang in die Entstehung des Films sowie dessen Einfluss auf die Filmhistorie entführt. „The Legacy of 2001“ läuft gut 20 Minuten und lässt auch Steven Spielberg und George Lucas zu Wort kommen. Beide geben preis, was Kubrick mit seinem Film bei ihnen bewirkt hat. „The Prophecy of 2001″ stellt die damaligen Zukunfts-“Visionen“ der heutigen Realität gegenüber – vieles war gar nicht so weit hergeholt. „A Look Behind the Future“ zeigt vor allem ältere Interviews der Beteiligten. „What is Out There?“ ist dann eher der philosophische Part der Extras, der darüber sinniert, was wohl „da draußen“ sein könnte. In „FX and Conceptual Artwork“ kommt Douglas Trumbull zu Wort, der damals als Special Effects Supervisor für den Film zuständig war. „Look: Stanley Kubrick!“ zeigt die eher unbekanntere Arbeit Kubricks als Magazin-Fotograf. Abschließend gibt’s ein gut 76-minütiges Audio-Interview zwischen dem theoretischen Physiker Jeremy Bernstein und Stanley Kubrick von 1966.
Fazit
2001 Odyssee im Weltraum ist und bleibt ein absolutes Meisterwerk. Für Freunde heutiger Sehgewohnheiten sicherlich ein gähnender Langweiler. Aber für Cineasten immer noch ein absoluter Hochgenuss. In Sachen Ausstattung, Tricktechnik und visionärer Vorschau noch immer unerreicht.
Die UHD liefert das bisher mit Abstand schärfste Bild des Films, dessen neues Color Grading in den allermeisten Fällen überzeugt und nur selten etwas gewöhnungsbedürftig ist – ein ganz klares Upgrade zur bisherigen Blu-ray. Schade, dass es nicht auch für eine neue und unkomprimierte Fassung des deutschen Tons gereicht hat.
Timo Wolters, blu-ray-rezensionen.net
2001 Odyssee im Weltraum | 2018/12 |
sehr gut |
Bewertungen
FilmBild BDBild UHDTon DETon ENGesamt |
Anbieter: Warner Home Video
Land/Jahr: GB 1968
Regie: Stanley Kubrick
Darsteller: Keir Dullea, Gary Lockwood, William Sylvester, Daniel Richter, Leonard Rossiter, Margaret Tyzack, Robert Beatty, Sean Gregory Sullivan, Alan Gifford
Tonformate BD/UHD: dts-HD-Master 5.1: en // Dolby Digital 5.1: de
Bildformat: 2,20:1
Laufzeit: 149
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Ja (4K DI)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
FSK: 12
Unter anderem hier erhältlich:
Trailer zu 2001 Odyssee im Weltraum
Zum Schluss noch das Easter-Egg
Die legendäre Anleitung für das Raumschiff-WC aus 2001, Schnappschuß von der Ausstellung im Filmmuseum Frankfurt: