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Whiskys 1: Karuizawa Whisky aus Japan
Karuizawa Whisky aus Japan zählt zum Besten und Teuersten, was es gibt. Diese fünf Flaschen des inzwischen vom Markt verschwundenen Unternehmens kosten zusammen 12.000 Euro (Foto: S. Schickedanz)

Die 10 besten Whiskys – vom Kenner empfohlen

Die Top 10 von Jens Oelkrug, BIX Stuttgart: Whiskys werden immer beliebter. Doch mit dem Angebot wächst auch die Verunsicherung: Welche Whiskys muss man unbedingt getrunken haben, um mitreden zu können und welche kann man getrost vergessen? Wir fragten einen Kenner und Sammler seltener Sorten: Jens Oelkrug, Gastronomieleiter in Stuttgarts führendem Jazzclub BIX, stellt Ihnen exklusiv bei LowBeats seine zehn liebsten Whiskys vor.

Der 44-Jährige deckt mit seinen persönlichen Top 10 den Bereich von unter 40 bis 4.000 Euro pro Flasche ab. Lassen Sie sich entführen in ein Reich besonderer Gaumenfreuden.

Whiskys 2: Jens Oelkrug mit Vintage Whiskys von Karuizawa
Der Stolz des Sammlers: Diese edlen Tropfen von Karuizawa aus Japan verkörpern einen Gegenwert von 12.000 Euro (Foto: S. Schickedanz)

Karuizawa, Japan, 1.500 bis 4.000 Euro

Eine Reihenfolge mag Jens Oelkrug nicht aufstellen, aber einen absoluten Liebling hat er: Seine Schätze von Karuizawa sind dem Gastronom besonders ans Herz gewachsen. Die japanische Brennerei hat inzwischen das Geschäft aufgegeben, weil sie zu teuer produzierte: Statt der üblichen, rund 30 Dollar teuren Bourbon-Fässer, die nach einem Jahr ausgedient haben und für andere Whisky-Destillerien günstig verfügbar sind, verwendete Karuizawa ausschließlich First-Fill-Sherry-Fässer aus Jerez, die wegen ihrer Seltenheit das Zehnfache kosten.

Ein weiterer Grund für die geringe Wirtschaftlichkeit war der Verkauf in Fass-Stärke mit fast 70 Volumenprozent, während andere Hersteller ihre Whiskys mit Quellwasser verdünnen. Ein Fass ergab also nur 200 bis maximal 400 Flaschen. Jens Oelkrug kaufte seine Karuizawas einst zwischen 120 und 300 Euro; heute sind sie zwischen 1.500 und 4.000 Euro wert.

Rosebank, Schottland, 400 bis 500 Euro

Diese Rarität von Rosebank aus den schottischen Lowlands wurde 1981 destilliert und 2002 in Fass-Stärke abgefüllt. Der Single Malt kommt auf 62,3% und schlägt pro Flasche mit 400 bis 500 Euro zu Buche. Die hohen Preise hängen damit zusammen, dass die 1840 gegründete Brennerei, die zuletzt zum Diageo-Konzern gehörte, 1993 geschlossen wurde.

Über den Geschmack verliert Jens Oelkrug keine großen Worte, dieser Scotch ist einzigartig, man muss es einfach selbst erleben, wenn man sich das kostspielige Vergnügen leisten kann.

Whiskys 3: Whisky Rose Bank, Schottland
Rosebank, Schottland, 400 bis 500 Euro (Foto: S. Schickedanz)

Ardbeg Supernova, Schottland, um 250 Euro

Dieser Single Malt kommt von der Isle Islay, die in der Auswahl von Jens Oelkrug eine wichtige Rolle spielt. Die Brennerei, die inzwischen zur LVMH Gruppe mit Marken wie Hennessy oder Glenmorangie gehört, ist in den Augen des Kenners der zweitgrößte Mythos unter den Brennereien auf der Insel.

Die Bestandteile sind Gerste, Wasser und Hefe; der Single Malt hat eine Ähnlichkeit mit Laphroaig, schmeckt also torfig, rauchig, salzig. Oelkrug: „Man kann ihn nur lieben oder hassen, das ist ein richtiges Brett.“

Whiskys 4: Whisky Ardbeg Supernova
Ardbeg Super Nova: Der Single Malt wird um 250 Euro pro Flasche gehandelt (Foto: S. Schickedanz)

Lagavulin Single Cask Manager’s Edition, 2009, um 600 Euro

Die Brennerei gehört zum Diageo-Konzern. Dieser Single Malt von der Isle of Islay verkörpert für Jens Oelkrug die Benchmark für bezahlbare Whiskys. Er reifte 16 Jahre in einem Fass und wurde 2009 in zirka 450 Flaschen abgefüllt.

Der Connaisseur erkennt darin Akzente von geräuchertem, salzigen Schinken, Bitterorange, Torf, Rauch und attestiert dem Lagavulin einen starken Abgang.

Whiskys 5: Whisky Lagavulin 16 Jahre
Der Lagavulin wurde 1993 destilliert und 2009 in die Flasche gefüllt. Das Vergnügen kostet rund 600 Euro (Foto: S. Schickedanz)

Port Ellen, um 1.200 Euro

Diese Destillerie ist Geschichte. Sie wurde 1983 geschlossen. Einst gehörte sie ebenfalls zu Diageo. Port Ellen gebührt nach dem Geschmack von Jens Oelkrug der größte Ruhm auf der Isle of Islay, für ihn ist er der beste Islay Malt überhaupt. Die Aromen wirken noch harmonischer miteinander verschmolzen als beim Ardbeg Supernova.

Diese Flasche wurde 1979 destilliert und kostete damals zwischen 150 und 200 Euro, jetzt wird sie um 1.200 Euro gehandelt, manche Jahrgänge kosten sogar bis zu 3.000 Euro. Aber Oelkrug spendet allen Liebhabern Trost: „Für 22 Euro pro Glas kann man den Port Ellen im BIX probieren. Das ist ein echtes Sonderangebot.“

Whiskys 6: Whisky Port Ellen
Single Malt Port Ellen von der Isle of Islay. Die Brennerei wurde 1983 geschlossen, der Whisky zur Rarität (Foto: S. Schickedanz)

Ezra Brooks 15 Jahre, um 200 Euro

Dieser Bourbon aus den frühen 1980ern schafft es als einziger Vertreter seiner Art in die Top 10 von Jens Oelkrug: „Der Ezra Brooks ist für mich der schönste Bourbon, den ich in meinem Leben gekostet habe.“ Bei Bourbon gelten grundsätzlich andere Voraussetzungen als beim Malt Whisky. Hier müssen mindestens 51% Mais in der Maische sein.

Ezra Brooks verwendet nur neue Eichenfässer, die dem Endprodukt eine intensive Vanille-Note verleihen. Man kann im Aroma allerdings auch Anklänge von Marmelade entdecken. Diese Flasche des 15 Jahre gereiften Whisky aus den USA kaufte Oelkrug vor vier Jahren für unter 40 Euro – ein guter Kauf für einen Bourbon dieser Güte, für den man heute ganz schnell 200 Euro hinblättern muss.

Bourbon Ezra Brooks
Ezra Brooks schafft es als einziger Bourbon in die LowBeats-Top-Auswahl der Whiskys (Foto: S. Schickedanz)

Die vier Whiskys mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis

Wir wollten vom Kenner auch wissen, welche Whiskys er Anfängern und jenen empfiehlt, die auf den Preis schauen. Hier gibt es für Jens Oelkrug sogar eine klare Rangfolge.

Von 30 Euro aufwärts bekommt man nach Meinung des Experten schon sehr gute Tropfen und ab 100 Euro geht es nur noch in Nuancen aufwärts – so ähnlich wie man es auch von Lautsprechern oder Plattenspielern oberhalb einer bestimmten Grenze kennt.

Platz 1 der preiswerten Whiskys: Talisker 10 Jahre, um 30 Euro

Da verliert Jens Oelkrug gar nicht viele Worte. Der Preis-Leistungs-Hit ist für ihn der 10 Jahre alte Talisker von der Isle of Skye. Der Single Malt kostet rund 30 Euro und ist dem Experten jeden Cent wert. Oelkrug: „Das ist meine persönliche Top-Empfehlung.“

Talisker 10 Jahre
Top-Whisky für 30 Euro: Talisker 10 Jahre von der Isle of Skye (Foto: S. Schickedanz)

Platz 2 der preiswerten Whiskys: Tobermory, Isle of Mull 10 Jahre, 30 bis 40 Euro

Die schottische Destillerie hat vor einigen Jahren die Flaschenform und dabei gleich den Inhalt verändert. Früher wurde mit 40% Volumenprozent, also verdünnt abgefüllt. Heute sind es 46,3%. Das Unternehmen handelte also andersherum als der Rest der Branche. Oelkrug schwärmt beim Single Malt von der Isle of Mull vom Heidekraut-Aroma, hält den Whisky für relativ trocken, leicht salzig, kurzum ein wunderbarer „Alltags-Malt“.

Tobermory Isle of Mull
Tobermory Isle of Mull ist ein 10 Jahre im Fass gereifter Single Malt mit 46,3%. Ein Preistipp für unter 40 Euro (Foto: S. Schickedanz)

Platz 3 der preiswerten Whiskys: Benromach 10 Jahre, um 60 Euro

Dem Experten fallen zu diesem Scotch Begriffe wie 100-British-Proof und 57,2 Volumenprozent ein. Er reift ausschließlich in Sherry-Fässern und verheißt eine Explosion von Süße in der Nase, kombiniert mit Rauchnoten. Man bekommt den 10-jährigen Benromach für rund 60 Euro.

Scotch Whisky Benromach
Der 10 Jahre alte Benromach ist in der Klasse um 60 Euro eine Bank (Foto: S. Schickedanz)

Platz 4 der preiswerten Whiskys: Tamdhu, um 70 Euro

Tamdhu, die Whiskybrennerei aus Knockando, verzichtet zwar auf die Altersangabe (mindestens 3 Jahre werden bei Whisky allerdings ohnehin nicht unterschritten), füllt aber in Cask Strength, also Fass-Stärke ab. Für seinen Preis ist der Tamdhu aus der Region Speyside in Schottland ein toller Tipp unseres Profis Jens Oelkrug.

Scotch Whisky Tamdhu
Tamdhu verkneift sich die Altersangabe, ein toller Scotch ist er trotzdem (Foto: S. Schickedanz)

Weitere Faktoren

Das sind also die Top 10 Whiskys aus Sicht von Jens Oelkrug, der seit vielen Jahren im BIX für die gastronomische Seite des über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Stuttgarter Jazzclubs verantwortlich ist. Was sonst noch wichtig ist, um bei Whisky voll auf seine Kosten zu kommen, verrät Ihnen Jens Oelkrug in einem separaten LowBeats Artikel:

Was Sie im Umgang mit Whisky unbedingt beachten müssen

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.