Das Leben des HiFi-Journalisten ist gar nicht immer so schön, wie sich das so mancher Leser denkt. Des Öfteren muss man Komponenten anhören, testen, die im besten Fall langweilig sind. Manche sind auch richtig schlecht, was bisweilen zu harten Auseinandersetzungen führt, weil manchen Herstellern die professionelle Distanz zum eigenen Produkt fehlt und man den Eindruck gewinnt, bei kritischer Auseinandersetzung eine tiefgehende Beleidigung auszusprechen. Und es gibt jene Momente, an denen wieder klar wird, warum man sich für diesen Weg entschieden hat. Das sind berührende Momente, die einen wieder für Wochen auftanken und an das Gute im High End glauben lassen. So einen Moment hatte ich kürzlich im Laden von Thomas Fast (Fast Akustik) beim Hören der Wolf von Langa Swing in der Bad Cannstatter (Stuttgart) Brählesgasse.
Man muss dazu sagen, dass dieser Laden, einquartiert in Stuttgarts ältestem Haus, sowieso ein Erlebnis ist. Das liegt natürlich viel an Thomas Fast selbst, an seiner Begeisterung für gute Musik, an seiner Liebe zur Einrichtung, an seinem tiefschürfendem Wissen um Raumakustik und die analoge Wiedergabe, aber auch an seinem umfangreichen Plattenschrank. Und an seinem Händchen für besondere Komponenten.
Da ist vieles Interessante dabei, aber an diesem sonnigen Mittwoch kam ich wegen der Lautsprecher des Wolf von Langa. Langa selbst war auch dort und gab mir eine kleine Einführung in die beiden Modelle Son und Swing.
Von Langa ist einer der ganz wenigen Verfechter von sogenannten “fremderregten” Treibern. Was sich so ein bisschen schlüpfrig anhört, ist nichts anderes als ein Elektromagnet, mit dem von Langa vor allem seine Tieftöner antreibt und so stärkste Antriebe realisieren könnte. Will er aber gar nicht immer.
Wie auch bei der großen Focal Grande Utopia EM kann man bei ihnen die Stärke des Magnetfelds einstellen und somit auch den Klang etwas nach Geschmack variieren. Alle von ihm verwendeten Tieftöner entwickelt und produziert von Langa im fränkischen Neunkirchen. Die sehen immer aus wie Profi-Treiber (harte Papiermenbran, geriffelte Sicke), sind aber extrem weich aufgehängt und bieten daher auch bei ganz geringen Pegeln beste Feindynamik.
Der geneigte Selbstbauer kann diese genialen Bässe erwerben, wird aber feststellen, dass so ein bis ins Letzte ausgefuchstes Chassis mit Elektromagnet gar nicht so günstig ist…
Gemessen daran ist die “kleine” Son mit ihren knapp 10.000 Euro gar nicht so teuer. Sie war das erste, was wir bei Thomas Fast hörten. Und schon bei den ersten Takten muss ich mich fragen: Was hat der Mann für ein Gespür? Wie kommt er dazu, Zappa “Live in New York” zu spielen? Diese Aufnahme begleitet mich quasi von Teenager-Beinen an und ich weiß genau, wie sie auf all meinen Anlagen geklungen hat: völlig anders als über die Son.
Ich hatte die Aufnahme viel gemächlicher in Erinnerung. Mit der Son saß ich mitten im Schlagzeug. Die Dynamik und die Farbvielfalt dieser Aufnahme hatte ich so noch nicht gehört. Zappas Stimme ebenfalls: offen, authentisch, kernig. Poh! Richtig gut. So gut, dass wir gleich einen kleinen Test machten. Nämlich: Welcher Vollverstärker passt am besten zur Son? Musical Fidelity M5si oder Symphonic Line RG 14 oder Lavardin IS?
Wolf von Langa plädierte auf den Symphonic Line, Thomas Fast und ich waren der Meinung, der unglaublich fein klingende Lavardin sei das richtige Aggregat für den Son. Weil: Viel Leistung braucht dieser Lautsprecher nicht…
Dann ging es ein Stockwerk höher, in den Hauptraum des Fast’schen Ladens. Der Raum hat nur etwa 16 Quadratmeter, ist zudem auch noch fast quadratisch. Und doch hat Raumakustik-Profi Thomas Fast hier einen sensationellen Klang hinbekommen. Mit der Wolf von Langa Swing, die überwiegend an den 30-Watt Röhren-Monos Jadis JA30 liefen. Die Monos sind eine Empfehlung von Langas und ich muss sagen: Das klingt überragend.
Wir haben alles gehört: groovigen Jazz der 1960er oder Elektropop von Yello. Analog-Freund Fast hat unter seinen knapp 7.000 LPs so manche Rarität und wir hörten einen Knaller nach dem anderen. War es tatsächlich die Musik oder auch dieser unfassbar offene, direkt-natürliche Klang? Ich kann es gar nicht sagen.
Ich weiß nur, dass ich die Musik als Konserve noch nie so erlebt habe und so dich dran an den (oder in den?) Aufnahmen war. Und das hatte beileibe nichts Fieses. Das war einfach nur großartig. Zum Teil auch so laut, dass mir die Ohren klingelten, aber ich wollte nicht leiser machen. Ich wollte MEHR.
Und womöglich noch lauter – was aber wegen der sehr fortgeschrittenen Zeit und der Nachbarn wegen nicht ging. Wer (wie ich) dem Sex von JBL Studiomonitoren erliegt, aber deren Direktheit noch viel feiner und besser spüren will, muss sich diesen Lautsprecher namens Swing anhören. Es ist einfach ein anderes Erleben: extrem authentisch, direkt ins Herz.
Ich hoffe, dass die Wolf von Langa Swing schon bald ihren Weg zu uns in den Hörraum findet. Dann gibt es auch eine richtige Messung und eine ordnungsgemäße Bewertung. Sie ist halt ziemlich groß und schwer und es könnte noch ein wenig dauern. Meine Begeisterung für diesen Lautsprecher wollte ich aber bis dahin nicht für mich behalten…
Weitere Infos zu den Lautsprechern von Wolf von Langa unter https://wolfvonlanga.de
Im Beitrag erwähnt:
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