Ein Vierteljahrhundert. Die wenigsten Lautsprecherhersteller denken in solchen Dimensionen. Doch da gibt es diese ELAC BS 312, ein Kult-Lautsprecher, desssen Konzeption über zweieinhalb Jahrzehnte gleich blieb, der immer nur dezent an den neuesten Technologie-Stand anpepasst wurde. Bis heute. Wir lassen den Jubilar hochleben und empfehlen einen markigen Subwoofer hinzu.
Bin ich altmodisch? Krankhaft konservativ? Vielleicht. Aber es ist mir egal. Ich liebe den Lautsprecher BS 312 von ELAC. Das Konzept feierte jüngst 25. Geburtstag. So lange gibt es den kompakten Kubus schon; der erste hörte auf den Namen Elegance 305. Mit ihm ist ELAC im vergangenen Jahrhundert ein großer Wurf gelungen.
Die Kieler nahmen ein kleines Aluminiumgehäuse, das im Strangpreßverfahren hergestellt wird und gerade einmal etwas mehr als 4 Liter Nettovolumen bietet. Die Wandstärke des Aluminiums liegt bei nur 8,0 Millimetern. Doch damit ist die Kleine sehr viel stabiler als die vielen (und viel dickeren) Holzgehäuse der meisten Boxen dieser Preisklasse.
Das Konzept der Elac BS 312
Die Ingenieure verbauten damals eine 19 mm Hochton-Gewebekalotte mit einem kleinen 11 cm Tiefmitteltöner. Da hätte keiner auf eine Großtat getippt. Und doch hat der damals junge Entwickler Rolf Janke damit einen Meilenstein konstruiert. Heute ist Janke der Chefentwickler im Hause Elac und die 305 gibt es in der Form der BS 312 noch immer.
Natürlich nicht mit den Ingredienzien von damals. Mittlerweile ist die außergewöhnliche Box in der 22. Generation und über 25 Kilometer des Strangguss-Profils wurden als 305er und folgende Nachfahren verbaut. Selbstverständlich wurden alle Komponenten (mit Ausnahme des Gehäuses) im Laufe der Zeit immer wieder verbessert. Waren früher auf der Frequenzweiche noch billige Elkos zu finden, ist das Meisterwerk heute ausschließlich mit teuren MKT- und MKP-Kondensatoren sowie Luftspulen bestückt – wo man hinschaut, fühlt es sich highendig an.
Auch im Hochton. Ab der CL 310 herrscht hier der Elac-JET, ein immer wieder verbesserter Air Motion Transformer (AMT). Elac kann sich auf die Fahne schreiben, als erster (großer) deutscher Hersteller die Vorzüge dieses Konzepts entdeckt zu haben. Man fertigt selber und der aktuelle JET, der auch in der BS 312 Verwendung findet, hat schon die Reife der fünften Generation.
Auch der Tiefmitteltöner des Kult-Speakers hat eine gewisse Metamorphose durchlaufen. Vor 25 Jahren war es ein Sandwich-Aluminium-Konus, heute ist es die Elac-typische Kristall-Membran, die durch viele unterschiedliche Flächen eine enorme Steifigkeit bekommt.
Die Lösung auf der Rückseite ist genauso stringent wie das ganze Konzept der Elac BS 312: In einem genau passenden und gut bedämpften Kunststoff-Abschluss sind die beiden solide Anschlüsse (Bild) als auch das Bassreflexrohr eingelassen. Besser geht es nicht.
Die BS 312 in der Praxis
Bei dem, der die kleine Elac betrachtet, erwacht schnell ein Beschützer-Instinkt: Was so klein und fein ist, muss doch sensibel gehütet werden. Ein völlig falscher Ansatz. Die BS 312 hält erstaunliche Pegel aus. Da kann ein voll-erwachsener Verstärker als Spielgefährte an die Seite gestellt werden. Das zeigen auch die Messungen:
Die Elegance 305 von 1994 war noch sehr tief abgestimmt, die aktuelle BS 312 verzichtet auf die allertiefsten Frequenzen. Dennoch liegen die Verzerrungswerte im Bass schon bei mittleren Pegeln (hier 94 dB in 1 Meter Entfernung) recht hoch. Doch gemessen an der Größe dieses Lautsprecherchens ist das aller Ehren wert!
Und wo wir schon bei den Messungen sind:
Die Impedanzkurve läuft brav immer um die 4-Ohm-Marke. Nicht ganz ohne ist die induktive (blau) und kapazitive (rot) Blindlast, die der angeschlossene Verstärker zu meistern hat. Wie oben schon erwähnt, ist ein kräftiger Amp vorzuziehen.
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