de

ELAC BS 312 – die kompakte Kultbox wird 25 Jahre

Zur Aufstellung: vom Konzept her wurde die BS 312 für die Aufstellung im Regal oder auf dem Sideboard gemacht. Bei uns schlug sich die kleine Alu-Box allerdings in beiden Hörräumen besser, wenn sie auf Ständern platziert wurde.

Kein Wunder: Wenn man schon einmal eine so schön kleine Schallwand hat (eine Gewähr für eine großzügige Abbildung), wäre es doch schade, diesen Vorteil durch den Einbau der Kleinen im Bücherregal zu torpedieren. Doch für alle, die nicht anders können: Der Positionierung im Regal steht nichts entgegegen. Aber bitte wegen der Bassreflex-Öffnung hinten mindestens 5 Zentimeter Abstand einhalten.

Der Hörtest: allein und mit Subwoofer Elac SUB 2030

Zuerst fordert uns das Schubladendenken heraus: Da muss doch ein Haken sein. Diese kleine Box kann doch nicht klingen wie eine große. Doch. Hier gibt es keine hörbaren Kompromisse – mit einem Blender-Lautsprecher wäre dieses Panorama, dieser Druck nicht zu stemmen. Als ersten Track streamte ich (in High-Res) einen Super-Seller zu: Jeff Buckley interpretiert Leonard Cohens „Hallelujah“.

Jeff Buckley Hallelujah
Ein großes Werk in seiner vielleicht besten Interpretation: Jeff Buckley singt Leonard Cohens „Hallelujah“ (Album: Grace, Cover: Amazon)

Da gehen Herz und Sonne auf. Das ist einer der seltenen Cover-Songs, die sogar mehr als das Original faszinieren. Genau diese Aura, diese Samtigkeit stellt die BS 312 aus. Wie aus dem Bilderbuch. Auch auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Ich kenne doppelt so teure Lautsprecher, die diese Präsenz nicht zaubern können. Die Luft, der Charme, die Stimme, die angerissenen Saiten – das alles ist ein Hochamt für alle audiophilen Gemüter.

Aber ich will noch ein paar Scheite drauflegen: Bruckner in der größten, derzeit verfügbaren Einspielung. Herbert von Karajan dirigiert die Berliner Philharmoniker. Gerade frisch erschienen auf BluRay-Audio. Karajan liebte die Extreme – gewaltig laut, fast unhörbar leise. Fantastisch, wie diese Programmatik von den Tontechnikern der Deutschen Grammophon in analogen Zeiten umgesetzt wurde. An der BS 312 klang es, wie vom Meister gewollt – großes Panorama, fester Zugriff, große Magie.

Elac BS 312 versus Dynaudio Excite X18
Im kleinen LowBeats Hörraum (16 qm) fühlte sich die kleine Elac BS 312 besonders wohl und hielt auch bewährte Referenzen wie die deutlich größere Excite X 18 von Dynaudio auf Abstand (Foto: H. Biermann)

Ein Vergleich zu unserer langjährigen Klassenreferenz Dynaudio Excite X18 (Preis: 1.400 Euro) drängt sich auf. Die Dynaudio ist deutlich größer und klingt auch satter, in den unteren Stimmlagen sinnlicher. Doch in den Mitten, in denen die Dynaudio traditionell sehr authentisch klingt, spielt die Elac noch offener, schneller, feiner.

Sie haucht der Musik noch ein bisschen mehr luftiges Leben ein und baut den Raum ähnlich großzügig hinter den Lautsprechern auf wie die Dynaudio. Es sind vor allem die Stimmen, die mit der Elac eine größere Festigkeit bekommen. Hört man hier womöglich die Vorzüge des extrem steifen Gehäuses? Ich mein: ja.

Doch wie sieht es mit dem Tiefgang aus? Die Frage muss sein. Rein nominell reicht der Frequenzgang von 42 Kilohertz hinunter bis zu 50 Hertz. Das ist stattlich, aber nicht wirklich tief – weil es eben so impulsiv, gut, ehrlich klingt. Der Bass ist nicht schwach, die Präsenz ist erstaunlich, aber die Physik setzt einem Lautsprecher dieser Größe dann doch irgendwann Grenzen.

Deshalb sollte, wer das Magengrummeln sucht, wer Bassfiguren bis in die tiefsten Tiefen folgen und bei Klassik die Große Trommel mit voller Wucht hören will, dei BS 312 unbedingt mit einem Subwoofer flankieren.

Hier hat Elac natürlich den passgenauen Sparringspartner im Angebot. Er heißt Sub 2030 und ist ein potenter Aktiv-Subwoofer für knapp 630 Euro. Auch er ist klein ausgefallen, mit rund 30 Zentimetern im Quadrat. Den Bass erzeugt ein 25-Zentimeter-Tieftöner, der nach unten abstrahlt. Ich hatte mit der kleinen BS 312 schon über Monate Musik gehört und Erfahrung sammeln können – und war eigentlich rundum zufrieden. Doch der Subwooder rundet das Ganze noch einmal ab.

Vorwärts Zurück
Elac Linie 2000 SUB 2030 Totale
Der Elac SUB 2030 von vorn: Sein 25er Tieftöner strahlt zum Boden hin ab, so sieht man keinerlei Technik. Angetrieben wird er von einem BASH-Verstärker mit 350 Watt. Das reicht für fast alle Fälle (Foto: Elac)
Elac Linie 2000 SUB 2030 Aufriss
Der 2030 ist quasi das Eqivalent zur BS 312: viel klangliches Volumen aus kleinem Gehäuse. Der vergleichsweise große Tieftöner sorgt für extreme Druckverhältnisse; das Gehäuse des SUB 2030 ist dementsprechend stabil aufgebaut (Foto: Elac)
Elac SUB 2030 Einstellung
Lautstärke, Übergabefrequenz und Phase lassen sich frei wählen (Foto: Elac)
Vorwärts Zurück

Eigentlich würde es Sinn machen, die BS 312 beim Zusammenspiel mit dem SUB 2030 hochpasszufiltern, um die kleinen Bässe vor den tiefen Tönen und damit vor den großen Auslenkungen zu schützen. Das ist aber nur die lauteste Variante.

Die bestklingende ist die mit der Parallel-Schaltung des Subwoofers. Das heißt:  Einfach ein längeres Cinch-Kabel vom Verstärkerausgang zum Subwoofer legen, den Subwoofer schlau aufstellen, Trennfrequenz auf 44 Hertz stellen – fertig.

Apropos schlaue Aufstellung: Mit dem genialen RaumRechenService von Dr Hunecke und ein wenig Zeit lässt sich der Subwoofer optimal aufstellen. Und abermals großartig ist auch die Gesamtrechnung. Letztendlich stehen 2.330 Euro auf der Rechnung und wir haben eine erstaunlich erwachsene Kombi auf kleinstem Raum erhalten.

RaumRechenService mit Subwoofer
Wer seinen Raum präzise eingibt, bekommt eine präzise Analyse für die beste Subwoofer-Position (Simulation: RaumRechenService von Dr Hunecke)

Der Subwoofer ist tatsächlich ein Schub für mehr Breitbandigkeit und mehr Authentizität. Dieses Trio zeigt – gerade in kleineren Räumen – selbst doppelt so teuren Standlautsprechern ihre Grenzen auf.

Und es geht noch ein bisschen besser. So gibt es jetzt zum Preis von 1.800 Euro eine Sonderversion der BS 312 zum 25. Geburtstag. Hier wurden keine Wunder vollbracht, sondern sanfte Veränderungen  (die Innenverkabelung mit AudioQuest-Kabeln ausgeführt) vorgenommen. Standard bleibt der aktuelle Jet5-Hochtöner, allerdings mit Jubilee-Branding.

Elac BS 312 Jubilee
Die Jubilee-Edition der BS312 ist auf 250 Paar beschränkt und – wie man hört – schon weitgehend ausverkauft (Foto: Elac)

Meine Meinung: Kann man kaufen, muss man aber nicht. Die Geburtstags-Edition ist limitiert – das macht sie wertvoll. Doch der klangliche Output ist bei der Standard-Version kaum geringer. Die Geburtstags-Edition klingt einen Hauch feiner, aber der Unterschied ist marginal.

Fazit Elac BS 312

Das Konzept ist auch nach 25 Jahren immer noch absolut schlüssig und modern. Die BS 312 bietet eine enorme Breitbandigkeit aus wenig Lautsprecher-Volumen. Man muss nicht unbedingt in eine Studentenbude gezwängt sein, um die Vorzüge dieses Kleinlautsprechers schätzen zu lernen.

Die in vielen Schritten immer wieder verbesserte Regalbox verführt mit so viel Transparenz und Genauigkeit, dass auch gleichteure Standboxen oder größere Kompaktboxen das Nachsehen haben. Ich bin begeistert und mache, was ich nach Tests nur ganz selten tue: Ich übernehme das Testpärchen von Elac. Weil das Hören mit ihr so mitreißend ist und ich nach so langer Zeit nicht mehr „ohne“ hören möchte.

Elac BS 312
2019/09
Test-Ergebnis: 4,6
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Offener, feiner, luftiger und präziser Klang
Druckvoller Bass aus wenig Volumen
Exzellente Verarbeitung, Aluminium-Gehäuse
Geringer Wirkungsgrad, Maximalpegel nicht hoch

Vertrieb:
Elac Electroacustic GmbH
Fraunhoferstraße 16
24118 Kiel
www.elac.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Elac BS 312: 1.700 Euro
BS 312 Jubilee : 1.800 Euro
Linie 2000 Sub 2030: 630 Euro (Stück)

Mit- und Gegenspieler:

Test Dynaudio Excite X 18: die feine Kompaktbox

Mehr von Elac:

Test Kompaktlautsprecher Elac Adante 61: höchste Präzision
Test Aktiv-Kompaktlautsprecher Elac Navis ARB-51
Test Elac Miracord 70: Masse-Laufwerk für 1.200 Euro
Test Elac Miracord 90: Oberklasse-Laufwerk mit viel Substanz
Test Kompaktbox Elac Uni-Fi BS U5: Koax für 700 Euro
Test Kompaktbox Elac Debut B6: Top-Klang für unter 400 Euro
Test aktiver Nahfeld-Monitor Elac AM-200
Test DAC-Vollverstärker Elac EA101EQ-G
Test Netzwerkspieler-Controller Elac Discovery DS-S101-G

Autor: Andreas Günther

Avatar-Foto
Der begeisterte Operngänger und Vinyl-Hörer ist so etwas wie die Allzweckwaffe von LowBeats. Er widmet sich allen Gerätearten, recherchiert aber fast noch lieber im Bereich hochwertiger Musikaufnahmen.