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Sony RSX-GS9 Hi-Res Car Audio
Sony testete den neuen Hi-Res-Car-Audio-Receiver RSX-GS9 in Deutschland in diesem VW Golf GTI. Wir durften ihn als Erste auf der Straße testen (Foto: S. Schickedanz)

Erster Fahrtest: Sony RSX-GS9 bringt DSD ins Auto

Wenn sich ein High-End-DAC wie der ESS Sabre ins Auto begibt, darf man getrost von einer nicht alltäglichen Entwicklung ausgehen. Der ES 9018 wandelt mit 32 Bit und rund 120 dB System-Dynamik, kann darüber hinaus DSD nativ verarbeiten. Der mit Studio-Qualität gesegnete D/A-Wandler-Chip bietet also beste Voraussetzungen für Hi-Res auf Achse. Sony setzt mit den „Autoradio“ RSX-GS9 da an, wo die Erstausrüster trotz des allgemeinen Trends zu High End im Auto aufhören. 1500 Euro kostet die seit kurzem erhältliche Nachrüst-Lösung, die sogar DSD, den SACD-Standard, an Bord holen kann. Neben DSD 5,6 MHz und 2,8 MHz beherrscht das Steuergerät AAC, WMA und MP3, ALAC sowie die hochauflösenden Formate  AIFF, WAV oder FLAC bis zu 24 Bit / 192 kHz. Damit rangiert das Head-Unit  Sony RSX-GS9 in einer Klasse, die gängige Budgets der Erstausrüster sprengt. Außerdem verfügt der Car Audio Digital Media Receiver RSX-GS9 über einen Tuner mit UKW, MW und LW plus eine integrierte 4-Kanal Endstufe mit 70 Watt Sinus pro Kanal an 4 Ohm.

Sony RSX-GS9
Mit dem Sony RSX-GS9 will Sony den Autoradio-Markt aufmischen. Er spielt natives DSD ab (Foto: S. Schickedanz)

Sony möchte jetzt gegen alle Trends der Vernetzung einzelner Infotainment-Komponenten mit hochauflösender Klangqualität den Nachrüstmarkt neu beleben. Doch wer gut hören will, muss leiden. In dem roten VW Golf GTI – das Show-Car der letzten IFA – wurde der Doppel-DIN-Schacht, der normalerweise den Zentralbildschirm trägt, zur Hälfte durch den schlichten, schicken Receiver mit der edlen Metallfront ausgefüllt. Zur anderen Hälfte durch eine schwarze Kunststoffblende. Engineering Manager Mirko Girschewski erwartet dennoch großen Zuspruch, auch wenn damit das ab Werk lieferbare Navigations-System entfällt: „Da muss man mit dem Smartphone navigieren. Das ist ohnehin besser – ich mache das auch.“

Start im Sony Stuttgart Technology Center (STC)

Ich auch. Insofern stand der exklusiven Ausfahrt mit dem Versuchsfahrzeug nichts im Wege, zumal wir uns durchaus in heimischen Gefilden bewegten. Sony betreibt nämlich ein Forschungszentrum, das Sony STC (Stuttgart Technology Center) in Stuttgarts Osten. Schließlich wollen die Japaner auch europäische Spezialisten rekrutieren, die nicht gleich ins Land der aufgehenden Sonne auswandern möchten. Für LowBeats also ein Heimspiel.

Sony STC
Das Sony STC (Stuttgart Technology Center) bündelt Sony Know-how in Europa. Hier startete die Probefahrt im VW Golf GTI mit dem Sony RSX-GS9 (Foto: S. Schickedanz)

Die Installation im VW Golf war geprägt durch ihre Rückrüstfähigkeit, denn Sony spekuliert mit seinem RSX-GS9 nicht nur auf eine kleine Gruppe von Bastlern, die ihre betagten Spielzeuge aufmöbeln wollen. Girschewski und seine Kollegen peilen durchaus auch die große Gruppe der Leasingnehmer nicht nur bei VW an. Und die wollen den Wagen am Ende der Laufzeit wieder unverbastelt zurückgeben. Das soll trotz zusätzlicher Komponenten möglich sein, denn um die Vorzüge des Hi-Res-Head-Units ausspielen zu können, bedarf es weiterer Aufrüstung.

 Sony RSX-GS9: Superhochtöner samt Subwoofer

Das Blockschaltbild der verbauten Komponenten füllt die ganze Heckscheibe des IFA-Stars aus. So montierten die Entwickler noch die zusätzlichen Superhochtöner XS-GS1 (160 Euro), die bis 50 kHz in Erscheinung treten.

Damit sich oberhalb von 20 kHz überhaupt noch etwas abspielt, setzt Sony den Vierkanal-Verstärker XM-GS4 (350 Euro) mit einer Bandbreite von 10 Hz bis 100 kHz im Kofferraum ein. Dort verbauten die Installateure auch noch einen Subwoofer aus dem internationalen Sony-Regal: den XS-GSW121D (150 Euro), der von einem Mono-Amp XM-GS100 (250 Euro) angesteuert wird.

Weil der rote GTI in erster Linie als Messe-Schauobjekt gedacht war, das in der Regel von außen mit offenen Türen gehört wird, baute Sony in die weit unten liegenden Einbauschächte 2-Wege-Koaxial-Systeme ein. „Das würden wir dem normalen User nicht empfehlen“, stellte Girschewski vor der Testfahrt klar. So konnten wir auf unserer Tour durch die Weinberge am Neckar alles bewerten bis auf die Abbildung, die quasi für die Füße war.

Sony RSX-GS9
Das Show-Car der letzten IFA hat ein Blockschaltbild vom Hi-Res-Audio-System rund um den Sony RSX-GS9 auf der Heckscheibe (Foto: S. Schickedanz)

Um es vorweg zu nehmen: Die tiefer gelegte Hörbühne sollte das einzige Manko bleiben. Die Abstimmung wirkte sehr ausgewogen, die Klangfarben waren auf dem Punkt. Der Punch und das Timing auch. Alle Instrumente schienen vor einem zu stehen, der Subwoofer ließ sich vom Fahrersitz aus nicht im Kofferraum orten.

Die Superhochtöner lösten sehr fein auf, enthielten sich dabei jeglicher Schärfe. Als Quellen diente ein mobiler Hi-Res-Player aus der Sony-Walkman-Reihe, der über ein USB-Kabel mit dem RSX-GS9 verbunden war und ein Smartphone via Bluetooth. Erstere Lösung zielt klar auf Nerds, die die letzten Nuancen aus ihren Hi-Res-Files holen möchten.

Sony RSX-GS9
Mit dem Engineering Manager Mirko Girschewski testeten wir das brandneue Sony RSX-GS9 erstmalig auf der Straße (Foto: S. Schickedanz)

Der Kabelsalat an der Head-Unit unterstrich den hemdsärmeligen Charakter der Installation, belohnte aber mit 5,8 mHz DSD-Qualität vom Feinsten. Solche klaren Konturen, gepaart mit derart feinem Ausklingen der Töne, die damit einen deutlichen Eindruck vom Aufnahmeraum vermitteln, findet man im Auto so schnell kein zweites Mal.

Doch das, was mich am meisten überraschte, war die bequeme Bluetooth-Variante. Die Koppelung funktioniert dank NFC mit geeigneten Android-Phones bequem auf einen Knopfdruck. Über die praktischen Vorteile dieser drahtlosen Zuspielart brauche ich sicher keine Worte zu verlieren, über die Klanggüte schon. Bisher lehrte mich der Einsatz von Bluetooth im Auto eher das Gruseln. Nicht in diesem Fall. Es fiel mir relativ schwer, einen Unterschied zu hören, selbst wenn neben der in der Bandbreite begrenzten Funkübertragung noch komprimierte Audio-Files vorlagen.

Sony RSX-GS9
Mit der Sony App für iOS und Android kann man sogar den Klang via Equalizer vom Smartphone aus beeinflussen (Foto: S. Schickedanz)

Was die Bandbreiten-Begrenzung von Bluetooth betrifft, gilt es für Besitzer kompatibler Sony High-Resolution-Walkmänner – etwa dem ZX2  – übrigens wenig Abstriche zu machen. Die LDAC-Übertragung schafft im Gegensatz zum SBC-Standard statt 328 kbps stramme 990 kpps, sprich die dreifache Datenrate. Mit anderen Worten: genug für 24 Bit / 96 kHz.

Upscaling at it’s best

Der Grund, dass unabhängig von der Übertragungsart auch niedrig auflösende Musik-Dateien vom Handy so kristallklar klingen, liegt im exzellenten Upsampling, mit dem der RSX-GS9 selbst 16-Bit-Daten auf 24 Bit hochrechnet. Das DSEE HX-Upscaling lässt die Musik nach oben offener, spritziger wirken und fördert Fokus und Feinheiten in einem Maße, wie ich es bisher bei keinem vergleichbaren Verfahren gehört habe.

Ein weiteres Highlight gibt es als Gratiszugabe. Die SongPal App für iOS und Android beinhaltet sogar einen Equalizer und eignet sich auch zur Verwendung mit anderen Bluetooth- oder WLAN-fähigen Sony Geräten. Letztlich kann man damit überall der gleichen Playlist lauschen, auch wenn man aus dem Auto aussteigt und sich ins Haus begibt.

Fazit Sony RSX-GS9: HiRes per DSD klingt auch im Auto überlegen

Die räumliche Abbildung wegen der Zugeständnisse an Publikumsmessen mal ausgeklammert, gab es klanglich an der Performance des Sony RSX-GS9 nicht das Geringste auszusetzen. Mit Bluetooth geht sogar die Handhabung in Ordnung, auch wenn der Bedienkomfort nicht an die MMI-Konzepte von Audi oder das iDrive von BMW heranreicht. Und ob Handy-Navigation im kostspieligen Dienstwagen Ihr Ding ist, müssen Sie selbst beurteilen – sofern überhaupt wie im VW Golf noch eine Einbaumöglichkeit besteht.

Auf jeden Fall gilt es, klare Prioritäten auf exzellenten Klang zu setzen. Der RSX-GS9 bleibt samt externer Endstufen, Subwoofer und Superhochtöner verglichen mit den zum Teil gepfefferten Aufpreisen der Autohersteller für ihre Sound-Systeme eine preislich attraktive Gourmet-Lösung. Ein Sonderangebot ist er schon allein wegen der Installations- und gegebenenfalls Ausbau-Kosten jedoch nicht. Er ist vielmehr ein Statement für alle DSD-Süchtigen, die ihren Hi-Res-Lifestyle konsequent überall durchziehen wollen.

Sony RSX-GS9
2016/02
Test-Ergebnis: 4,2
 SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Aberwitzige Feindynamik, gleichmäßiges Ausklingen der Töne
Ermöglicht Hi-Res-Wiedergabe mit nativem DSD im Auto
Sehr guter Klang auch mit Bluetooth und SD-Sound-Files dank LDAC bzw. DSEE-HX-Upscaling
Sprengt bestehende Infotainment- und Bedien-Konzepte, erfordert Kompromisse im Komfort

Vertrieb:
Sony Europe Limited
Zweigniederlassung Deutschland
Kemperplatz 1
D-10785 Berlin
www.sony.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Digital Media Receiver Sony RSX-GS9: 1.500 Euro

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.