Ende letzten Jahres präsentierte Volkswagen die überarbeitete Version seines Schönlings im Programm und stellte dem viertürigen VW Arteon bei dieser Gelegenheit gleich noch den fünftürigen Arteon Shooting Brake zur Seite. Doch der in Ausstattung, Abstimmung und Styling aufgewertete Beau auf Basis des MOB, jenem konzernweiten modularen Querbaukastens, den auch der Audi A4 nutzt, lockte mit einem drastischen Umbruch beim Sound-System. Also machten wir uns auf den Weg in den Norden des Landes für einen Fahrtest, der uns richtig aufhorchen ließ.
In Braunschweig, unweit des Firmensitzes in Wolfsburg stand ein VW Arteon 2.0 TSI DSG 4MOTION mit Allradantrieb und 280 PS starkem Turbo-Benziner zur ausgiebigen Testfahrt bereit. Doch nicht nur die in Aussicht gestellte Sportlichkeit und das nachgeschärfte Styling des Gran Turismo weckten hohe Erwartungen. Es kamen noch zwei wesentliche Faktoren hinzu: Verwinkelte Gebirgsstraßen im Harz und nicht zuletzt das 700 Watt starke Harman Kardon Premium-Sound-System versprachen den perfekten Entertainment-Mix.
Die Sitzposition passte perfekt, die sportlich straffen Sitze der R-Line-Version boten zudem den Seitenhalt und das sensorische Feedback, sich lustvoll mit einem der emotionalsten VW aller Zeiten in die Spitzkehren zu werfen.
Noch schicker, noch digitaler
Bei solchen Gelegenheiten fiel allerdings auf, dass der trotz Modellpflege tief eingebaute Zentralbildschirm mit Touch-Bedienung nicht der Weisheit letzter Schluss in Sachen sicherer Bedienung während der Fahrt ist. Das gilt gerade, wenn man nicht einfach nur mit den Tasten am sportlichen Multi-Funktionslenkrad nur zum nächsten Titel springen, sondern gezielt in der Playlist suchen möchte. Das können andere inzwischen besser – inklusive dem von Grund auf neu entwickelten VW Golf 8, der ebenfalls von Harman-Know-how profitiert. Doch auf der Haben-Seite stellt Volkswagen ein ganzes Arsenal von Fahrassistenten bereit, um den Wagen sicher in der Spur zu halten – falls sich der Benutzer zu sehr auf den 10,25 Zoll großen zentralen Touch-Screen fokussiert. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung wird über den auch die Klimaautomatik gesteuert.

Wegen der überwiegend freien Straßen, auf denen man an übersichtlichen Stellen schon mal Ideallinie fahren konnte, hatte ich den Spurhalteassistenten gleich mal deaktiviert, um lästige Lenkeingriffe beim Überfahren der Mittellinie zu unterbinden. Die erste von zwei Arteon-Varianten, die mir für Testfahrten bereitstanden, verfügte über Allradantrieb und bot selbst bei Kurvenhatz ein ausgewogenes Fahrverhalten und verband ausgezeichnete Traktion mit willigem Einlenkverhalten. Einsame, kurvenreiche Landstraßen machten damit ungeachtet des Radstands von 2,64 Metern und 4,87 Metern Fahrzeuglänge richtig Spaß. Dazu kommt, dass der Arteon wie ein Brett auf der Straße lag, ohne durch unangenehme Härte aufzufallen. Angesichts dieses gelungenen Setups glaubt spürt man, dass die Wolfsburger Ingenieure den sportlich eleganten Viertürer auf 20-Zoll-Felgen abgestimmt haben, wie sie an meinem Testwagen mit R-Line-Ausführung aufgezogen waren.
Maßgeschneiderter Sound vom neuen Technologie-Partner
Maßgeschneidert ist auch das Sound-System des Arteon, den Volkswagen unüblicherweise mitten im Modellzyklus von einem neuen Partner ausrüsten ließ. Vor dem Facelift steuerte der dänische Hersteller Dynaudio die Lautsprecher bei. Jetzt reihen sich die Wolfsburger in die lange Reihe von Harman-Kardon-Kunden ein, wobei auch das Thema Vernetzung und Bedienkonzept eine Rolle gespielt haben dürfte.

Neben den eingangs erwähnten 700 Watt Leistung, die von einem via Ethernet angesteuerten 16-Kanal-Verstärker bereitgestellt wird, bietet das für 1.325 Euro angebotene Sound-System 12 Lautsprecher, die sich über den ganzen Innenraum verteilen. Im Heck des VW Arteon fand sich sogar noch Platz für einen geschlossenen Subwoofer mit 16-cm-Tieftöner und 11 Liter Gehäusevolumen. Trotz dieser Bass-Unterstützung spendierte Harman dem Arteon in den Vordertüren 3-Wege-Systeme mit großen 20-cm-Tieftönern. In den hinteren Türen kommen dann noch mal 2-Wege-Systeme mit 16,8-cm-Tiefmitteltönern hinzu. Vorne und hinten sind 2,5-cm-Kalotten für den Hochtonbereich zuständig. Für eine stabile, plastische Abbildung sorgt ein 10-cm-Breitbänder als Center-Speaker, der im Zusammenspiel mit Fraunhofer Sonamic-Panorama-Algothithmus für ein plastisches u-förmiges Klangpanorama sorgt.
Starker Einstand von Harman im VW Arteon
Das gelang wirklich sehr überzeugend. Zu der von Harman Kardon gewohnten Neutralität in der Abstimmung kam eine gehörige Portion Dynamik. Drums besaßen so richtig satten Punch, Präzision und Tiefgang. Auch Hochtonimpulse kamen spritzig und sauber aus den hochwertigen Harman-Kalotten. Die Hörbühne wirkte breit und stabil. Diese akustische Untermalung machte die Fahrt im VW Arteon zu einem durchaus eindrucksvollen Erlebnis. Wer den Sound in eine bestimmte Richtung individualisieren möchte, braucht nicht zu den Klangreglern zu greifen, beinhaltet das doch immer auch das Risiko, den Klang in die falsche Richtung zu verbiegen. VW und Harman wollten hier dem Hörer etwas Hilfestellung mit vier Klangpresets leisten: Neben Pure für neutrale Wiedergabe nach der reinen Lehre, gibt es Chill Out, Live und Energy zur Auswahl.
Auf dem Rückweg vom Ziel der Testfahrt wurde mir auch die Auswahl abgenommen – zum Glück. Den kleinsten Diesel mit 150 PS aus 2 Litern Hubraum hätte ich bestimmt nicht ausgewählt. Umso größer die Überraschung: Dieser Motor passt im Grunde viel besser zum VW Arteon als der 280 PS starke Benziner. Dessen Durchzug und Ansprechverhalten aus niedrigen Drehzahlen fand ich nämlich nicht so überzeugend. Der Motor hatte eine reichlich spitze Charakteristik, lieferte seinen Schub etwa beim Überholen langsamer Fahrzeuge auf der Landstraße meist erst kurz vorm Wiedereinscheren. Außerdem empfand ich das Zusammenspiel zwischen 7-Gang-DSG und dem 2.0 TDI trotz seiner viel geringeren Spitzenleistung gerade aus niedrigen Drehzahlen heraus viel harmonischer als beim Arteon 2.0 TSI DSG 4MOTION. Unschwer auszumalen, wozu erst der stärkere 200-PS-Diesel im Arteon fähig ist.
Fazit VW Arteon mit Harman Kardon Sound-System
Wer nicht gerade ein Auto zum exzessiven Auskosten von Geschwindigkeiten jenseits der 200 km/h auf der Autobahn sucht, durfte mit einem Diesel-Aggregat im Arteon besser bedient sein, zumal der Verbrauch dann noch niedriger als mit dem Benziner ist. Der Verzicht auf Allradantrieb fiel dabei auf den verwinkelten Landstraßen selbst im Regen nur auf, wenn man es darauf anlegte, Schlupf an der Vorderachse zu erzeugen. Die Traktion des Fronttrieblers kam mit den 150 PS souverän klar.
Für Vielfahrer wäre noch der größere 200-PS-Diesel eine Alternative. Die Sitze er R-Line-Austattung bieten mit der gelungenen Ergonomie des VW Arteon eine sehr gute Sitzposition mit Langstreckenkomfort und für Sportfahrer gleichzeitig den nötigen Seitenhalt. Bietet schon das gesamte, durch Ambiente-Beleuchtung aufgewertete Fahrzeug ein gerütteltes Maß an Komfort, Fahrspaß, Raumangebot und für einen VW einen neuen Höhepunkt in emotionaler wie in stilistischer Hinsicht, gilt das mindestens genauso fürs Harman Kardon Sound-System. Es dürfte darüber hinaus schwer möglich sein, in dieser Fahrzeugklasse für knapp über 1.300 Euro ein rundum so gelungenes, packendes Audio-System zu bekommen.
Bewertung
AnlageAutoFahrspassGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Hervorragendes Harman Kardon Sound-System |
| Harmonische Fahrwerksabstimmung mit sportiven Qualitäten |
| Innenraum mit Ambiente-Licht und vielen Details aufgewertet |
| 280-PS-Benziner-Version schwächelt etwas im Durchzug |
Vertrieb:
Volkswagen
38440 Wolfsburg
www.volkswagen.de
Preis (Herstellerempfehlung):
VW Arteon: Ab 40.905 Euro, Harman Kardon Sound-System: 1.325 Euro Aufpreis.
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