Schon seit vielen Jahren sind die Subwoofer-Entzerrer-Kästchen von DSPeaker bekannt und aus der Szene kaum mehr weg zu denken, schaffen sie doch quasi als einzige, eine zuverlässige Bass-Entzerrung und “Entdröhnung” mit einer simplen Auto-Einmessung zu realisieren. Die Anti-Mode-Produkte waren stets simpelst in der Anwendung, top verarbeitet und preiswert. Dann brachten die Finnen mit dem DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core einen super-flexiblen und professionellen Entzerrer heraus, der seither die Universal-Waffe im Kampf um gute Raumentzerrung im Bass ist und auch für Vollbereich-Anwendungen taugt. Ein Profiwerkzeug, auch für spezielle Anwendungen wie Bass-Arrays. Nun konnte LowBeats exklusiv einen ersten Blick und ein Ohr auf die Prozessor-Vorstufe DSPeaker Anti-Mode X4 werfen. Und wir stellen fest: die neue DSPeaker Super-Maschine ist noch nicht ganz fertig. Aber das, was der X4 jetzt schon zeigt, ist mehr als vielversprechend.
Denn mit dem vollwertigen, digitalen Vorverstärker DSPeaker Anti-Mode X4 sind die Finnen definitiv im High End angekommen – und wie der Name schon andeutet, immer noch im Kampf mit den Raum-Moden beschäftigt.
“X4” deutet an, dass es sich hierbei um eine vierkanalige Version handelt, welche die Möglichkeit bietet, aus zwei Stereo-Kanälen per aktiver Frequenzweiche und Bassmanagement auch mehrere Subwoofer anzusteuern. Ähnlich handhaben das ja auch andere Produkte wie Nubert NuControl oder Trinnov ST2.
Der X4 ist aber nicht einfach ein aufgeblasener Dual-Core. Die vollständige Neuentwicklung stellt einen ausgewachsenen digitalen Highend-Vorverstärker dar. Er bietet nun alle nur erdenklichen digitalen und analogen Anschlüsse einschließlich vier analoger, symmetrischer XLR-Ausgänge und einem USB-Audio-Eingang. Und hier arbeitet nicht ein Dual-Core-DSP, sondern gleich fünf diskrete DSP-Hirne, schon damit alle Funktionen auch noch bei 192kHz Samplingrate zur Verfügung stehen. Der X4 ist also definitiv ein ganz anderes Kaliber.
Auf die sonst schon für die jeweilige Preisklasse bombastische Verarbeitung haben die Finnen auch noch mal eins drauf gesetzt. Es ist wieder alles aus Metall, was mechanisch beansprucht werden könnte. Der große Rändel auf der Front und alle symmetrischen Buchsen stammen vom Edelhersteller Neutrik.
Die dicken Gehäuseteile sind mit kleinen Schlossschrauben verriegelt und der Deckel ist intern ganzflächig mit einer schweren, mehrschichtigen Dämmung beklebt. Deren Wirkung bestätigt schon ein simpler Klopftest.
Wenn es etwas an bisherigen DSPeaker-Produkten auszusetzen gab, dann an der Peripherie. Die Fernbedienung des Dual-Core war schon mehr als simpel und die einfach ans Kabelende gelötete und mit Schrumpfschlauch fixierte Mikrofonkapsel war zwar praxisgerecht, aber schon mehr als, sagen wir mal: schlicht.
Der Anti-Mode X4 kommt mit einer schlanken Ganzmetall-Fernbedienung, die auch super aus der Distanz funktioniert. Einzig, man braucht passendes Werkzeug zum Batteriewechsel.
Mit in der großen, weißen Verpackung ist ein kleines Flightcase mit ausgewachsenem Messmikrofon und 5m XLR-Kabel. Ein Textil-Köcher beinhaltet ein professionelles Mikrofonstativ. Das schafft perfekte Bedingungen zum Messen.
Eine neue Dimension der Verarbeitung zeigt auch der Blick ins Innere des DSPeaker Anti-Mode X4. Das piksaubere Layout der schneeweißen Platinen spricht für sich. Das vergleichsweise riesige Netzteil mit gekapseltem Ringkerntrafo und mehrstufiger Stabilisierung ist mechanisch getrennt von der Audioplatine aufgebaut.
Ein erstes Resümee: Die Hardware ist fertig und befindet in Produktion. Wie so oft, und nicht nur bei DSPeaker, ist die Firmware noch nicht fertig, um nicht zu sagen weit weg von final.
Lobenswert ist aber, dass zum Zeitpunkt dieses Tests (Ende Juli 2017) alle Grundfunktionen und eben insbesondere die Raumeinmessung und -entzerrung bereits implementiert war und alles absturzfrei funktionierte, was für saubere Programmierarbeit spricht.
Viele Kleinigkeiten gab es noch zu tun, etwa die Umschaltung der Digitalfilter oder die Freischaltung der Digitaleingänge und der USB-Schnittstelle für Frequenzen jenseits 96 Kilohertz. Damit war das Testgerät gut arbeitsfähig, aber eben nicht fertig.
DSPeaker Anti-Mode X4: Einmessung
Die Handhabung über das kleine, aber kristallklare Frontdisplay ist durchaus gelungen. Man nutzt entweder die Fernbedienung oder den Dreh/Drück-Knopf zur Navigation. Die Einmessung wird schlicht durch Einstecken des Mikrofons gestartet oder durch Abziehen unterbrochen. Effizient.
Die Einmessung des Raums geschieht aktuell mit einer Einpunkt-Messung am Hörplatz. Verwendet man eine Satelliten/Subwoofer-Kombination, wird diese im Einfach-Modus bei 80Hz separiert und vollautomatisch in Sachen Frequenzgang, Pegel und Phase abgestimmt.
Im Test klappte der Ablauf der verschiedenen automatisch ablaufenden Testtöne ganz hervorragend. Da gab es auch nichts dran nachzutrimmen. Mehrmaliges Kalibrieren erzielte auch perfekt reproduzierbare Ergebnisse. Das haben die Finnen echt im Griff.
Im Expertenmodus geht das genauso, nur lassen sich hier Filterfrequenzen und Charakteristika detailliert und für Lautsprecher und Subwoofer unabhängig voneinander einstellen.
Das messtechnisch gute Ergebnis lässt sich auch per Gehör schnell verifizieren. Die Einmessung ist super. Wer weiter tunen möchte, dem steht ein parametrischer Equalizer zur Verfügung, der sich sehr exakt justieren lässt. Wer dazu noch seine Lautsprecher vor unnützen Signalen behüten möchte, sollte das Subsonic-Filter verwenden.
Das wirkt zwar nicht sehr steilflankig, dafür ist es in 2-Hertz-Schritten super-sensibel justierbar und extrem weiträumig mit Einsatzfrequenzen zwischen 2 (!) Hertz und 200Hz einstellbar. Es wirkt nicht so steilflankig, was aber ob der Tatsache, dass es auch kaum die Phase verschiebt, klanglich keine negativen Nebenwirkungen hat – und man kann sich sehr genau an seine Einstellung heran tasten.
Durch die auch sehr hoch wählbaren Frequenzen lassen sich selbst kleinere, bass-schwächere Lautsprecher exakt begrenzen. Das bringt neben Sicherheit auch Dynamik und mindert vor allem bei Zweiwege-Lautsprechern durch Doppler-Effekt bewirkte Verfärbungen. Schließlich lassen sich mehrere Profile abspeichern, gegenseitig kopieren und die ersten drei Speicherbänke direkt per Fernbedienung wählen.
Die pfiffige Buchse auf der Front kann neben dem XLR-Stecker des Mikrofons auch 6,3mm-Klinkenstecker eines Kopfhörers aufnehmen. Steckt man einen ein, schaltet der X4 in den Kopfhörer-Modus. Der läuft – natürlich – ohne die Raumkorrektur, schaltet die hinteren Ausgänge ab und bietet eine unabhängige eigene Lautstärke-Regelung.
Der X4 im Hörtest
Und wie klingt das alles nun? Das Beste vorweg: Die Filter der Raumkorrektur des X4 klingen super und kosten weder spürbare Dynamik noch Feinzeichnung. Die tonale Abstimmung wirkte neutral mit einer ordentlichen Portion Grundton und kristallklaren Transienten.
Vielleicht dürfte es ganz oben herum für den einen oder anderen Audiophilen noch ein wenig mehr Goldstaub sein. Aber selten habe ich kontrollierteren Bass im LowBeats-Kino gehört.
Minimaler Wehrmutstropfen: Über Analogeingänge verschleift er gegenüber digitalen Signalen einen Hauch Feindynamik, aber wirklich nur eine Winzigkeit. Die räumliche Abbildung ist eher nah, aber fast reliefartig plastisch. Die Raumtiefe hingegen wirkte etwas kurz, jedoch nicht abgeschnitten.
Trotzdem, wer eher auf ferne und tiefe Abbildung steht, ist hier falsch, wer aber die Musiker lieber plastisch direkt vor sich stehen hat, wird den Finnen mit seiner plastischen Darstellung lieben.
Aus Erfahrung weiß ich, dass Komponenten in diesem Prozess-Zustand fast immer noch zulegen. Ungeachtet der noch nicht finalen Firmware trauen wir uns deshalb eine Beurteilung zu. Und die ist schon jetzt überragend.
Fazit: Ein präzise klingender Werkzeugkasten
Die Finnen bauen mit dem DSPeaker Anti-Mode X4 einen Prozessor-Vorverstärker, der praktisch jedem Lautsprecher-Setup gewachsen ist und voraussichtlich immer zu einem klanglich ausgewogeneren Ergebnis führen wird als nur linear verstärkt.
Auch für sonst kniffelige Subwoofer-Anbindungen ist er perfekt und für die sensationell funktionierende Auto-Einmessung muss man kein Toningenieur sein. Das klangliche Ergebnis ist auf hohem Niveau, so wie man sich ein gutes Studiogerät vorstellt: präzise und plastisch abbildend ohne Geschmäckle und dabei recht musikalisch.
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. *vorläufige Einstufung wegen Beta-Firmware |
| Präzise automatische Einmessung |
| Präziser Klang, plastische Abbildung |
| Bedienkonzept mit grafischem Display |
| Minimal weniger Feinstdynamik via analog |
Vertrieb:
AK SoundServices
Im Kreuzbruch 29
64859 Eppertshausen
ak-soundservices.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
DSPeaker Anti-Mode X4: 4.250 Euro
Im Beitrag erwähnt:
Test DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core: Präziseste Bässe
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Nachgefasst: DSPeaker Anti-Mode X 4 mit neuer Firmware