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JBL Flip 6
Des Dauerbrenners sechste Generation: JBL Flip 6. (Foto: S. Schickedanz)

JBL Flip 6 im Test: Was kann die neueste Generation des Bestsellers?

JBL hat seinen ewigen Bestseller kürzlich runderneuert, doch kaum jemand hat es vor lauter Pandemie und Chip-Krise bemerkt. So steht der seit Ende vorigen Jahres erhältliche JBL Flip 6 immer noch ein wenig im Schatten seines Vorgängers, der vielerorts ebenfalls noch verkauft wird. Doch das hat er wirklich nicht verdient, denn Generation 6 hat Generation 5 etwas Wesentliches voraus: Die Amerikaner spendierten einen Hochtöner zur Unterstützung des ovalen Racetrack-Treibers, der bisher als Breitbänder den gesamten Frequenzbereich alleine bedienen musste. Unterstützung gab es nur durch die seitlichen Bass-Radiatoren, die sich mit einem geprägten JBL-Logo schmücken.

Das Markenlogo auf der mit Mesh-Gewebe bespannten Schallwand des zylindrischen Bluetooth-Lautsprechers wurde ebenfalls größer und deutlicher hervorgehoben. Man kann den JBL Flip 6 wie bisher stehend und liegend betreiben. Die großen Gummitasten für Lautstärkeregelung, Aktivierung der PartyBoost-Funktion und Wiedergabe-Steuerung sind in den meisten Farbvarianten gut erkennbar und griffgünstig gestaltet. Die selten benötigte Pairing- und die Anschalt-Taste sitzen, farblich gekennzeichnet auf der Rückseite, wo sich die Ladestands-Anzeige und die USB-C-Buchse für das mitgelieferte Ladekabel finden. Ein kleiner Gummiwulst verhindert das Wegrollen bei liegendem Betrieb.

JBL Flip 6
JBL Flip 6 von hinten: Selten benötigte Tasten und der USB-C-Ladeanschluss. (Foto: S. Schickedanz)

Jetzt mit eigener JBL App

Mit seiner Trageschlaufe lässt sich der nach IP67 wasserdichte und staubfeste Flip 6 leicht mitnehmen. JBL setzt jetzt auch auf eine eigene App, um den Flip 6 aufzuwerten. Die für iOS und Android erhältliche Software verspricht allerdings mehr, als sie hält. Sie ist praktisch beim Stereo-Pairing von zwei Flip 6 oder beim Bilden einer Lautsprecherkette zur drahtlosen PartyBoost-Funktion von kompatiblen JBL-Boxen, um die Lautstärke zu steigern. Der 3-Band-Equalizer macht auf dem Papier etwas her, kämpft aber in der Praxis gegen den Limiter an, der den Tief-Mitteltöner vor zu großen Auslenkungen bewahrt. Mit steigender Lautstärke tendiert seine Wirkung in Sachen Bass-Boost gegen null, weil dann der DSP bei Bluetooth-Boxen ohnehin mit adaptivem Hochpassfilter trickst, um lauter spielen zu können.

JBL Portable App
Die JBL Portable App hält für den Flip 6 einen EQ bereit. (Foto: S. Schickedanz)

Unbestreitbar von Vorteil ist dagegen die Verwendung eines 2-Wege-Systems wie im neuen Flip 6. Damit gab schon vor Jahren Bang & Olufsen im Beoplay A1 die Richtung vor. Das war zu einer Zeit, als JBL beim Flip trotz der winzigen Abstände der Treiber für beide Kanäle noch auf zwei nebeneinander angeordnete Breitband-Chassis setzte. Das machte aus technischer Sicht wegen Phasenauslöschungen wenig Sinn und kann in der Hochtonwiedergabe auch nicht mit der Kombination aus Kalotte und Tief-Mitteltöner mithalten.

Klanglich besser als je zuvor

Insofern war schon vor dem Hörtest zu erwarten, dass der JBL Flip 6 klanglich einen Sprung nach vorne machen würde. Der jüngste Flip spielte für seine Gewichts- und Größenklasse noch breitbandiger und natürlicher als zuvor und überzeugte mit einer guten Hochtonauflösung. Die Klarheit der Stimmwiedergabe profitierte davon ebenso wie die Spritzigkeit. Und der Bass bot einen Punch und eine Sattheit, die sogar manchen größeren Rivalen in Bedrängnis brächte, wobei man nicht vergessen darf, dass der Flip 6 als eine Art Premium-Angebot preislich so hoch angesiedelt ist, dass man für weniger Geld auch schon mehr Masse bekommt. Im Vergleich mit den No-Names wird dann in aller Regel schnell klar, dass der JBL Flip 6 sein Geld wert ist, wenn Size insofern matters, dass man einen kompakten, aber äußerst leistungsfähigen Lautsprecher für die Reisetasche oder den Rucksack sucht.

Es bleibt natürlich außer Frage, dass JBL nicht die Physik außer Kraft setzen kann. Für einen solchen Bass braucht man aber gewöhnlich mehr Gehäusevolumen. Doch JBL erzeugt durch eine geschickt ins Klangbild integrierte Oberbassbetonung die nahezu perfekte Illusion. Der Flip 6 klingt einfach satt, sofern man ihn nicht zu sehr aufdreht. Beim Equalizer ergibt deshalb auch eine Mittenabsenkung mehr Sinn für etwas prägnanteren Bass als eine Anhebung im unteren Bereich, die nur gegen den Begrenzer arbeitet, die seine kleine Racetrack-Membran vor Verzerrungen und Beschädigungen schützt.

Fazit zum JBL Flip 6

Der Flip 6 macht klanglich einen weiteren Schritt nach vorne. Er klingt für seine Größe einfach hervorragend, spritzig in den Höhen und mit sattem Punch im Bass. Viel mehr geht in dieser Größenklasse eigentlich nicht mehr. Das gilt auch, was die Lautstärke betrifft, wobei hohe Pegel nicht nur auf die Akkulaufzeit gehen, sondern auch Mitten und Höhen im Verhältnis zum Bass in den Vordergrund schieben. Allerdings bleibt die Ausstattung gerade gemessen am Preis eher puristisch: Die App bringt nicht viel, Analog-Eingang oder Freisprechanlage gibt es nicht. Die Akkulaufzeit blieb zum Vorgänger unverändert bei bis zu 12 Stunden.

JBL Flip 6
2022/07
Test-Ergebnis: 4,6
Überragend
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Ausgewogene Abstimmung, spritzig und gut auflösend
Für die Größe satte Basswiedergabe
PartyBoost-Funktion und JBL App
Robuste Outdoor-Bauweise

Vertrieb:
Harman Deutschland GmbH
Allee 18
74072 Heilbronn
Deutschland
www.jbl.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
JBL Flip 6: 140 Euro

Technische Daten

JBL Flip 6
Konzept:Mobiler Bluetooth-Lautsprecher
Leistung:20 Watt
Besonderheit:Trageschlaufe
Eingänge:USB C (nur laden), Bluetooth 5.1
Abmessungen (B x H x T):417.8 x 6.8 x 7.2 cm
Gewicht:
0,55 Kilogramm
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test B&O Beoplay A1

Test Teufel Rockster Go

Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.