de
Die Canton Vento 896 DC (hier im Treppenhaus zum LowBeats Headquarter) war lange Zeit eine unser Preisklassen-Referenzen bis 4.000 Euro. Nun werden die letzten ihrer Art für 1.798 Euro pro Paar verkauft. Ein super Kauftipp (Foto: H. Biermann)

Kauftipp der Woche: Canton Vento 896 DC

Die Beziehung von LowBeats zur Canton Vento 896 DC war stets eine innige. Es ist sicherlich die Standbox, die in der Redaktion als Preisklassen-Referenz mit am meisten gehört wurde, oftmals gemessen und sogar im Klang Orakel im Vergleich zu anderen Standboxen zu hören ist. Es ist ein Lautsprecher, der die Klasse bis 4.000 Euro geprägt hat.

Längst schon ist ihre Nachfolgerin, die Vento 896.2, mit nochmals verbesserten Treibern am Markt. Doch das schmälert die Attraktivität der stattlichen 3-Wege-Box aber um keinen Deut – zumal sie jetzt bei den HiFi Profis in Frankfurt für 1.798 Euro pro Paar über die Ladentheke geht. Ein superber Kauftipp der Woche.

Canton Vento 896 DC mit und ohne Abdeckung
Die Vento 896 in voller Pracht – hier in schwarzem Lack-Finish und mit wie ohne Abdeckung. Ein Lautsprecher mit geschwungenen Seitenwangen, Doppelbass-Bestückung und einem nach unten abstrahlenden Bassreflexrohr (Foto: Canton)

Die Vorzüge der Canton Vento 896 DC

Bei Canton ist es wie bei Mercedes: Der geneigte Kunde schwärmt von der S-Klasse (bei Canton: Reference), kauft aber am Ende die deutlich günstigere, aber kaum schlechtere E-Klasse. Die E-Klasse von Canton heißt Vento und ist in Bezug auf Verarbeitung, Lack-Qualität und Lautsprecher-Gegenwert in ihrer Preisklasse Maßstab-setzend. In Bezug auf HiFi aus Germany sowieso. Aufgrund ihrer langen Verweildauer in der Redaktion haben sowohl über die Canton Vento 896 DC als auch über die damalige Vento-Serie ausführliche Beiträge im Netz. Für jene, die alles über die 896 DC wissen wollen, seien diese Beiträge als Lektüre angeraten. Für alle anderen hier ihre Besonderheiten im Schweinsgalopp:

Mit der Serie 806 DC führte Canton erstmals die mehrfach gefalteten Sicken für Bässe und Mitteltöner in den bezahlbaren Bereich ein. Diese Sicken haben den großen Vorteil, auch bei hohen Pegeln (also bei großem Hub) weitgehend linear zu arbeiten; „normale“ Sicken verändern ihren Widerstand je nach Auslenkung stärker. Das hört man. Vor allem, wenn es etwas lauter zugeht…

Canton A45 BS Tieftöner-Sicke
Hoch- und Tiefmitteltöner der Vento 896 DC auf einen Blick: Die mehrfach gefaltete Sicke erlaubt dem Tiefmitteltöner einen sehr viel größeren, linearen Hub als klassische Sicken (Foto: H. Biermann)

Als Flaggschiff der Familie ist die 896 DC natürlich am besten bestückt: Neben der Familien-typischen 25 mm Hochtonkalotte und einem hochbelastbaren Mitteltöner im 18 Zentimeter Format finden sich in dem stattlichen Gehäuse (Gewicht: 28,6 Kilo) gleich zwei Bässe der 20 Zentimeter Klasse. Das klingt erst einmal gar nicht so bedrohlich. In Verbindung mit dem cleveren Hochpass-Filter (bei Canton „DC“ genannt) allerdings wird aus dieser 3-Wege-Kombination eine Waffe: Man kann damit nämlich weitgehend unverzerrt sehr laut hören – was zweifelsfrei echt Spaß macht.

Was haben wir über diesen Lautsprecher nicht alles gehört. Am schönsten war der Testdurchgang, als wir am frühen Abend eine ganze Scheibe der Infected Mushroom (Converting Vegetarians) mit durchaus erhöhtem Pegel durchlaufen ließen und eine Gruppe von Architekten (aus dem Büro zwei Häuser weiter!) vorbeikam. Ob denn hier ein Party sei? Bei so guter Musik wolle man gern mitmachen. Und ob denn dieser Hammer-Sound allein aus diesen beiden hübschen Boxen käme…?

Infected_Mushrooms_Converting_Vegetarians
Wegen extremer Tiefbässe eine Herausforderung für jeden Lautsprecher: Infected Mushrooms Converting Vegetarians (Cover: amazon)

Aber man kann mit der Canton Vento 896 DC auch äußerst kultiviert Musik hören. Ihre beinahe universelle Abstimmung kennt fast keine Vorlieben; die dezente Zurückhaltung in den Mitten erlaubt auch schwer zugängliches, harsches Musikmaterial noch entspannt zu genießen. Ein gut aufgenommenes Violinkonzert macht mit ihr ebenso viel Freude, wie ein schöne Singersong-Writer Aufnahme à la Cat Stevens Tea For The Tillerman in der remasterten 50 Jahre Edition. Da kann man sich wunderbar zurücklehnen und sich darüber freuen, wie detailreich und plastisch die Canton zu Werke geht.

Tendenziell gehört die 896 DC zu den eher kernig-dynamisch-detailreichen Lautsprechern und konnte sich damit schon viele Mitbewerber der Klasse bis 4.000 Euro auf Abstand halten. Das heißt im Umkehrschluss: Wer mehr auf „musikalisch-warmen“ Klang steht, ist sicherlich mit Lautsprechern aus der England-Ecke (B&W, KEF, Monitor Audio, Wharfedale) noch besser bedient. Ein Vergleich zu aktuellen Mitbewerbern aus der 2.000 Euro Klasse allerdings ist fast schon unfair – weil die die Canton die meisten mit schierer Dynamik und Bass-Souveränität überfährt.

Noch einige Tipps zum Umgang mit der Canton: Die 896 DC ist ein großer Lautsprecher, der nicht an die Wand gequetscht werden darf. Denn die Bass-Potenz der 3-Wege-Box ist von Haus aus schon sehr groß; eine zu dichte Aufstellung an der Wand beziehungsweise an den Wänden macht aus „viel Bass“ schnell „zuviel Bass“. Konkret: 50 Zentimeter Abstand zur Rückwand sollten es schon sein.

Und wer (wie wir) auch Musik mal lauter mag, sollte am Verstärker nicht geizen. Natürlich sträubt man sich, bei einem Pärchen Lautsprecher, das jetzt für knapp 1.800 zu haben ist, 2.000 Euro oder mehr für den Verstärker auszugeben. Und trotzdem würde es sich lohnen. Aber wie Sie sich auch entscheiden: Mit einem günstigen Verstärker oder AV-Receiver, der lediglich 50 Watt pro Kanal an die Klemmen bringt, ist dieser wunderbare Lautsprecher untermotorisiert und spielt dementsprechend unter seinen Möglichkeiten.

Die Unterseite der Canton Vento 896 DC
Das Anschlussfeld der Canton Vento 896 DC ist als Bi-Wiring ausgeführt. Die kegelförmigen Abstandshalter des Sockels sorgen dafür, dass der Bassreflex-Port immer im optimalen Abstand zum Boden ist (Foto: H. Biermann)

Fazit Canton Vento 896 DC

Ein guter Lautsprecher wird so schnell nicht alt. Die 896 DC war während ihrer Laufzeit ein superbes Angebot, das mit einem Paarpreis von 3.400 Euro in Bezug auf Verarbeitung, Gegenwert und souveränem Klang Maßstäbe setzte und nur wenig ernstzunehmende Konkurrenz hatte.

Wer bei ihrer Einführung 2017 wegen des Preises noch zögerte, bekommt hier eine zweite, sehr viel günstigere Chance. Und weil die HiFi Profis in Frankfurt nun den Aktionspreis auf (fast schon unanständige) 1.798 Euro gesenkt haben, muss man fast zuschlagen. Und das gilt beileibe nicht nur für Musikfreunde, die schon lange mit der Vento 986 DC liebäugelten…

Das Einzige was die frohe Botschaft etwas beeinträchtigt: Die Frankfurter haben die Vento 896 DC nur noch in Hochglanz-Weiß und -Schwarz. Die hoch attraktive Holzvariante ist leider schon ausverkauft.

Kauftipp der Woche:
Canton Vento 896 DC
2021/03
Test-Ergebnis: 4,8
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang-Potenzial
Wert-Beständigkeit
Preis/Leistung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Amngenehm natürlicher, zurückhaltend-feinseidiger Klang.
Immens pegelfest, enorm tiefe Bässe
Makellose Verarbeitung, toller Lack
Erfordert stabile Verstärker

Angebot:
Hifi-Profis Frankfurt
Große Friedberger Str. 23-27
60313 Frankfurt am Main
Telefon: 069 920041-0
www.hifi-profis.de

Aktionspreis (zeitlich begrenzt):
Canton Vento 896 DC: 1.798 Euro (Paar)

Die technischen Daten der Canton Vento 896

Canton Vento 896 DC
Konzept:3-Wege Bassreflex
Bestückung:2 x 20 cm TT, 1 x 18 cm MT, 1 x 25 mm HT
Besonderheit:Bassreflex-Port auf der Unterseite (Downfiring)
empf. max. Raumgröße:35 Quadratmeter
empf. Verstärkerleistung:>70 Watt 4 Ohm pro Kanal
Aufstellungs-Empfehlung:frei, mit mindestens 50 cm zur Rückwand
Farben:Hochglanz-Weiß und -Schwarz
Abmessungen (H x B x T):
28,5 x 110,0 x 37,0 cm
Gewicht:
28,6 Kilo
Mehr zur Canton Vento 896 DC:

Canton Vento Serie – die Familien-Übersicht
Test Canton Vento 896 DC: Top-Standbox um 3.000 €
Canton DC – mehr Bass, weniger Verzerrungen
LowBeats Klang Orakel Standlautsprecher

Autor: Holger Biermann

Avatar-Foto
Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.