Die Modelle von Canton erster Vento-6er-Serie gehören zu den bei LowBeats am besten durchleuchteten Lautsprechern: Fast zwei Jahre waren die drei Stand- und die drei Kompaktboxen in der Redaktion, wurden genauestens vermessen, sehr oft auch im Vergleich zu Mitbewerbern gehört und fast alle in unserem Online-Klangvergleich namens Klang Orakel aufgenommen. Und? Welche hat dir am besten gefallen?”, fragte mich Canton Entwickler Frank Göbl beim abschließenden Gespräch. “Die Vento 896? Die Vento 886?” Nichtsda. Unterm Strich fand ich die Kleinste am besten: die Onwall-Box Canton Vento 816.
Denn die Vento 816 bietet ein überzeugendes Konzept, die volle Vento-Qualität und einen echt fairen Preis von 920 Euro pro Paar. Und diesen 2017 so überzeugenden Kleinlautsprecher gibt es jetzt bei Deutschlands größtem Canton Händler Schluderbacher für knapp die Hälfte des ehemaligen Kurses. Ein echter Kauftipp.
Das Konzept der Canton Vento 816
Das Stichwort ist schon gefallen: Onwall-Lautsprecher. Die Vento 816 ist für beengte Verhältnisse geschaffen. Für all jene gemacht, die einen Lautsprecher eben nicht frei aufstellen können. Sie ist auch die Alternative für all jene Musik- oder Surround-Freunde, die ihre Wand nicht aufstemmen, aber trotzdem besten Klang haben wollen. Um nicht allzu dick aufzutragen, fällt die Bautiefe der Canton Vento 816 mit nur 9 Zentimetern recht flach aus.
Wie ihre Schwestern 826 und 836 ist die kleine 816 eine 2-Wege Konstruktion mit besten Zutaten: unter anderem der bewährte Canton-Hochtöner mit 25 mm großer Keramik-Kalotte sowie ein 16 cm großer Tiefmitteltöner mit dreilagiger Titanium-Membran. Hinter dem Kunstnamen Titanium steckt ein Komposit aus Titan und Aluminium, das äußerst stabil ist.
Und sie ist – ganz selten im Canton Programm – eine sogenannte “geschlossene Box”, deren Frequenzgang relativ früh abfällt. Eine Bassreflex-Unterstützung fehlt also – braucht es aber auch nicht. Durch die direkte Nähe der Wand wird der Bass sowieso deutlich aufgefüttert. Es ist der große Vorteil von Onwall-Konstruktionen, dass die Entwickler den Abstand der Lautsprecher zur Wand – nämlich null Zentimeter – genau kennen und so eine optimale Anpassung vornehmen können. Bei klassischen Lautsprechern, die ja irgendwie und irgendwo aufgestellt werden, tappen die Entwickler komplett im Dunkeln und können nur Empfehlungen geben.
Auch wenn die Technik und die Akustik natürlich elementar sind, so hört das Auge doch immer mit. Die Gehäuse der Vento-Familie sind schlicht mustergültig; da gibt es nur ganz wenig Besseres am Markt. Das gilt auch für das Lack-Finish, das absolut makellos ist. Die Canton Vento 816 gab es in zwei Farben:
Hier kommen wir zum einzigen Pferdefuß dieses Kauftipps: die 816 ist nur noch in Schwarz zu haben. Die ausverkaufte weiße Variante wäre natürlich etwas unauffälliger…
Praxis
Für die Aufhängung der Canton Vento 816 eignet sich jede plane und feste Wand. Natürlich darf man auch bei Onwall-Lautsprechern die HiFi-Regeln nicht aus den Augen verlieren: eine größtmögliche Symmetrie (gleicher Abstand zu den Seitenwänden, gleicher Abstand zum Hörplatz) und den Lautsprecher so anbringen, dass der Hochtöner in etwa auf Ohrhöhe ist.
Verstärkerseitig ist die kleine Canton absolut anspruchslos. Ihr Wirkungsgrad liegt etwa bei 85 dB, Impedanz und Phasenverlauf bringen auch kleine Verstärker nicht ins Schwitzen.
Wir hatten damals während der Tests auch mit kleinen Verstärkern wie dem Exposure 1010 experimentiert. Das ging wunderbar. Geeignet ist die Vento 816 als Haupt- oder Effektspeaker einer Surround-Anlage oder als erstaunlich gute Alternative zu klassischen Stereo-Lautsprechern in kleineren Räumen bis 20 Quadratmeter. Einen ordentlichen Mittel- oder Oberklasse-Verstärker daran angeschlossen, wundert man sich, was da rauskommt…
Die Vento 816 im Hörtest
Es gehört zur Philosophie von Canton Entwicklungschef Frank Göbl, alle Canton Lautsprecher so weit wie möglich auszureizen. Das heißt zweierlei: Erstens: Es gibt eine hohe Familien-Ähnlichkeit und zweitens: Auch die Kleinen sind von den Top-Modellen der Serien (natürlich sind sie im Bass weniger leistungsfähig) klanglich gar nicht weit entfernt. Ist der Pegel nicht hoch, tut man sich schwer, zwischen Groß und Klein zu unterscheiden.
Die Vento 816 macht da keine Ausnahme. Im Hochton spielt sie feinseidig und detailreich und in den oberen Mitten etwas zurückgenommen – was einem langen Hören sehr zuträglich ist. Sie klingt im besten Sinne ausgewogen-neutral. Selbst anspruchsvolle klassische Musik wie Mahlers 5. Symphonie mit den Berliner Philhamonikern unter Abbado sind mit ihr ein echter Genuss. Die Kleine zeigt so viel und wirkt – moderate Pegel vorausgesetzt – nie angestrengt.
Die eigentliche Sensation dieses Lautsprechers aber ist der gleichermaßen satt-kräftige wie präzise Bassbereich. Gerade Aufnahmen wie Mahlers Fünfte bekommen dadurch eine beeindruckende Größe.
Natürlich bringt ein Onwall-Lautsprecher weniger Tiefenstaffelung als ein gut gemachter, frei aufgestellter Schallwandler. Das ist Physik und liegt an den frühen Reflektionen der nahen Rückwand. Und doch kann man der Vento 816 ein erstaunlich großes Klangbild attestieren: Die meisten Leute werden nicht glauben, dass so viel Klangpracht und Raumgröße aus so kleinen Gehäusen kommen.
Und weil der Bass auf bemerkenswerte Weise kraftvoll und präzise ist, sind moderne Elektropop-Aufnahmen eine ganz besondere Freude mit ihm. Yellos “30.000 Days” (Album: Toy) ging richtig ins Mark. Man muss bei klassischen Lautsprechern dieser Größe lange nach einem so überzeugenden Bass suchen.
Noch ein Wort zum Tiefton. ich persönlich finde ihn absolut richtig und deutlich besser als bei vielen anderen Modellen am Markt: nämlich weder unnötig aufgebläht noch schwammig. Aber das ist ja Geschmackssache. Der Frequenzganz der Vento 816 fällt so günstig ab, dass man hier auch sehr gut mit einem Subwoofer arbeiten könnte. Auch da hat Canton ja einiges im Angebot.
Fazit Canton Vento 816
Großer Klang aus ziemlich kleinen, aber sehr edlen Gehäusen – das ist die Überschrift über diese Onwall-Box. Die Vento 816 klingt wunderbar ausgewogen und hat den Vorteil, für die Anbringung an der Wand konstruiert zu sein. Damit löst sie viele Probleme und klingt oft besser als viele andere, auch teurere Boxen dieser Größenklasse. Und sie wurde von ihren Entwicklern so konstruiert, dass sie auch mit kleineren Verstärkern sehr gut zurecht kommt. Hier gibt es in fast allen Bewertungsparametern Bestnoten.
Und nun ist auch noch der Preis so deftig gesenkt. Bei HiFi-Schluderbacher gibt es das Pärchen für knapp über 500 Euro. Das ist gemessen an dem, was man bekommt, sehr günstig. Nun könnte man einwenden, dass es mit der Vento 816.2 ja einen aktuellen Nachfolger gibt. Aber im Bereich passive Lautsprecher gehen die Uhren ziemlich langsam. Die 816 ist zwar schon etwas älter, doch gehört sie noch lange nicht zum alten Eisen und der Unterschied zur neueren 816.2 ist überschaubar groß. Unser Tipp also: kaufen!
Bewertungen
Klang-PotenzialWert-BeständigkeitPreis/LeistungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Natürlich ausgewogen-dynamischer Klang. Präziser Bass |
| Gut gemachter Onwall-Speaker, Bautiefe 9 cm |
| Harmoniert auch mit kleineren Verstärkern |
| Fantastische Verarbeitung, tolles Lack-Finsih |
Angebot:
HiFi Schluderbacher
Schmelzerstraße 26
47877 Willich
02154 – 8857-0
www.hifi-schluderbacher.de
Aktionspreis (zeitlich begrenzt):
Canton Vento816: 550 Euro (Paar)