Betrachtet man die HiFi-Welt von ganz oben aus der Verstärkersicht, dann gibt es eine wunderbare Konstante: Der Quad II Monoblock kam 1953 auf den Markt und blieb einfach für eine extrem lange Zeit. Auch als die HiFi-Welt auf einmal in Stereo hörte, war das für Quad kein Problem: Die Briten stellten einfach einen zweiten Monoblock dazu. Seitdem ist natürlich viel Zeit vergangen und auch bei Quad ist alles von unten nach oben gewendet. Geblieben sind die Quad II Monos, die nach einer deutlichen Überarbeitung nun Quad II eighty heißen, aber immer noch wenigstens so verführerisch klingen wie die Urväter von 1953. Und diese Nachfolger gibt es jetzt bei SG Akustik – nicht Schnäppchen-mäßig nachgeworfen, aber zu einem höchst verführerischen Preis…
Viele kennen die Geschichte: Quad, die vielleicht wichtigste britische Marke der frühen HiFi-Welt, wurde in den 1990er Jahren an die IAD Group verkauft. Die IAD Group sammelte renommierte britische Marken wie andere Briefmarken und so kam einiges zusammen. Und die Produktionsverlagerung vom britischen Huntingdon aufs chinesische Festland hatte durchaus Vorteile: Quad kann heute blitzsaubere Komponenten abliefern, was auf den letzten Metern in britischer Produktion kaum noch möglich war. Und die IAD ist auch finanziell bestens ausgestattet. So konnten die Chinesen mit Tim de Paravicini. eine echte Entwickler-Koryphäe dafür gewinnen, die Quad II noch einmal neu aufzusetzen.
Im HiFi ist Tim de Paravicini ein Held. Jedes Gerät, das er entwickelte, hat das besondere Etwas. Alles, was aus seiner Feder stammt, kann man im Grunde bedenkenlos kaufen. So auch die Quad II eighty. Bei ihr schlug de Paravicini gekonnt eine Brücke zwischen der Quad II und der modernen Zeit. So blieb auch der neue Quad-II-Monoblock in derselben Formsprache: mit den beiden asymmetrisch herausragenden Trafos, dem ungemein soliden Auftritt (21 Kilo Gewicht) und den ungewöhnlichen Abmessungen (41 x 20 x 22 Zentimeter, B x H x T)
Schaut man sich die Monos an, ist alles höchst akkurat gemacht– ein Vorzug der asiatischen Produktion. Ich war in der 1990er Jahren noch einmal Gast bei Quad, als die Marke noch von den Erben Peter Walkers geführt wurde: Da war an eine solch blitzsaubere Fertigung nicht zu denken…
Aber de Paravicini modernisierte auch die Schaltung: Es entstand ein klassisches, gut aufgeräumtes Push-Pull-Konzept mit 2 x 6SL7, 1 x 6SN7 für die Vorverstärkung und 4 x KT 88 im Leistungsbereich. Letztere sollen – nomen est omen – knapp 80 Watt pro Kanal leisten. Die ursprüngliche Quad II kam mit ihren KT 66 auf gerade einmal auf 15 Watt.
Messungen belegen, dass die Quad II eighty diesen (an sich sehr hohen) Wunschwert von 80 Watt an 4 Ohm fast erreicht. Aber Röhren sind ja per se nie Leistungs-Giganten. Viel wichtiger ist, dass die angeschlossenen Lautsprecher stabil angetrieben werden können. Und diesen Punkt meistern die Quads überraschend gut.
Hörtest
Ein Wort vorab: Wir haben die Quad II eighty anfangs (wie auf dem Bild zu sehen ist) mit der passenden Vorstufe Quad QC twentyfour betrieben. Das ist eine ganz sympathische Röhren-Vorstufe, die auch klanglich-tonal gut passt und mit – man glaubt es kaum – zwei Tape-Ein-/Ausgängen überrascht. Auch sie gibt es bei SG zu einem erfreulich günstigen, dreistelligen Betrag.
Doch je länger ich mit den Monos des Herrn de Paravicini gehört habe, umso deutlicher wurde, dass diese Endstufen womöglich an “größere” Vorstufen gehören. Wir haben ja verschiedene Modelle im Referenzregal und den besten von ihnen blieb uns bisweilen die Spucke weg – so überwältigend tönte es mit den neuen Quad II.
Anfangs schlossen wir die Dynaudio Heritage Special, die vom Auftritt, aber auch tonal wunderbar passt. Schon mit ihr entstanden Klangbilder, die mit einem großen Reichtum an Details, Natürlichkeit und Klangfarben ausgestattet waren. Ann Clarks “Borderland” hatte ich aus der Erinnerung noch nie so intim nah und körperhaft gehört. Dann klemmte ich sie an die neuen Piega Coax 611 (ein übrigens herausragend guter Lautsprecher), mit dem die Quads ein wahres Feuerwerk an quirligem Detailreichtum abbrannte. Wow!
An den sehr knackig und sauber abgestimmten Piegas wurde auch erkennbar, dass es sich bei den Quads keineswegs um klassische, gemütlich-warm-klingende Röhren handelt, sondern um hoch agil und im Bass sehr federnd tönende Konstruktionen. Ich muss es noch einmal betonen: Das klang wirklich bezaubernd.
Aber dass die Quad II eighty an elektrisch harmlosen, guten Lautsprechern gut klingen würde, daran bestand von Anfang an kein Zweifel. Die Frage lautet eher: Können diese Monos auch Impedanz-/Phasen-technisch schwierige Modelle treiben? Antwort: Sie können. Die Canton A45 (seit ihrem Test in unserem Referenz-Depot) stellt wegen der bassfördernden Hochpassfilterung durchaus Ansprüche an die Stabilität der Endstufe. Die Quads sind keine Stabilitätsmonster – so auch nicht. Aber sie meisterten die Aufgabe erstaunlich lässig: Die Bass-Kontrolle und der Bass-Pegel gingen nur minimal zurück. Sehr sympathisch.
Aber das war auch nur ein Ausflug in die Untiefen des technischen HiFi. Diese Endstufen haben Lautsprecher verdient, die optimal passen. Und wenn das gegeben ist, kann man mit den Quad II eighty Klangwelten erreichen, die dem Musikfreund für dieses Budget normalerweise verschlossen sind. LowBeats Autor Bernhard Rietschel hatte die Monos schon vor etlichen Jahren im Test, als er noch für die Audio schrieb. Sein Fazit damals: “Gegen diese intensiv lebendigen, atmenden Grooves wirkte jede transistorisierte Alternative uninspiriert und dröge – so, als würde man am Morgen nach der Party die gleiche Musik noch mal spielen.” Wohlbemerkt: Der Kollege Rietschel hat diese Zeilen 2008 formuliert. Sie haben auch heute, 14 Jahre später, keinen Deut an ihrer Gültigkeit verloren.
Fazit Quad II eighty
Sind 5.000 Euro noch ein Schnäppchen? Natürlich nicht. An in diesem Falle aber kommen einige Positiv-Faktoren zusammen. Zum einen ein quasi unsterbliches Endstufenkonzept des Tim de Paravicini, das in einem höchst originellen Design der 1950er Jahre steckt. Zum anderen, dass die Monoblöcke trotz aller Unsterblichkeit in die Jahre kamen. Die SG Akustik kaufte die letzten Chargen günstig ein und senkte den offiziellen Verkaufspreis um fast die Hälfte. Für knapp 10.000 Euro (was ein Pärchen Quads am Ende kosteten) hätte ich sie – Klangfarben und Originalität hin oder her – nicht sonderlich sexy gefunden. Für die Hälfte jedoch wird es ein Angebot, das klanglich schwer zu toppen ist.
Und so sind die Monos ein echter Tipp natürlich in erster Linie für Retro-Fans. Aber auch an all jene, die einfach nur richtig geil Musik hören wollen. Gleichgute, alternative Endstufen in diesem Bereich? Da wird es ganz dünn…
Bewertung
Klang-PotenzialWert-BeständigkeitPreis/LeistungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Wunderbar farbig-natürlicher Klang |
| Recht hohe Leistung, gute Stabilität |
| Originelles Design der 1950er Jahre |
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Angebot:
SG Akustik HiFi-Studio
Printzstraße 13
76139 Karlsruhe
0721 / 921 273-0
www.sg-akustik.de
Aktionspreis (zeitlich begrenzt):
Quad II Eighty: 5.000 Euro (Paar)
Technische Daten
Quad II eighty | |
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Technisches Konzept: | Mono-Endstufe (Röhre) |
Leistung 4 Ohm / 8 Ohm: | 80 Watt |
Röhrenbestückung: | 2 x 6SL7, 1 x 6SN7, 4 x KT88 |
Max. Leistungsaufnahme: | 240 Watt |
Eingänge: | 1 Paar (Cinch) |
Abmessungen (B x H x T): | 41,0 x 20,0 x 22,0 cm |
Gewicht: | 21,2 Kilo |
Alle technischen Daten |