Es ist fast schon schöne Tradition, dass Volker Cnyrim, Chef des MT HiFi Tonstudios in Neustadt/Weinstraße, zu Beginn des Jahres eine kleine, aber feine Messe zelebriert. Aber nicht irgendwo, sondern im noblen Stammhaus des Winzers von Winning. Es hieß, diese Messe von MT HiFi soll außergewöhnlich nett sein, und so machte ich mich zusammen mit dem LowBeats Kollegen Raphael Vogt dieses Jahr auf den Weg nach Deidesheim. Hier ist unser Bericht.

Schon beim Eintreten wirkt alles sympathisch: ein hübsch eingerichteter, mondäner Bau mit viel Holz und viel Licht. Hier ist man gern – zumal an mehreren Stellen der extrem gute von Winning Wein angeboten wurde (Mein Tipp: der Sauvignon Blanc I von 2020). Der zweite Eindruck: Die Messe von MT HiFi war nicht sonderlich groß, eher das Gegenteil – es wurde in vier Räumen Musik gespielt. Ein fünfter Raum diente der rein optischen Präsentation von (noch bezahlbaren) Transrotor Plattenspielern:
Gleich nebenan spielte die größte (und mit 108.000 Euro teuerste) Anlage der Veranstaltung. Eine mbl-Kette mit Elektronik aus der Noble-Line, komplettiert von einem Transrotor Plattenspieler.
Tatsächlich tönte es hier im Erdgeschoss am besten. Der Bass kam ungemein knochig-sauber, die Fokussierung/Abbildung war vielleicht auch wegen der Radialstrahler richtig gut. Ich hatte trotz großen Andrangs die Möglichkeit, längere Zeit zu hören: Hier passte schon Vieles.

Im oberen Stock waren die Vorführungen von ATR, Audio Reference sowie Fischer & Fischer. MT-Chef Volker Cnyrim ist ja ein großer Fan der Schiefer-Lautsprecher und hat durchaus schon mal Vorversionen im Laden. Auf der Messe klang es gut, aber bisweilen beschlich mich der Gedanke, dass hier auch größere Modelle für eine angemessene Raumklangfüllung hätten sorgen können … Dass es Thomas Fischer dennoch bei der “kleinen” SN 270 beließ, ist nur allzu verständlich: Schon die wiegt dank Schiefergehäuse 42 Kilo. Bei den größeren wächst das Gewicht exponentiell …
ATR hat ein neues Messekonzept erarbeitet, das an die Präsentations-Idee im Headquarter in Eltville am Rhein angelehnt ist. Auch dort hat man einen repräsentativen Prachtbau, in dessen wunderbar gestalteten und sehr lichten Räumen HiFi vor allem gelebt wird. Diesen Ansatz haben die ATR Leute um Markolf Heimann auch nach Deidesheim transferiert.
Hier ging es eher um Lebensgefühl. Die Anlage bestand aus den Kugelboxen Grand Riga 2 (die man in diesem Ambiente durchaus auch als Kunstobjekte hätte verorten können) sowie dem “smarten” Alleskönner-Subwoofer The Pearl Sub. Wir hatten diese geniale Kombi ja schon im Test und für Leute, die großen Klang hören, die Anlage aber kaum sehen wollen, gibt es kaum Besseres. Der Smart-Subwoofer hat Endstufen für die Kugel-Satelliten an Bord und alle relevanten Eingänge – natürlich auch Bluetooth.

Auch in der ATR-Lounge klang es gut, aber trotz Einmessung im Bass etwas weich. Das lag an den zum Teil sehr dünnen Wänden, die die Trennung zu den Nachbarräumen darstellten.
Deshalb war dieses Problem auch beim Messenachbarn Audio Reference hörbar. Die Hamburger hatten (wie so oft) den größten Aufwand betrieben und spielten abwechselnd verschiedene Anlagen aus ihrem großen Portfolio. Und natürlich nahmen die Komponenten der jüngst in den Vertrieb aufgenommenen Hightech-Edelschmiede dCS eine wichtige Rolle ein.
Fast allgegenwärtig und schon fester Bestandteil dieser Messe ist “Mister HiFi-Workshop” Matthias Böde. Neben seinen festen Workshops tauchte er mal hier und mal dort auf, führte beispielsweise kurz die Unterschiede von Digitalkabeln vor, spielte seine unvermeidliche Glas-CD und inspirierte die Besucher zum Ausprobieren. Das macht er richtig gut.

Nach wenigen Stunden auf der Messe hatte ich so gut wie alles gehört. Das passiert einem HiFi-Journalisten auf einer Messe selten. Keine der Verführungen war so überzeugend, dass ich sofort hätte kaufen wollen – was in erster Linie an der nicht ganz optimalen Raumakustik in der Villa lag. Aber letztendlich war der reine Klang-Aspekt auf dieser ungewöhnlichen Messe nicht so relevant. Teilaspekte waren trotzdem gut zu hören und die Besucher – das merkte man – fühlten sich durch die Bank einfach wohl. Vielleicht auch, weil man wirklich einmal jede der Vorführungen ohne Hetze an einem Nachmittag anhören konnte. Kollege Raphael Vogt und ich sind nächstes Jahr jedenfalls wieder vor Ort…
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