Der Analog-Spezialist Knosti baut seit über 45 Jahren Plattenwaschmaschinen und gehört damit zu den Pionieren. Das hatte ursprünglich viel mit Handarbeit und Waschwasser zu tun. Doch seit einigen Jahren versuchen sich die Bayern auch elektrisch: mit Motor, Ultraschall und Filteranlage. Wir hatten die Knosti Disco-Antistat Ultrasonic 2.0 im Test und können dem intelligenten LP-Reiniger ein überragendes Reinigungs-Ergebnis attestieren – auch wenn das Ganze etwas lange dauert…
Auch mein erster Waschgang im Jahr 2021 nach Erwerb eines Plattenspielers für meine bescheidene (zudem recht alte) Plattensammlung begann mit einer Knosti Disco-Antistat mit Handkurbel – wie sie seit Ewigkeiten hergestellt wird. Dabei dreht man die Scheiben durch zwei Ziegenhaarbürsten in einer Waschlotion aus Wasser, Tensiden und Alkohol. Dann kommt die Vinyls zum Trocknen in einen Ständer. Wirklich happy war ich damals mit dem Ergebnis nicht, was sich teils daraus erklärt, dass meine Platten früher nass abgespielt wurden (Stichwort Lenco Clean) und die Reinigungsmittel-Reste mit solch einer eher simplen Reinigung nur schlecht zu revidieren ist. Also gab es nach diesen Knosti-Reinigungen weiterhin Kaminfeuer-Atmosphäre aus dem Lautsprecher, wenn auch deutlich gemildert.
Lange, sehr lange hat es gedauert, bis sich Knosti zur Entwicklung einer signifikant komplexeren, weil elektrischen Waschmaschine entschlossen hat. Die gibt es nun als Knosti Disco-Antistat Ultrasonic in der weiterentwickelten 2.0-Version. Stolz verkünden die Bayern dabei: Alles ist Made in Germany. In der Tat sind die Verarbeitung, Haptik und Durchdachtheit des Produkts auf sehr hohem Niveau. Das sollte auch so sein, kostet die Ultraschall-Maschine mit 1.245 Euro doch mehr als zehnmal so viel wie die schlichte Kurbelversion zu 109 Euro und die Trocknung wie anno dazumal im Ständer an der Raumluft passiert.
What’s in the Box? Der Karton enthält alles, um gleich loszulegen. Da ist die eigentliche Waschmaschine mit der Schraubachse, das Netzteil, der Trockenständer, ein Reinigungsschwamm mit Stil und drei Flaschen. Die kleinste Pulle enthält ein Reinigungskonzentrat, die hohe kommt mit extra reinem Wasser und die dritte ist leer – sie dient als Mischbehälter sowie zum Befüllen und Entleeren der Waschmaschine.
Knosti Disco-Antistat Ultrasonic 2.0: Reinigen mit Kavitation
Ultraschall-Reiniger arbeiten nicht alle gleich. Nutzt die bereits 2021 getestete Audio Desk Systeme Gläss Ultraschall, um das Wasser in Wallung zu halten, arbeitet die Knosti Ultrasonic mit Kavitation.
Sitzt der Ultraschall-Emitter der Gläss tief im Tauchbecken arbeiten die 46 Kilohertz Emitter der Knosti hinter Blechen, zwischen denen sich die Rillen der Schallplatte hindurch drehen. Die hochfrequenten Stoßwellen der Emitter reinigen durch Reflexion auf der Vinyl-Oberfläche. Denn die dabei entstehenden Vakuum-Bläschen ziehen alles, was nicht zum festen Vinyl gehört ins Wasser. Das funktioniert am besten mit hochreinem Wasser als Übertragungsmedium. Und weil nur Wasser und Tenside (zum Lösen der Oberflächenspannung) im Spiel sind, eignet sich diese Methode sogar für historische Schellack-Platten.
Der Reinigungsprozess
Um die Knosti Disco-Antistat Ultrasonic 2.0 in Betrieb zu nehmen, gilt es, zunächst das Netzteil anzuschließen. Dann das hochreine Wasser “BiDest” und die Reinigungslotion “ultraclean” im Mischbehälter zu dosieren. Der hat dazu praktische Markierungen, um die Proportionen abzulesen. Anschließend den Mix in die Wanne des Gerätes gießen. “MAX” Markierungen (siehe Foto oben) helfen, den richtigen Wasserstand zu finden. Mit der richtigen Füllmenge werden die Rillen bis zum Auslauf benetzt und das Label steht nicht unter Wasser.
Zum Reinigungs-Start muss man die Powertaste 5 Sekunden halten, um die Waschmaschine zu booten. Eine nette Animation im Display macht einer simplen Schaltuhr Platz. Mit den Pfeil-Tasten ist jetzt nur noch die Waschdauer zwischen einer und fünf Minuten einzustellen. Sofort beginnt ein Countdown mit einem Zeitstrahl unter der Uhr. Ist der abgelaufen beginnt die Reinigung. Die Platte dreht sich durch das Wasserbad, die Pumpe im Inneren wälzt das Wasser permanent durch ein reinigendes Filter um. In Intervallen hört man den Ultraschall arbeiten, zumindest indirekt. So wechselt die Knosti Reinigung und Spülung ab, bis der Timer abgelaufen ist und die Maschine abschaltet.
Zusätzlich zur Ultraschall-Reinigung dreht die Knosti Disco-Antistat Ultrasonic 2.0 die Scheibe durch die schon seit der Ur-Knosti bewährten Ziegenhaarbürsten. Diese sind in vertikalen Schienen auf beiden Seiten des Vinyls eingelassen und leicht auszutauschen – oder zum besseren Trocknen herauszunehmen.
Pfiffige Details
So simpel der Puck mit der Achse scheint, so pfiffig sind die weniger offensichtlichen Details der darin verborgenen Ingenieurskunst: Klar, umlaufende Gummis schützen die Plattenlabel vor der Nässe. Aber schon die Achse ist genial. Sie hat eine Zahnung auf der Antriebsseite und hält magnetisch. Deshalb flutscht sie beim Einhängen einer LP praktisch von selbst in die Halterung.
Im Inneren ist ein unauffälliger, weißer Ring auf dem „For Singles“ geprägt ist, zu entdecken. Zieht man diesen ab und steckt ihn umgekehrt wieder auf die Achse bekommt man den passenden Achsdurchmesser für Singles. Genial simpel! Ein weiterer Vorteil, den der Antrieb über die Achse bietet: Das System ist für alle Plattendurchmesser geeignet.
Der Maschinenraum
Hinter einer Serviceklappe, hinten am Gerät, sind die zu wartenden Bauteile erreichbar. Da ist zum einen das Filter durch dass während des gesamten Prozesses das Wasser zirkuliert. Es ist zum Reinigen zerlegbar und auch für 10 Euro als Ersatz nach bestellbar.
Um die Knosti Disco-Antistat Ultrasonic 2.0 nach Gebrauch trockenzulegen lässt sich das Reinigungsfluid komplett abpumpen. Dazu stellt man den Dosierbehälter am besten auf einen Stuhl hinter und unter die Waschmaschine. Dann den Ablassschlauch einfädeln. Vorne die Taste mit dem Wasserhahn-Symbol drücken und schon sorgt das Magnetventil dafür, dass das Wasser abläuft statt im Filterkreislauf zu zirkulieren. Super gelöst!
Die Trocknung
Hier hätte ich meinen größten, aber auch fast einzigen, Kritikpunkt. Der beiliegende Trockenständer ist der gleiche wie der seit Jahrzehnten bei den manuellen Produkten verwendete. Dort diente der Ständer gleichzeitig als Geräteboden und war damit integraler Bestandteil der Waschmaschine. Mit der modernen Ultraschall-Maschine steht das Teil einfach nur rum. Es ist für meine Ungeschicklichkeit viel zu schmal und man läuft Gefahr, dass eine Platte beim Anstoßen des Ständers vom Tisch kullert. Ist mir passiert …
Und nach der Ultraschallwäsche ist die Platte von einem wirklich dicken, homogenen Wasserfilm bedeckt. Bis der abgelaufen und komplett getrocknet ist, vergeht eine gefühlte Ewigkeit. Klar hängt die Trocknungsdauer von der Lufttemperatur und -feuchtigkeit ab, aber unter einer halben Stunde geht da nix, Platte waschen und dann anhören funktioniert nicht. Knosti begründet das damit, dass jegliches aktive Trocknen mittels Anblasen oder Absaugen wieder Staub aufbringen und statische Aufladung produzieren kann. Ich wünschte mir zumindest eine Abstreifung beim Herausnehmen der Scheibe um den dicksten Wasserfilm vor der Trocknung loszuwerden.
Die Reinigungsleistung
Doch genug genörgelt. Ich habe zum Test einige bereits vielfach gewaschene LPs und einige bislang ungewaschene mit der Knosti Disco-Antistat Ultrasonic 2.0 gereinigt und geduldig trocknen lassen. Und ich kann bestätigen: die Reinigungsleistung ist beispielhaft! Selbst einige hartnäckige Knackser die mehrere vormalige Reinigungen nicht beseitigen konnten hat die Knosti mittels Kavitation erfolgreich aus der Rille gesprengt.
Das technische Prinzip funktioniert also gut. Auch 78er Schellacks habe ich probiert und die sind schadlos wieder aus der Reinigung gekommen. Leider kann auch die beste Reinigung abgenudeltes Schellack nicht mehr verzerrungsfrei bekommen, die Zahl der Abspielungen des spröden Materials ist eben begrenzt. Auch selbst bei den historischen Scheiben stellt man sofort eine bessere Feindynamik und ein gemindertes Grundgeräusch fest.
Fazit: Sehr gründliche Reinigung für Geduldige
Mit der Knosti Disco-Antistat Ultrasonic 2.0 bekommt man eine gut verarbeitete und durchdachte Vinyl-Reinigung, die dank Ultraschall sehr gründlich und dennoch schonend reinigt, und zwar 78er Schellack genauso wie alles von der LP bis zur Single, unabhängig vom Durchmesser. Sie reinigt stets beide Seiten gleichzeitig. Die Handhabung ist kinderleicht und die Verschleißkomponenten Wasserfilter und Ziegenhaarbürsten sind leicht tauschbar und preiswert im Ersatz. Super gelöst auch das Abpumpen des Wassers, um die Maschine trocken zu lagern oder die Flüssigkeit zu tauschen. Auch ist der Waschvorgang sehr leise. Die Trocknung ist sogar lautlos, weil es nur einen Abtropf-/Trockenständer gibt und die Scheiben gemächlich an der Luft trocknen. Das dauert mir tatsächlich zu lange. Wer also etwas sucht, das schnell reinigt um die Scheibe gleich abzuspielen ist hier falsch. Daher: Für die gründliche Reinigung der Platten aber eine absolute Empfehlung.
Knosti Disco-Antistat Ultrasonic 2.0 | 2024/04 |
überragend |
Bewertungen
ReinigungPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Reinigt sehr gründlich |
| Alle Plattendurchmesser & Schellack |
| Reinigung beidseitig, sehr leise |
| Trocknung an der Raumluft langsam |
Vertrieb:
Knosti Phono-Zubehör-Vertriebs-GmbH
Gewerbering 4
86666 Burgheim
www.knosti.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Knosti Disco-Antistat Ultrasonic 2.0: 1.249 Euro
Disco-Antistat Ultraclean, 200ml: 29,99 Euro
Disco-Antistat BiDest, 1 Liter: 4,99 Euro
Filter Disco-Antistat Ultrasonic: 9,99 Euro
Disco-Antistat Ersatzbürsten: 14,99 Euro
Tests weiterer Plattenwaschmaschinen:
Manuelle Schallplattenwaschmaschine: Pro-Ject VC-S2 Alu
Vollautomatische Waschstraße für LPs: Audio Desk Systeme Gläss Vinyl Cleaner Pro X