Der Acoustic Signature Verona NEO ist ein höchstwertiges Masselaufwerk im Gewand eines ganz normalen Plattenspielers. Im Test begeistert er mit durchdachten Praxiseigenschaften, hoher Flexibilität und kraftvollem, großzügigem Klang.
Der Verona NEO fällt ein bisschen aus der Reihe der Acoustic-Signature-Laufwerke. „Retro“ nennt der schwäbische Hersteller die Formgebung – weil Teller und Tonarmbasen bei ihm nicht einsam und exponiert im Raum stehen, sondern von einer klassisch rechteckigen Zarge eingefasst werden. An deren Zusammensetzung soll – schluck! – sogar Holz beteiligt sein. Ein eher ungewöhnlicher Werkstoff für den deutschen Betrieb, der jährlich Tonnen feinsten Aluminiums an einen hungrigen, hochmodernen Maschinenparkt verfüttert, sowie etwas geringere Mengen Messing und Edelstahl. Aber OK, dann bin ich halt retro. Denn das hier ist mit Abstand mein Lieblingsspieler aus meiner Ex-Heimat Göppingen. Das hat – wie ich gleich ausführen werde – klangliche Gründe, aber auch ganz praktische. Und preisliche. Denn der Verona Neo ist zwar teuer, aber für 12.000 Euro als reines Laufwerk noch nicht völlig abgehoben. Und er bietet klanglich, mechanisch wie optisch auch durchaus massiven Gegenwert.
Die praktischen Gründe: Mir sind Spieler lieber, bei denen sich Teller, Arm und Tonabnehmer auf einer gemeinsamen Fläche befinden, auf der meine Hand beim Bewegen des Tonarms Halt findet. So kann ich einfach schneller, präziser und sicherer auflegen. Und auch, wenn der Verona kein DJ-Spieler ist und mein Hörraum kein Club, gibt es doch immer wieder Situationen, in denen ich nicht geruhsam eine komplette Seite nach der anderen höre. Da bieten Zargen-Dreher wie der Verona einfach die bessere Ergonomie als analoge Bohrinseln und Raumstationen – die natürlich auch ihren ästhetischen Reiz haben. Wer bei „Zarge“ jetzt an ein irgendwie hohles, möbelartiges Gehäuse denkt, das die Spielertechnik darunter lediglich verkleidet, kennt Acoustic Signature und deren Chef Gunther Frohnhöfer schlecht.
Die Besonderheiten des Acoustic Signature Verona NEO
Wie fast alle Modelle aus Süßen bei Göppingen ist der Verona palettenpflichtig, weil er schon ohne Verpackung, ohne Arme und Netzteil (aber mit Teller) deutlich jene 30 Kilo überschreitet, die normale Paketdienste ihren Fahrern gerade noch zumuten dürfen. Zwei Drittel dieser Masse ruht im Chassis. Das live übrigens extrem attraktiv aussieht, auf eine dezente, souveräne Weise. Mit ausgewogenen Proportionen und genau den richtigen Fasen, Winkeln und Oberflächen an den richtigen Stellen. Ein Design, das sofort klarmacht: Entweder ist der Chef nicht nur Maschinenbauer, sondern nebenbei auch noch ein brillanter Industriedesigner, oder aber er beauftragt einen solchen mit dem formalen Feinschliff seiner Spielerkreationen. Bei Acoustic Signature trifft letzteres zu.
Unter der schönen Oberfläche, die wahlweise in hochglänzend lackiertem Makassar-Furnier oder in schwarzem Pianolack erstrahlt, steckt hundert Prozent Frohnhöfer. Nämlich mehrere Schichten aus Stahl, Multiplex und MDF. Materialien mit ganz unterschiedlichen Dämpfungs- und Schallleitungseigenschaften, die sich in einem fest verbundenen Sandwich gegenseitig neutralisieren. Constrained Layer Damping oder CLD nennt das der Ingenieur, ein probates Mittel zur Vibrationsminderung. Ein paar Hohlräume werden aus dem 45×55 Zentimeter Stellfläche einnehmenden, 6,5 Zentimeter dicken CLD-Block herausgefräst: Rechts und links hinten gibt es Durchbrüche für zwei Tonarme, beziehungsweise deren Sockel und Kabel. Und in der Mitte eine tiefe Mulde, die den Antrieb aufnimmt.
Wenn man den Verona auspackt, könnte man ihn für einen Direktantriebs-Spieler halten. Denn seine Motoren sind ebenso unsichtbar wie der größte Teil des durch sie angetriebenen Innentellers. Dessen mächtige Mittelnabe ragt durch eine verschraubte Alu-Abdeckung nach oben, um den zehn Kilo schweren Hauptteller zu empfangen. Der Rest des Antriebs dieselt quasi versiegelt unter Deck, und nur alle paar Jubeljahre muss der Eigner den Maschinenraum öffnen, um zwei frische Treibriemen aufzulegen. Der Zusammenbau geht dann auch denkbar einfach: Chassis aufstellen, Teller drauf, dann Wasserwaage drauf und penibel waagerecht austarieren. Der Verona gehört zu den ganz wenigen Spielern, bei denen dieses Ins-Wasser-Stellen nicht schweißtreibend bis frustrierend, sondern nachgerade ein Vergnügen ist. Das liegt an den drei riesigen, gelgefüllten Dämpferfüßen, die vorne links und rechts sowie hinten mittig nicht nur perfekt zugänglich sind, sondern sich auch verblüffend leichtgängig, tatsächlich mit einem Finger, raus- und reindrehen lassen. Das ist natürlich kein Hexenwerk, sondern das Ergebnis aus großem Radius, griffiger Formgebung, präzise geschnittenen Gewinden und einer Schraubendreherspitze vom richtigen Fett. Trotzdem bekommen das nur wenige so schön hin.
Einmal austariert, kann der Dreher mit den vorhandenen oder mitgekauften Tonarmen bestückt werden. Klar: Mehrzahl. Nämlich zwei. Wer will, kann den Verona natürlich auch einarmig betreiben. Dann bleibt eine der beiden massiven Aluterrassen in der hintern Spielerhälfte eben leer, Acoustic Signature bohrt und fräst sie auch später noch jederzeit gerne (aber nicht gratis) passend für jeden erdenklichen Arm. Mein Testexemplar kam mit zwei Langloch-Basen im SME-Stil, gebohrt für die Pivot-to-Spindle-Abstände der hauseigenen Zwölf- und Neunzoll-Arme. Das Schöne am Verona – oder eine seiner vielen schönen Eigenschaften: Der Spieler ist absolut symmetrisch aufgebaut, und auf beide Positionen passen Arme jeglicher Länge. So steht es dem Nutzer oder der Nutzerin völlig frei, welcher Schwenker rechts entlang der Außenkante parkt und welcher links hinten steht und sich von dort im Ruhezustand entlang der hinteren Chassiskante nach rechts erstreckt. Erstere Position ist ergonomisch günstiger, weshalb da normalerweise der Hauptarm steht. Aber man kann die Platzierung der existierenden Basen jederzeit über Kreuz tauschen, sollten sich die Präferenzen einmal ändern.
Damit keine Langeweile aufkommt, hat Acoustic Signature mir zwei Arme mitgeschickt, die sich nicht nur in der Länge unterscheiden, sondern auch zwei unterschiedlichen Qualitäts-Levels des Herstellers entstammen. Für beide gilt, was bislang für jeden Acoustic-Signature-Arm galt, den ich in die Finger bekam: Es sind makellos verarbeitete Klangwerkzeuge mit durchdachter, praxisfreundlicher Konstruktion, die wie die Laufwerke komplett in Süßen gebaut werden. Und zwar nicht nur zusammengebaut, sondern mit modernsten CNC-Maschinen Einzelteil für Einzelteil aus Alu gefräst und dann von erfahrenen Mitarbeiter:Innen mit bewundernswerter Ruhe montiert, justiert und geprüft werden. Der schwäbische Betrieb hat eine ernsthafte Fertigungstiefe und macht wirklich nahezu alles selbst. Externe Firmen braucht man nur für ein paar ganz spezielle Arbeiten und Teile. Etwa um auf der Achse des Tellerlagers eine Diamantbeschichtung aufzubringen, die für fast surreale Verschleiß- und Gleiteigenschaften sorgt. DLC heißt dieses Verfahren – für „Diamond Like Carbon“, Acoustic Signature nennt das resultierende Lager „Duraturn Diamond Bearing“ oder DTD.
Der richtige Antrieb
Eine weitere Acoustic-Signature-Spezialität mit eigener Abkürzung ist AVC, die „Automatic Vibration Control“ in der Stromversorgung der Antriebsmotoren. Von letzteren gibt es im Verona zwei: langlebige, klassische Synchronmotoren, die jeweils mit zwei phasenversetzten Sinus-Wechselspannungen laufen. AVC erzeugt diese Wechselspannungen digital, überwacht den Motorlauf und führt die Phasenlage kontinuierlich nach, um Vibrationen gar nicht erst entstehen zu lassen. In der Tat gehört der Verona zu den laufruhigsten Spielern, die ich je im Hörraum hatte. Und was diese Ruhe mit dem Klang macht, ist gleichermaßen erfreulich wie unerwartet deutlich. Die Dynamik des Spielers wird dadurch riesig, und wird von einer punktuellen Dynamik, die bestimmte Frequenzbereiche bevorzugt, zu einer allumfassenden Kraft, die im Tiefbass genauso wirkt wie in den entlegensten Obertönen. Das lässt die Musik tatsächlich einfach größer klingen, und verwandelt – jedenfalls in meinem Hörraum – die gesamte Anlage in eine überzeugendere, mitreißendere Version ihrer selbst. Und das hat mit dem Tonarm oder Tonabnehmer erstmal gar nichts zu tun, sondern ist eine Qualität, die das Laufwerk mitbringt und jedem adäquaten Arm und Abtaster weitergibt.
Ich würde das nicht ohne aussagekräftigen Vergleich behaupten. Den hatte ich, in Form des SME Model 10. Ein erst vor wenigen Jahren abgelöstes Laufwerk, das kompakte Abmessungen und handhabbares Gewicht mit hochstabilem Klang verbindet. Zumindest solange, bis jemand einen SME 20 oder eben den Acoustic Signature Verona Neo daneben stellt. Gegen meinen Linn LP12 erspielt sich der SME meist in ein Patt, wobei für ihn seine stoische Ruhe und Stabilität, für den Linn aber dessen gefühlt größere Dynamik sprechen. Bei den wirklich großen Kontrahenten sieht das schon anders aus, und die Erkenntnisse sind auch aussagekräftiger, weil man sie mit identischer Tonarmbestückung gewinnen kann. Praktischerweise – und wenig überraschend – verwendet auch SME für seine Arme nämlich den SME-Befestigungsstandard. So lässt sich mein SME 309 mit wenigen Handgriffen vom angestammten Zehner auf den Verona transferieren.
OK, es sind ein paar Handgriffe mehr, weil Acoustic Signature für seine Arme einen etwas längeren Montageabstand verwendet. Der liegt aber innerhalb des großzügigen Verstellbereichs des genialen SME-Schlittens. Man kurbelt den Arm auf dem Verona also ein paar Millimeter nach vorn und voilà: perfekter Überhang.
Hörtest
Was ich dann zu hören bekam, liegt schon bedenklich nah an meiner Vorstellung von perfektem LP-Klang. Und lässt den großartigen SME daneben fast klein und ein wenig unsicher erscheinen, vor allem aber weniger dynamisch. Auch der Linn (mit Ekos-Tonarm, Lingo-Netzteil und Kore-Subchassis) kann gegen den gewaltigen Schub, den der Acoustic Signature entwickelt, nichts ausrichten. Vielleicht könnte er in der neuesten Ausbaustufe – die ich nicht habe. Mit Exemplaren unterhalb des Topmodells dürfte man aber auch aus neuester Produktion seine liebe Mühe haben. Es kommt selten vor, dass ich mich, allein im Hörraum sitzend, an einem Wochentagsmorgen breit grinsend zurücklehne und einfach noch ein bisschen mehr aufdrehe. Der Verona schafft es, zum Beispiel mit „End“, dem 2023er Album der texanischen Postrocker Explosions In The Sky, den Alltag durch pure Energie wegzupusten. Die Band ist auf „End“ rockiger, straighter, kompakter zu hören als auf den bedächtiger aufgebauten älteren Alben. Erhalten geblieben ist die hohe Dynamik der Stücke, die triumphalen Drum-Einsätze und die überbordende Intensität.
Der Sound der Platte ist über den Verona sowohl konkret und solide, als auch, besonders an den Stellen mit multiplen Gitarrenspuren, faszinierend fein aufgefächert. Mich erinnerte das beim Hören an eine optische Entsprechung aus dem Siebzigerjahre-Dekogiftschrank: Diese Sträuße aus Glasfasern, die, von einer zentralen Lichtquelle beleuchtet, in funkelnde Sphären aus winzigen Lichtpunkten auffasern – natürlich farbig. Mit dem Verona zu hören fühlt sich stellenweise an, als sitze man im Inneren eines solchen Lichtobjekts.
Vor allem mit auflösungsfreudigen Tonabnehmern wie dem Transrotor Figaro, dem besten Goldring, den Goldring nie unter eigenem Namen gebaut hat. Dessen Hochtonfleiß wirkt manchmal schon fast übertrieben. Aber wie das ähnlich offene Lyra Delos klingt das Figaro in wirklich guten Armen und auf wirklich guten Laufwerken gar nicht hell, sondern einfach nur enorm informativ. So informativ, dass Obertonreihen oder Gitarrensaiten um den Hörer herum aufglühen wie Meteoritenschauer. Wer langsam den Eindruck bekommt, der Autor entschwebe der Realität, muss vielleicht einfach mal den Verona NEO hören. Und zwar nicht an irgendeinem Verstärker. Sondern am Rike Audio Natalija 2, einem Phono-Pre mit herrlich unforcierter Dynamik und organisch-natürlichem Ton, gefolgt vom fantastischen Vollverstärker Soulnote A-1. Es gehen sicher auch andere Kombis. Wobei es mir aktuell schwerfällt, auch für deutlich mehr Geld etwas mit dem Soulnote Vergleichbares zu finden.
Masselaufwerke, zu denen auch der Verona gehört, erfüllen ja nicht immer die Erwartungen, die man angesichts ihres Habitus intuitiv hegt: Mitunter können zentnerschwere Spieler enttäuschend dünnlippig und steif klingen. Davon ist beim Verona nichts zu spüren. Dieser Schwabe ist kein verkappter Preuße, sondern musiziert mit Herz und Sinnlichkeit. Eine Qualität, die auch im markeninternen Vergleich etwa gegen den kleineren Tornado nicht zu überhören ist. Der auf den ersten Blick gar nicht so viel kleiner erscheint – bis man sich die Specs anschaut: Der Verona hat das viel komplexer aufgebaute Chassis, zwei Motoren statt nur einem, das große Digitalnetzteil DMC-20 – und den „große Däller“, wie der Süßener sagen würde. Genauer: einen Teller, der zwar nicht dicker und nur minimal schwerer ist als der des Tornado, diesem aber eine größere Zahl von Silencern voraus hat. Das sind massive Messingzylinder in voller Tellerdicke, die mit einem Schonhammer in genau passende Bohrungen im Teller getrieben werden. Einmal an Ort und Stelle, beruhigen sie das Resonanz-Eigenleben des Alutellers so nachhaltig, dass der beim Klopftest statt eines praktisch endlosen „Tinggggggggggg“, wie es einteilige Aluteller sonst auszeichnet, nur noch ein lustloses „Tic“ abgibt.
Wie oben schon angedeutet, hat Acoustic Signature auch passend hochwertige Arme beigepackt: Der TA-2000, hier in Neunzoll-Ausführung, ist der große Bruder des TA-1000, der uns auf dem Tornado gut gefallen hatte. Er bringt noch feinere Lager in einem noch massiveren Kardanring mit, und das komfortable Antiskating mit Feder und Drehregler. Auf den ersten Blick teuer sieht der TA-5000 aus, den wir als Zwölfzöller bekommen haben. Sein Armrohr ist großkalibrig und besteht aus drei konzentrischen Kohlefaser-Schichten mit dämpfenden Zwischenlagen. Den vorderen Abschluss des Rohrs bildet ein einteilig aus dem Vollen gefrästes Pracht-Headshell. Hinten endet der Ausleger in einem mächtigen Lagerring mit Hybrid-Kugellagern des deutschen Herstellers SKF, die Stahl-Lagerringe mit Wälzkörpern aus Siliziumnitrid-Keramik kombinieren.
Beim Blick auf den Preis des Tonarms brennen mir kurz die Augen: 6300 Euro in Neunzoll-, 900 Euro mehr in Zwölfzollausführung. Aber das ist aktuell nur das drittgrößte Armmodell der Süßener. Und das auch nur, wenn man den Extremschwenker namens TA 10000 nicht mitzählt, der ab der High End 2024 das Programm oberhalb des 21.000 Euro teuren TA-9000 abrunden soll.
Vor diesem Hintergrund leuchtet ein, warum der Hersteller den 5000er noch zu den betont fair bepreisten Armen zählt. Immerhin kann jeder ihn kaufen, der über das nötige Kleingeld verfügt. Nicht so wie bei SME, deren „moderne“ Arme der Serien V, IV und 3xx schlicht gar nicht mehr zu bekommen sind. Weil SME beschlossen hat, sie nach Jahrzehnten am Markt plötzlich nur noch zusammen mit den hauseigenen Laufwerken zu verkaufen. Frohnhöfer freut’s vermutlich.
Warum Zwölfzoll-Arme gegenüber ihren normallangen Neunzoll-Geschwistern Vor- und potenziell auch Nachteile haben, und wie diese genau aussehen, können Sie in meiner Geschichte zum Acoustic Signature Tornado Neo nachlesen, die sich auf diesen Aspekt konzentriert. Die Hörvergleiche fanden damals mit zwei TA-1000 statt. Aber selbst ein TA-5000 ist in lang etwas weniger steif als in kurz. Nur dass sich der Unterschied jetzt irgendwo zwischen „sausteif“ und „extrem steif“ abspielt, mithin also viel eher zu vernachlässigen ist als beim dünneren Armrohr des 1000ers. Voll erhalten bleiben dagegen die geometrischen Vorteile, die man mit dem großen Arm sogar noch deutlicher hört: Auch etwas heiklere Systeme wie das oben genannte Transrotor spielen im TA-5000 satt, saftig und gehörmäßig komplett verzerrungsfrei.
Der TA-5000 ist ein begeisternder, hoch musikalischer Arm. Etwa wenn er „The End Of Days“ abspielt, das jüngste Album des britischen Songwriters Matt Elliott. Die sechs Songs sind an Dunkelheit kaum zu überbieten, bieten aber ein Festmahl für Ohren und Seele. Der Titeltrack beginnt – wie oft – mit Elliotts Konzertgitarre, die das Thema in wunderbar holzduftigem Ton vorstellt. Dann singt Elliott mit seiner behutsamen Bassstimme dazu, die sehr nah mikrofoniert ist und folglich den Raum überlebensgroß ausfüllt. Dabei erinnert er etwas an den späten Leonard Cohen, bevor schließlich Holzbläser übernehmen, während Kontrabass und Flügel weiterhin begleiten. Bei den Bläsern könnte es sich um mehrere Elliott-Spuren handeln, denn nur er steht mit „Sax“ in den Credits. Ich meine auch eine Klarinette zu hören, vielleicht ist es auch ein klarinettenartig klingendes Saxofon. Jedenfalls stimmen diese vereinten Bläser ein Klagelied von geradezu galaktischer Schwere an, das das Stück über die letzten paar von insgesamt zehn Minuten hypnotisch zu Ende wiegt. Danach, auf den fünf folgenden Stücken, wird es noch dunkler.
Was mit dem TA-5000 auffällt, sind der herrlich sonore Ton der Bläser und auch von Elliotts Stimme, die perfekten Proportionen der Konzertgitarre – nicht zu schlank, nicht zu fett oder gar dröhnig – und die bei so einer leisen Platte eher unerwartet vitale Dynamik. Etwa wenn dem Bassisten Jeff Hallam mal eine Saite gegen das Griffbrett schnalzt, oder Pianist und Produzent David Chalmin einen etwas lauteren Ton herausperlen lässt. Was auch intensiv rüberkommt, ist die großartige Akustik und paradiesische Ruhe von Chalmins einsam im Pays Basque gelegenen Studio-Landhaus. Der Acoustic Signature extrahiert eine großartige Dichte, Atmosphäre und Präsenz aus den Rillen der bei Optimal außergewöhnlich gut gepressten Platte.
Und doch bleibt ein Rest wiedererkennbaren Charakters im Klang des TA-5000. Was nicht stört, zumal dieser Charakter sehr gut in die Gesamtabstimmung passt: Bei dem vielstimmigen Holzbläser-Trauermarsch zum Beispiel nehmen sich die Saxophone einen Trichter voller Extrawärme. Und auch der im nächsten Stück einsetzende Weltuntergangs-Männerchor (ich schrieb ja: es wird dunkler) weicht ein wenig in Richtung Volumen von der Mittelspur kompletter Neutralität ab. Zwar viel schwächer ausgeprägt und auf insgesamt höherem Dynamik- und Auflösungsniveau, erinnert das an den Sound des zwölfzölligen TA-1000, der auch etwas wolliger klang als sein kurzer Kumpel. Auch ohne noch schnell einen kurzen TA-5000 zu ordern, würde ich wetten, dass der noch etwas straffer und schneller spielt. Wenn es das ist, was man sucht – super!
Andererseits bleiben beim Zwölfzöller der riesige Raum und die akkuraten Konturen innerhalb dieses Raums perfekt erhalten, was dem langen 1000er weit weniger perfekt gelang. Diese Cinemascope-Weite und der ganz leicht warme Ton passen wunderbar zusammen. Weshalb ich den TA-5000-12 mit einem feinstmöglich auflösenden MC auch nicht auf den Rücksitz hinten links, sondern auf den Standardplatz hinten rechts setzen würde. Wo ich einfach optimal vom Hörplatz aus rankomme, ohne mich zu verbiegen. Und was kommt dann auf den freien hinteren Platz? Das hängt vom Nutzungsverhalten ab. Wer gerade keinen Zweitarm braucht, ordert den Spieler mit ungebohrter Zweitbasis und genießt das Gefühl, jederzeit erweitern zu können, aber nicht zu müssen.
Für alle, die noch einen SME zuhause haben oder an einen drankommen, sei noch ergänzt, dass jedenfalls der 309 auf dem Verona Neo absolut fantastisch klingt und nebenbei richtig gut aussieht. Mit Vierern oder Fünfern wird es sich kaum anders verhalten. Anders als bei „meiner“ – eigentlich für AS-eigene Arme gefrästen – Neunzoll-Basis werden die Schwaben eine explizit bestellte SME-Basis aufs Zehntel genau richtig fräsen und mit Befestigungsgewinden versehen. Das Gleiche gilt für Linn-, Rega- und beliebige andere Arme mit deren Montagenormen. So können aus dem Verona NEO unzählige stilistische wie klangliche Varianten entstehen. Das Laufwerk bildet für alle eine unerschütterliche, unbestechliche Grundlage, über die man realistisch betrachtet nie wieder nachdenken muss.
Fazit Acoustic Signature Verona NEO
Auch deutsche Masselaufwerke gibt es mit vielfältigen, individuellen Klangausprägungen. Der Verona NEO klingt im positiven Sinn anders als die meisten anderen Schwergewichte: Er bildet eine kraftvolle, großformatige Klang-Grundlage, mit der selbst Subchassis-Fans auf ihre Kosten kommen. Und auf der sich die Qualitäten der montierten Arme und Systeme optimal ausdrücken können. Bei der Armbestückung zu sparen wäre folglich eine schlechte Idee. Wir würden im Fall von Budgetknappheit lieber zunächst einen bestmöglichen Arm nehmen anstatt zwei kompromissbehaftete.
Der Hersteller selbst bietet Toparme in reicher Auswahl und fräst die zweite Basis jederzeit passend zu, falls und wenn man sich für einen zweiten Arm entschieden hat.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Ein für ein Masselaufwerk ungewöhnlich lebendiger, druckvollem Klang |
| Sensationelle Laufruhe |
| Extrem flexibel hinsichtlich der Tonarmbestückung |
| Überragende Verarbeitung, im Alltag unkompliziert und anspruchslos |
Vertrieb:
AS-Distribution GmbH
Hillenbrand Strasse 10
73079 Süssen
www.acoustic-signature.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Acoustic Signature Verona NEO: ab 12.000 Euro
Acoustic Signature TA-2000 NEO: ab 3.000 Euro
Acoustic Signature TA-5000 NEO: ab 6.300 Euro
zusätzliche Armbasis + Armboard nach Wunsch: 700 Euro
Technische Daten
Acoustic Signature Verona Neo | |
---|---|
Konzept: | Masselaufwerk, Riemenantrieb |
Bestückung | bis zu zwei Tonarme möglich |
Plattenteller: | 310 mm, 11 Kilo mit 8 Silencer-Stiften |
Chassis: | 65 mm starke Sandwichkonstruktion aus MDF, Stahl & Multiplex |
Antrieb: | Drehzahlregulierter Doppelriemen-Antrieb mit Geschwindigkeits-Feineinstellung für Subteller |
Geschwindigkeiten: | 33 + 45 U/min |
Abmessungen (B x H x T): | 54,4 x 16,6 x 44,9 cm |
Gewicht: | 33,2 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mit und Gegenspieler:
Test MM-/MC-Phonovorstufe Soulnote E-1
Test: MM/MC-Phonovorstufe Rike Audio Natalija
Mehr von Acoustic Signature:
Test Plattenspieler Acoustic Signature Tornado Neo mit 2 x TA-1000 Neo und MCX-4