Heiner B. Martion, der Herr der Hörner, ist schon lange als Austeller bei der HIGH END dabei und schafft es doch beharrlich, außerhalb des M.O.C vorzuführen. So auch in diesem Jahr, wo die Martion Vorführungen erneut in einem Gebäude auf der Straßenseite gegenüber stattfanden. Hier bespielte Martion zwei Vorführräume.
Im unteren hatte er sein schon bekanntes Einhorn aufgebaut, das er mittlerweile auf einen sehr hohen Reifegrad gebracht hat. Das Einhorn ist eine Kombination aus Koax-Treiber mit 54 Zentimeter großem Mittelhochtonhorn und dem seit Jahrzehnten bewährten Basshorn der “großen” Orgon.
Das klingt wunderbar stressfrei-ausgewogen und dennoch explosionsartig dynamisch, wenn es die Aufnahme fordert. Außerdem liefert Martion das Einhorn mittlerweile fast nur noch in Aktiv-Varianten aus; so hat er noch etliche Einstellungs- und Anpassungsschrauben.
Die eigentlich Sensation aber spielte einen Stock höher, wo der Berliner ein Pärchen Prototypen seiner LOLA (Paarpreis: 3.800 Euro) aufgebaut hatte. LOLA ist schon von außen Kunst; ihre Technik steckt in einem 22 cm durchmessenden Rohr, dass durch jahrelange Lagerung im Hamburger Hafen eine schöne Rostpatina bekommen hat.
Innerhalb dieses Rohres steckt ein zweites, das den Stahl ruhig stellt. Technisch gesehen ist LOLA eine Zweiwege-Satellitenbox mit Koax, die durch einen Subwoofer ergänzt werden muss, weil sie nur bis 85 Hertz überträgt. Der eingebaute 20 cm Tiefmitteltöner könnte sicherlich auch weiter in den Basskeller runter, aber dafür bräuchte er ein größeres Volumen.
Außerdem soll LOLA ja sehr LAUT spielen können. Und das kann sie. In der 5 cm großen Schwingspule des Tiefmitteltöners ist der Druckkammerhochtöner der Orgon eingelassen – das ist fast schon so etwas wie die Gewähr für immensen Pegel.
Den zur LOLA gehörigen Subwoofer musste ich in der Demo erst einmal suchen – und fand ihn erst, als die ersten tiefen Töne einer Orgel im Raum standen. Beziehungsweise ich fühlte ihn. Das Sitzmöbel in der Raummitte namens LowFa war nämlich der Subwoofer.
Die Sitze waren an einer getarnten Bassrutsche mit einem 15 Zoll-Tieftöner mit Doppelschwingspule angebracht und vibrierten den geneigten Zuhörer bei ordentlich Pegel ganz schön durch.
Die Vibrationen sind nicht im Sinne des Erfinders und sollen noch abgestellt werden. Die Idee hinter LowFa aber ist bestechend. “Wir wollen den Bass zum Hörer bringen”, sagt Martion dazu.
In der Raummitte werden die Raumresonanzen viel weniger angeregt und durch die unmittelbare Nähe muss auch weniger Schalldruck aufgeboten werden. Das einzige, was gemacht werden muss, ist eine zeitliche Anpassung von Mittelhoch- zu Tieftonbereich. Doch das ist in den Zeiten moderner Aktivweichen mit allerlei Delay-Möglichkeiten kein Problem mehr.
Aber wie hat es jetzt geklungen? Überwältigend. Das gesamte Klangbild kam klar, ohne irgendeinen Stressfaktor und mit ungeheurer Dynamik und Strahlkraft. Und auch in einer Größe und mit einer Abbildungsgenauigkeit, wie man es diesen kleinen Röhren kaum zugetrauen würde.
Und dann dieser Bass. Hätte ich ihn nicht gespürt, hätte ich gesagt, dass dies die Demo mit dem mit Abstand besten Bass war: völlig unauffällig und dennoch kraftvoll dynamisch und – wenn es sein musste – mit einer Wucht, die mir die Tränen in die Augen trieb. Großartig.
Ich hatte mich schon vorher gewundert, warum sich so auffällig viele Journalisten-Kollegen aus dem asiatischen Raum bei Martion herumdrückten. Nach der Demo war es mir klar: die stehen einfach auf diese Art von Dynamik.
Also: Die Idee des Subwoofers “am Po und Ohr des Hörers” (O-Ton Martion) ist eine große, auch wenn an der Optik von LowFa vielleicht noch etwas gefeilt werden muss. Aber da gibt es ja allerlei Handlungsspielraum…
Der gesamte LowBeats Messe-Rundgang über die HIGH END 2018
Weitere Informationen (zumindest zum Einhorn) auf Martions Website