Erst 12 Jahre alt und trotzdem die Mutter aller Audio-Messen: Als gäbe es diesen Event schon seit Jahrzehnten. Das Hotel hat eindeutig schon bessere Zeiten gesehen und auch die Besucher sind fast alle vor 1968 geboren, zudem überwiegend männlich, viele mit Bart und nur wenige wirklich schlank. Trotzdem oder vielleicht sogar deshalb gilt das Rocky Mountain Audio Fest (RMAF) als die lustigste Veranstaltung dieser Art und Größe. Das RMFA bewahrt die an sich schöne Tradition, sich auf HiFi-Messen mit viel Zeit Neues wie Altbekanntes intensiv anzuhören, mit den Anbietern fachzusimpeln und Gleichgesinnte zu treffen. Und hier in Denver ist auch die Dichte der absurden Anlagen (in Kleinstauflage erstelltes High End für größere sechsstellige Dollar-Summen) besonders hoch. Und die Vorführer- meist bärtig natürlich – wirken ziemlich ungerührt beim Nennen der Preise (die wir übrigens in Dollar belassen haben). Im Folgenden haben wir eine kleine Dia-Show bemerkenswerter Komponenten oder Ketten zusammengestellt.
Die Verstärker auf dem Rocky Mountain Audio Fest
Gern gesehen und genommen (und offenkundig auch gehört) werden hier Röhren – vorzugsweise als Mono-Block. Trotzdem haben sie in der Regel zu wenig Leistung, um die angeschlossenen, ja meist hoch ambitionierten Lautsprecher angemessen zu treiben …
Voxativ 845 Mono Endstufe. Single-ended Schaltung mit 845 Ausgangsröhre: Preis: 17.500 Dollar (Foto: R. Kelly)
Modwright 845 DS Mono Endstufe. Single-ended Schaltung mit 845 Ausgangsröhre und 32 Watt. Preis: 50.000 Dollar (Foto: R. Kelly)
Kronzilla SX Mono-Endstufe mit den einzigartigen Riesen-Röhren und 50 Watt in einer Single-ended- Class-A-Schaltung. 23.000 Dollar das Paar (Foto: R. Kelly)
Endstufe vom Digital-Guru: Klassische Class A/B Mono-Endstufe von EMM Labs MTRX mit 1.500 Watt (Foto: R. Kelly)
Zesto Audio EROS 300 Monoblock. 150 Watt reines Class A mit 6 x KT88 als Ausgangsröhre. Kostenpunkt: 19.000 Dollar pro Paar (Foto: R. Kelly)
Airtight ATM-2001 Stereo-Endstufe mit 180W pro Kanal. Jeder Kanal mit sechs 6550 Röhren. Preis: 65.000 Dollar (Foto: R. Kelly)
D’Agostino “Mlife”. 200 Watt Vollverstärker mit 24bit/192kHz D/A-Wandler und höchsten Netzwerk-Qualitäten via Ethernet oder Wireless. Kostenpunkt: 49.900 Dollar (Foto: R. Kelly)
47 Labs: 4724 „Koma“ Laufwerk (14.500 Dollar) mit 4725 Tsurube Tonarm (2.250 Dollar). sakurasystems.com/reference/koma (Foto: R. Kelly)
JWM Karen 3: Origineller Holz-Plattenspieler für 1.500 Dollar (Foto: R. Kelly)
vpiindustries VPI Avenger: Laufwerk mit dem sehr aufwändigen “Magnetic Drive” und zwei 13 Zoll Classic 4 Tonarmen sowie einem 12-Zöller aus dem 3-D-Printer (!). Komplettpreis: 30.000 Dollar (Foto: R. Kelly)
Döhmann Helix 1 Laufwerk mit Spezial-Isolations-Basis von Minus K, einer Firma, die Mikroskope der US-Army vor den Erschütterungen der Atomversuche schützte. Oberhalb 2 Hertz soll die Isolation 99,9% betragen … Der Tonarm ist ein Modell von Schröder. Alles zusammen kostet 40.000 Dollar (Foto: R. Kelly)
Kein Plattenspieler, aber dafür zwei Teller, die sich drehen: Die legendäre Tonbandmaschine Technics RS 1500 (Foto: R. Kelly)
Die Lautsprecher im Vordergrund sind ein Entwurf von Siegfried Linkwitz: die LXmini. Diese Lautsprecher werden als Bausatz angeboten und mit DSP-Aktivweiche und zwei 80-Watt-Endstufen. Lautsprecher und Elektronik kosten gerade einmal 700 Dollar pro Paar (Foto: R. Kelly)
WRS EXP SE: Originelle Lautsprecher mit optimaler Form. Mit 5.000 Dollar aber nicht ganz günstig … (Foto: R. Kelly)
Links: Die ESS Labs 12 Zoll AMT Lautsprecher für 4.400 Dollar pro Paar, rechts die ESS Labs 10 Zoll AMT Lautsprecher für 3.900 Dollar pro Paar (Foto: R. Kelly)
Wie schon gesagt: Es geht hier sehr ungezwungen zu und nicht jede Kombination ist wirklich ernst zu nehmen. Aber es gab neben den üblichen Komplettausfällen auch einige echt gut klingende Ketten in Denver.
Die Fleischwerdung der überteuren Unfug-Anlage: Vapor Audio Perfect Storm White Lautsprecher ( 45.000 Dollar) mit LampizatOr 211 Mono-Endstufen à 20 Watt (single-ended Class A) für 9.650 Dollar pro Paar (Foto: R. Kelly)
Elektronik (von oben nach unten): PS Audio BHK Signature Vorverstärker. Ganz neu, sodass es noch keinen Preis gab. PS Audio PerfectWave DirectStream DSD DA: 6.000 Dollar. PS Audio PerfectWave Memory Player Transport: 4.000 Dollar. Auf dem Boden stehend: 2 x PS Audio BHK 300 Mono-Endstufen à 7.500 Dollar. Lautsprecher: YG Sonja 1.3: 106.800 Dollar /Paar (Foto: R. Kelly)
YG Acoustics Sonja 1.2 Lautsprecher (72.000 Dollar) mit Audionet Max Mono-Blöcken, die 400 Watt bereitstellen. Preis in den USA: 30.500 Dollar (Foto: R. Kelly)
Die German Physiks Carbon an einer Ayre-Kette bekam von Positive Feedback den Award “Best Sound Of The Show”. Gerade in einer schwierigen akustischen Umgebung macht sich das 360°-Abstrahlverhalten des eingebauten DDD-Wandlers besonders gut (Foto: R. Kelly)
Das US-Magazin Positive Feedback gab seinen Award an die deutsche Marke German Physiks
Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.