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Yamaha WXAD-10 innen1
Ein winziges Kästchen macht eine bestehende Anlage zu einer modernen: der Yamaha WXAD-10 für 150 Euro

Streamer Yamaha WXAD-10: kleines Ding, große Wirkung

Neulich hatten wir für einige Wochen die kompakte Aktivbox Nubert nuPro X 4000 (siehe Test) im Hörraum und zeitgleich gab es von Nubert eine Bundle-Aktion mit einer der unspektulärsten und dennoch überzeugendsten HiFi-Komponenten, die man für kleines Geld erstehen kann: den Streamer Yamaha WXAD-10. Also haben wir die Gelegenheit genutzt, ihn in diesem Rahmen noch einmal richig zu testen. Warum noch einmal richtig? Weil der WXAD-10 schon seit über zwei Jahren völlig unpretentiös seinen Dienst in der Redaktion verrichtet, wir das aber irgendwie als völlig selbstverständlich hingenommen und keine Zeilen darüber verloren haben.

WXAD-10 als Soundbar-Zuspieler
Fällt im Alltag kaum auf: die WXAD-10 rüstet auch jede Soundbar zu einem vielseitigen Streaming-System auf (Foto: Yamaha)

Völlig zu Unrecht. Der kleine Yamaha WXAD-10 ist eine geniale Maschine, die extrem vielseitig ist. Nicht nur, dass sie alle vorhandenen Anlagen Streaming- und Bluetooth-fähig macht – sie ist auch der Zugang zu Yamahas weiter MultiRoom-Welt namens MusicCast. Und das alles zu einem UVP von nicht einmal 150 Euro…

Aber es sind ja oft die kleinen Dinge, die das Leben lebenswerter machen. Der Yamaha WXAD-10 kommt immer dann bei LowBeats zum Einsatz, wenn mal schnell Musik gestreamt werden soll, ohne dass ein großes Setup notwendig ist. Das ist nicht nur bei Holger Biermanns Liebling, dem Vintage Receiver ONKYO TX2500 von 1975 der Fall, auch der NAD C 316BEE V2 oder Aktivboxen wie die Nubert nuPro X 4000 (die auch im Bundle mit dem WXAD-10 lieferbar sind) waren beziehungsweise sind dankbare Empfänger des Streamers, der kaum mehr Platz als die Grundfläche eines Bierdeckels (genauer: 130 x 45 x 106 mm (B x H x T) in Anspruch nimmt.

Yamaha WXAD-10 Front
Der Yamaha Streamer WXAD-10 ist gerade mal 13 cm breit und bringt bescheidene 226 Gramm auf die Waage (Foto: Yamaha)

Herzstück des WXAD-10 ist der bewährte Digital-Analog-Wandler PCM5121 von Burr-Brown. Dieser ermöglicht ein Hi-Res Streaming bis 24 Bit bei 192 KHz. Der Chip steckt auch in deutlich teureren Geräten, wie etwa in dem Wireless DAC NuForce WDC-200 oder dem Klipsch Gate. Schraubt man den WXAD-10 auf, dann ist der Prozessor unter dem WLAN-Modul versteckt.

Yamaha WXAD-10 innen1
Hidden Champion: Das vergleichsweise große WLAN-Modul verdeckt den ambitionierten DAC (Foto: A. Weber).

Aber glücklicherweise hat Yamaha für uns das gute Stück schön in Szene gesetzt:

Yamaha WXAD-10 DAC
Der mach die Musik: der Burr-Brown-AD-Wandler vom Typ PCM5121. Er kann Signale bis 24 Bit bei 192 KHz (ALAC) verarbeiten (Foto: Yamaha)

Das unscheinbare Kästchen aus dunkelgrauem Kunststoff ist ruckzuck per Cinchkabel mit den vorhandenen Komponenten verbunden. Die musikalische Kost kann dem WXAD-10 über den Netzwerkanschluss, per Bluetooth oder Airplay zugespielt werden. Die Stromversorgung wird per Mini-USB-Kabel zugeführt. Das ist praktisch, denn so entfällt die Suche nach dem Originalnetzteil, denn ein Allerweltsnetzteil (5V, 1 A) mit USB-A-Buchse, wie sie vielfach zum Laden von Handys verwendet werden, genügt auch. Anschlussseitig gibt es zusätzlich noch einen 3,5 Millimeter-Stereo-Klinkenbuchsenausgang und die bereits erwähnte RJ45-Buchse.

Yamaha WXAD-10 Rear
Funktional: Links neben den Cinch-Ausgängen befindet sich noch ein zusätzlicher 3,5 mm-Stereo-Klinkenbuchsenausgang. Rechts davon folgt der Zugang für kabelgebundenes Netzwerk. Praktisch ist es, dass die Stromzufuhr nach keinem Spezialanschluss verlangt, es genügt ein Mini-USB-Kabel, das von einem beliebigen USB-Netzteil (5V, 1 A) versorgt werden kann (Foto: Yamaha)

Versteckt hinter einem Gummideckel befindet sich nicht der erwartete SPDIF-Zugang, sondern eine Wartungsbuchse, die man tunlichst nicht belegen soll (warnt die Bedienungsanleitung). Auf der Unterseite sind die selten bis gar nicht gebrauchten Taster zur Einrichtung von Bluetooth und WLAN und zum Ausschalten des Geräts versteckt. Das war’s dann auch an Ausstattung, denn ein Display gibt es nicht, ebenso wenig eine Fernbedienung. Optische Lebenszeichen signalisieren nur drei kleine LEDs auf der Frontseite, die die Betriebszustände Bluetooth, Bereitschaft und Wi-Fi anzeigen.

Die Bedienung des WXAD-10

Der WXAD-10 will und soll ausschließlich via Smartphone oder Tablet per Yamaha MusicCast-App gesteuert werden. Und das ist ein großes Glück, denn uns begegnen im Testalltag alle möglichen und auch unmöglichen Apps zur Bedienung von Streamern, DACs, All-In-One-Geräten und anderem mehr. Viele dieser Apps können einem ganz schön den Tag vermiesen. Nicht so bei der MusicCast-App. Hier hat Yamaha viel Knowhow der vergangenen Jahre investiert. In der Zeit, in welcher der kleine Streamer nun bei uns zu Gast ist, hat er zudem mehrere Software-Updates erhalten.

Die Bedienung ist logisch und durchdacht, ohne dabei auf Komfort zu verzichten (siehe Slideshow unten). Die MusicCast App ist trotz ihrer Funktionsvielfalt gut zu bedienen, sämtliche im Netz dargebotenen Geräte wurden im Test dank DLNA sofort erkannt. Die Streamingdienste Deezer, Napster, Spoitify, Qobuz und Tidal werden nativ unterstützt, ebenfalls an Bord ist das Internetradio von TuneIn (airable) das nach einem Update Anfang 2019 den bisherigen Dienst vTune ersetzt. Die folgende Slideshow vermittelt einen Eindruck:

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MusicCast-App1
Übersichtlich: Die Yamaha App MusicCast lässt sich schnell begreifen, zudem unterstützt sie nativ alle wichtigen Streamingdienste. Dank DLNA ist ein passendes NAS automatisch eingebunden, das „Net Radio“ kommt seit Anfang 2019 von TuneIn (Screenshot: A. Weber)
MusicCast-App2
Wahlweise: Vom NAS zugespielte Titel werden in den Dateiformaten WAV (nur PCM), MP3, WMA, MPEG-4 AAC, FLAC, ALAC und AIFF akzeptiert (Screenshot: A. Weber)
MusicCast-App5
Vielfalt: Playlisten sind einfach und schnell angelegt. Die Darstellung inklusive der Cover ist übersichtlich und gut ablesbar (Screenshot: A. Weber)
Variabel: Die App steuert problemlos mehrere MusicCast-fähige Geräte im Netzwerk. In dieser Darstellung ist ein Gerät abgeschaltet, während auf dem WXAD-10 Musik von einem NAS läuft und auf der Yamaha MCR-N870D ein Stück von TIDAL zugespielt wird (Screenshot: A. Weber)
MusicCast-App3
Auswahl: Das Angebot von TuneIn, bei Yamaha „Net Radio“ genannt, ist gewohnt reichhaltig. Lieblingssender lassen sich leicht suchen, auswählen und abspeichern (Screenshot: A. Weber)
MusicCast-App4
Mitgedacht: In den Grundeinstellungen finden sich unter anderem so clevere Ideen wie die „Nachziehsteuerung“, die wahlweise dafür sorgt, dass sich die Lautstärke zwar schnell runter-, aber nur langsam raufregeln lässt (Screenshot: A. Weber)
MusicCast-App6
Selektion: Nur die wenigsten Musikfans werden alle Streamingdienstleister abonniert haben. Daher lassen sich ungenutzte Dienste, aber auch Quellen wie Bluetooth oder Server aus dem Startmenü entfernen (Screenshot: A. Weber)
WXAD-10
Typsache: Die Einstellung „Verbindungstyp“ hat Einfluss auf die Übertragungsgeschwindigkeit in einer Gerätegruppe. Soll also in allen angeschlossenen Räumen synchron der gleiche Sound laufen, kann hiermit im Bedarfsfall die Geschwindigkeit erhöht werden (Screenshot: A. Weber)
MusicCast-App8
Komfortabel: Wer eine App oder eine URL (zum Beispiel https://www.youtube.com) mit einem Eingang verbinden will, kann diese der gewünschten Funktion zuordnen …
MusicCast-App7
… bei einer App genügt es, wie in diesem Beispiel, in der Zeile URL Tidal:// einzugeben, dann wird bei der Anwahl von TIDAL (App) stets Airplay genutzt, ohne dass dies zusätzlich angewählt werden muss (Screenshots: A. Weber)
Vorwärts Zurück

Die MusicCast Software wird im kommenden Jahr bereits 15 Jahre alt und ist dementsprechend ausgereift. Das merkt man bei jedem Tastendruck. Dabei kam MusicCast zum Start gar nicht gut an, wie Raphael Vogt schon in seinem Test zum Yamaha RX-V779 bemerkte, denn Streaming war zum damaligen Zeitpunkt bei den Konsumenten noch nicht angekommen. Die Zeiten haben sich geändert, heute wird mehr gestreamt, als CDs über die Ladentische gehen oder MP3-Files gekauft werden. Vorteil für Yamaha ist nun der hohe Reifegrad – jüngst wurde auch Amazons Alexa in die Funktionalitäten integriert. Um nicht Inhalte aus dem Internet abzuschreiben, sei hier die Yamaha-Seite zum Thema MusicCast empfohlen. Dort wird der Kosmos dieses Multiroom-Soundsystems, auch unter Zuhilfenahme von Videos, mehr als ausführlich erläutert.

So klingt der Yamaha WXAD-10

Zurück zum Kleinsten aus der MusicCastWelt, dem Yamaha WXAD-10 und seinen klanglichen Qualitäten. Im Laufe der letzten Jahre hatten wir einige Komponenten mit ähnlicher Berufsbeschreibung in der Redaktion. Man ist ja immer erstaunt, was aus diesen doch meist recht günstigen Kistchen herauskommt. Das gilt auch für den Yamaha: eine Menge.

Der WXAD-10 klingt, wie er aussieht: nämlich im besten Sinne unspektakulär. Das heißt: Tonal ausgewogen, mit keiner Vorliebe für irgendwelche Bereiche, aber im Vergleich zu Top-Komponenten fehlt ihm ein bisschen der Glanz und die Transparenz. Ab und an erinnnerte mich sein Klangbild an den Sound von CD-Playern aus den späten Achtzigerjahren. Ein altes Folkrock Stück wie „My My, Hey Hey“ von Neil Young (Album: Rust Never Sleeps, via TIDAL HiFi) kam genau richtig: rockig, rauchig, kernig. Youngs Stimme hatte genau den Druck, den man von einem Rocksänger erwartet. Der Sound drumherum – es ist eine Live-Einspielung  – war erdig und habhaft. Aber auch unser klassisches Vorzeigestück, der „Die Geschichte vom Prinzen Kalender“ aus der Scheherazade von Rismky Korsakov (Orchester der Wiener Staatsoper unter der Leitung von Mario Rossi) machte mit dem kleinen Zauberkasten viel Spaß, weil es ihm gelang, die feinen Schwingungen der Geigensaiten überraschend authentisch zu transportieren. Für nicht einmal 150 Euro ist das absolut überzeugend.

Fazit

Wir haben auch nach zwei Jahren dauerhaften Betriebs keine Schwächen festgestellt. Wer für kleines Geld seine bestehende Anlage Streaming- und Bluetooth-fähig machen möchte und dabei nicht die allerhöchsten Klangansprüche hat, findet in dem wirklich ausgereiften Yamaha WXAD-10 das perfekte Tool. Eine dicke Kaufempfehlung.

Yamaha WXAD-10
2019/04
Test-Ergebnis: 4,6
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Habhafter, ausgewogener Klang
hervorragende Bedienbarkeit und Funktionalitäten
Einstieg in die Yamaha MusicCast-Welt
Kein SPDIF-Ausgang

Vertrieb:
Yamaha Music Europe GmbH
Siemensstrasse 22-34
25462 Rellingen
www.de.yamaha.com

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Yamaha WXAD-10: 149 Euro

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