Nubert Lautsprecher umgibt stets die Aura des Soliden. Auch das hier vorgestellte und getestete Modell Nubert nuPro X-4000 ist davon nicht ausgenommen. Das liegt nicht nur an den Boxen allein, sondern auch am Firmeninhaber und Namensgeber. Seit 1975 gibt es die „Nubert electronic GmbH“ und die hätte wohl noch um einiges wachsen können – wenn Günther Nubert denn gewollt hätte. Doch der geborene Schwabe wollte nicht, er blieb bei seinem „Leisten“ und hat damit sämtliche Krisen in der Branche mit Zuwächsen gemeistert.
Der Firmensitz ist wie eh und je in Schwäbisch-Gmünd, seine Produkte nur in Europa erhältlich. Erst 1995 begann er mit einem bundesweiten Direktvertrieb seiner Lautsprecherboxen. Im Jahr darauf testete LowBeats Kollege Jürgen Schröder das erste Paar Nubert für stereoplay und war begeistert: „Wir waren damals alle völlig von den Socken, wie haushoch die Box allen Konkurrenten überlegen war”, sagte er später in einem Interview mit der ZEIT. Günther Nuberts Erfolgsgeheimnis ist damit ausreichend beschrieben, er macht seit über 40 Jahren das, was er am besten kann: vergleichsweise günstige Lautsprecher. Das heißt aber auch: keine Expansion in die USA, keine unnötigen Spielereien, die Konzentration auf das Wesentliche.
Die Chassis der Nubert nuPro X-4000 kommen von Peerless, einst ein stolzes dänisches Unternehmen, heute eine Marke von Tymphany und „made in China”. Nubert macht daraus kein Geheimnis, weil es der Qualität überhaupt keinen Abbruch tut. Vielleicht sogar im Gegenteil… „Von einer In-House-Produktion würden unsere Kunden und wir nicht wirklich profitieren, weil es hochspezialisierte Hersteller gibt, die über ein unglaubliches Knowhow in der Fertigungstechnik verfügen und dadurch eine extrem hohe Serienkonstanz anbieten können“, sagt Nubert dazu. Seine Devise: „Nimm ein gutes Chassis und mach’ ein besseres daraus“. Was seinen Entwicklern bei der Nubert nuPro X-Serie bestens gelungen ist. Kunststück: Mit einer Aktivbox, bei der jeder Treiber von einer eigenen Endstufe angetrieben wird, lassen sich die Hoch- und Tiefmitteltöner optimal ausreizen.
Aktivlautsprecher sind bei Nubert seit 2011 im Programm. Von Anfang an hatte man auch eine professionelle Zielgruppe im Visier, die der Tontechniker. Diese benötigen neben der unverzichtbaren, unverfälschten Klangwiedergabe auch besondere Anschlüsse. Deshalb verfügt die Nubert nuPro X-4000 über einen AES/XLR-Eingang. Ein Wunsch, der im Nubert-Forum immer wieder geäußert und schließlich erhört wurde. Eigentlich kein Wunder, denn der Geschäftsführer von Nubert, Roland Spiegler, kommuniziert regelmäßig oft im Forum mit den Usern. So erfährt er ungefiltert, was der Kunde wünscht – und lässt diese Wünsche einfließen…
Gegenüber dem Vormodell ist jetzt auch die Kontaktaufnahme via Bluetooth inklusive aptX-Unterstützung hinzugekommen. Das wird weniger im Studio gebraucht, ist aber zuhause unbestritten sehr praktisch, ebenso wie die drahtlose Kopplung eines nuPro X-4000-Pärchens. Diese funken sich im 5,8 Gigahertzband zu, absolut verzögerungsfrei, ohne einen wahrzunehmenden Zeitversatz. Das ist komfortabel und passt in die Zeit: Technik gern unauffällig, besonders ohne störende Verkabelung ins heimische Wohnzimmer zu integrieren. Die Profis sind dankbar für den USB-Anschluss, die vier digitalen Eingänge machen auch den ambitionierten Laien glücklich. Zudem akzeptieren die Digital-Eingänge nun auch Signale bis zu 24 Bit/192 kHz. Für analoge Zuspieler wie etwa den Yamaha Wireless Streaming Adapter WXAD-10 (Test in Kürze), welcher auch im Bundle mit der nuPro X-4000 lieferbar ist, steht ein Cinch-Anschluss zur Verfügung. Eine USB-Typ-B-Buchse und ein Subwoofer-Ausgang runden das reichhaltige Anschlusspaket ab.
Wer im Übrigen der Funkverbindung nicht traut, kann auch weiterhin ein Boxenpaar mit den Linkbuchsen verbinden – ein passendes Kabel liegt jeder Box bei – wie auch ein ausgesprochen praktischer HDMI-auf-USB-Adapter. Der macht es möglich, den Ton eines Fernsehers an die Aktivbox zu übertragen und mit der TV-Fernbedienung zu regeln (ARC-Unterstützung notwendig). Im Inneren der Box steckt die gleiche Elektronik wie in der von LowBeats getesteten kleineren Schwester nuPro X-3000, jedoch mit mehr Leistung; nun können bis zu 180 Watt Sinus abgefordert werden.
Übernommen wurde auch die Gewebehochtonkalotte mit 25 mm Durchmesser. Auf 17 cm Durchmesser gewachsen ist der Tiefmitteltöner mit Polypropylen-Verbund-Membran (Vergleich X-3000: 15 cm). Der Tiefmitteltöner hat eine aufällig wulstige Sicke, wie man sie eher bei Subwoofern findet und die erstaunlich große Hubbewegungen erlaubt. Das schlägt sich sowohl im Maximalpegel als auch beim Tiefgang nieder: Bis zu 30 Hertz reichen unsere Messungen. Nach oben ist bei 22.000 Hertz Schluss. In beiden Modellen sorgt ein Limiter dafür, dass der Hochtöner keinen Schaden nimmt, wenn die Leistung mal voll abgerufen wird. Das heißt: Ab einem gewissen Pegel wird der Hochtöner einfach nicht mehr lauter. Die LowBeats Messungen zur Pegelfestigkeit belegen die Wirksamkeit des Limiters:
Zugenommen hat auch das Gehäusevolumen, das jetzt auf 17 Liter (Abmessungen: 32 x 20,5 x 26 cm (H x B x T) kommt, etwa ein Drittel mehr als bei der kleineren Schwester, aber immer noch ausgesprochen kompakt. Die X-4000 ist im Grunde die Nachfolgerin der A-300 aus der nuPro-Vorgängerserie, kann aber wegen der neuen Elektronik-Plattform wesentlich mehr iund ist auch optisch gereift. So sind die Treiber sind ohne sichtbare Schrauben in das Gehäuse integriert; diese liegen unter einem festen Gummiring, der Resonanzen und Reflektionen reduziert. Augenfällig auf der Front ist vor allem das bekannte Display, welches aber bei dieser Modellgeneration kein TFT mehr ist, sondern ein angenehm abzulesendes OLED. Es hilft bei der Grundeinstellung und zeigt den jeweiligen Betriebszustand an.
Anders als bei vielen herkömmlichen Aktivboxenpärchen steckt bei dieser Baureihe in jeder Box stets die komplette Verstärkerelektronik. Somit kann ein Lautsprecher auch einzeln betrieben werden. Das erklärt auch, warum bei jeder einzelnen nuPro X-4000 das reichhaltige Zubehör inklusive Fernbedienung enthalten ist.
Die Einstellung der Nubert nuPro X-4000
Die Grundeinstellungen sind relativ simpel und schnell an der Box via Gummitasten und dem genannten OLED-Display vorgenommen. Zunächst muss man entscheiden, welche Box den linken und welche den rechten Kanal des Stereosignals wiedergeben geben soll. Dann geht es ans Pairing. Hier gilt es nun im Setup-Menü festzulegen, welche der beiden Lautsprecher denn die Rolle des WLS-Masters spielen darf und wer sich als Slave fügen muss. Geschieht dies nicht, wird jede Box einzeln gesteuert, auch bei der Lautstärkeeinstellung. Damit ist dann eigentlich alles erledigt, denn sämtliche weiteren Einstellungen können via Bluetooth und der Nubert-App X-Remote vorgenommen werden, was komfortabler ist. Schade, dass die App sich nur im senkrechten Modus nutzen lässt, was mit dem Smartphone hinnehmbar, mit einem Tablet aber ein wenig nervig ist. Immerhin lässt sich die Darstellung vergrößern – siehe Slideshow:
Etwas eigentümlich ist, dass die gesamte Menü-Führung der App auf Englisch ist. Aber normalerweise sollte das ja heute kein Problem mehr sein. Zur Not gibt es ja die Nubert Hotline (0800 6823780). Aber eigentlich ist das Meiste doch selbsterklärend. Obwohl ich zuvor mit Nubert Produkten bisher nur wenig Berührungspunkte hatte, kam ich mit der Einstellung gut zurecht und empfinde sie als wirklich praxisgerecht. Auch die Einstellung der Filter ist kein Hexenwerk. Da sollte man seine Scheu abwerfen und diese unbedingt auch ausprobieren: So manches Dröhnproblem kann man mit einer geschickten Auslegung des Hochpassfilters umgehen. Für die Aufstellung auf dem Sideboard sollte man dagegen den 5-Band-Equalizer aktivieren. Auch ohne Messmikrofon kann man schnell feststellen, dass die Reduzierung des Pegels um 240 Hertz für mehr Klarheit in den unteren Mitten sorgt.
So klingt die Nubert nuPro X-4000
Die durchweg digitale Signalverarbeitung in allen nuPro X-Modellen hat das bei den Vorgängern öfters bemängelte Grundrauschen deutlich reduziert, selbst wenn man sehr dicht vor den Lautsprechern sitzt, was bei Nahfeldmonitoren ja bereits im Namen steckt. Das Klangbild ist unerwartet voluminös, der Raumeindruck erheblich größer, als es die kompakten Ausmaße erwarten lassen. Bei einem Blindtest würden die meisten Zuhörer mit Sicherheit auf deutlich größere Lautsprecher tippen. Die nuPro X-4000 dringen nicht nur auf dem Papier in den tiefsten Keller vor, sondern bringen auch im echten Leben das Tafelservice zum Klirren. Ein zusätzlicher Subwoofer dürfte von den wenigsten Kunden ernsthaft benötigt werden.
Ein Studiomonitor soll beziehungsweise muss von seiner Bestimmung her absolut neutral in der Wiedergabe sein. Die Nubert nuPro X-4000 klingt auch weitgehend neutral, gönnt sich aber einen recht kräftigen Bass mit warmem Grundton – was sicherlich einem derzeit herrschenden Klang-Ideal entspricht. Und trotzdem schafft es die X-4000, auch satte Bässe richtig knackig und präzise in den Raum zu stellen. Wer eine Idee bekommen möchte, zu was die X-4000 imstande ist, sollte mal eines der von uns im Hörraum stets griffbereiten Stücke von Infected Mushroom anspielen. So kernig, wie die Bassdrums von der Nubert in den Hörraum gedroschen werden, dürften wohl nur wenige Lautsprecher dieser Größenordnung agieren. Das war so herzhaft, dass wir Träger von Amalgam-Füllungen aus versicherungstechnischen Gründen eine Entbindung von der Haftung unterschreiben ließen, bevor sie in den Hörraum durften… OK, kleiner Scherz, wir sprechen hier schließlich von einem Nahfeldmonitor. Aber was die Nubert nuPro X-4000 an Pegeln liefert, ist wirklich außergewöhnlich.
Und nicht nur im Bass- und Pegelbereich kann die Kleine glänzen. Die saubere, bisweilen etwas “glatte” Mittelhochtonwiedergabe lässt auch raue Saxophone mit großer Neutralität erklingen. Auch gelingt es der X-4000 absolut überzeugend, das Charakteristische in den Stimmen herauszuarbeiten. Peter Gabriels “The Boy In The Bubble” (Album: Scratch My Back) macht Gänsehaut und holt den Zuhörer ganz dicht ans Mikro. Wie überhaupt die Raumdarstellung der Nubert sehr überzeugend, sehr plastisch ist. Aber das kannten wir ja von der kleinen X-3000 schon, die in den Mitten zudem um ein paar Nuancen leichtfüßiger und spielerischer klingt.
Und da knüpft sich natürlich diese Frage an: Die kleine X-3000 kostet 1.170 Euro, die etwas größere X-4000 knapp 400 Euro mehr. Gleiche Elektronik, gleiche Ausstattung, gleicher Hochtöner: lohnt sich der Aufpreis an dieser Stelle? Rein klanglich geht der Vergleich pari/pari aus. Die X-3000 klingt minimal feinsinniger in den oberen Mitten, die X-4000 kann nicht nur deutlich mehr Pegel und mehr Tiefgang, sie ist – wenn man den Pegelregler deutlich hochzieht – auch um einiges verzerrungsfreier. Das hört man.
Und damit ist es wie immer eine Frage der Anforderungen. Als keiner Monitor für den Rechner am Schreibtisch ist die X-3000 wahrscheinlich die bessere Wahl. Für alle, die auch mal die Kuh fliegen lassen wollen, sind die 400 Euro mehr für die X-4000 als gut angelegt…
Nubert nuPro X-4000: das Fazit
Ein Lautsprecherpärchen, das Spaß macht und die Frage aufwirft, ob man eigentlich jemals mehr gebraucht hätte. Wir waren ja schon bei der kleinen X-3000 voll des Lobes über deren Pegelmöglichkeiten. Die X-4000 legt noch einmal mehrere Pfunde drauf. Die schlaue Kombination aus Subwoofer-Tieftöner und Hochtöner plus Limiter erlaubt hier brachiale Pegel – ohne, das irgend etwas kaputt geht. Vielleicht nehmen die Ohren Schaden, wenn man zu dicht dransitzt…
Und wie auch der X-3000 können wir der größeren Schwester X-4000 eine wirklich praxisgerechte Bedienung per App und eine höchst erfreuliche Ausstattungsvielfalt attestieren. Im Grunde braucht es nur noch die Quellen wie einen Streaming-Client oder das Bluetooth-Smartphone und fertig ist die Anlage. Die neue Generation Nubert nuPro X ist hier tatsächlich auf neuestem Stand – was die X-4000 auch deutlich über die Vorgängerin A-300 erhebt. Und dass die 4000er dabei auch noch ambitioniert gut klingt, macht die Sache umso runder. Testergebnis: überragend.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Voluminöses, klares Klangbild |
| Umfangreiches Zubehör |
| Gemessen an der Größe sehr pegelfest |
| Günstig |
Vertrieb:
Nubert electronic GmbH
Goethestraße 69
73525 Schwäbisch Gmünd
www.nubert.de
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Nubert nuPro X-4000: 1.550 Euro
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