Der Genelec 8331 A ist das kleinste Modell aus der The Ones Aktivlautsprecher-Linie vom finnischen Spezialisten für Tonstudio-Monitore. Optisches Markenzeichen der Genelec The Ones sind ihre auffallend rundlich gestalteten Ganzmetall-Gehäuse aus Druckguss, die aus einer vorderen und hinteren Hälfte passgenau zusammengesetzt sind. Die ungewöhnliche Formgebung ist jedoch keineswegs als optischer Blickfang gedacht: Vielmehr beruht sie auf einer äußerst geschickten und zudem konsequenten Umsetzung des koaxialen Abstrahlprinzips – mehr dazu später im Kapitel Akustik.
Entwickelt wurde die The Ones Lautsprecherfamilie für qualitätsbestimmende Einsatzbereiche in der Tonproduktion. Obwohl alle drei Modelle recht kompakt ausfallen, bietet sich speziell der 8331 A mit seinen ultraknappen Abmessungen als Nahfeldmonitor bei beschränktem Platzangebot an – beispielsweise für kleine Projektstudios oder Übertragungswagen.
Einer der großen Vorzüge der The Ones Familie ist ihre schier unbegrenzte Integrationsfähigkeit in bestehende Audiosysteme. Das gilt sowohl in elektrischer Hinsicht für die gebotenen Anschluss- und Konfigurationsmöglichkeiten als auch für die verfügbaren Optionen zum Anpassen an das raumakustische Umfeld (Ortsfilter).
Bemerkenswert dabei ist, dass bereits der hier vorgestellte Genelec 8331 A als kleinstes Modell in Sachen Ausstattung keinerlei Abstriche macht: Basierend auf der gleichen Technik-Plattform wie seine beiden größeren Brüder, zeigt er sich ebenso anpassungsfähig wie diese – und ist damit definitiv kein Sparmodell.
Ist das The Ones Aktivlautsprecher-Trio bereits von Haus aus universell ausgerüstet, lässt sich ihr nutzbarer Funktionsumfang mit dem etwa 500 Euro teuren Genelec Loudspeaker Manager(GLM-)-Paket nochmals erheblich erweitern. Die Spanne reicht dabei von der automatisch durchführbaren, individuellen Optimierung an die jeweilige Raumakustik bis hin zur automatischen Schalldruckpegel-Eichung für Lautstärke-kalibriertes Monitoring.
Ein weiteres Highlight beim GLM ist das computerunterstützte Management beliebig kombinierbarer Lautsprecher-Arrays aus der Smart Active Monitor (S.A.M) Familie von Genelec. Einfaches Umschalten per Mausklick zwischen Stereo- und Surround-Setup ist damit ebenso möglich wie zwischen (pegelkalibrierten) Nah- und Fernfeldmonitoren. Da der GLM nicht nur eine Masterfader-Funktion mitbringt, sondern auch die Eingangsquellen-Umschaltung aller Lautsprecher übernehmen kann, macht er einen separaten Monitor-Controller überflüssig. Mehr dazu später im Kapitel GLM.
Genelec 8331 A: Akustisches Konzept
Bevor sich alles um die Technik des Genelec 8331 A dreht, möchte ich zunächst mal dem Entwicklerteam der The Ones Familie meine absolute Hochachtung aussprechen. Während meiner mehr als 40-jährigen theoretischen und praktischen Beschäftigung mit dem Thema Audio ist mir nicht ein Lautsprecher begegnet, der dermaßen konsequent durchkonstruiert war wie die drei Modelle der The Ones Familie. Sie sind nicht bloß “Schallwandler”, sondern vielmehr der physische Beweis für die Gültigkeit der Devise “form follows function”.
Das zeigt sich bereits beim akustischen Konzept – dem Stiefkind vieler HiFi-Lautsprecher. Ein professioneller Monitor wie der Genelec 8331 hingegen muss sicherstellen, dass die mit seiner Hilfe gemachten Arbeiten verlustlos transferierbar sind – sprich beim Endanwender unter unterschiedlichsten Bedingungen optimale Klangresultate erbringen.
Das gelingt nur dann, wenn der Tonschaffende primär das hört, was tatsächlich in der Aufnahme enthalten ist – und nicht, was der umgebende Raum hinzu reflektiert. Bedingung hierfür ist, dass sich der Toningenieur bei seiner Arbeit stets innerhalb des Hallradius befindet – der Bereich also, in dem der Direktschallanteil vom Lautsprecher gegenüber dem raumgeprägten Diffusschallanteil dominiert.
Das allerdings setzt voraus, dass der Monitor eine definierte Richtwirkung besitzt. Diese lässt sich am besten mit einer speziell geformten Schallführung (Waveguide) vor dem Lautsprecher erzielen. Dabei gelingt die akustische Anpassung der Membranfläche an die Umgebungsluft dann am besten, wenn der Waveguide möglichst großflächig ausfällt. Ebenso wie seine beiden größeren Brüder wurde der Genelec 8331 daher so gestaltet, dass sich der Waveguide über die gesamte Schallwand erstreckt – die maximal verfügbare Fläche also.
Die klassische, vertikale Chassis-Anordnung mit übereinander platzierten Tief-, Mittel und Hochtönern bildet naturgemäß keinen gemeinsamen Ursprung für das gesamte Tonsignal. Der räumliche Abstand aller Chassis zueinander verursacht abhängig von der gerade eingenommenen Hörebene stets mehr oder weniger große Laufzeitunterschiede.
Besonders im Nahfeldbereich macht sich das durch je nach Kopfposition unterschiedliche, spektrale Veränderungen im Klangbild bemerkbar, die vor allem im Bereich der Übernahmefrequenzen ziemlich störend ausfallen können. Koaxiale Mehrwege-Schallwandler sind daher besonders in Nahfeldanwendungen die überlegene Alternative: Sie schaffen nicht nur einen gemeinsamen Ursprungsort fürs Tonsignal, sondern weisen darüber hinaus auch ein achsensymmetrisches Abstrahlverhalten auf.
Allerdings sind auch die derzeit ziemlich gehypten Koaxiallautsprecher keineswegs frei von Schwächen. So musste ich während der Entwicklung unseres neuen Multiton-Messverfahrens für Lautsprecher einigermaßen überrascht feststellen, dass viele Koaxialsysteme im Hochtonbereich recht deutliche Intermodulationsverzerrungen (IMD) produzieren – diese fielen bisweilen um den Faktor 10 höher aus als bei separat montierten Hochtönern. Meist werden über diesen Umstand nicht viele Worte verloren, weil IM-Verzerrungen von der üblichen Klirrfaktormessung prinzipbedingt gar nicht erst aufgedeckt werden.
Hauptursache für solche Hochton-IM-Verzerrungen sind bewegte Flächen mit großer Auslenkung nahe der Hochtöner-Membran – wie sie beispielsweise durch kleine, langhubige Tiefmitteltöner bei Zweiwege-Koax-Lautsprechern gebildet werden. Dieser Tatsache waren sich die Genelec-Entwickler sehr wohl bewusst. Nicht umsonst also haben sie die Tieftöner bei allen The Ones Modellen vollständig von der Schallwand verbannt. Den durchschlagenden Erfolg dieser Maßnahme beweist nachstehender Vergleich der IM-Verzerrungsspektren vom Genelec 8331 A mit der ähnlich dimensionierten, ebenfalls koaxial arbeitenden KEF LS 50.
Eine weitere, typische Schwäche von koaxialen Schallwandlern ist ihre Anfälligkeit für durch Schallbeugung (Diffraktion) bedingte Frequenzgangfehler. Besonders gefährdet sind hierbei Konstruktionen, bei denen die Hochtonkalotte im Zentrum unmittelbar an die Mitteltönermembran heranreicht. Jede mechanische Unregelmäßigkeit, jeder Überstand macht sich hier sofort in entsprechenden Frequenzgangwelligkeiten bemerkbar.
Auch dieses Problem lösten die Finnen beim Genelec 8331 A und seinen Brüdern auf äußerst elegante Weise: Präzise Passringe aus speziellem, hochelastischem Weichkunststoff sorgen, trickreich eingebettet zwischen Hochtonkalotte und Mitteltonmebran, für einen quasi nahtlosen, mechanischen Übergang. Auf die gleiche elastische Weise koppelt auch die Mitteltöner-Membran an den von der Schallwand gebildeten Waveguide an. Das Ergebnis ist eine vom Hochtöner bis hin zum äußeren Rand der Schallwand durchgehend homogene Fläche.
Eines der wohl ungewöhnlichsten Merkmale der “The Ones”-Monitore ist zweifellos die Unterbringung ihrer Tieftonsysteme. Alle drei Modelle setzen hierbei auf jeweils zwei gleichgroße Chassis mit ovaler Membran, die sich, quer eingebaut, bei vertikaler Aufstellung oberhalb und unterhalb des koaxialen Mittelhochtöners hinter der Schallwand “verstecken”. Frontal erfolgt die Schallabstrahlung über gleich große, akustisch abgestimmte Kammern mit lippenförmigen Austrittsöffnungen, rückseitig hingegen arbeiten beide Basschassis auf ein gemeinsames Gehäusevolumen mit nach hinten austretender Bassreflexöffnung.
Beim Genelec 8331 A messen die Tiefton-Chassis jeweils 130 x 65 Millimeter. Ihre Membranzentren zeigen sich dabei so angeordnet, dass die beiden parallel angesteuerten Treiber die angestrebte Gesamt-Abstrahlcharakteristik unterstützen.
Zu einem schlüssigen, akustischen Konzept gehört auch, dass Lautsprecher ihre Umgebung mechanisch so wenig wie möglich anregen. Schließlich will man den Schall von den Membranen hören – nicht aber von den Möbelstücken oder dem Boden, auf dem die Lautsprecher ruhen.
Alle “The Ones”-Modelle sind daher mit einer trickreich gestalteten, elastischen Aufstelleinrichtung versehen, die das Gehäuse vom Untergrund mechanisch weitestgehend entkoppelt. Ist eine horizontale Aufstellung der Lautsprecher gewünscht, so lässt sich die Iso-Pod genannte Entkopplungs-Mimik auch um 90 Grad versetzt anbringen.
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