AperionAudio? AperionAudio! Den US-Lautsprechern eilt ein guter Ruf voraus. Hierzulande gab es schon einige euphorische Berichte und auch LowBeats konnte nach dem Test der beiden Bravus-II-Subwoofer vom Januar 2020 viel Gutes berichten. Die Direktvermarktungs-Profis aus den USA glänzen immer mit trickreichen Ideen und mit hoch attraktiven Gehäusen. Die Marschrichtung ist klar: Guter Klang muss auch optisch zum modernen Wohn-Ambiente passen. Hierzulande vertreibt der ebenfalls auf Direktvertrieb abonnierte HifiPilot aus Eisingen die hübschen Schallwandler und stellt mit ihnen auch preislich attraktive Pakete zusammen. So wurde aus dem zunächst angedachten Test der Standbox AperionAudio Novus T5 doch ein bisschen mehr. Weil immer mehr Menschen auch Mehrkanalton zuhause erleben wollen, kombinierten wir die T5 mit dem Center der Serie (namens C5) und dem hervorragenden Bravus II 10D Subwoofer. Die passenden Rearspeaker ließen wir außen vor, weil sie prinzipbedingt nicht unbedingt die gleiche Tonalität wie die Hauptlautsprecher haben müssen. Das 3-er Test-Set harmoniert erwartungsgemäß perfekt. Doch es gab Überraschungen.
Die Lautsprecher des Test-Sets in der Übersicht:
Modell | Novus T5 | Novus C5 | Bravus II 10D |
Konzept | Standbox 2-Wege BR | Center 3-Wege geschlossen | Subwoofer BR |
Übertragungsbereich | 55 – 30.000 Hz | 90 – 30.000 Hz | 30 – 350 Hz |
Abmessungen (B x H x T) | 20,0 x 95,0 x 27,0 cm | 48,5 x 18,6 x 23,2 cm | 34,5 x 38,0 x 34,5 cm |
Besonderheiten | BR-Rohr in Schlitzform | echte 3-Wege-Konstruktion | 2 x 25 cm Passiv-Membranen |
Farbvarianten | Schwarz oder Weiß Seidenmatt | Schwarz oder Weiß Seidenmatt | Schwarz oder Weiß Seidenmatt, Schwarz Hochglanz |
Stückpreis | 695 Euro | 490 Euro | 690 Euro |
AperionAudio Novus T5: das Konzept
Der eindeutige Star bei der T5 ist ihr Gehäuse, das auf seine Art wirklich mustergültig gemacht ist. Die AperionAudio Designer haben hier eine wunderbar leichte Handschrift bewiesen. Gerundete Kanten in Verbindung mit den filigran wirkenden (aber festen) Fuß-Auslegern lassen den Lautsprecher fast schweben. Das Wandmaterial besteht durchgehend aus 16 mm starkem MDF, das ausreichend Festigkeit und Dicke mitbringt, um all die schönen Kantenfräsungen umzusetzen. Und intern ist die Säule natürlich mit Verstrebungen gegen starke Vibrationen verstärkt. Soweit noch alles normal.
Zwei Punkte aber stechen heraus: Die Gehäusewände sind aufwändig miteinander verschleift; man sieht nicht einmal den Ansatz einer Nut – großartig. Der zweite Punkt ist die ebenfalls sehr aufwändig gestaltete Bassreflex-Konstruktion, die nicht wie üblich in einem Rohr an irgendeiner Stelle aus dem Gehäuse tritt, sondern in Form eines länglichen Schlitzes auf der Front. Dieser ist gut 23 cm lang und mündet in einer Art flachem Horn:
Technisch ist die AperionAudio Novus T5 eine 2-Wege Bassreflex-Box mit einer quasi-symmetrischen Anordnung: Der Hochtöner sitzt zwischen den beiden Tiefmitteltönern im 13,5 cm Format. Weil die beiden Tiefmitteltöner parallel laufen, erhöht sich der Gesamt-Wirkungsgrad der T5 auf erfreuliche 87 Dezibel (1Watt/1 Meter). Gleichzeitig wird durch Auslöschungen der Abstrahlwinkel zur Decke und zum Boden hin deutlich eingeschränkt. Das ist durchaus gewollt. Zum einen “trägt” der Schall dann weiter, zum anderen verbessern Decken- und Bodenreflektionen den Klang nur in den seltensten Fällen…
Bei der Technik kommt die Schattenseite des aufwändigen Gehäuses zum Tragen. Weil sie den Preis nicht ausufern lassen wollten, griffen die AperionAudio Entwickler hier zu den etwas günstigeren Komponenten: Modelle wie die 25 mm Hochtonkalotte oder die 13,5 cm Tiefmitteltöner mit Aramid-Membranen findet man so oder ähnlich auch in Lautsprechern weit unterhalb der 1.000-Euro-Schallgrenze.
Auch die Frequenzweiche blieb nicht komplett vom Rotstift verschont. Allerdings gönnt man der T5 gute (und sogar AperionAudio-gelabelte) Folienkondensatoren. Die Weiche trennt Hoch- und Tiefmitteltöner etwa bei 2.000 Hertz und hat noch eine nette Besonderheit im Gepäck: Zieht man die Steckbrücke am Terminal heraus, wird der Hochtöner breitbandig um etwa 3 Dezibel leiser. Das ist dann die Variante für “hallig” klingende Wohnräume.
Die T5 in der Praxis
Trotz etwas günstigerer Technik haben die AperionAudio Entwickler mit der T5 einen erstaunlich pegelfesten und verzerrungsarmen Schallwandler geschaffen. Die LowBeats Messungen ergaben einen Maximalpegel von etwa 110 Dezibel (1 Meter Abstand). Das ist absolut klassengerecht und ermöglicht auch bei deftigen Kino-Filmen ein beeindruckendes Erlebnis.
Erreicht haben die Ingenieure den hohen Schalldruck mit einem Trick: Sie lassen die T5 nicht ganz so tief in den Basskeller hinabsteigen wie es die meisten anderen Standboxen dieser Klasse vermögen. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil und eröffnet bei der Aufstellung mehr Optionen – Bass vom Hörraum kommt ja in der Regel reichlich hinzu. Und in unserem Falle hatten wir ja auch noch einen Subwoofer…
Die solide Impedanz und die vergleichsweise moderaten Phasendrehungen prädestinieren die T5 auch zum Zusammenspiel mit günstigeren Verstärkern. Mir persönlich hat die Kombination mit dem Atoll IN 50 Signature mit am besten gefallen. Auch deutlich teurere Amps konnten hier nicht deutlich besser performen – einfach, weil die T5 so wenig Ansprüche an den Verstärker stellt.
Dieses Verhalten nährt die Hoffnung, dass die T5 auch mit kleineren AV-Receivern gut harmoniert. Mit unserem Cambridge Audio CXR120 jedenfalls tönte es ebenfalls überzeugend: Nicht ganz so fein und luftig, aber mit mehr Kraft von unten…
Center AperionAudio Novus C5 und Subwoofer Bravus II 10D
Der Center der Novus-Familie ist im Gegensatz zur Standbox ein echte 3-Wege-Kombination mit dem schon bekannten Seidenkalotten-Hochtöner sowie kleinen Mittel- wie Tieftönern mit Aramidfaser-Membranen. Die Verwendung einer (vergleichsweise aufwändigen) 3-Wege-Kombination ist klug, denn die üblichen Center dieser Klasse ähneln eher dem Aufbau der T5. Nur liegen dann die Tiefmitteltöner – weil man einen Center naturgemäß lieber quer legt – nebeneinander. Und das führt beim Hören zu deutlich vernehmbaren Auslöschungen, wenn man den Kopf stärker nach links oder recht bewegt.
Der Aufbau des C5 ist also vorbildlich – wie auch das Gehäuse, welches wie bei der T5 mit einem perfekten Schleiflack versehen ist. Auch hier ist die Suche nach Nuten oder erkennbaren Übergängen zwischen den einzelnen Brettern sinnlos – es gibt sie nicht. Super.
Bei genauer Betrachtung ist der C5 genauso kompromisslos wie gut gemacht. Seine Doppelbass-Bestückung verhilft ihm zu ordentlich viel Schalldruck, aber seine Basswiedergabe ist von Haus aus eingeschränkt und endet bei etwas 80 – 90 Hertz. Und das ist gut so. Denn die meisten Musik- und Filmfreunde werden ihren Center direkt an die Wand stellen oder (wie wir bei LowBeats) im Regal “einbauen”. Bei solchen Aufstellungen verstärkt sich der Bass durch die Reflektionen der umliegenden Wände sowieso. Und die ganz tiefen Bässe überlässt man bitteschön dem Subwoofer.
Seite 1 AperionAudio Novus Set: T5, C5
Weiter auf Seite 2: Zusammenspiel, Hörtest, Fazit, Bewertung