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Test AperionAudio Novus T5 und C5: Mehrkanal mit viel Harmonie

Apropos: dem Subwoofer des Sets, dem AperionAudio Bravus II 10D, hatten wir schon im Januar einen ausgiebigen Test gewidmet. Seine Besonderheit sind die beiden Passiv-Membranen im 25 cm Format, die den eigentlich „aktiven“ Bass bei der Tiefstton-Erzeugung unterstützen. LowBeats Tester Raphael Vogt bemängelte lediglich seine etwas sparsame Ausstattung, klanglich aber, vor allem wenn es um sauberen Tiefbass geht, hatte er nur lobende Worte für den schicken Basswürfel.

AperionAudio Bravus II 10D Passivmembran
Der AperionAudio Bravus II 10D in einer eleganten Sonderfarbe. Auch sein Gehäuse-Finish ist exzellent. So einen Subwoofer kann man auch schon mal sichtbar hinstellen… (Foto: AperionAudio)

Aufstellung & Zusammenspiel

Wir hatten bei der Positions-Findung der T5 erfreulich wenig Mühe. Tendenziell hat sie etwas mehr Oberbass, aber wenig echten Tiefbass. Mit einer Aufstellung ziemlich dicht an der Rückwand ergab sich in zwei Hörräumen das vollständigste Klangbild.

Die wichtigste Frage bei solchen Sets lautet: Wie passen Hauptbox und Center tonal wie dynamisch zusammen? Antwort in diesem Falle: bestens. Kleine Unterschiede gibt es wegen der unterschiedlichen Bestückung und der unterschiedlichen Größe natürlich immer. Aber ich empfand das Set als klanglich absolut rund. Bei Schallereignissen, die quer durchs Bild wandern, ergibt sich keinerlei Bruch. So muss es sein.

Bei der Aufstellung des Subwoofers lohnt es sich, etwas Mühe aufzuwenden. Wer den Bravus II 10D nicht über den Prozessor einen größeren Receivers entzerren kann, wird feststellen, dass Verschiebungen im 10 cm Bereich schon Enormes bewirken: Der Bass klingt zwischen matschig und sauber.

Hat man die Möglichkeit, den Subwoofer über den LFE-Ausgang des Receivers zu filtern, ist man klug beraten, die Übergangsfrequenz zwischen Hauptbox und Center sowie Subwoofer etwas höher als die üblichen 80 Hertz (besser: 120 Hertz) zu legen. Boxen als auch Center danken es einem, wenn sie möglichst wenig Bass verarbeiten müssen. Und im Falle der T5 bekommt man damit auch ihre recht saftigen Oberbässe etwas geglättet.

Wir haben einiges ausprobiert. Das Ergebnis war am Ende nahe an der tonalen Perfektion. Viel mehr System-Harmonie kann man für das Geld nicht erwarten.

Vor dem Hintergrund der neun 3D-Tonformate wie Dolby Atmos oder DTS:X bietet AperionAudio auch für die T5 Lautsprecheraufsätze, die Deckenkanäle simulieren sollen. Das sieht etwas eigenwillig aus, funktioniert aber zuverlässig. Allerdings schlagen die Aufsätze mit dem Namen Novus A5 mit weiteren 490 Euro (Stückpreis) zu Buche.

AperionAudio Novus T5 mit DA-Aufsatz
Die T5 im Zusammenspiel mit dem Center C5 und den 3D-Aufsätzen A5 (Foto: AperionAudio)

Hörtest AperionAudio T5 plus C5 plus Bravus II 10D

Wir starteten mit den T5 im Stereo-Durchgang, bei dem sich die zarten Säulen als wunderbar ausgewogen entpuppten. Der etwas „warm“ klingende Oberbass gab ihrem Auftritt sofort einen sympathischen Anstrich. Männerstimmen, Streicher, Gitarren: all das beherrscht die T5 mit einer packenden Intensität. Die Abbildung ist nicht ausufernd, aber realistisch.

Sollte man der AperionAudio Novus T5 einen Musikstil zuordnen, dann den der Singer/Songwriter. Ein Album wie New Lore von Sean Rowe muss man bis zum Ende anhören. Weil die kleine Standbox in der Lage ist, das Wesen der Musik perfekt zu transportieren.

Die Gitarre klingt absolut echt, der Hochtöner besticht durch seine feine, luftige Spielweise – ohne jemals harsch aus der Rolle zu fallen. Hier haben die hochdämpfenden Seidenkalotten gegenüber den heute modernen „harten“ Kalotten aus Keramik oder Aluminium durchaus ihre Vorzüge.

Cover Art Sean Rowe "New Lore"
Plattencover Sean Rowe New Lore (Cover: Amazon)

Jene wiederum punkten mit einer höheren Antrittsgeschwindigkeit und besserer Dynamik. Entsprechend tut sich die auf Harmonie gezüchtete T5 etwas schwer, bei groben Bläsersätzen oder wilden Schlagzeug-Soli mit den Vorzeige-Boxen dieser Klasse mitzuhalten. Eine B&W 603 S3, eine Canton B100, eine KEF Q950 oder eine Magnat Signature 707 bieten alle mehr Kick beim Schlag auf die Bassdrum oder auch deutlich mehr Zwerchfell-Massage bei wohligem Elektropop à la Yello oder Infected Mushroom.

Deshalb ist die Anschaffung eines ganzen AperionAudio-Sets eine gute Idee. Vor allem das Hinzuschalten des Subwoofers legt den Schalter um: Auf einmal öffnet sich der Raum, alles bekommt mehr Struktur und Gestalt und auch die Hiebe auf die Bassdrum haben plötzlich mehr Kraft und Durchzug. Der exzellente Bravus II 10D zeigte auch in diesem Test a.) wie gut er ist und b.) dass ein sauber abgestimmter Subwoofer auch in einem klassischen Stereo-System vieles besser macht.

Mit dem Einschleifen des Centers C5 wechselten wir auf Mehrkanal-Aufnahmen und hier überwiegend auf Konzertmitschnitte. Natürlich haben wir auch all die Dolby 3D-Trailer, die spektakulärer kaum sein können. Doch das AperionAudio-Set ist auf Musik getrimmt. Wer vor allem dynamische Action-Filme mit berstender Tiefton-Dynamik erleben möchte, ist mit einem Klipsch-Set oder Ähnlichem ganz sicher besser bedient.

Ich indes legte David Gilmours Konzert Live At Pompeii ein und machte, was ich schon ewig nicht mehr getan habe: Ich sah mir die gesamte Blu-ray an. Am Ende war ich erschöpft, aber irgendwie auch glücklich.

David Gilmour Live At Pompeii
David Gilmour Live At Pompeii entführt den Zuschauer in faszinierende Pink-Floyd-Welten

Das AperionAudio-Set nimmt den Zuhörer auf eine angenehm bewegende, fast schmeichelnde Weise mit. Der Center C5 schafft eine wunderbare Detailvielfalt und bei aller Spielfreude bekommt man doch die einzelnen Gitarren-Riffs nicht direkt auf die Nase gedrückt, sondern bleibt als Zuhörer in der ersten oder zweiten Reihe. Die meisten meiner Mithörer empfanden das als sehr wohltuend.

Fazit

Die Subwoofer von AperionAudio sind – zumindest unter der Vorgabe, dass viel Musik gehört wird und nicht nur Ballerfilme angesagt sind – immer eine superbe Empfehlung. Der Center C5 ist ebenfalls exzellent und harmoniert bestens mit den Standboxen T5. Und auch diese feierten bei uns einen sauberen Auftritt. Allerdings empfinde ich sie als etwas zu teuer geraten. Tonal sind sie richtig gut, aber in Bezug auf Maximalpegel, Tiefgang und Auflösung gibt es in ihrer Preisklasse starke Alternativen. Ob die dann allerdings so gut aussehen…?

So fällt das Ergebnis unterschiedlich aus: Die Standboxen sind gut, ragen aber nicht aus der Masse ihrer Klasse heraus. Sie gefallen vor allem durch ihren Chic und durch tonale Intensität. Und sie haben noch einen gewaltigen Vorteil: Die T5 sin weniger aufstellungskritisch als die meisten anderen Standboxen dieser Klasse. Das macht sie für die Aufstellung im hübschen Wohnzimmer noch attraktiver.

Das Mehrkanal-Set indes punktet auch noch mit einem richtig guten Preis/Leistungs-Verhältnis. Für gar nicht so viel mehr Geld bietet es einen spürbaren Zugewinn an Kraft & Erlebnis. Wer viel Musik hört und ab und an auch Filme erlebnisnah schauen möchte, bekommt hier eine erstklassige Alternative geboten, die – auch das ist nicht selbstverständlich – richtig hübsch anzuschauen ist.

Tonal stimmig mit feinen Höhen
Erfreulich hoher Maximalpegel von 110 dB
Exzellente Gehäuseverarbeitung
Wenig Tiefbass

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
AperionAudio Novus T5: 1.390 Euro
(Schwarz oder Weiß seidenmatt)

 

AperionAudio Novus Set
T5, C5, Bravus II 10D
2020/08
Test-Ergebnis: 4,3
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Wunderbar ausgewogener, breitbandig samtiger Klang
Sauberer, tiefer Bass. Hohe System-Harmonie
Exzellente Gehäuseverarbeitung
Spartanische Ausstattung des Subwoofers

Vertrieb:
HifiPilot GmbH
Höhenstr. 7
75239 Eisingen
www.hifipilot.de

Stück-Preis (Hersteller-Empfehlung):
AperionAudio Novus Set:
Novus T5: 695 Euro
Novus C5: 490 Euro
Bravus II 10D: 690 Euro

Im Test erwähnt:

Test: AperionAudio Bravus II 12D und 10D Subwoofer
Exklusivtest KEF Q950: Koax-Standbox für 1.550 Euro
Test Vollverstärker Atoll IN 50 Signature: volle Klangpracht für 750 Euro
Test Cambridge Audio CXR120: der audiophile AV-Receiver

 

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.