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Test Børresen 01: Kompaktlautsprecher vom anderen Stern

Die Detailverliebtheit setzt sich an der obere Platte fort. Die besteht aus einem dreidimensional gefrästen, massiven Stück Alu, das sich im hinteren Bereich an die Form der Säule anschmiegt. Und natürlich ist sie genau so exzellent lackiert, wie das Bodenkreuz. In den Vertiefungen für die Darkz sind Filzpolster eingepasst.

Die aus massivem MDF bestehende, mattschwarze Frontplatte ist mittels CNC-Technik in Form gebracht. Sie bildet genau definierte Schallführungen für die Chassis. Zudem hat sie zur Entkopplung einen schmalen (< 1 mm), kaum sichtbaren Abstand zum eigentlichen Gehäuse. Das ist mir erst viel später aufgefallen. Natürlich ist auch das Teil des Plans und dient u.a. der Resonanzkontrolle.

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Borresen 01 von unten
Selbst von unten betrachtet ist alles Clean und perfekt gestaltet. (Foto: F. Borowski)
Borresen 01 Ständer
Die Rückseite der Stands: Das Perspektive könnte täuschen. Die Stands sind nach hinten nicht offen, sondern mit einem konkaven Gegenstück zur Außenform verschlossen. (Foto: F. Borowski)
Borresen 01 Ständer
Die „Flaschenöffner“ dienen als Diffusoren. (Foto: F. Borowski)
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Auf Abbildungen der Rückseite sind Ihnen vermutlich auch die wie Flaschenöffner aussehenden Aluteile ins Auge gefallen. Sie dienen als Diffusoren zur Vermeidung von Strömungsgeräuschen der Bassreflexports. Auch das sind natürlich eigens angefertigte Teile und bis ins kleinste Detail sauber verarbeitet.

Die gesamte Konstruktion, Lautsprecher und Standfüße, ist optisch nahezu komplett schraubenlos. Weder sieht man die Chassis-Befestigung, noch Schrauben an der Rückseite und auch nicht an den Stands. Nur die vier Füße haben je drei kleine Öffnungen mit Inbus-Madenschrauben zur Fixierung. Der Look ist eindeutig skandinavisch geprägt. Die Lautsprecher wirken schlank, grazil, edel und wertvoll, ohne dies aber in die Welt hinausschreien zu wollen. Das ist für mich pure Eleganz.

Die Technik der Børresen 01 – Hier ist nichts normal

Der geschlossene, magnetostatisch arbeitende Hochtöner ist mit einem Membrangewicht von unter 0,01 g ultraleicht. Möglicherweise hat nur der Lichtbogen von Ionenhochtönern eine noch geringere Masse. Aber denen gegenüber hat der Børresen-Hochtöner eine vielfach größere Membranfläche. Als Antrieb kommen sehr starke Neodym-Magneten zum Einsatz.

Borresen 01 Ribbon Tweeter
Der Folienhochtöner bietet eine große Membranfläche und ist ultra-leicht (Foto: F. Borowski)

Wirklich außergewöhnlich ist aber das Magnetsystem des Tiefmitteltöners. Es handelt sich um den ersten elektromagnetischen Lautsprecherantrieb seit dessen Erfindung vor über 100 Jahren, der komplett ohne Eisen auskommt. Und das ist insofern von Bedeutung, weil Eisen unter anderem die elektrischen Parameter der Schwingspule ungünstig beeinflusst. Und das auch noch ständig variierend, in Abhängigkeit zur Schwingspulenposition im Magnetspalt, was zu Verzerrungen führt.

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Borresen 01 TMT
Die Membranen der 15 cm Tief-/Mitteltöner bestehen aus zwei hauchdünnen Schichten Karbon, die innen und außen auf einer Nomax Wabenstruktur aufgebracht sind. Sie verzichtet auch die meist übliche Dustcap und wiegt gerade mal 5,5 Gramm. Der Korb des Tiefmitteltöners wird von der aufgesetzten Schallwand verdeckt (Foto: Børresen)
LowBeats @ Borresen Acoustics Bass
Seitliche Ansicht des Tief-/Mitteltöners. Gut zu erkennen ist das Magnet-Sandwich, welches von sechs kräftigen Schrauben zusammengehalten wird. Die Magneten würde ohne sie durch ihre Abstoßung wie ein Geschoss durch den Raum fliegen (Foto: Frank Borowski)
LowBeats @ Borresen Acoustics Magnet
In der Rückansicht ist zu erkennen, dass der Magnetspalt nach hinten völlig offen ist. Auch das mindert Kompressionseffekte (Foto: Frank Borowski)
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Der Børresen-Antrieb besteht aus vier gegenüberliegenden Neodym Ringmagneten, mit denen die magnetischen Flusslinien über zwei massive Kupferringe gedrückt werden, die hier als Polstücke (und gleichzeitig als Kühlkörper) fungieren. Die Kupferringe reduzieren zugleich die Induktivität der Schwingspule auf 0,04 mH, was laut Børresen weniger als 10% des Wertes herkömmlicher Treiber ist. Die geringe Induktivität sorgt für eine schnellere und verzögerungsfreie Beschleunigung, was sich entsprechend auf die Abbildung und Auflösung auswirkt. Außerdem bedeutet es für den angeschlossenen Verstärker weniger Phasendrehungen und Impedanz-Schwankungen.

Last but not least sorgen diese elektrischen Besonderheiten für eine Abschwächung der typischen Impedanzerhöhung im unteren Frequenzbereich durch die Abstimmungsöffnungen (die Børresen hier bewusst nicht „Bassreflex“ nennt). Ganz nebenbei nutzt Børresen als Trägermaterial für die Schwingspulen Titan, das nicht nur sehr leicht und steif ist, sondern auch den beispielsweise von Aluminium-Trägern im Magnetspalt erzeugten Hysterese-Effekt vermeidet.

Borresen 01 Frequenzweiche
In der top-bestückten Frequenzweiche setzt sich der hohe Børresen-Anspruch ebenfalls fort (Foto: F. Borowski)

Die Darkz Resonance Gerätefüße…

… sind ebenfalls ein wichtiger Teil der Abstimmung. Und zwar einer, den der Kunde selbst beeinflussen kann. Der Aufbau ist vergleichsweise simpel: Drei Metallscheiben werden mit je drei Kugeln auf Abstand gehalten. Eine zentrale Schraube sorgt dafür, dass die Scheiben nicht auseinander fallen und die Kugeln nicht auf nimmer Wiedersehen hinters Sofa kullern. Aber die Schraube fixiert die drei Scheiben nicht mit Druck auf den Kugeln. Alles bleibt in sich etwas beweglich. Der Druck soll allein von der darauf platzierten Komponente erzeugt werden. Børresen empfiehlt die Darkz auch als Geräteuntersetzer und verwendet sie im Titan-Rack der Børresen-eigenen Marke Ansuz (zu der auch die Darkz gehören).

Es geht bei den Darkz nicht um Stoßdämpferwirkung, wie bei Lösungen mit weichen Materialien oder Federn beabsichtigt. Die Darkz sind ein Weg zur „mechanischen Erdung“, oder anders ausgedrückt, zur gezielten Ableitung und Umverteilung der unvermeidlich überall von den Gerätschaften erzeugten Schwingungen, die sich parasitär verbreiten. Resonanzen entstehen primär durch die Lautsprecher, aber auch in der Elektronik, in Netzteilen, Steckdosenleisten und Kabeln (es gibt auch Darkz Kabelhalter).

Das Besondere an den Darkz ist die jeweilige Materialkombination und Oberflächenbeschaffenheit der unterschiedlichen Modelle und der dadurch bedingte Einfluss auf den Klang. Hierbei betreibt Børresen einen unter finanziellen Gesichtspunkten scheinbar vollkommen irrationalen Aufwand, wodurch letztendlich der enorme Preis der Darkz von bis zu 920 Euro pro Stück entsteht. Der Grund dafür ist, dass es sich dabei – sozusagen – um keine exakte Wissenschaft handelt. Es gibt jedenfalls keine Forschungsgrundlagen, mit denen beispielsweise über mathematische Formeln und ein PC-Programm bestimmt werden könnte, welche Materialmischung die besten Ergebnisse für die jeweilige Umgebung liefert. Alles muss in endlosen Versuchsreihen per Gehör und im Try-and-Error-Verfahren ausprobiert werden. Das braucht seine Zeit.

Aber ich möchte festhalten: Es ist wirklich erstaunlich, dass jede derzeit verfügbare Darkz-Variante feine, aber klar nachvollziehbare Klangunterschiede zutage fördert. Egal, ob unter den Lautsprechern oder der Elektronik.

Ich habe natürlich nicht alle möglichen Kombinationen hören können, aber zum Test standen mir die „Standard“-Darkz mit der Bezeichnung C2t und die aktuellen Topmodelle T2Supreme zur Verfügung. Die erstgenannten bestehen aus Aluminium mit einer tief in die Oberfläche reichenden Härtung, sowie Titan-Kugeln. Die Scheiben der T2s bestehen aus Titan, die im Teilchenbeschleuniger mit verschiedenen Elementen wie Zirconium und Wolfram tiefenbeschichtet werden. Mir liegt dazu eine ausführliche Beschreibung des zuständigen Wissenschaftlers in der Universität Aarhus vor, in der alles genau beschrieben wird, inkl. Qualitätskontrolle. Der Aufwand ist wirklich enorm.

Darkz-Cross-section
Querschnitt eines Darkz. Zu sehen sind die verschiedenen Lagen der unterschiedlichen Materialien, die mittels Teilchenbeschleuniger auf atomarer Ebene mit dem Trägermaterial verbunden werden (Bild: Børresen/Universität Aarhus)

Man kann sich natürlich fragen, ob der hohe Aufwand und der klangliche Zugewinn die Kosten tatsächlich rechtfertigt, oder ob es nicht mit geringerem produktionstechnischen Aufwand möglich ist, ähnlich gute Ergebnisse zu erzielen. Ws soll ich sagen? In der von mir getesteten Kombination waren die T2s Darkz unter den Lautsprechern klanglich tatsächlich eindeutig überlegen. Die C2t Darkz wurden deswegen aber nicht arbeitslos, sondern brachten weiteren klanglichen Zugewinn under dem Exogal Ion PowerDAC und unter dem Auralic Streamer. Bei meinem Besuch bei Børresen, wo wir ebenfalls eine Versuchsreiche mit Darkz durchgeführt hatten, zeigte sich mir ein sehr ähnliches, stets klar nachvollziehbares Bild.

Einspielen und Positionierung

Die 01 sind relativ aufstellungskritisch, was unter anderem mit ihren klanglich extrem fokussierten Eigenschaften zu tun hat. Von der Rückwand sollte mindestens 50 cm Abstand gehalten werden (gemessen zur Rückseite der Box). Der seitliche Wandabstand ist weniger kritisch. Tatsächlich empfiehlt Børresen sogar, die Boxen mit der maximal möglichen Basisbreite aufzustellen, wobei der seitliche Wandabstand geringer ausfallen könnte. Die Lautsprecher sollten dann recht stark eingewinkelt werden, sodass man am Hörplatz gerade eben noch die Innenseiten der Boxen sehen kann.

Der Einspielvorgang der farbrikneuen Lautsprecher ging innerhalb der ersten zwei bis drei Tage mit sehr deutlichen Veränderungen einher. Beinahe schon dramatisch. Wer da noch behauptet, so etwas wie einen Einspielvorgang gäbe es nicht, bekommt von mir höchstens ein mitleidiges Lächeln. Im Laufe der nächsten Woche entwickelte sich das Klangbild noch weiter, wenn auch in feineren Schattierungen.

Die Zeit der zweiten Einspielphase nutzte ich, um die ideale Position für die Børresen 01 in meinem relativ kleinen (20 m²) Hörraum zu finden. Das lief am Ende auf Zentimeterarbeit hinaus. Dank des geringen Gewichts und der flachen Füße konnte ich die Speaker wunderbar einfach hin und her schieben. Am Ende landete ich bei einem Abstand zur Rückwand von 63 cm und rund 50 cm von den Seitenwänden. Die Basisbreite beträgt 2,30 m, der Hörabstand zu jeder Box 2,0 m. Das deckt sich ziemlich genau mit meinen Hörgewohnheiten. Ich bezeichne das als Semi-Nahfeld. Auch bei der Einwinkelung landete ich schließlich genau bei der Empfehlung der Anleitung.

Damit stehen die 01 im Vergleich zu meinen KEF Reference 1 etwa 30 cm weiter auseinander (bzw. näher zu den Seitenwänden) und 25 cm weiter von der Rückwand entfernt. Das auch mal als Ermunterung, zu Hause mit der Position der eigenen Lautsprecher zu experimentieren. Da tut sich immer sehr viel mehr, als man denkt…

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.