Der 02. Februar 2019 war der Tag, an dem sich meine HiFi-Welt auf den Kopf zu stellen begann. Es war ein Samstag und ich schlenderte durch die Gänge des Hamburger Hotels Holiday Inn, auf den Norddeutschen HiFi-Tagen 2019 nach interessanten Neuheiten stöbernd. Tatsächlich wurde ich an diesem Tag in besonderem Maße fündig, was mir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht in vollem Umfang klar war: Ich entdeckte die Marke Børresen aus Dänemark. Genauer: die Kompaktbox Børresen 01.
Nur wenige Takte Musik über diese Lautsprecher reichten aus, um mich für einige Stunden zu fesseln. Was dann folgte, habe ich ansatzweise schon in meinem Børresen-Besuchsreport im April erzählt; ich konnte es jedenfalls kaum erwarten, die Kleinen als Testlautsprecher auch bei mir hören zu können. Aber gut Ding will wohl Weile haben: erst im Juni kam eine Palette mit den in drei Kisten verpackten Børresen 01. Das Fest konnte beginnen.
Der Preis für ein Pärchen Børresen 01: ab 25.500 Euro, abhängig von der Ausstattung mit den dazu passenden „Darkz Resonance Control“, von denen je drei Stück unter jeden Lautsprecher zur Ankopplung an die Stands gehören. Darauf komme ich noch zu sprechen. Der Preis kann damit auf über 30.000 Euro steigen.
Derart viel Geld für „so kleine Lautsprecher“ schreckt natürlich ab und begrenzt die Käuferschicht enorm. Wie sich gezeigt hat, kommt der Preis aber nicht von ungefähr. Doch der Reihe nach. Das Modell 01 ist mit seinen Abmessungen von 36,8 x 18,4 x 41,5 cm (H x B x T) die kleinste Børresen-Box. Allerdings gehört der Ständer mit zum klanglichen Konzept der Kleinen und der addiert noch einmal 73,5 Zentimeter hinzu.
Darüber gibt es derzeit die Standlautsprecher 02, 03 und 05, die alle noch mal deutlich kostspieliger sind. Die Preisliste reicht bis in den sechsstelligen Bereich, womit sich der dänische Hersteller auf dem selben Parkett bewegt wie Magico, Wilson Audio, TAD, Estelon und andere Hersteller exotischer Superboxen.
Der Aufbau der Børresen 01
Die Installation ist ein Kinderspiel, weil sie – für Lautsprecher dieser Klasse gänzlich unüblich – so schön leicht sind. Das gilt auch für die Standfüße, von denen einer gerade mal 6,5 kg auf die Waage bringt. Zudem sind die Stands vormontiert. Einfach vorsichtig aus dem Karton nehmen und am Aufstellungsort platzieren, fertig. Es müssen keine Spikes o. ä. montiert werden, da die 01-Ständer, wie auch alle Børresen-Standlautsprecher, über vier flache und bodenschonende Füße verfügen, die zum Kippelausgleich justiert werden können.
Auf der Oberseite befinden sich drei Vertiefungen, in die die Darkz-Koppler gelegt werden. Die Unterseite der Lautsprecher ist ebenfalls mit solchen Vertiefungen ausgestattet. So braucht man die Box lediglich auf die in den Stands platzierten Darkz absenken und das war’s dann auch schon.
Zum Anschluss besitzen die 01, wie alle Børresen-Speaker, Single-Wire Terminals für Bananenstecker. Auch das sind Eigenentwicklungen. Die Buchsen bestehen aus massivem Messing und sind aus klanglichen Gründen mit möglichst wenig Material/Masse aufgebaut. Selbst wenn genug Platz auf der Rückseite wäre, würde ihnen niemals einfallen, dicke, vergoldete Terminals zu verbauen, so Børresen Vertriebsleiter Frits Dalmose. Auch Bi-Wiring kommt für die Dänen nicht in Frage.
Die 01 haben eine mittlere Impedanz von 6 Ohm, wobei der Impedanzverlauf vor allem beim Bass sehr gleichmäßig und verstärkerunkritisch ist. Den Wirkungsgrad gibt Børresen mit 86 dB bei 1Watt/1Meter an. Aber das ist wohl sehr großzügig interprtiert: Die Speaker spielen deutlich leiser als meine KEF, die auf reelle 85 dB kommen. Ein Wirkungsgrad von 82 – 83 Dezibel ist realistisch und somit sind kräftige Verstärker ab 100 Watt angebracht.
Vor diesem Hintergrund sind Impedanz und Phase eines Lautsprechers wichtig.Ein Maximum von lediglich 14 Ohm bei 25 Hz und 10 Ohm für den sekundären Resonanzport bei 80 Hz sind eher ungewöhnlich; normalerweise haben ventilierte Boxen in diesem Bereich immer deutlich höhere Impedanzausschläge und Phasendrehungen. Der relativ steile Peak bei etwa 1,7 kHz (bedingt durch unterschiedliche Treiberimpedanzen und die Frequenzweiche) ist laut Michael Børresen unkritisch, da hier erheblich weniger Energie benötigt wird.
Die Børresen 01 sind nicht nur kleine Technikwunder, sondern auch gestalterisch Kunstwerke. Das fängt schon bei den Standfüßen an, die allein einen Preis für herausragendes Produktdesign verdient hätten.
Und nicht nur für das Design, sondern auch für die Konstruktion. So besteht das Bodenkreuz mit den vier Füßen nicht etwa aus einem Stück geschnittenem Stahlblech oder Alu-Guss mit dem für Alu so typischen (wie billigen) Längsschliff, sondern ist aus einem massiven Block gefräst, anschließend poliert, Silber Metallic lackiert und mit Klarlack versiegelt. Und zwar auf allerhöchstem Niveau.
Die Säule: Hier handelt es sich nicht einfach, wie bei den allermeisten Lautsprecherständern, um einfache Rohre oder zurechtgesägte Holzpfosten. Stattdessen wird ein relativ dünnes Holzpanel in die (ungefähre) Form einer Flugzeugtragfläche gebogen und im hinteren Bereich mit einem weiteren, konkav gebogenen Stück abgeschlossen. Die sich daraus ergebende relativ leichte Konstruktion ist nicht nur optisch ein Traum, sondern auch äußerst stabil und resonanzarm. Es muss nicht immer schiere Masse sein, wenn man etwas von Resonanzkontrolle versteht.
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