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NuPrime AC-4 Rückseite
Mit seinem pfiffigen 4-fach Netzfilter im Midi-Format will NuPrime das Thema "sauberer Strom" lösen. Der AC-4 schafft das in vielen Situationen und ist dafür mit 850 Euro gar nicht teuer...(Foto: NuPrime)

Test Filter-Steckernetzleiste NuPrime AC-4: mehr Leichtigkeit im Klang

LED-Netzteile, Kühlschränke, TVs, Router: Es gibt dutzende Verbraucher in unseren Haushalten, die dafür sorgen, dass der Strom nicht immer so sauber ist, wie wir ihn uns wünschen. Vielen Haushaltsgeräten ist das mehr oder minder egal, doch nur die wenigsten der auf besten Klang getrimmten HiFi-Komponenten haben von Haus aus eine effektive Strom-Filterung eingebaut und laufen daher bei schlechten Strom-Bedingungen unter ihren Möglichkeiten. Der Digitalspezialist NuPrime hat daraus jetzt Konsequenzen gezogen: Sein aktiver Netzfilter Nuprime AC-4 soll die Störer effektiv aus dem Klanggeschehen heraushalten…

LowBeats Kollege Raphael Vogt ist völlig unverdächtig, irgend einem highendigen Voodoo-Thema anheim zu fallen. Und als in der Redaktions-Konferenz beschlossen wurde, dass er einen Netzfilter (den Gordian von Lab 12) testen sollte, gingen bei ihm erst einmal skeptisch die Augenbrauen hoch. Aber dann ging er die Sache wie üblich hochprofessionell an: Er interviewte die öffentlichen Stromversorger (und bekam heraus, dass der Strom bis zum Haus in der Regel ziemlich sauber ist) und prüfte das Gerät auf Herz und Nieren – um es anschließend zu kaufen. Seitdem ist seine gesamte Anlage sorgsam stromgefiltert.

Es macht also Sinn, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Bei LowBeats haben wir ja verschiedene Hörraume in verschiedenen Stromkreisen. Und der „Verschmutzungsgrad“ ändert sich zudem noch mit der Uhrzeit. Ein schwieriges Feld. Wenn der Strom wirklich sauber bei 230 Volt liegt und von keinerlei Schaltnetzteilen moduliert wird, ist das Hören ohne Netzfilter natürlich besser. Aber wann hat man schon einmal den „reinen“ Strom?

Ich hatte eine Zeitlang den sogenannten Netzgeräuschanalysator von IsoTek (Blue Horizon) im Einsatz und habe damit quasi jede Steckdose in unseren Räumen „analysiert“. Ich weiß nicht, was genau dort analysiert, dazu schweigt sich IsoTek Chef Keith Martin aus. Aber das Ergebnis war niederschmetternd. Fast immer hatte ich Vollausschlag, der mir sagen wollte: bitte unbedingt netzfiltern. Was ich dann auch tat – mit dem IsoTek EVO3 Aquarius. Der sorgte dafür, dass der Analyser im grünen Bereich blieb und machte das Klangbild meist ruhiger, samtiger.

Das Konzept des NuPrime AC-4

Und damit sind wir bei NuPrime, beziehungsweise beim NuPrime AC-4. Der US-amerikanische Digitalspezialist mit Fertigungstätten in Taiwan hat bei seinen hochgezüchteten Komponenten natürlich ebenfalls Probleme mit den völlig unterschiedlichen Strom-Zuständen seiner Käufer weltweit. Für die große DAC Vorstufe namens NuPrime Evo One entwickelte er daher eine effiziente Filterung und dachte sich dann: Warum das Konzept nicht auch für andere Komponenten zugänglich machen?

Aus dieser Frage entstand der NuPrime AC-4 Netzfilter. Sieht aus wie ein klassisches HiFi-Gerät, ist verarbeitet wie ein HiFi-Gerät und wiegt mit 3,2 Kilo auch fast so viel. NuPrime selbst nennt dern AC-4 einen „Conditioner“ – was aber nicht ganz richtig ist. Denn der AC-4 filtert nur; ein Conditioner (wie wir sie von Accuphase oder Burmester kennen) generiert aktiv ein saubere Versorgungsspannung und braucht dafür die Potenz einer großen Endstufe.

NuPrime AC-4 Totale
Der AC-4 ist ein Netzfilter, der aussieht wie ein klassisches HiFi-Gerät. Auch seine Abmessungen entsprechen jenen der NuPrime Mid-Size-Komponenten (BxTxH): 33,0 × 25,3 × 7,4 cm (Foto: NuPrime)

Ausgelegt ist der AC-4 für – man hätte es erraten können – vier angeschlossene Komponenten. Allerdings sind es eher 2+2 Anschlüsse, denn sie sind für unterschiedliche Anwendungen konzipiert und auch unterschiedlich gefiltert: zwei Anschlüsse für große Stromverbraucher, zwei für den kleineren Strombedarf.

NuPrime AC-4 Anschluss
Zwei Ausgänge für leistungsfordernde Komponenten wie Vollverstärker und Endstufen mit maximalen Bedarf von kostant 10 Ampere (15 Ampere Peak) sowie zwei weitere für Quellgeräte oder Vorstufen mit maximalem Bedarf von konstant 3 Ampere beziehungsweise 8 Ampere Peak (Foto: H. Biermann)

Aber es liegt nicht nur am Strombedarf, auch die Filterung ist komplett unterschiedlich. Die beiden Quellgerät-Stecker haben laut NuPrime ein LC-Filter 7. Ordnung, das eigens für Geräte dieser Kategorie entwickelt wurde. Wichtig ist vor allem bei Digital-Komponenten auch die Filterung nach hinten – also was wird von CD-Player, Streamer & Co an digitaler Verschmutzung erzeugt und ins Netz eingespeist? Es gibt ja nicht wenige Spezialisten, die behaupten, diese digitalen Verschmutzer in der Anlage seien das größte Problem. Eine so aufwändige Netzfilterleiste wie die NuPrime AC-4 muss natürlich auch diesen „Schmutz“ wegfiltern.

NuPrime AC-4 Filter
Je ein Filter für zwei Steckdosen: In der Mitte die beiden High-Power-Ausgänge mit geringerer Filterwirkung und  Spulen mit 1.6 mm² Kupferdraht-Wicklung, die einen optimalen Sromfluss garantieren. Links die deutlich steileren Filter für die Quellgeräte oder Vorstufen. Weil hier keine höheren Ströme fließen, dürfen die Spulen zur Filterung auch etwas weniger Querschnitt im Draht haben (Foto: NuPrime)

Wie genau die Filter arbeiten, darüber schweigt man sich bei NuPrime aus. Schade. Und vier Dosen insgesamt scheint jetzt nicht so viel zu sein: In der Regel wollen doch Plattenspieler, Phonostufe, Streamer und womöglich CD-Player versorgt sein. Hier aber liegt die Lösung auf der Hand: Für die kleinen Stromverbraucher kann man problemlos noch eine „normale“ Leiste in den AC-4 einstecken und so die Anzahl vergrößern. Die Filterwirkung bleibt erhalten. Und was ebenfalls Teil des Systems ist: ein Überspannungsschutz hält die Hand schützend über Ihre highendigen Schätzchen…

Ebenfalls richtig klasse ist die Ausstattung des NuPrime AC-4. Das beginnt bei den vergoldeten, wirklich exzellenten (und verdammt teuren) Furutech FPX Netzbuchsen, die den Steckern besten Kontakt und guten Halt bieten. Hinzu kommt ein Trigger Ein- und Ausgang, um den AC-4 mit anderen NuPrime-Komponenten gemeinsam ein- und ausschalten zu können.  Sehr auffällig und sinnvoll ist das Display auf der Front, das genauestens über die aktuelle Netzspannung, den Strom sowie die Leistungsabgabe informiert.

NuPrime AC-4 Display
Alles Wichtige auf einen Blick: das Display des AC-4 gibt Auskunft über die jeweilige Netzspannung und die abgeforderte Leistung (Foto: NuPrime)

Allerdings sind die Farben der LEDs recht hell, damit man es auch von der Ferne gut sehen kann. Wenn man gern bei gedimmten Licht Musik hört, wirkt das störend. Aber weil man diese Information ja auch nicht ständig braucht, lässt sich das Display per Schalter auf der Rückseite abschalten.

NuPrime AC-4 Bedienung
Mit dem Kippschalter hinten oben links lässt sich das Display abschalten. Den Schalter hätte ich mir vorn gewünscht – im schlechtesten Fall ist der NuPrime AC-4 im Rack eingebaut und man hat Schwierigkeiten, auf die Rückseite zu gelangen (Foto: H. Biermann)

Und noch ein Plus des AC-4: Er ist ja nicht nur top verarbeitet und sehr kompakt, sondern sieht auch noch irgendwie raffiniert aus. Die massige, geschwungene Front ist in dieser Preisklasse zumindest einmal ungewöhnlich.

NuPrime AC-4 Frontplatte
Die angeschrägte Frontpartie verleiht dem NuPrime AC-4 ein Gesicht (Foto: H. Biermann)

Der Hörtest

Wir üblich bei diesen Tests muss man ihn an mehreren Orten und in verschiedenen Anlagen durchführen. Das habe ich getan. Das heißt: der AC-4 hat sich bei mir zu Hause, im kleinen LowBeats Hörraum (Bild) wie auch im großen an jeweils unterschiedlichen Komponenten beweisen müssen. Erstaunlich war, dass sein Einsatz in allen drei Konfigurationen eindeutig herauszuhören war. Wie oben schon beschrieben, war es mit dem IsoTek EVO3 Aquarius genauso. Allerdings klingt der AC-4 anders: Der IsoTek macht alles etwas ruhiger, der NuPrime macht das Klangbild schlanker, feiner und meistens plastischer.

NuPrime AC-4 Hörraum
Der NuPrime AC-4 im kleinen LowBeats Hörraum auf dem Pioneer A-70 DA und neben der Dynamikks Model 12 (Foto: H. Biermann)

Beim wirklich sehr gut aufgenommenen Unplugged Live (in Melbourne) Album von Courtney Barnett klingt schon der Applaus sehr gut. Dann diese irgendwie spröde Stimme von Courtney Barnett. Über den AC-4 Netzfilter klang der Applaus feiner, richtiger und die Stimme ebenfalls feiner und deutlich plastischer. Auch die Gitarre wirkte dreidimensionaler. Imsgesamt hatte ich den Eindruck von einer – wenn auch nur leicht – gesteigerten Raumtiefe. Eine so deutliche Wirkweise hätte ich nicht erwartet – zumal ich dieses Ergebnis in allen drei Test-Situationen nachvollziehen konnte.

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Ganz ohne Nebenwirkungen aber ist auch dieser Rausch nicht: Der AC-4 macht es oberum feiner und plastischer, nimmt aber untenrum etwas Energie raus. Bei den üblichen Hörtest-Stücken von Infected Mushroom, Yello & Co wirkten die Bässe im Gegensatz zum Musikhören ohne Filter etwas schlanker und minimal gebremst.

Ich für meinen Teil kann mit dieser Einschränkung gut leben; ich mag es im Bass lieber knochig als satt. Aber das ist Geschmackssache. Unterm Strich war und ist der AC-4 vor allem im kleinen LowBeats Hörraum ein echter Schritt nach vorn und ich höre hier seit dem Test nur noch „mit“.

Fazit

Wohl dem, der zu Hause kaum Netzverschmutzer hat und so keinen Netzfilter braucht. Doch so eine Idealsituation ist selten: Allen anderen empfehle ich, den NuPrime AC-4 zumindest einmal auszuprobieren. Das Ding wiegt gerade einmal 3,2 Kilo; das ist schnell verschickt oder auch der Händler um die Ecke wird den pfiffigen Filter gern eine Zeitlang ausleihen. Ich fürchte, Ihnen geht’s wie mir: Am Ende wird er bleiben.

Der NuPrime AC-4 macht es dem Nutzer allerdings auch leicht: Es ist ein pfiffiges, zudem kompaktes Gerät, das einen effizienten Überspannschutz bietet und mit 850 Euro – wie ich meine – ausgesprochen fair bepreist ist.

NuPrime AC-4
2020/04
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Sehr feiner, plastischer, schlanker Klang
Überlastungsschutz und Trigger-Funktion
Informatives Display
Günstig

Vertrieb:
Audium
Catostr. 7b
812109 Berlin
www.audium.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
NuPrime AC-4: 850 Euro

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.