Bisher waren Flächenstrahler ein ziemlich kostspieliges Vergnügen. Das will der amerikanische Spezialist Magnepan mit der schnuckeligen Magnepan MG .7 nun ändern: Vergleichsweise geringe 2500 Euro kostet das Paar – mit rund 140 Zentimetern Höhe bei 39 Zentimetern Breite ist sie der kleinste Flächenstrahler im Portfolio des traditionsreichen amerikanischen Herstellers.
Im Preis inbegriffen sind vier L-Profile zur Aufstellung: Leicht nach hinten angewinkelt, richten sie dabei die MG .7 auf den Hörplatz aus. Für 780 Euro zusätzlich gibt es ein Pärchen schicker Standfüße, die hochwertiges Acrylglas mit robustem, gusseisernen Metall kombinieren: Auf diesen wächst die “kleine” MG .7 um einige Zentimeter und sieht obendrein nochmals attraktiver aus.
Als echte “Maggie” gehört auch die MG .7 zur Spezies der magnetostatischen Flächenlautsprecher: Als Membran dient bei diesen eine hochwertige, hauchdünne Kunststoff-Folie, auf deren Oberfläche eine oder mehrere mäanderförmig verlaufende Leiterbahnen aus Aluminium aufgebracht sind.
Werden diese vom aus dem Verstärker kommenden Musiksignal durchflossen, entsteht um sie herum ein zeitlich veränderliches Magnetfeld: Dieses wiederum erzeugt eine proportionale Kraftwirkung zu einem magnetischen Gleichfeld, das von dicht hinter der Folie angeordneten, kräftigen Stabmagneten bereitgestellt wird – mit dem Ergebnis, dass sich die Folienmembran im Takt der Musik bewegt (siehe Grafik 1).
Dieses Prinzip nennt sich bei Magnepan “Quasi Ribbon” – im Gegensatz zum “True Ribbon” (Grafik 2): Hier ist ein feines, vom Musiksignal durchflossenes Aluminiumbändchen freischwingend zwischen zwei Stabmagneten aufgehängt, was noch geringere Masse ergibt. Klanglich ist “True Ribbon” zwar die ultimative Lösung, mechanisch allerdings auch erheblich aufwändiger, kostspieliger und bleibt damit den exklusiven Magnepan-Modellen vorbehalten.
Die MG .7 arbeitet als Zwei-Wege-Konstruktion mit je einer Tiefmittel- sowie einer Hochtonmembran. Letztere erkennt man an den enger benachbarten Leiterschleifen (siehe Titelbild): Sie sind spiegelbildlich symmetrisch angeordnet, sodass sich die MG .7 entweder mit innen- oder mit außenliegenden Hochtönern betreiben lässt.
Aufstellung Magnepan MG .7: Keine Scheu vor Dipol-Strahlern
Wie die meisten magnetostatischen Schallwandler zählt die MG .7 zu den Dipolstrahlern – will sagen: Sie strahlt auch rückseitig Schall ab, und zwar mit entgegengesetzter Phasenlage.
In HiFi-Kreisen werden Dipolstrahler häufig als besonders zickig in raumakustischer Hinsicht beschrieben – ein Vorurteil. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall: Dipolstrahler regen den Raum deutlich geringer und zudem gleichmäßiger über alle Frequenzen an als herkömmliche omnidirektionale Lautsprecher.
Dadurch fällt der Direktschallanteil am Hörplatz größer aus, was zu einem reflexionsarmen und damit sehr konkreten Klangbild führt. Die MG .7 unterstützen dies sogar noch, da sie bauartbedingt aufrechte Linienschallquellen darstellen: Diese strahlen Schall als vertikale Zylinderwellen ab, sodass die Schallreflexionen an Boden und Decke ebenfalls geringer ausfallen als bei herkömmlichen Lautsprechern.
So braucht es denn auch nicht mehr als zumindest einen Meter rückseitigen Wandabstand, um die MG .7 in eine akustisch günstige Position zu bringen. Ihre Distanz zu möglichen Seitenwänden ist dabei ebenfalls eher unkritisch, da Dipole prinzipbedingt seitlich kaum Schall abstrahlen.
Typisch für alle Flächenstrahler, verlangen die MG .7 jedoch ein genaues Einwinkeln auf den Hörplatz: Ihre relativ breite Abstrahlfläche sorgt bei hohen Frequenzen für spürbare Bündelungs- und Kammfiltereffekte, was zu einem relativ eingegrenzten Sweet Spot führt.
Magnepan empfiehlt, die MG .7 für eine ausgewogene Hochtonwiedergabe in den Randbereichen der optimalen Hörzone mit nach außen weisenden Hochtöner-Flächen aufzustellen.
Wer’s intim für sich liebt, hört dagegen mit innenliegenden Hochtönern: In diesem Falle sollten die MG .7 so steil eingewinkelt sein, dass die von den Hochtönern abgestrahlte Schallfront nicht zuerst am Hörplatz eintrifft.
Bei den Messungen ermittelte LowBeats als optimalen Bereich einen Abstrahlwinkel von etwa 30 Grad pro Lautsprecher: Dieser liegt jeweils asymmetrisch zur Mittelachse, “schielend” in Richtung Tiefmitteltonpanel – bei derjenigen Maggie mit dem Hochtöner auf der linken Seite also zwischen 0 Grad axial bis 30 Grad nach rechts, bei derjenigen mit Hochtöner rechts zwischen 0 Grad axial und 30 Grad nach links.
In diesen Bereichen verläuft der Amplitudenfrequenzgang im Übernahmebereich zwischen Hoch- und Tiefmitteltöner am ausgeglichensten.
Der passende Amp für die Magnepan MG .7: Leistung ist gefragt
Mit ihrem Kennschalldruckpegel von knapp 80 dBspl/1W/1m sind die Magnepan MG .7 nicht gerade mit Wirkungsgrad gesegnet. Dementsprechend sollte der antreibende Verstärker schon einige Watt auf den Kühlrippen haben – eine 6-Watt-Single-Ended-Triode ist hier definitiv fehl am Platz.
Leistungsfähige Verstärker jedoch haben mit den MG .7 leichtes Spiel: Ihr Wechselstromwiderstand (Impedanz) beträgt von den tiefsten bis zu den höchsten Frequenzen nämlich konstant 4 Ohm – blindleistungszehrende Phasendrehungen fallen damit gar nicht erst an, was jeden Amp zur klanglichen Höchstform auflaufen lässt.
Die rein ohmsche Impedanz erlaubt der MG .7 zudem die sehr einfache Pegelanpassung der Hochtöner über rückseitig steckbare Festwiderstände.
Hörtest
Das Hören mit den Magnepan MG .7 zeigte mir einmal mehr, wie prägend sich das Abstrahlverhalten der Lautsprecher auf das Hörerlebnis auswirkt. Schon bei den ersten Klängen über die kleinen Maggies war klar: Das ist eine andere Welt.
So schaffte ihr gemessen an herkömmlichen Lautsprechern vergleichsweise hoher Direktschallanteil eine sehr intensive, einbindende Höratmosphäre – sozusagen “auf Tuchfühlung mit der Musik”.
Diffuse Klangwolken kennen die MG .7 nicht: Am ehesten erinnert mich ihr konkreter, konturierter und durchgezeichneter Klang an in die Frontwand eingelassene Abhörmonitore in Tonstudios.
Weil sie den Hörraum nicht so stark ins Klanggeschehen mit einbeziehen, lassen die MG .7 die gewollten Raumanteile von Aufnahmen zudem deutlicher erkennen – “Frontal-Kopfhörer” beschreibt dieses Phänomen recht treffend.
Ein weiteres positives Klangmerkmal der MG .7 ist ihre füllig-sonore, dabei aber absolut schlacken- und dröhnfreie Grund- und Tieftonwiedergabe: Erstaunlich, wie tief und “atmend” sie zum Beispiel eine große Bassdrum ausschwingen lassen, ohne dabei Druck auf die Ohren auszuüben oder zu wummern.
Hierfür finden sich gleich drei Gründe: Zum einen produzieren die Maggies prinzipbedingt weder Gehäuseresonanzen (Kistenklang) noch die bei Bassreflexgehäusen typischen Strömungsgeräusche.
Zum anderen regen sie als Dipolstrahler tieffrequente Raummoden weniger intensiv an. Wie auch immer: Der Unterschied in der Basswiedergabe zu herkömmlichen Lautsprechern ist auf jeden Fall frappierend – von hier aus gibt es eigentlich keinen Weg mehr zurück.
Darüber hinaus fällt mir angenehm auf, dass die MG .7 große Schallquellen wie Konzertflügel um einiges glaubhafter und souveräner darstellen können als beispielsweise die beliebten, kompakten Zweiweg-Monitore.
Diesen spannenden, gehörphysiologischen Effekt beschrieb der deutsche Akustiker Ernst Petzold bereits im Jahre 1927 in seinem Werk “Elementare Raumakustik” mit dem Begriff “Flächenlautstärke” (abgestrahlte Schallleistung pro Flächeneinheit – heute bekannt als Schallintensität).
Vereinfacht gesagt wirken Instrumente akustisch dann groß, wenn sie über eine große schallabstrahlende Fläche verfügen (geringe Schallintensität). Eben das trifft auch für Flächenstrahler wie die MG .7 zu. Kompakte Lautsprecher hingegen verfügen lediglich über kleine schallabstrahlende Flächen (hohe Schallintensität) und tun sich daher mit der gehörphysiologisch glaubhaften Größendarstellung ausgedehnter Klangkörper sehr viel schwerer.
Zur Beschallung von Stehparties sind die MG .7 allerdings weniger geeignet. Hier macht sich die Arbeitsweise als vertikaler Linienstrahler tatsächlich mal ungünstig bemerkbar, da sich die MG .7 auf eine Bauhöhe von 140 Zentimetern beschränken: Oberhalb der Schallwandoberkante fällt ihr Hochtonpegel daher drastisch ab, weshalb sie beim Umherlaufen im Raum eher ein wenig “tuffig” klingen.
Fazit: Aus Prinzip gut
Magnepan ist es tatsächlich gelungen, mit der MG .7 alle für Flächenstrahler typischen akustischen und damit klanglichen Vorteile zu einem äußerst interessanten Preis anbieten zu können.
Galten Flächenstrahler bislang als kostspielige Exoten für Individualisten, so hat die MG .7 das Potenzial zum bezahlbaren, alltagstauglichen Schallwandler mit dem gewissen Etwas.
Bereits mit “irdischem” Equipment – so wie im Hörtest an der superben, neuen 8300er-CD/DAC-Verstärker-Kombi von Audiolab, die momentan ihren LowBeats-Testmarathon abwickelt – lassen ihre klanglichen Fähigkeiten kaum Wünsche offen.
Die MG .7 sind eine echte Einstiegsdroge in die faszinierende Welt der Flächenstrahler.
Magnepan MG .7 | 2016/01 |
SEHR GUT |
Bewertung
BewertungenKlang:Praxis:Verarbeitung:Gesamt: |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Konkreter, durchgezeichneter Klang |
| Verfärbungsfreie Basswiedergabe |
| für Flächenstrahler preisgünstig |
| Mäßiger Wirkungsgrad |
Vertrieb:
Taurus High End GmbH
Garstedter Weg 174
D-22453 Hamburg
Tel.: +49-40-553 53 58
Fax.: +49-40-553 54 54
https://taurus.net
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Magnepan MG .7 (Paarpreis): 2.500 Euro
optionale Acrylglas-Ständer (Paar): 780 Euro
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