Mit Tivoli-Audio hat Tom DeVesto viel bewegt und das Genre des kleinen Tischradios wieder belebt: mit gutem Klang und pfiffiger Ausstattung. Mit Como Audio versucht der Amerikaner, noch einen draufzulegen. Vier Modelle umfasst sein derzeitiges Programm. Die kleineren Solo, Amico und Duetto hatte LowBeats bereits im Januar zum ausgiebigen Familientest geladen. Mit dem Flaggschiff Como Audio Musica schließen wir nun den Test-Kreis und können festhalten: die Musica ist mit Abstand das klangstärkste System.
Vielleicht ist das die Zukunft. Vielleicht werden sich Millionen Menschen von der alten Stereo-Lösung abwenden und eine kompakte Alles-ist-eins-Kombi in ihr Wohnzimmer stellen. Was die Folgefrage aufwirft: Was müsste so eine Wir-sind-glücklich-Kombination leisten? Für die Altväterlichen müsste sie ein CD-Laufwerk mitbringen. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen im Streaming-Zeitalter noch immer an den alten Silberscheiben festhalten. Was weder verwerflich noch ein Wunder ist. Denn Milliarden von CDs stehen noch immer in den Regalen. Trotz ihrer Schwächen und Grenzen ist die CD noch immer das erfolgreichste Musikformat der Gegenwart.
Aber so langsam sind auch die CD-Maniacs angefixt vom modernen Streaming. Also sollte zumindest ein Spotify-Zugang an Bord sein. Noch besser wäre, wenn wir auch Tidal, Deezer und Amazon ausbeuten könnten. Perfekt wird das Szenario, wenn ich meine Lieblingsmusik per Bluetooth vom Handy an die Lautsprecher bringen kann. Und ein Benefit für Radio-Hörer – beispielsweise ein DAB+-Empfang – wäre auch schön.
Das Konzept der Como Audio Musica
Richtig geraten: Die Como Audio Musica erfüllt alle genannten Wünsche. In diesem Sinne ein Füllhorn. Das aber gerade einmal mit vier Kilogramm daher kommt. Ein Leichtgewicht, aber potent. Und überraschend günstig: 700 Euro listet der Online-Store von Como Audio auf. Da kommen selbst solche Marktdominierer wie Bose ins Grübeln. Bei Como gibt es mehr und dazu noch schöner verpackt. Denn statt trauriger Plastikoberfläche punktet die Musica mit Echtholz-Furnier, gut verarbeitet, schön für die Augen.
Und schön für die Hände: Alles lässt sich über die Knöpfe neben dem Display bedienen, dazu über eine eigene App. Hier öffnet sich eine Welt in feinem Finish und mit schlauer Steuerung. Als Zugabe liegt natürlich auch eine Fernbedienung im Lieferumfang dabei. Also: hinsetzen und genießen.
Bei solchen Kompaktlingen bin ich kritisch, denn mit echtem HiFi hat das natürlich wenig zu tun. Aber das Gesamtkonzept hat seine Reize – eben den Preis und die Vielfalt. Viele Musikfreunde (wie etwa meine Schwiegereltern) bräuchten nicht mehr. Man könnte als Hersteller also sparen und kaschieren. Das aber genau tut Como Audio nicht. Hier werden durchwegs ordentliche Bauteile integriert. Wie beispielsweise ein CD-Laufwerk mit automatischem Einzug, das auch die hohen Ansprüche der Automobil-Industrie erfüllt – es bleibt also auch bei Erschütterungen cool. Das Laufwerk liest die meisten Silberscheiben, dazu MP3-CDs.
Das Display ist mit acht Zentimetern in der Diagonale nicht üppig, aber praktisch, hierüber sieht man Cover und Details beispielsweise zu über 30.000 Internet-Radio-Stationen. Im Rücken liegt ein USB-Port – so habe ich es getestet: Einfach einen Stick andocken und sogar High-Res-Files genießen. Klingt komplex, ist aber mit wenigen Bedienschritten auf der App, der Fernbedienung oder den Steuerelemente neben dem Display zu erleben. Wer will, kann auch seine komplette Musiksammlung von einer NAS-Festplatte per Ethernet-Kabel hinzustreamen.
Wo die Entwickler hingegen gespart haben: Es gibt keine gewaltige Endstufe und keine überdimensionierten Lautsprecher. Stattdessen waltet über allem ein kleiner Digital-Verstärker, dazu zwei Hochtöner mit 19 Millimetern in der Diagonale und zwei Tiefmitteltöner mit 7,6 Zentimetern. Dafür aber besteht das Gehäuse aus 6 mm starkem, furniertem MDF; das ist deutlich wertiger als beispielsweise das Plastik des legendären Bose Wave Systems.
Klar: Mit einem kleinen 2-Wege-System auf Basis zweier 7,6 cm Tieftöners beschallt man weder eine Party noch einen audiophilen Hörraum. Die Musica ist gemacht für ein schönes Sideboard im Penthouse.
Die Musica im Hörtest
Ein nettes Tischradio als akustischer Luftbefeuchter auf einer schönen Anrichte – ist das nicht zu banal? Tatsächlich stellte ich mir diese Frage nach der ersten Hörsession. Denn die Musica überraschte mich mit feinen, ausdrucksstarken Klängen, den ich diesem kleinen Einbox-System nie und nimmer zugestanden hätte. Einfach ein Reflex meiner Vorurteile. Aber Stimmen klingen mit der Musica überraschend warm und charaktervoll. Ebenfalls positiv fiel auf, wie viel solider Bass aus dem kleinen Quader kam. Das ging zwar nicht ultratief in den Keller hinab, war aber präsent und auf den Punkt. Das konnte in unserem Test sogar richtig laut. Klasse, wie sich Impulse aus der Membran-Ebene lösten, dazu wirklich körperbetonte Singstimmen. Das bereitet Freude.
Das ist in diesem Genre selten. Meist gibt es fetten Tiefton – auf Kosten von anschlagenden Membranen und falschem Timing. Die Como Audio Musica hingegen bleibt ehrlich und ausgewogen. Damit wissen die Italiener, zu gefallen. Obwohl: kommt Como Audio überhaupt aus Italien? Nö. Wieder auf eine falsche Assoziationskette hineingefallen. Der Chef, Tom DeVesto, ist zwar ein Fan des Comer Sees, doch nominell residiert man in Boston an der Ostküste der USA. Im Como Marketing wird geschickt ein Ideal hochgehalten – nämlich das von der europäischen Kultur.
Doch wieder zurück zu den Höreindrücken. Natürlich ist der Stereoeffekt gering, allenfalls schleicht sich ein leichtes Raumgefühl ein. Wer hier mehr will, sollte zum “Ambiente Bundle” des Como Audio Solo greifen. Damit wird das Mono-Radio Solo durch einen flankierenden Lautsprecher zum Stereo-Set aufgewertet. Dabei kann der Satellit wirklich weit von der Basis aufgestellt werden: So besteht echter Stereoklang. Doch diese Erweiterung ist für Musica nicht vorgesehen; das Flaggschiff bleibt aufgrund seiner Bauform begrenzt. Aber diese eingeschränkte Stereo-Abbildung teilt die Musica mit fast allen Einbox-Systemen dieses Genres. Und ganz ehrlich: Es störte mich weniger, als gedacht.
Die aktuellen Fressfeinde sind durchweg 100 Euro günstiger: Bose Wave System, Sonoro Lounge und Ruark R4 MK III liegen bei knapp unter 600 Euro. Doch die Musica stellt sich an die Spitze dieser Bauform. Der Preis ist deshalb angemessen. Es gibt sicherlich Fans der gepflegten Inneneinrichtung, die einiges mehr für Musica ausgeben würden. Das Finish ist gelungen, das Design erfreut selbst Bauhaus-Kenner. Speziell Frauenherzen werden hier schwach.
Im Vergleich zu den anderen Como Systemen klingt die Musica überlegen: Im Pegel sowieso, aber auch im Mittelhochtonbereich wirkt sie noch etwas direkter und offener. Für alle, die sich einen Eindruck verschaffen wollen, haben wir alle Como Systeme im kleinen LowBeats Hörraum aufgenommen, im Pegel angepasst und so perfekt vergleichbar gemacht. Mit einem ordentlichen Kopfhörer (und vielleicht sogar einem guten Kopfhörer-Verstärker) sollten die Unterschiede schnell zu hören sein. Viel Spaß beim Hören!
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Como Audio Musica: das Fazit
Nehmen wir an, wir verbrächten Zeit in einem schönen Ferienhaus am Mittelmeer. Nicht groß, aber edel. Dann würde die Musica perfekt passen und uns alle modernen Medien öffnen. Wir nehmen einfach unsere Musiksammlung per Festplatte mit – Musica kann sie abspielen. Wir würden gern unser Spotify-Abo nutzen – Musica öffnet uns die Streaming-Welt. Oder im Haus ist noch eine größere CD-Sammlung. Auch die kann gespielt werden. Der Preis für all’ diese Optionen ist mit 700 Euro fair, der Klangeindruck highfideler als gedacht. Und man kann erstaunlich laut hören.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Ausgewogen, geradliniges Klangbild |
| Umfassendes Musik-Angebot, USB, Streaming, CD, DAB |
| Gute Verarbeitung, schlüssiges Konzept |
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Vertrieb:
NT Global Distribution GmbH
Waller Heerstraße 104
28219 Bremen
www.nt-global.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Como Audio Musica: 699 Euro
Lack-Version: 749 Euro
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