de
Seit fast 35 Jahren hat Electrocompaniet seinen EMC 1 im Programm. Nun wurde der noble Toplade-CD-Player (Preis: 8.000 Euro) noch einmal maßgeblich zur SE-Version verfeinert (Foto: Electrocompaniet)

Test CD-Player Electrocompaniet EMC 1 MK V SE: der Dauerbrenner als Special Edition

Mancher gut informierter Deutscher schaut nicht immer, aber immer öfter nach Norwegen. Das kleine Nachbarland im hohen Norden fährt voran mit E-Mobilität und gilt mit seinem Staatsfonds nicht wenigen als Vorbild für eine modernes Rentensystem. Und mancher Crash-Prophet rät zur Flucht in die norwegische Krone. Die gilt einigen als krisensichere Fluchtwährung und kann auf eine Geschichte bis ins Jahr 1875 zurückblicken. So lange wird es den Electrocompaniet EMC 1 MK V SE trotz seiner Safe-artigen Verarbeitung wohl nicht geben. Aber der 1998 eingeführte CD-Spieler kann als Fossil unter seinesgleichen auf eine außergewöhnlich lange, erfolgreiche Historie zurückblicken.

Der deutsche Audio-Spezialist Volker Hunger ging vor 23 Jahren nicht umsonst noch einen Schritt weiter als mancher Anlage-Berater gehen würde: Er verschob nicht nur irgendwelche Ersparnisse, er wechselte seinen Wohnsitz und zog nach Norwegen. Dort machte er als Entwicklungsleiter im Hause Electrocompaniet von sich reden. Mit dem EMC 1 MK V SE setzt ihm die Edelschmiede ein Denkmal und der hauseigenen CD-Technologie die Krone auf. Hunger setzt dabei auf Tuning-Maßnahmen, die Audiophilen so richtig Appetit machen.

Volker Hunger mit dem Autor des Testberichts
Unser Autor Stefan Schickedanz (links) traf nach dem Test zufällig Entwickler Volker Hunger beim Jubiläum der High End Society in Wuppertal. Das sicherte ihm Hintergrundinfos aus erster Hand. (Foto: H. Biermann)

Dabei fand er mit dem massiven Gehäuse mit seiner dicken Frontplatte eine derart solide Basis vor, dass er sich gleich mit der Kür in den Details üben konnte. So tat er, was man als High-Ender eben tut, wenn eine Komponente im Grunde perfekt ist: Er nahm sich die Stromzuführung vor. Für seine limitierte Special Edition wählte er das Isotek Evo3 Elite aus. Das Netzkabel ist dick wie ein Abschleppseil und vertraut auf hochreines Kupfer als Leiter und zur Isolation auf Fluorinated Ethylene Propylene (FEP) als Dielektrikum. Perfektionisten blättern gewöhnlich allein für dieses Kabel bereits so viel wie andere für einen gewöhnlichen CD-Player hin.

Das Stromkabel des Electrocompaniet EMC 1 MK V SE
Das Stromkabel des Electrocompaniet EMC 1 MK V SE ist mit edlen Furutech-Steckern ausgerüstet (Foto: H. Biermann)

Das Besondere am Electrocompaniet EMC 1 MK V SE

Ungeachtet dessen handelt es sich dabei aber um Optimierung der Peripherie. Die zweite wichtige und ebenfalls fühl- und sichtbare Tuning-Maßnahme setzt am Herzen des CD-Players an: Den Disc-Stabilisator Spider MK V gab es zwar schon länger, doch nur als aufpreispflichtiges Zubehör. 320 Euro kostet der Magnetclip, der nicht nur die von oben auf die Antriebsachse des CD-Laufwerks gelegte CD auf dem Teller andrückt. Mit seinen, in eine Metallplatte mit annähernd CD-Durchmesser gefrästen Stegen stabilisiert er die Silberscheibe auch am Rand.

Davon verspricht sich Volker Hunger mehr Laufruhe und weniger Korrekturen der Laser-Einheit. Allerdings lassen sich Analogien aus Analogzeiten nicht 1:1 auf die Compact Disc übertragen. Die wird nämlich mit stetig abnehmender Drehzahl von innen nach außen abgetastet und unterliegt somit permanenten Geschwindigkeitsanpassungen. Bei Titelsprüngen oder Beschädigungen der mikroskopisch dünnen Informationsspur muss die Regelung auch mal blitzartig hochdrehen, wie ein spätpubertärer AMG-Pilot an der Ampel.

Das ist letztlich der Grund, warum man nicht einfach die oszillierenden Massen nach Belieben erhöhen kann, ohne die Performance zu riskieren. Dessen waren sich Hunger und seine Helfer durchaus bewusst. Deshalb stimmten sie diese Tuning-Maßnahme von Anfang an mit dem Hersteller des CD-Laufwerks ab. Und das ist kein Geringerer als Stream Unlimited. Die Österreicher trauen ihrer samt Massedämpfersystem à la Electrocompaniet 8 Kilogramm schweren Antriebseinheit diese erhöhte Masse ohne weiteres zu – wobei unseres Wissens kein Red Bull eingefüllt werden muss. Die Verbindung in die Alpenrepublik griff schon bei der Umstellung auf Top-Lader-Betrieb. Die Abtasteinheit, die den Philips-Treibsatz ablöste, war ursprünglich als Schubladen-Laufwerk konzipiert und musste sorgfältig für die neue Aufgabe im Edel-Player umkonstruiert werden.

Electrocompaniet EMC 1 MK V Spider
Unter der Lade zeigt sich der Spider, der die CD zusätzlich beruhigt (Foto: Electrocompaniet)

Eigene Wege gehen die Norweger nicht nur beim Antrieb des Electrocompaniet EMC 1 MK V SE. Auch ihre Philosophie in Sachen D/A-Wandlung ist nicht unbedingt Mainstream. Sie Verwenden einen Converter-Chip von Cirrus Logic, der lediglich für 24 Bit/192 kHz ausgelegt ist. Damit macht der CS4398-DAC auf dem Papier nach heutigen Verhältnissen zwar nicht viel her. Doch die Norweger und ihr deutscher Vordenker verlassen sich vor allem auf ihre Ohren. Auf ihre „Goldenen Ohren“, um genau zu sein. Dieser Titel klingt wie eine der unzähligen Auszeichnungen diverser Fachzeitschriften und ist letztlich auch eine Auszeichnung für das Gremium, das man auch gerne als Klangfraktion im Hause bezeichnet.

Electrocompaniet EMC 1 MK V DAC
Der Cirrus Logic DAC ist durchaus nicht mehr das Allerneueste am Markt, hat aber hier seine Berechtigung, weil er den analogen Klangcharakter des EMC 1 MK V SE unterstützt (Foto: Electrocompaniet)

Diese Kommission verlässt sich dem Vernehmen nach allein auf ihr absolutes Gehör. Anschließend ringt man gemeinsam mit den Technikern um die optimale Umsetzung. Ja, man kann darüber ob Analogien aus der Politik mit ihren Räten und Kommissionen schmunzeln. Doch wenn man einfach auf das Ergebnis schaut, kann dieser Weg aus audiophiler Sicht wohl nicht ganz so verkehrt sein. Welche andere HiFi-Komponente, geschweige denn, welcher CD-Player kann auf eine so lange Bauzeit zurückblicken?

Electrocompaniet versperrt sich beim EMC 1 MK V SE nicht nur dem Trend zu immer höherer Taktung, die in puncto Jittervermeidung eine echte Herausforderung darstellt. Die Norweger gingen auch keine Kompromisse ein, um ihren CD-Player als externen DAC für andere Digital-Komponenten zu öffnen. Der EMC 1 MK V SE ist nur für eine einzige Aufgabe optimiert: CDs so unverfälscht wie möglich wiederzugeben.

Electrocompaniet EMC 1 MK V SE
Die Special Edition bekommt ein durchnummeriertes vergoldetes Typenschild mit Autogramm von Chefentwickler Volker Hunger (Foto: Hersteller)

Um Fälschungen durch Hinzufügen des Disc Spiders oder eines Isotek-Netzkabels vorzubeugen, schmückt sich die Special Edition mit einer vergoldeten Plakette, die neben der Nummer der Limited Edition auch die Signatur von Volker Hunger trägt. Bevor sich Player und stolzer Besitzer damit schmücken können, ist etwas Handarbeit gefragt. Der Electrocompaniet EMC 1 MK V SE kommt mit allerlei Transportsicherungen, die mit den beiden beigelegten verschieden großen Inbus-Schlüsseln entfernt werden müssen. Erst danach kann man die Plakette auf dem geschlossenen Abteil für Laufwerk und Netzteil anbringen. Was die auf Unter- und Oberseite verteilten Transportsicherungen betrifft, sei ein Blick in die Bedienungsanleitung angeraten.

Doch der Unterschied zum normalen Electrocompaniet EMC 1 MK V liegt nicht nur in den geschilderten Tuning-Teilen und dem Schildchen. Auch im Verborgenen, des in drei voneinander getrennten Sektionen für Laufwerk samt Netzteil, Digital- und Analog-Sektion aufgebauten CD-Klassikers gibr es klangbeeinflussende Veränderungen. Die diskret aufgebaute Analog-Sektion erfuhr ein Update und auch das auf drei Absorberfüßen gelagerte Chassis wurde noch steifer ausgelegt. Dabei handelt es sich um eine norwegische Spezialität. Die Soundcare SuperSpikes sind eine integrierte Spikes-Lösung, die aber durch ihre weich gepolsterte Grundplatte nicht zu Beschädigungen der Unterlage führt.

Der Electrocompaniet EMC 1 MK V SE ruht auf Vibrations-bremsenden Füßen
Der Electrocompaniet EMC 1 MK V SE ruht auf drei speziellen, effektiv Vibrationen bremsenden, Füßen (Foto: H. Biermann)

Dass es zu dieser Nobel-Version des Electrocompaniet EMC 1 MK V überhaupt kam, geht auf den China-Importeur der Norweger zurück. Und weil Matthias Roth vom deutschen Vertrieb MRV gute Connections ins Reich der Mitte pflegt, erfuhr er von dem Vorhaben und konnte sich die exquisite Kreation auch für Deutschland sichern.

Apropos Connections: Auf der Rückseite hat der stolze Besitzer die Wahl zwischen konventionellen Cinch-Verbindungen und symmetrischen XLR-Anschlüssen. Es gibt auch je einen optischen und einen koaxialen S/PDIF-Digital-Ausgang und 12-Volt-Trigger- sowie RS-232-Buchsen zur Integration in zentrale Steuer-Systeme. Doch besonderen Reiz verspricht gerade die Verwendung der solide und edel ausgeführten Infrarot-Fernbedienung, die zum Lieferumfang gehört.

Electrocompaniet EMC 1 MK V Rear
Die Ausgänge sind – standesgemäß in dieser Klasse – symmetrisch und asymmetrisch ausgeführt (Foto: Electrocompaniet)

Hörtest: Klingt nach LP

Der Hörtest begann mit einem jahrzehntealten Ritual, das an Verwendern zeitgemäßer Streaming-Player völlig vorbei geht: Das Auflegen der Silberscheibe und deren Fixierung mit dem Disc Spider steht der Zeremonie des LP-Hörens kaum nach. Und auch der Klang schlägt eine Brücke. Zwar gibt es bei unbeschädigten CDs keine Knackser und generell auch kein Rauschen. Doch es entfaltet sich ein wohltuend warmes Klangbild, das von einem großartigen Spielfluss untermalt wird. Die Wiedergabe wirkte stets homogen und plastisch. Dabei enthielt sich der Electrocompaniet EMC 1 MK V SE greller Töne. Seine Hochtonwiedergabe blieb stets feinzeichnend und in harmonische „Goldtöne“ getaucht.  Gewöhnliche CD-Player wirken dagegen eher silbrig und bei aller Spritzigkeit auch etwas rauer.

Wer kraftvolle Klangfarben liebt und harmonischen Spielfluss als höchstes Gut betrachtet, der dürfte von dem edlen Fossil begeistert sein. Streicher entfalteten damit eine filigrane Feinheit ohne jegliche Schärfe. Stimmen besaßen Körper und Ausdruckskraft. Die Konturen von Sänger*innen und von Instrumenten besaßen Kontur und wirkten enorm plastisch. Sehr schön bewahrte der EMC 1 MK V SE auch das Verhältnis zwischen Attacke und Ausklingen bei Klavier, das neben unverschliffener Perligkeit auch eine authentische Holznote beinhaltete.

Der Electrocompaniet EMC 1 MK V SE im kleinen LowBeats Hörraum.
Der Electrocompaniet EMC 1 MK V SE im kleinen LowBeats Hörraum. Ebenfalls im Bild die Koax-Kompaktboxen Extrem 1 von Progressive Audio (Foto: H. Biermann)

Keine Frage, diese Pretiose zielt mehr auf Liebhaber von Naturinstrumenten und audiophil aufgenommenen Gesangsspuren als auf Anhänger elektronischer Klänge mit maximaler Strahlkraft und Impulsivität. Allerdings würde der trockene, zupackende, tiefe Punch im Bass auch manchen Techno-Jünger begeistern. Und Fans von Rockmusik wie Deep Purple „Made in Japan“ sowieso.

Ein Vergleich mit unserem Referenz-Player Denon DCD-A110 zeigt, wo der EC einzuordnen ist. Während sich der Japaner unglaublich elegant, flink und präzise durch die Aufnahmen arbeitet, scheint sich der Norweger mehr Zeit und Muße zu nehmen. Insgesamt ist sein Klangbild vollmundiger, souveräner und ein Stückweit authentischer. Ein Cello klingt über den Electrocompaniet eindeutig mehr nach Holzinstrument. Diesen Vorteil konnte der EMC 1 MK V SE auch gegen das CD-Player Dickschiff K-03XD von Esoteric ins Feld führen. Auch dieser japanische Player spielt unglaublich fein und offen, der letzte Schmelz allerdings geht ihm ab.

Den bietet indes der Electrocompaniet. Die meisten Vocal-CDs, wie beispielsweise „The Golden Age“ der King Singers, die wir während der Hörtests rotieren ließen, hörten wir jedenfalls am liebsten über ihn. Oder andersherum: Lange schon haben wir nicht mehr so genussvoll CD gehört…

Fazit Electrocompaniet EMC 1 MK V SE

Immer wieder erreichen uns in der Redaktion Anfragen nach CD-Playern, die eben nicht dem aktuellen Trend des modernen Digitalklangs folgen, sondern eher wie Plattenspieler klingen. So etwas ist gar nicht leicht zu finden.

Der EMC 1 MK V SE könnte genau dieses fehlende Glied zwischen Vinyl und Streaming sein. Das gilt nicht nur für seine akustische Abstimmung, sondern auch für das haptische Vergnügen, das schon beim Aufbau und dem Lösen der zahlreichen Transportsicherungen mittels Inbusschlüsseln beginnt. Wenn man den mechanischen Aufwand des 18 Kilo schweren Prachtexemplars bedenkt, erscheint der Preis des in Handarbeit hergestellten Kleinseriengeräts selbst dann noch angemessen, wenn man die horrenden Einzelkosten des Disc Spiders und des siebenadrigen High-End-Nerd-Netzkabels außen vorlässt.

Electrocompaniet
EMC 1 MK V SE
2022/11
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Besonders analoge Klangabstimmung mit trockenem, tiefen Bass
exzellente Verarbeitung, lange Lebenserwartung dank Toplade-Laufwerk
umfangreiches Zubehör
trotz Toplade-Laufwerk muss er nicht ganz oben im Regal stehen

Vertrieb:
MRV Audio – Inhaber Matthias Roth
Wurzerstraße 16
53175 Bonn
www.mrvaudio.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Electrocompaniet EMC 1 MK V SE: 8.000 Euro

Technische Daten

Electrocompaniet EMC 1 MK V SE
Konzept:CD-Player
D/A-Wandlung24 Bit/192 kHz
Besonderheit:Toplader-Laufwerk mit Disc-Klamp
Eingänge/Ausgänge:– / Cinch, XLR, Toslink, Koaxial
Abmessungen (B x H x T):47,0 x 11,8 x 42,2 cm
Gewicht:
18,0 Kilogramm
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test CD/SACD-Player Esoteric K-03XD – der Gipfelstürmer
Test SACD-Player Denon DCD-A110: Silberscheiben leben ewig

Mehr von Electrocompaniet:

Electrocompaniet + Roon: High End wird smart
Vollverstärker Electrocompaniet ECI-80D für 2.100 Euro
Electrocompaniet ECI 6DX: der Streaming Amp

Autor: Stefan Schickedanz

Avatar-Foto
Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.