Der britische Lautsprecher-Spezialist Monitor Audio hat jüngst die 6. Generation seiner Mittelklasse-Serie namens “Bronze” vorgestellt. Bronze ist so etwas wie die Golf-Klasse der weltweit agierenden Briten, hat also in der Serien-Hierarchie einen gewichtigen Stand. In den fünf Generationen zuvor war stets die große Kompaktbox eines der Highlights dieser Bronze-Familien. Genauso verhält es sich auch in Generation 6: Die Monitor Audio Bronze 100 ist mit ihrem Paarpreis von gerade einmal 455 Euro ein veritabler Hammer.
Das Konzept der Monitor Audio Bronze 100
“Man muss das Rad nicht immer komplett neu erfinden”, dachten sich wohl auch die Entwickler bei Monitor Audio. Denn für die Entwicklung der Generation 6 bedienten sie sich einfach bei der Technik der Generation 5. Erneut passt der Vergleich mit der Automobilbranche: Nicht für jede neue Modellreihe wird gleich ein neuer Motor entwickelt. Die direkte Vorgängerin der hier getesteten Bronze 100, die Bronze 2, hatte jedenfalls den gleichen Hochtöner mit 25 mm großer C-CAM-Kalotte. Und sie hatte ebenfalls einen Tiefmitteltöner mit durchgezogener, konkaver C-CAM Membran.

Die Bezeichnung C-CAM steht für eine im HiFi heute sehr gebräuchliche Aluminium/Magnesium-Legierung, die durch chemische Prozesse einen feinen Keramik-Überzug bekommt. Dieses Material gilt als sehr steif und bestens geeignet, Impulse wiederzugeben. Und man kann diese Legierung – was man bei Monitor Audio ausgiebig nutzt – in jeder beliebigen Farbe einfärben.

Dennoch gibt es zwischen Bronze 100 und Bronze 2 einige schnell erkennbare Unterschiede. Vor allem quantitative, denn bei der neuen Monitor Audio Bronze 100 ist vieles ein bisschen größer. Die Fläche des C-CAM Tiefmitteltöners wuchs um 50% und damit auch das Volumen; die neue Bronze 100 geriet daher etwas breitschultriger und bulliger. Oder in Zahlen ausgedrückt: 37,6 x 23,1 x 32,5 cm (Bronze 100) versus 35,0 x 18,5 x 25,5 cm (Bronze 2). Die neue Bronze 100 ist also über 50% größer.

Bei so viel höherer Tiefton-Potenz haben die Entwickler vor allem zwei Möglichkeiten: mehr Pegel oder mehr Tiefstton. In diesem Fall entschieden sie sich für einen nach unten deutlich erweiterten Frequenzbereich: Fast 10 Hertz reicht die Neue weiter in den Basskeller. Das ist eine Menge. Und man hört es deutlich.
Erstaunlich ist die hohe Qualität der Gehäuse. Auch wenn ich persönlich die Bronze 2 noch etwas hübscher fand, muss ich doch meinen Hut vor der Solidität der “Box” ziehen. Noch einmal zur Erinnerung: Wir sind hier in der “deutlich-unter-500-Euro-Klasse”.

Dafür ist das Gebotene aller Ehren wert. Der Korpus besteht durchgehend aus 19 mm starkem MDF, das durch eine Querverstrebung zusätzlich beruhigt wird. Als Oberfläche sind vier unterschiedliche Vinyl-Varianten im Angebot: Schwarz, Weiß, Urban Grey, Walnuss.
Die Schallwand ist immer Nextel-lackiert und 22 mm stark. Das Bild zeigt a.) die saubere Lackierung und b.) die präzisen Ausfräsungen. Da liefern die “verlängerten Werkbänke” in China heute für kleines Geld wirklich eine Top-Qualität.

Auch beim tieferen Blick in das Gehäuse – zum Beispiel auf die Frequenzweiche – lässt sich kein Rotstift-Einsatz. erkennen: Alle Kondensatoren im Signalweg sind als Polypropylen-Typen ausgelegt. Auch da gibt es nichts zu mäkeln.

Was mir aber wirklich Respekt abnötigt, ist die Befestigung des Tiefmitteltöners. Der wird nämlich nicht wie üblich über vier oder mehr Schrauben auf der Schallwand befestigt, sondern über eine lange Gewindestange nach hinten gezogen und somit quasi an der Rückwand verschraubt. Die Animation zeigt das Prinzip:

Das Prinzip ist aus vielen Gründen genial. Erstens braucht man keine Schrauben, die man nach heutigen Schönheitsvorstellen verdecken muss. Zweitens beruhigt die Gewindestande den Tiefmitteltöner, weil sie ja direkt in den Magneten geschraubt wird und so Vibrationen abführt. Und drittens wird auch die Rückwand selbst durch den Anpressdruck der Schraube ruhiggestellt.
Kleiner Nachteil. Man sollte die Schraube alle 6 Monate mal nachziehen. Aber eigentlich gilt das für alle Schrauben, die Tief- oder Mitteltöner halten. Sie vibrieren sich mit der Zeit locker. Und ein locker verschraubter Treiber klingt immer unpräziser als ein wirklich festgezogener. Man darf die Sache mit dem Nachziehen der Schrauben natürlich nicht übertreiben. Der alte Handwerkerspruch: “nach fest kommt ab” gilt auch hier.

Dieses Konzept ist nicht neu, aber selten – weil es so aufwändig ist. Ich habe es schon bei verschiedenen Oberklasse- Modelle der Briten gelobt. Dass Monitor Audio es auch bei Lautsprechern unterhalb 500 Euro einsetzt, nötigt mir Respekt ab. Es erfordert auch von den Menschen, welche die Monitor Audio Bronze 100 zusammenbauen, mehr Muße und Feingefühl, als einfach nur vier Spax-Schrauben per Akku-Schrauber in der Schallwand zu versenken.
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