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Soulnote A-1
Der A-1 ist der kleinste Vollverstärker im Soulnote-Programm. Die Musikalität der großen Brüder hat er trotzdem eingebaut. Sein Preis: 3.590 Euro (Foto: Soulnote)

Test Vollverstärker Soulnote A-1

Als der Soulnote A-2 Ende vergangenen Jahres in der Redaktion eintraf, waren sich die anwesenden Redakteure unisono einig, dass dies der wohl klanglich beste Vollverstärker unter 10.000 Euro sei. Diese Einschätzung hat sich bis heute nicht geändert. Allerdings kostet der A-2 satte 7.000 Euro – eine Menge Holz für einen Verstärker, der eigentlich nur verstärken kann. Doch da gibt es ja auch noch den Soulnote A-1 für fast die Hälfte (3.590 Euro). Ein Vollverstärker aus dem gleichen Stall, entwickelt vom selben kreativen Geist mit den gleichen Ideen. Bekommt man hier womöglich die gleiche Klangperformance mit lediglich etwas weniger Leistung? Das wäre dann der Hammer…

Wenn man so lange in der Szene aktiv ist wie ich, neigt man schnell dazu, vieles im HiFi als Aufmerksamkeits-erheischenden Hokuspokus abzutun. Genauso ging es mir, als Soulnote-Entwickler Hideki Kato einige seiner Komponenten mit und ohne Deckel vorführen wollte. Die Demo hatte noch nicht begonnen, da hatte ich innerlich schon abgewinkt. Ich wusste nämlich, wie es ausgeht: Ohne Deckel klingt fast jedes HiFi-Gerät besser. Doch im Falle des Soulnote A-2, den sich der Meister hier zur Demonstration ausgesucht hatte, war es eindeutig andersherum: Mit Deckel (eine Doppeldeckel-Konstruktion, deren obere Platte nur an drei Schrauben befestigt ist und bei Anregung hörbar klirrt) klang dieser Vollverstärker um einiges griffiger, offener, besser. Damit war auch klar, dass Kato das entscheidende Thema „Geräte-Mechanik“ sehr viel intensiver betrachtet als fast alle anderen Anbieter. Also kein Hokuspokus, sondern eine echte Klangverbesserung an verblüffender Stelle.

Die Besonderheiten des Soulnote A-1

Der kleinere A-1 hat diese spezielle Deckelkonstruktion nicht. Der kleinste Vollverstärker des japanischen Spezialisten hat „nur“ ein sehr ordentlich gemachtes Gehäuse, wobei Kato auch hier auf ausgewogene Gewichtsverteilung (durch den fast symmetrischen Aufbau der Schaltung) und eine spezielle Art der Resonanz-Ableitung geachtet hat.

Soulnote A-1 Front
Die klassische, sehr markante Soulnote-Front mit massiver Aluminium-Blende. Das Gehäuse des A-1 besteht, wie bei den meisten HiFi-Geräten aus einer Basis und einem zu einem „U“ gebogenen Stahl, der Seiten- und Oberteil gleichzeitig abgedeckt (Foto: H. Biermann)

Die wird spätestens deutlich, wenn man sich die eigenwilligen Füßchen auf der Unterseite anschaut – übrigens die gleichen wie beim A-2. Von ihnen verspricht sich Kato deutlich weniger Vibrationen am Gehäuse. Aber auch die charakteristische, fast kantige Front soll zur Gehäuseberuhigung beitragen. Kato: Extrem steife Gehäuse kann jeder bauen. Das ist aber nicht mein Weg, denn das klingt dann auch „steif“.

Soulnote A-1
Die speziellen Füßchen sind ein elementarer Teil der Resonanz-Optimierung (Foto: H. Biermann)

Von diesen Füßchen finden sich unter dem Soulnote A-1 drei Stück – vorn also nur einer. Man vergisst es manchmal – mit dem Resultat, dass er dann schräg aufliegt. Aber ich sehe hier eine Botschaft des Herrn Kato, die da lautet: Meine Geräte stehen allein. Nichts obendrauf und kein Gerät direkt darunter. Ist ja auch klar: Sonst funktioniert dieses Gehäusekonzept nicht.

Darüber hinaus könnte man den A-1 als klassischen A/B-Vollverstärker mit weitgehend symmetrischem Aufbau bezeichen. Die Leistungstransistoren liefern immerhin 120 Watt an 4 Ohm pro Kanal und sind – typisch Kato – paarweise selektiert. Und auch sonst achtet Kato auf Details, die oft belächelt werden. So wird man im A-1 keine Steckverbinder im Signalweg finden. Kato: „Die sind nicht gut genug und verlieren mit der Zeit die volle Kontaktfähigkeit.“

Soulnote A-1 innen
Weitgehend symmetrischer Aufbau mit einem Ringkerntrafo in der Mitte, der entsprechend zwei Abgriffe (einen pro Kanal) bietet (Foto: Soulnote)

Zwei weitere Ansätze sind aus meiner Sicht erwähnenswert. Erstens: Kato verzichtet bei allen Soulnote-Komponenten auf eine Über-alles-Gegenkopplung. Gegenkopplung gilt (oder galt) ja gerade in Deutschland als Wundermittel gegen Klirr und Ähnliches. Heute betrachtet man das Ganze weltweit etwas entspannter: Weniger Gegenkopplung heißt weniger Kontrolle, aber auch meist mehr Musikalität. Und davon hat der A-1 tatsächlich eine Menge…

Zweitens: Der Lautstärkeregler ist kein klassischer Abschwächer über Widerstände, sondern nutzt symmetrische Relais. Das soll die Qualität bei niedrigen Lautstärkepegeln (bei vielen Verstärkern ein Problem) hochhalten. Da man in der Regel eher leise hört, ist dieses Problem nicht zu vernachlässigen.

Soulnote A-1 Lautstärkeregelung
Die Lautstärke wird über eine Batterie von Relais geregelt. Das gewährt auch nach vielen Jahren noch eine hohe Präzision (Foto: Soulnote)

Praxis

Der A-1 ist ein aufs Wesentliche reduzierter Vollverstärker: Drei RCA- und ein (symmetrischer) XLR-Eingang bieten sich an. Sonst nichts. Kein Trigger-Eingang, kein Vorstufen-Ausgang für zusätzliche Endstufen, von Digital- oder Bluetooth-Eingängen ganz zu schweigen.

Soulnote A-1 Anschluss
Der Bildausschnitt zeigt alle Anschlussmöglichkeiten des Soulote A-1 auf einen Blick: vier Hochpegel-Eingänge. Natürlich gibt es noch die vier Lautsprecher-Ausgänge. Sonst nichts (Foto: H. Biermann)

Man könnte sagen, es ist Vollverstärkertechnik pur. Die aber in unseren Hörtests ausreichend Leistung zur Verfügung gestellt hat, um die angeschlossenen Lautsprecher jederzeit im Griff zu haben. Gehört haben wir überwiegend im kleinen LowBeats Hörraum (16 Quadratmeter). Hier hören wir vor allem Kompakt-Speaker. Zum „musikalischen“ Wesen des A-1 passend, wählten wir hier unter anderem die Dynaudio Heritage Special (Paarpreis: 6.000 Euro), die Spendor 2/3 für 5.600 Euro oder die Mission 770 (die ja ebenfalls von IAD vertrieben wird) als Mitspieler aus.

Soulnote A-1 im LowBeats Hörraum
Lautsprecher, die unter anderem in den Hörtests zum Einsatz kamen: Die Kompakt-Referenz Dynaudio Heritage Special und die etwas größere Spendor 2/3 (Foto: H. Biermann)

Mit allen dreien hatte der A-1 keinerlei Mühe, auch kontrolliert sehr hohe Pegel zu liefern. Damit war die erste Hürde bereits genommen.

Hörtest

Aber auch die zweite Hürde, die verschiedenen Hörtests nahm der A-1 erwartungsgemäß mit Bravour. Klanglich-tonal liegt er sehr dicht am größeren A-2. Die Klangfarben der beiden tendieren zum eher Satten und sehr Feinen, das gesamte Klangbild ist frei von Effekthaschereien oder Vordergründigkeit. Und auch die Tiefenabbildung wird mit dem kleinen Soulnote zum Erlebnis. Mit diesem Verstärker ein so fantastisch aufgenommenes Album wie „Borderland“ von Anne Clarke zu hören, versetzt den Zuhörer direkt in die Stockfisch Studios in Nordheim, wo die Aufnahme entstand. Die Wiedergabe lebt von der immensen Feindynamik, die der A-1 erstaunlich gut umsetzt. Die Plastizität (beziehungsweise Abbildungsschärfe) der Instrumente, hier vor allem die Harfe und Violine, ist enorm.

Anne Clarke Borderland Cover
Anne Clark „Borderland“ ist bei Stockfisch / in-akustik als Hybrid-CD/SACD sowie als HiRes-Download (FLAC 24Bit/88kHz mit pdf-Booklet) oder DMM-Doppel-LP mit vierseitigem Inlay-Blatt zu bekommen

Dabei ist der A-1 – ich hatte es bereits angedeutet – ein bewusst auf Musikalität getrimmter Verstärker. Es mag sein, dass er nicht ganz so feinseidig klingt wie ein Yamaha A-S 2200 oder so aufgeräumt wie ein Denon PMA-A110. Bei beiden beließ ich es bei einem Kurzcheck. Der Soulnote besticht mit mehr Intensität. Mit ihm ist man einfach dichter dran am musikalischen Geschehen.

Ein anderer Vergleich interessierte mich mehr: Der mit dem echt gegensätzlichen Atoll IN 300, der schon seit vielen Jahren Referenzstatus bei uns hat. Und tatsächlich waren hier zwei unterschiedliche Charaktere am Start. Gegen den lebendig-zackigen Franzosen wirkte der Soulnote recht dezent. Ein Schlag auf die Snare hatte mit ihm weniger Verve und weniger Kraft. Fast schien es, als käme er etwas langsamer in Ziel. Aber in der Ruhe liegt die Kraft: Der A-1 spielte gelassener, modellierte das Nachschwingen noch etwas feiner heraus und gab dem Ganzen diesen wunderbaren, etwas wärmeren Ton, den vor allem Klassik-Fans lieben werden.

Das Paradebeispiel eines fast schon auf Röhrenklang gezüchteten „audiophilen“ Transistorverstärker hatten wir mit dem Moon 250i V2 erst kürzlich im Test. Der Kanadier umgarnt den Zuhörer ebenfalls ganz entzückend mit Wohlklang. Die Kunst beherrscht der A-1 ebenfalls, hat aber deutlich mehr Durchzug als der Moon und wirkt daher um einiges lebendiger und authentischer.

Soulnote A-1 mit A-2
Der Soulnote A-1 (im Vordergrund) musste bei LowBeats auch gegen den größeren A-2 antreten (Foto: H. Biermann)

Ich habe mit dem A-1 lange und vor allem sehr gern gehört. Es ist ein wirklich toller, weil in fast allen Belangen unkompliziert gut – man könnte auch sagen: audiophil – klingender Verstärker. Auch Gästen, denen ich den kleinen Soulnote vorgespielt haben, waren allesamt höchst angetan. Und dabei werkelt im A-1 ja keineswegs Raketentechnik. Aber Hideki Kato scheint an vielen Stellen einfach noch ein bisschen besser zu wissen, was man für besten Klang tun muss. Und vielleicht lassen sich genau diese Punkte in größeren Firmen gar nicht so einfach umsetzen. Doch diese Diskussion ist müßig, weil wir ja nicht festmachen können, warum der A-1 diesen Tick besser spielt…

Eine Frage aber ist noch offen: Gibt der A-1 tatsächlich den zwar etwas schwächeren, aber ebenso klangstarken kleinen Bruder des A-2? Nein. Er liegt klanglich-tonal sehr dicht dran, das ist zweifelsfrei richtig. Aber der A-2 zeigt nicht nur etwas mehr Durchzug bei Pauken und tiefschürfenden Elektrobeats, sondern auch noch diese größere Vielfalt und Detailtreue in den Mitten, diese mitreißende Authentizität, die gute Aufnahmen noch einmal mehr lebendiger und mitreißender klingen lassen. Ich hätte mir diese außergewöhnliche Performance sehr gern von einem 4.000-Euro-Verstärker gewünscht. Das aber gibt es derzeit wohl noch nicht. Der A-2 bleibt ein Verstärker-Glücksfall, der leider das kostet, was er kostet…

Fazit Soulnote A-1: der reine Klang

Gleichwohl spielt der kleine Soulnote verdammt dicht am fast doppelt so teuren Bruder A-2. Auf den ersten Blick mag der A-1 spartanisch erscheinen: vier Eingänge und ein ordentliche Leistung von 2 x 120 Watt. Mehr gibt es nicht. Doch sein Klang ist alles andere als spartanisch und unspektakulär. Wer elektrisch „normale“ Lautsprecher, also ohne irrwitzige Phasensprünge und niedrige Impedanzwerte hat, wird sich schwertun, in der wichtigen und stark besetzten Klasse bis 5.000 Euro einen Transistor-Vollverstärker zu finden, der ähnlich fein intensiv und musikalisch klingt. Klanglich eine ganz dicke Empfehlung.

Soulnote A-1
2023/09
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Hoch musikalisch-authentischer Klang
Resonanz-optimiertes Gehäuse, saubere Verarbeitung
Lautstärke-Regelung durch langlebige Relais
Spartanische Ausstattung

Vertrieb:
IAD GmbH
Johann-Georg-Halske-Strasse 11
41352 Korschenbroich
www.soulnoute.audio

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Soulnote A-1: 3.590 Euro

Die technische Daten

Soulnote A-1
Konzept:Transistor-Vollverstärker
Leistung:2 x 80 Watt (8Ω), 2 x 120 Watt (4 Ω)
Eingänge:3 x asymm. (Cinch), 1 x symm. (XLR)
Zubehör:Fernbedienung
Besonderheiten:Keine Über-alles-Gegenkopplung
Farben:Schwarz, Silber
Abmessungen (B x H x T):43,0 x 10,9 x 41,8 cm
Gewicht:10,0 Kilo
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.