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Onkyo TX-8270 (Foto: R. Vogt)
Onkyo TX-8270 Stereo-Receiver mit Streaming, Multiroom und HDMI. 679 Euro (Foto: R. Vogt)

Test Onkyo TX-8270: Stereo-Receiver mit HDMI

Es kommt eine neue Generation von Stereo-Receivern auf uns zu und dies hier ist einer der ersten Vorboten: Onkyo TX-8270. Diese neue Gattung kombiniert im Grunde die Ausstattungsmerkmale moderner AV-Receiver mit den klassischen Tugenden und der gewohnten Schlichtheit traditioneller Stereo-Receiver.

Onkyo TX-8270 (Foto: R. Vogt)
Der Onkyo TX-8270 wirkt klassisch, bietet aber umfassende Streaming und Video-Fähigkeiten und ein ausgefeiltes Bassmanagement (Foto: R. Vogt)

Spötter könnten sagen, es handelte sich um einen auf Stereo abgespeckten Surround-Receiver. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Er ist eine Version der sehr zu Unrecht aus der Mode gekommenen Stereo-Receiver – mit einer Extraportion Ausstattung.

Digitalplatine mit Streaming-Modul
Onkyo TX-8270 Digitalplatine mit Streaming-Modul für alle gängigen Dienste und Formate (Foto: R. Vogt)

Schon die klassischen Stereo-Receiver waren ja DIE zentrale Schnittstelle für alle Quellen, auch wenn es da in den 70er-90er Jahren überwiegend um Tape und Phono ging. Und sie enthielten mit ihrem mehr oder weniger aufwändigen Tuner eine eigene „Streaming“-Quelle.

Der Onkyo TX-8270 macht das heute genauso. Er ist im Kern ein klassischer analoger Stereo-Verstärker mit UKW-Empfangsteil, Phono, zwei Hochpegeleingängen plus zwei ziemlich potenten Endstufen.

Die schöne neue Welt spiegelt sich in einem modernen DAB+ Tuner sowie in der Digital-Platine mit Digitalaudio-Eingängen, HDMI-Eingängen neuester Normen und einem digitalen Streamingplayer für praktisch alle gängigen Dienste und Standards wider.

Genau diesen Teil der Signalverarbeitung erbt der Stereo-Kollege von seinen AV-Receiver-Geschwistern. Und das ist gut so, denn durch deren Massenproduktion ist das Digitalteil prall ausgestattet, auf dem neuesten technischen Stand und in Sachen Firmware gut mit Updates versorgt.

Auch cool: Anders als die meisten anderen DACs und reinen Streamingplayer decodiert dieses Board auch die hochauflösenden Audioformate aus der Video-Ecke, etwa DTS HD Master Audio und Dolby TrueHD, wie sie beispielsweise auf Blu-ray Discs von Konzerten und Highres-Anbietern wie 2L Verwendung finden.

Media- und Streamingplayer
Onkyo TX-8270: integrierter Media- und Streamingplayer mit On-Screen-Display (Foto: R. Vogt)

Neben der Integration weiterer Codecs bringt das Erbe aus dem AV-Receiver weitere Vorteile mit sich. So gehört ein weitreichendes, schlicht gestaltetes und daher übersichtliches On-Screen-Display mit zu den angenehmen Nebeneffekten.

Das Menü führt den Benutzer bei der Erstinstallation durch die komplette Einrichtung und Konfiguration der Maschine – mit klaren Texten und anschaulichen Grafiken.

Und selbst wer keine Videoquelle verwendet, lernt die Videoausgabe für ihre übersichtliche und flotte Bedienung der integrierten Streaming- und Mediadienste schnell zu schätzen.

Auch der integrierte Player ist gut. Er navigierte selbst bei größeren Dateimengen auf dem Server quasi verzögerungsfrei und spielte problemlos alles bis 192kHz und DSD128. WAV, FLAC und DSD liefen auch ohne Pause zwischen den Stücken – Gapless – und damit Klassik-, Live- und Konzept-Alben-tauglich.

Einzig, mit der Fernbedienung ließ der TX-8270 keinen Suchlauf zu. Dieser aber war per Onkyo Control App durch Scrollen auf der Timeline direkt unter dem Coverbild möglich.

Onkyo TX-8270: Manigfache Steuerung mit Diensten und Apps

Apropos App: Überhaupt lässt sich dieser Onkyo-Receiver mit praktisch allen gängigen Protokollen steuern, kontrollieren und vor allem mit Musik versorgen. Die Verbindungen dürfen über LAN-Kabel oder WLAN mit Standard (2,4GHz) oder hoher Geschwindigkeit (5GHz) anlanden.

Hinzu kommt Bluetooth zur direkten Beschickung mit Musik von Mobilgeräten. Via lokalem Netzwerk per DLAN/UPnP versteht der Receiver Anweisungen und Programm von Apples AirPlay, DTS Play-Fi sowie Google Cromecast und organisiert seine Multiroom-Fähigkeiten über Blackfires FireConnect.

Integrierte Streamingdienste umfassen Internetradio von TuneIn und die cleveren Musik-Abo-Dienste von Tidal, Spotify, Pandora und Deezer.

Ach ja, natürlich lassen sich via USB vorn und hinten Mobilgeräte, Speichersticks oder ganze Festplatten mit Musik direkt einstöpseln. Zusammen mit UKW und DAB+ mangelt es also gewiss nicht an Programmvielfalt.

Anschlüsse: Vintage trifft Moderne

Onkyo TX-8270 (Foto: R. Vogt)
Onkyo TX-8270 Anschlussfeld auf der Rückseite (Foto: R. Vogt)

Durch die Kombination der analogen und digitalen Technik im Onkyo TX-8270 mischen sich auf der Rückseite entsprechend die Welten traditioneller und moderner Anschlüsse.

Ganz links findet man optische und koaxiale Digitaleingänge für reine Digital/Analog-Wandlung, auffällig sind die Antennen für WLAN und Bluetooth, die für besten Empfang senkrecht stehen sollten und ansonsten unauffällig heruntergeklappt werden können.

Der Tuner verbindet sich mit einer Antenne für UKW und DAB+. Das digitale Radioteil konnte auch begeistern, im Gegensatz zum sehr verrauschten UKW-Empfang. Vier HDMI-Eingänge routen sich auf einen ARC-fähigen Ausgang, der den Ton von TVs digital entgegen nimmt.

Auch die so wichtige Auto-Lipsync-Funktion beherrscht er, mit welcher das Display seine Latenz kommuniziert und ein entsprechendes Delay zur Wiederherstellung der Synchronität von Bild und Ton herstellt. Wenn’s trotzdem nicht passt, lässt sich manuell weiträumig nach-korrigieren.

Anschlüsse
Onkyo TX-8270 von Phono bis HDMI: alles dran (Foto: R. Vogt)

Neben der Möglichkeit, das Gerät extern per Kabel zu steuern, ist die Option des Beschickens einer zweiten Zone mit Musik per Cinch (etwa die Küche oder das Bad) ein angenehmer Nebeneffekt der AV-Receiver-Gene. Steuern lässt sich die zweite Zone einfach per App und WLAN.

Ein letzter und, wie ich finde, entscheidender Punkt ist der Anschluss für Subwoofer. Im Gegensatz zu manch anderer Variante rein klassisch analoger Vollverstärker wird hier ein vollständiges Bassmanagement geboten. Es kommt also nicht einfach ein Summensignal heraus oder ein starr auf eine Frequenz fixiertes Signal.

Hier findet ein wirkliches und in feinen Schritten justierbares Bassmanagement statt, das es erlaubt, einen Subwoofer einfach parallel zu betreiben oder die angeschlossenen Lautsprecher entsprechend zur Kurve des Subwoofers gespiegelt zu filtern, um wirklich Dynamik zu gewinnen.

Onkyo TX-8270 (Messung: LowBeasts)
Onkyo TX-8270 Fein dosierbare Filter für die Subwoofer-Einbindung (Messung: LowBeats)

Das schließt die vielstufige Justage der Übergangsfrequenz zwischen 40Hz und 200Hz genauso ein wie die exakte Justage der Pegel und der Laufzeiten. Damit kann man, wenn man ein paar Grundkenntnisse hat, leicht einen wirklich nahtlosen Übergang zwischen Lautsprechern und Subwoofer hinbekommen.

Ich bin ein großer Verfechter solcher Sat/Sub-Lösungen, denn sie erlauben, die Lautsprecher für perfekte Bühnen-Abbildung zu positionieren und den Bass akustisch dröhnfrei zu platzieren. Mit großen Stereo-Lautsprechern muss man stets einen ungewollten Kompromiss zwischen diesen zwei wichtigen Parametern eingehen, der sich hier umgehen lässt.

Und ich habe das Bassmanagement ausprobiert. Es funktioniert und klingt hervorragend: Die verwendeten Filter kosteten praktisch keine Dynamik oder Auflösung. Das ist wirklich toll gemacht.

Einen kleinen Pferdefuß habe ich leider in Kombination mit Surround-Quellen gefunden. Selbst wenn man mit Subwoofer arbeitet, richtet sich Onkyo für den Stereo-Downmix streng nach Dolby-Vorschrift und lässt den Low-Frequency-Effects-Kanal (LFE, das „.1“) einfach weg. Schade, denn mit Subwoofer und auch dank genügend Power der Endstufen mit großen Lautsprechern wäre der hier angebracht. An dieser Stelle wird etwas Potenzial verschenkt.

Der Onkyo TX-8270 klingt etwas hell, aber kraftvoll

Damit sind wir eigentlich schon im Hörtest. Charakterlich spielt der Onkyo TX-8270 eher auf der hellen Seite des Spektrums.  Was nicht heißen soll, dass er dünn oder kraftlos wirkt – ganz im Gegenteil. Die Endstufen haben richtig Power und jede Menge Party-Ausdauer, ohne heiß zu laufen. Tonal aber klingt der Japaner eher glänzend als samtig.

Die räumliche Abbildung wirkt nicht sehr tief, aber extrem scharf im Panorama gestaffelt. Dieses etwas Relief-Artige schien mir so auffällig, dass ich bei Produktmanager Jürgen Timm nachfragte, der mir A.) die geringere Raumtiefe bestätigte und B.) unterstrich, dass diese überschaubare Tiefenstaffelung seitens der japanischen Entwickler bewusst als Charakter gewollt sei. Man wolle lieber eine exakt-übersichtliche Panorama-Abbildung als eine beeindruckend-überzogene. Das ist aktuell nicht gerade der Mainstream. Aber es ist legitim und funktioniert, weil es glaubhaft wirkt.

Fernbedienung
Onkyo TX-8270 Fernbedienung (Foto: R. Vogt)

Dabei arbeitet die tendenziell transparente Darstellung keinesfalls zu Lasten der Musikalität, denn der Onkyo klingt alles andere als flach. Ich persönlich wünschte mir dennoch eine größere Palette an satten und dunklen Klangfarben.

Was am Onkyo TX-8270 wirklich Spaß macht, sind  immer wieder die Leistungsreserven, die, egal ob bei Pop, Jazz oder Klassik, stets ein Tutti wirklich authentisch wirken lassen und ein Schlagzeug bei einer guten Aufnahme auch absolut authentisch – nämlich mit der vollen Dynamik und „Schnelligkeit“ – wiedergeben kann.

Fazit: Onkyo TX-8270 bietet Riesen-Ausstattung, Kraft und Transparenz

Die neue Gattung gemischt-analog/digitaler Stereo-Receiver findet im Onkyo TX-8270 für 679 Euro einen würdigen frühen Vertreter.

Er versteht sich mit praktisch allen Signalquellen des letzten halben Jahrhunderts von Phono über UKW, von Stereo-Analog bis HDMI und bietet auf der digitalen Seite derart viele Dienste und Schnittstellen, dass jeder seine aktuellen Tablets, Smartphones mit diversesten Betriebssystemen und Abos von Streamingdiensten verwenden kann.

Auch der integrierte Mediaplayer für Daten von USB und lokalem Netzwerk taugt, navigiert zügig, spielt auch hochauflösende Daten und das sogar Gapless. Der Onkyo bietet ein komplettes Bassmanagement für perfekte Subwoofer-Einbindung und schiebt mächtig Power selbst für Partys und Wirkungsgrad-schwache Lautsprecher. Charakterlich wirkt er sehr transparent mit knackig scharfem Bühnenpanorama. Ein fettes Gesamtpaket!

Onkyo TX8270
2017/07
Test-Ergebnis: 4,3
sehr gut
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
kristallklarer, musikalischer Klang
Vielfältiges Streaming/Multiroom
Vollständiges Bassmanagement
UKW-Empfang rauscht merklich

Vertrieb:
Pioneer & Onkyo Europe GmbH
Gutenbergstr. 3
D-82178 Puchheim
Telefon: +49-8142-4208-10
www.eu.onkyo.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Onkyo TX-8270: 679 Euro

Galerie Onkyo TX8270

On-Screen-Menü:

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Onkyo TX-8270 (Foto: R. Vogt)
Onkyo TX-8270: Das On-Screen-Menü hilft bei der Installation und Konfiguration (Foto: R. Vogt)
Onkyo TX-8270 (Foto: R. Vogt)
Das integrierte Bassmanagement erlaubt die nahtlose Einbindung eines Subwoofers (Foto: R. Vogt)
Onkyo TX-8270 (Foto: R. Vogt)
Die clevere Konfiguration erlaubt ungefilterte Lautsprecher plus Subwoofer (Foto: R. Vogt)
Onkyo TX-8270 (Foto: R. Vogt)
Die Pegelanpassung (Foto: R. Vogt)
Onkyo TX-8270 (Foto: R. Vogt)
Die Übergangsfrequenzen sind feinstufig von 40Hz bis 200Hz wählbar (Foto: R. Vogt)
Onkyo TX-8270 (Foto: R. Vogt)
Über die Entfernungseinstellung wird die Laufzeit und damit der Phasenübergang justiert. Erst wenn die Phasenübergänge zwischen Subwoofer und Lautsprechern passen, klingt es wie aus einem Guss (Foto: R. Vogt)
Onkyo TX-8270 (Foto: R. Vogt)
Der Onkyo TX-8270 bietet eine ausgefeiltes Energie-Management. Mit dem Netzwerk in permanentem Standby braucht der Leistungskolloss in Bereitschaft nur 2 Watt (Foto: R. Vogt)
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Die Onkyo Controller App:

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Onkyo TX-8270 (Foto: R. Vogt)
Die Onkyo Controller App, hier die Version auf dem iPad (Foto: R. Vogt)
App
Die App erlaubt, alle Einstellungen übersichtlich zu editieren (Foto: R. Vogt)
Touchscreen
Hier die für Touchsreen optimierten Bedienelemente (Foto: R. Vogt)
Klangregelung
Stets parat für kleine geschmackliche Korrekturen: die Klangregelung (Foto: R. Vogt)
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Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.