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Line Magnetic LM 34IA Front
Seine angegebenen 2 x 40 Watt sind wohl eher großzügig geschätzt. Dennoch ist der LM 34iA der wohl beste Röhren-Amp unterhalb 2.000 Euro (Foto: Line Magnetic)

Test Röhren-Vollverstärker Line Magnetic LM-34iA

Mit neuem Vertrieb (IAD GmbH), interessanter Modellpalette und attraktiven Preisen bereichert Line Magnetic den Markt für gehobene Röhrenverstärker: Man weiß gar nicht, was man zuerst testen soll. Also fangen wir mit dem Einstiegsmodell an: Der Line Magnetic LM-34iA bleibt preislich mit 1.800 Euro noch auf dem Teppich, klingt in der richtigen Kette aber schon abgehoben gut – und lässt sich mit unterschiedlichen Röhren prima auf den Hörgeschmack feinabstimmen.

Die Gebrüder Zheng sind Fans der legendären US-Marke Western Electric und deren (überwiegend Vorkriegs-) Verstärkern und Lautsprechern. Das erfährt man aus der Online-Firmenhistorie, und wenn man die mächtige, einst für Kinos entwickelte Western-Beschallungstechnik kennt, sieht man auch unschwer deren Einfluss auf die Line-Magnetic-Designs.

Wobei die ganz radikalen Steampunk-Retromonster im Programm der chinesischen Firma – mannshohe Türme aus Röhren, Zeigerinstrumenten und Trafos, die aussehen, als wären sie gerade aus einem Fünfzigerjahre-Superschurkenlabor gerollt – wohl leider, leider nie in Deutschland zu sehen oder gar zu kaufen sein werden. Es hängt wohl an der CE-Prüfung: Serienmäßig würden die Amp-Saurier sie nicht bestehen, und sie CE-konform umzukonstruieren, lohnt sich für die paar potenziell verkäuflichen Exemplare einfach nicht.

Line Magnetic LM 34IA von der Seite
Line Magnetic LM-34iA: Ein klassischer Röhren-Amp mit klassischem Aufbau und klassisch stattlichem Gewicht von 20 Kilo. Seine Abmessungen (B x H x T) liegen bei: 37,7 x 19,0 x 34,5 cm (Foto: Line Magnetic)

Das Konzept des Line Magnetic LM-34iA

Beim LM-34iA sieht das schon anders aus: Das ist eigentlich ein ganz normaler Vollverstärker mit allen nötigen Prüfzeichen, mit Röhrenbestückung von kleinstmöglicher Exotik, fast schon volkstümlichem Preis – und einer Kombination aus Formfaktor und Eigengewicht, bei der nichts dagegen spricht, den Amp allein auszupacken und aufzubauen, sofern man noch über gesunde Bandscheiben verfügt. Ein ganz normaler Röhrenamp zwar, aber zugleich auch ein ganz besonders schöner: stylisch, ohne affig zu wirken, und klassisch, ohne zu langweilen.

Line Magnetic LM-34IA Fernbedienung
Auch eine rudimentäre Fernbedienung ist dabei… (Foto: B. Rietschel)

Letztlich sind es nur Details, die der überlieferten, weltweit zigtausendfach realisierten Pult-Bauform Charme verleihen: Die drei Haupt-Bedienelemente etwa – Netzschalter, Volume-Drehknopf, Eingangswähler – stammen aus keiner Standard-Teilekiste, sondern wurden offenbar nach den Vorstellungen der Zheng-Brüder in einem der beiden Line-Magnetic-Werke in Foshan und Zhuhai gefertigt.

Der Input-Drehknopf etwa mit seiner stabilen Querstange: eine Reminiszenz an „Früher“, als die dahinter liegenden Schalter noch richtig schwergängig waren und man auch gerne aus der Ferne schnell erkennen wollte, in welcher Stellung sie sich gerade befinden. Gilt beides übrigens auch heute beim Line Magnetic: Der japanische Marken-Schalter rastet satt und langfristig kontaktsicher und vergessliche Besitzer erkennen schon mit einem flüchtigen Blick, welche der drei möglichen Hochpegel-Quellen gerade gewählt ist.

Line Magnetic LM 34IA Select
Alles erfreulich solide gemacht: auch der Eingangs-Wahlschalter (Foto: Line Magnetic)

Eine vierte Position – der Indikatorstab weist dann warnend senkrecht nach oben – wählt den Endstufeneingang, der aus dem Voll- einen Endverstärker mit klassischer Endstufen-Eingangsempfindlichkeit macht. Das ist einerseits sinnvoll, um den LM-34iA samt der daran angeschlossenen Lautsprecher komfortabel in ein Mehrkanal-Wohnzimmerkino zu integrieren: einfach den Input-Selektor auf „Pre In“, und schon übernimmt der Surroundreceiver die Kontrolle über Quellen und Pegel. Noch häufiger wird der Eingang vermutlich aber für einen späteren Upgrade-Schritt genutzt werden, indem man die interne Vorstufensektion – die letztlich nur aus einer Doppeltriode des Typs 12AX7 besteht – mit einem vollwertigen Preamp ersetzt.

Nach der 12AX7 betritt das Signal die Endstufe und sieht zunächst je Kanal eine 12AU7, deren zwei Trioden-Systeme das für den Gegentaktbetrieb benötigte gegenphasige Schwingungspaar aufspannen. Die 12AU7 arbeiten einer Leistungsabteilung zu, die mit zwei Paaren EL34 bestückt ist – wohl einem der gebräuchlichsten Audio-Röhrentypen überhaupt, bis heute bei diversen Herstellern in China, Russland und Osteuropa in laufender Produktion.

Line Magnetic LM 34IA Tubes
Die Röhrenbestückung ist klassisch und bewährt: 1 x 12AX7 und 2 x 12AU7 in der Vorstufen-  sowie 4 x EL34 in der Endstufen-Sektion (Foto: Line Magnetic)

Sämtliche Röhren auf dem Line Magnetic LM-34iA stammen aus aktueller chinesischer Fertigung, werden bei LM geprüft und mit eigenen „Line Magnetic“-Beschriftungen bedruckt. Den Firmennamen findet man im Gerät auch auf etlichen eng tolerierten Folienkondensatoren, die sich LM offenbar nach eigenen Spezifikationen herstellen lässt. Auch der Rest der Bauteile ist Markenware gehobener Qualität, komplett handverdrahtet mit penibel verlegten, sorgfältig verdrillten und gesicherten Silberdraht-Gerüsten und Kabelsträngen.

Mit Ausnahme dreier winziger Hilfs-Boards, welche die Ruhestrom-Wendelpotis (dazu gleich mehr) und die Chips der Lautstärke-Fernbedienung tragen, findet sich kein Quadratzentimeter Print-Platine in dem Verstärker. Das bewirkt einen vergleichsweise enormen Fertigungsaufwand, den sich zwar auch europäische respektive deutsche Hersteller mitunter leisten (zum Beispiel die hessische Edelmanufaktur Lyric), der dort aber deutlich teureren Geräten vorbehalten bleibt.

Ohnehin muss sich der LM, was Verarbeitung und Finish angeht, absolut nicht verstecken: Dickwandig, präzise geformt und wunderschön lackiert das Stahlblechgehäuse, absolut wackelfrei auch nach umfangreichen Tausch-Experimenten die auf einem separaten, versenkten Blech-Plattform platzierten Keramik-Röhrensockel, passgenau mit der richtigen Mischung aus sicherem Sitz und servicefreundlicher Zugänglichkeit der in Gerätefarbe lackierte Röhrenkäfig. Dem Autor gefiel die Super-Oldschool-Hammerschlag-Optik noch besser, die sich aktuell nur noch in Restbeständen älterer Modelle finden lässt. Das neue Hochglanz-Tiefschwarz und -Silber ist aber fraglos weniger polarisierend.

Die Geräte werden für die Reise zu ihren neuen Besitzern in weiche Stoffbeutel gehüllt und in dickwandigen Doppelkartons mit haltbarer Schaumgummipolsterung verpackt – ein Aufwand, den man bei Amps viel bekannterer Marken auch gern sähe, spätestens wenn man versucht, sie beim ersten Umzug wieder zu verstauen und von der OVP nur noch einen Haufen Styroporbrocken und Dünnpappe vorfindet.

Geliefert wird der LM-34iA betriebsbereit mit bereits in der Fassung steckenden Röhren. Wobei es kein Fehler ist, den Röhrenkäfig vor dem ersten Einschalten mal abzuziehen – für Halt sorgen vier 4mm-Bananenstecker – und zu prüfen, ob alle Glaskolben korrekt sitzen und ein besonders umsichtiger Chinese nicht doch noch einen Streifen Schaumstoff zu deren Schutz unter die Haube gepackt hat. Daraus würde im Betrieb schnell Fondue werden.

Und den Käfig abnehmen muss man ohnehin bald, also kann man schon mal üben. Denn erstens klingt der LM-34iA oben ohne einen Hauch klarer – sei es aus thermischen Gründen oder womöglich wegen einer Interaktion der von den Röhren ausgehenden elektromagnetischen Felder mit dem geerdeten Lochblech drumherum. Und zweitens befinden sich die Bedienelemente zur Ruhestromeinstellung hinter dem Gitter. Als da wären: ein schönes, beleuchtetes Drehspul-Zeigerinstrument, zwei kleine Knebelschalter und vier Miniatur-Wendelpotis, die man durch Löcher im Oberdeck mit einem kleinen Schraubendreher erreicht.

Line Magnetic LM-34IA Schutzgitter
Schutz muss sein. Aber der Connoisseur nimmt den Käfig natürlich ab (Foto: B. Rietschel)

Da Röhren im Betrieb altern und sich mache Parameter gerade auch während der ersten Betriebsstunden noch etwas verändern, sollte man ganz zu Anfang – nach vielleicht einer Stunde Spieldauer – und dann nochmal einige Tage später die Ruheströme der vier Endröhren kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren. Dazu bewegt man einen der Knebelschalter auf die entsprechende Position (ein Schalter wählt V1 oder V2, der andere V3 oder V4), kann dann den Ruhestrom auf dem Zeigerinstrument ablesen und mit behutsamem Poti-Dreh auf die mittlere der drei Markierungen bringen. Nach einer initialen leichten Zunahme blieb der Bias am Testgerät über wochenlangen Dauerbetrieb hinweg stabil.

Line Magnetic LM-34IA Eintsell-Instrument
Mit dem VU-Meter lässt sich der BIAS feinfühlig einstellen (Foto: B. Rietschel)

Es gibt noch einen dritten, unauffällig neben den Ausgangsröhren platzierten Kippschalter, der mit „EL34“ und „KT88“ beschriftet ist. Wahrhaftig: Der LM-34iA kann neben den namensgebenden Pentoden auch Beam-Power-Tetroden der Typen KT66, KT88, KT90, KT100 und 6550 ein geeignetes Arbeitsumfeld bieten.

Die Sinnhaftigkeit solcher Umschaltungen ist nicht unumstritten, da die genannten Röhren beziehungsweise Röhrenfamilien zwar Pin-kompatibel sind, sich aber technisch in so vielerlei Parametern unterscheiden, dass man mit einem einfachen Schalter-Umlegen niemals alle anpassen kann. Da sich im Testfundus des Autors aber zufällig diverse gematchte Leistungsröhren-Quartette befanden, darunter KT66, KT88 und 6550, haben wir den Hörtest mit etwas tube rolling angereichert.

Der Hörtest

Zunächst spielte der LM-34iA aber mit den serienmäßigen, LM-gebrandeten EL34, die vermutlich von Shuguang stammen. Als Quelle diente ausschließlich LP, abgespielt auf einem SME Model 10 mit dem Excalibur Platinum (ein Test dieses Systems ist in Arbeit), einem Linn LP12 mit Lyra Delos im Ekos-Tonarm, sowie einem Rega Planar 8 mit dem neuen MC-System Ania Pro – ebenfalls eine Kombination auf die wir in Kürze gesondert eingehen werden. Phono-Vorverstärkungsdienste leistete der verblüffend gute, mit vier umschaltbaren Eingängen gesegnete KECES SPhono, an wirkungsgradstarken Lautsprechern standen die Tannoy Eaton, die Heco Direkt Einklang sowie ein Paar der sensationell preiswerten Wharfedale Linton zur Verfügung.

Line Magnetic LM-34IA Anlagr
Der Line Magnetic LM-34iA in  der Anlage des Autors: mit Tannoy Eaton, Linn LP12 und SME 10 (Foto: B. Rietschel)

Wobei man, wie der Test schnell zeigte, weder zwingend auf ultrahohen Wirkungsgrad achten muss noch auf extraglatten Impedanzverlauf: Der LM-34iA erwies sich als recht kräftig, auch wenn die angegebenen 40 Watt pro Kanal als optimistisch gelten dürfen. Vor allem jedoch zeigte er sehr gute Laststabilität, leistete sich also keine tonalen Merkwürdigkeiten in Abhängigkeit von Impedanzverlauf und Phasendrehung der angeschlossenen Boxen. Die Timbres aller verwendeten Testboxen entsprachen am Line Magnetic also weitestgehend denen, die diese Boxen auch an Transistorverstärkern zeigen. Das lässt einerseits auf gut gemachte und dimensionierte Ausgangsübertrager schließen – LM wickelt sämtliche Trafos selbst – und andererseits auf den Einsatz einer guten Portion Gegenkopplung, wie sie hier wohl bereits durch das klassische Ultralinear-Schaltungsprinzip gegeben ist.

In der Tat ist der LM-34iA klanglich einer der umgänglichsten, universellsten Röhrenverstärker, die ich bislang auf dem Rack stehen hatte. Langweilig ist er deshalb nicht – im Gegenteil: Legt man das spektakulär gute, aber nicht immer leicht zugängliche Doppelalbum We Are Sent Here By History von Shabaka and the Ancestors auf, wird man in diese wilde Welt aus Spiritualität, afrikanischer Polyrhythmik, fast schon funky vorantigernden Basslinien und vielstimmigen Sax- und Klarinettenimprovisationen regelrecht eingesogen.

Shabaka and the Ancestors
We Are Sent Here By History von Shabaka and the Ancestors (Cover: Amazon)

Die Paradedisziplin des Line Magnetic ist dabei sein unglaublich farbenreicher, intensiver Mittelton. Wenn sich etwa nach einem quirligen Alt-Sax-Solo von Mthunzi Mvubu das Tenorsax von Shabaka Hutchings zu Wort meldet, dann hat das einen so herrlich saftig-sonoren, in der Hörraumluft fast kleben bleibenden Ton, dass man laut aufjauchzen und seiner Anlage einen spontanen Zwischenapplaus für diesen sagenhaften Sound-Happen spenden will. Und diese Überraschungen passieren bei gut aufgenommenen Platten ständig – besonders mit der teuren Tannoy, aber auch mit der noch basskräftigeren, dafür räumlich wie tonal weniger differenzierten Wharfedale für ein Fünftel des Geldes.

Wharfedale Linton
Auch in Kombination mit dem Line Magnetic LM 34iA eine Wucht: die Wharfedale Linton (Foto: Wharfedale)

Man überlegt sich dann, ob es sinnvoll sein könnte, 1.000-Euro-Boxen mit einem mehr als doppelt so teuren Verstärker zu betreiben – schließlich darf man bei der Rechnung eine separate Phonostufe nicht vergessen. Und kann durchaus zu dem Schluss kommen, dass, sofern die Box wirklich gut gemacht ist, das genau der richtige Weg sein könnte. Denn die wenigen überhaupt empfehlenswerten Röhren, die deutlich günstiger sind – etwa ein Cayin MT12N oder ein Dynavox VR-70EII – tönten doch deutlich kleinformatig-schüchterner (Cayin) oder vordergründig-herber (Dynavox) und erwiesen sich als ziemlich wählerisch hinsichtlich des angeschlossenen Lautsprechers.

Perfekt ist der LM-34iA natürlich nicht, aber seine kleinen Schwächen sind sehr angenehm im musikalischen Spektrum versteckt, an dessen oberem und unterem Ende: Der Bass kann etwas weicher wirken als mit einem typischen Transistor und obenrum funkelt manch andere Röhre feuriger als der recht milde Line Magnetic. Es ist ein Klang wie aus dem Röhrenhifi-Klischeebuch: herrlich organisch, körperhaft-griffig in den musikalisch entscheidenden Mitten, an den Rändern des Übertragungsbereichs etwas soft.

Wobei letztere Tendenz vor allem an den 4Ω-Klemmen auffällt. Denn wie die meisten Röhrenamps hat auch der Line Magnetic zwei unterschiedliche Abgriffe an seinen Ausgangstrafos, die das Übersetzungsverhältnis an unterschiedliche Lautsprecherimpedanzen – in diesem Fall 4 Ohm und 8 Ohm – anpassen. Ohne beträchtlich größeren Schaltungsaufwand lässt sich der Amp jedoch in wichtigen Parametern – etwa seiner Gegenkopplung – nur für einen Impedanzbereich wirklich optimieren. Man muss in der Praxis also ausprobieren, welcher der beiden Anschlüsse die besseren Ergebnisse zeitigt. Und diesen dann nehmen, unabhängig davon, was das Boxen-Typenschild behauptet.

Weitgehend relativiert fühlen sich die kleinen Verfehlungen des LM-34iA an, wenn man ihn mit einem – irgendeinem – Transistor vergleicht. Diese dreidimensionale, musikalisch packende Glaubwürdigkeit hauchen Silizium-Amps der reproduzierten Musik nur in ganz wenigen Ausnahmefällen ein. Und das ist im direkten A-B-Vergleich auch weder akademisch-goldohrig noch leicht durchschaubare Charme-Mogelei. Sondern so offensichtlich, dass man nach dem Umstöpseln erstmal meinen könnte, der Transistor-Amp sei kaputt.

Bleibt zu klären, was dem Vergnügen an laufenden Kosten gegenübersteht und wie sich ein Röhrentausch auf beide Seiten der Gleichung auswirkt. Die drei Doppeltrioden im Eingangs- und Vorstufenbereich halten nahezu ewig und sind als millionenfach produzierte Typen sehr preiswert zu haben. Tauschen wird man sie hauptsächlich nicht alterungsbedingt, sondern aus Neugier, weil man irgendwelche interessanten NOS-Funde ausprobieren will. Die dann durchaus auch teuer (zum Beispiel um die 80 Euro für zwei der begehrten Siemens-ECC82 als Ersatz für die beiden 12AU7), klanglich aber lohnend sein können.

Die Endröhren muss man nach einigen Jahren intensiver Nutzung sowieso tauschen. Bleibt man bei guten, aber nicht exotischen EL34 aktueller Produktion, ist das aber praktisch kein Kostenfaktor: Um die 100 Euro kostet ein Quartett, und die Auswahl ist so groß, dass man am liebsten gleich mehrere Alternativen kaufen will. Was man ruhig tun kann, weil Röhren durch die Lagerung nicht schlechter werden. Im Schnitt etwa doppelt so teuer kommen die größeren und potentiell kräftigeren Typen 6550 und KT88.

Line Magnetic LM-34IA Austauschröhren
Ein Röhrentausch ist möglich. Damit wird der LM-34iA zur Spielwiese von Röhren-Fans (Foto: B. Rietschel)

Wir haben beides ausprobiert, 6550 EH von Electro-Harmonix und einen Satz KT88 unbekannter Herkunft, der nur mit „KT88“ bedruckt war, wohl wissend, dass der LM-34iA diese Röhren nicht optimal ausnutzen kann, weil zum Beispiel eine für KT88 ideale Anodenspannung der EL34 zu hoch wäre. Und weil auch die Übertrager nicht perfekt zu beiden Röhren passen können. Riesige Leistungszuwächse darf man also nicht erwarten, eine klangliche Verwandlung aber schon, wie der Hörtest ergab: Gerade die 6550EH brachte einen zwar nicht mehr ganz so warmen, dafür aufgeräumteren Mittelton, oben mehr Luft und im Bass mehr Kraft und Kontur – ein etwas moderneres Klangbild, das je nach verwendeter Box und je nach Hörgeschmack durchaus eine Alternative sein kann.

In meinem Hörrraum blieben die dicken Röhren jedenfalls drauf, weil sie einfach mehr thrill in die Musik brachten. Also noch mehr. Denn aufregend klingt der LM-34iA schon von Haus aus, im durch und durch positiven Sinn: Mehr, als der Line Magnetic an musikalischer Überzeugungskraft leistet, findet man zu diesem Preis vermutlich nirgendwo. Und wenn man bedenkt, dass dieser Amp erst der Einstieg in das umfangreiche Programm des chinesischen Herstellers ist, will man gar nicht drüber nachdenken, was es da noch zu entdecken gibt.

Fazit

Wirklich schön verarbeitet und technisch absolut alltagstauglich, bringt der Line Magnetic LM-34iA klassischen Röhrenklang mit lebendigem, opulent farbenreichem Mittelton und leicht softem Gesamtcharakter. Er gehört damit zu den empfehlenswertesten Röhrenamps unter 2.000 Euro.

Line Magnetic LM-34iA
2020/05
Test-Ergebnis: 4,7
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Wunderbar organischer, griffiger und reifer Klang
Kräftig und unkompliziert im Zusammenspiel mit verschiedenen Boxen
Praktische Ruhestromjustage mit integriertem Zeigerinstrument
Exzellente Preis-/Leistungs-Relation

Vertrieb:
IAD GmbH
Johann-Georg-Halske-Str.11
41352 Korschenbroich
Telefon: 02161 / 617830
www.audiolust.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Line Magnetic LM 34iA: 1.800 Euro

Mit- und Gegenspieler:

Test Standlautsprecher Heco Direkt Einklang – Breitbänder zum Verlieben
Test Retro-Kompaktbox Wharfedale Linton – Wonneproppen aus einer anderen Welt

Autor: Bernhard Rietschel

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Bernhard Rietschel ist gelebte HiFi-Kompetenz. Sein Urteil zu allen Geräten ist geprägt von enormer Kenntnis, doch beim Analogen macht ihm erst recht niemand etwas vor: mehr Analog-Laufwerke, Tonarme und Tonabnehmer hat keiner gehört.