Im Kosmos der Aktiv-Lautsprecher hat Genelec den vielleicht klangvollsten Namen. Seit über 40 Jahren machen die Finnen Grundlagenforschung und bauen aus diesen Erkenntnissen aktive Monitore als Werkzeuge für Toningenieure. So wurden sie zum Weltmarktführer auf dem Tonstudio-Sektor. Doch wer so viel weiß, muss sich ja nicht beschränken: Das Portfolio reicht heute von Studio-Monitoren über Stereo-Lautsprecher mit passenden Subwoofern bis zu AV-Beschallungen via Netzwerktechnik. Und nun wollen die Finnen auch die Schreibtische erobern. Die wohl smarteste Offensive hört auf den Namen Genelec G One. Dahinter verbirgt sich ein gerade einmal Ziegelstein-großer Aktivspeaker, der naturgemäß nicht viel Tiefbass leisten kann. LowBeats Autor Michael Jansen hat deshalb beim Test noch den originellen Subwoofer F One hinzugesellt. Und plötzlich wackelte nicht nur der Schreibtisch…
Das Design stammt von Harri Koskinen, einem der bekanntesten Produkt- und Möbeldesigner Europas. In Zusammenarbeit mit den Akustikern von Genelec schuf er ästhetisch kleine Lautsprecher, die durch abgerundete Kanten und durch die konkav geformte Front um den Hochtöner herum für weitestgehend konstantes Bündelungsmaß ohne auffällige Kantenbeugung überzeugen. „Directivity Control Waveguide“ (DCW) nennt Genelec dieses kleine, aber wichtige Konstruktionsdetail. Denn es sorgt unter anderem dafür, dass das Verhältnis von direktem zu reflektiertem Schall größer ist und mithin die Raumakustik weniger ihr Unwesen treiben kann. Nebenbei erhöht sich die Belastbarkeit des Hochtöners in seinem unteren Übertagungsbereich. Die Gehäuse sind aus Aluminiumdruckguss gefertigt, was gleichermaßen Stabilität und Resonanzarmut garantiert.
Genelec G One + F One: das Konzept
Die vielleicht puristischste Art der Tonübertragung ist die mit zwei Aktivboxen. Tatsächlich sind die Schallwandler aus dem Tonstudiobereich passiven HiFi-Lautsprechern gleicher Größe überlegen. Und zwar aufgrund ihrer Aktivtechnik. Soll heißen: Die Monitore besitzen eigene Verstärker für Bass- und Hochtöner mit entsprechender elektronischer beziehungsweise digitaler Frequenzweiche. Ein Vorteil: Dank aktiver Entzerrung lässt sich bei gleicher Gehäusegröße mehr Tiefbass herauskitzeln sowie eine Anpassung an den Aufstellungsort und mithin an die Raumakustik leicht einstellen. Zudem gewährleistet die direkte Kopplung von Verstärker und Chassis ohne passive Frequenzweichenbauteile eine verlustfreie und bessere Kontrolle der einzelnen Chassis. Was für den Tonstudioingenieur gut ist, sollte doch auch dem Musikliebhaber daheim nicht schaden.
Das Anschlussfeld hat lediglich einen Cinch-Eingang, eine Netzbuchse und ebenfalls ein Mäuseklavier über dessen Dipschalter eine akustische Anpassung an den Aufstellungsort möglich ist. Auch die Eingangsempfindlichkeit und eine abschaltbare Einschaltautomatik sind hier wählbar. Die obligatorischen Gewindebuchsen für eine Wand- oder Deckenmontage sind ebenfalls vorhanden. Zum Lieferumfang gehören sogenannte ISO PODS. Das sind aus Silikon gefertigte Standfüße, die den Lautsprecher zum einen vom Untergrund entkoppeln und zum anderen eine vertikale Ausrichtung möglich machen. Beides Features, die dem guten Ton zuträglich sind.
Die F One Satelliten sind natürlich bei Bedarf auch ohne Subwoofer zu betreiben. Sie haben jeweils zwei 25 Watt starke Endstufen für Bass und Höhen an Bord. Als Hochtöner kommt eine 19 Millimeter kleine Metallkalotte zum Einsatz. Unterhalb 3000 Hertz übernimmt eine 76 Millimeter große Konusmembran mit Bassreflexabstimmung. Und ohne Subwoofer entfällt natürlich auch die vom F One eingebaute Hochpassfilterung bei 85 Hertz. Wir haben es ausprobiert: Auch ohne Subwoofer kann die kleine Genelec G One echt beeindrucken.
Aber noch schöner ist es halt mit F One. Für den Zugang zum Subwoofer gibt es zwei digitale Eingänge, optisch und via Cinch-Buchse mit bis zu 96 Kilohertz Abtastrate, einen analogen sowie einen LFE-Eingang. Sogar an einen Mini-Klinken-Eingang wurde gedacht. Der Lautstärkeregler dient der Anpassung an die Satellitenpegel – die Gesamtlautstärke und die Eingangswahl wird praktischerweise jeweils über die mitgelieferte Fernbedienung bewerkstelligt. Des Weiteren befinden sich zwei sogenannte „Mäuseklaviere“ für die Wahl der Ortsanpassung, der Phase und der Empfindlichkeit der Einschaltautomatik auf der Unterseite. Falls die Infrarotverbindung von der Fernbedienung zum Subwoofer aufgrund der Platzierung des Basses nicht sicher funktioniert, kann man das mitgelieferte Erweiterungskabel anschließen und den IR-Empfänger so in eine bessere Position bringen.
Obgleich sich der G One auf dem Schreibtisch links und rechts neben dem Computer-Monitor wohlfühlt, lässt es sich mit ihm und einem F One Subwoofer als 5.1-Aufbau auch im kleinen Heimkino gut leben. Die 2.1-Ausbaustufe in unserem Test mit zwei G Ones und einem F One kostet rund 1550 Euro. Das erscheint auf den ersten Blick nicht günstig, doch wenn man bedenkt, dass man sich einen Vollverstärker bzw. eine Vor- und Endstufe spart, sieht die Rechnung schon besser aus. Denn bei der G One /F One Kombination ist quasi “all in”.
Genelec G One plus F One in der Praxis
Schon ein Blick in den Quick Setup Guide lässt erkennen wo die Finnen herkommen: Selbst das kleinste 2.1 System hat alle Attribute der Profi-Monitore. Wichtigstes Feature ist hier die „Ortsanpassung“.
Soll heißen: Je nach Standortwahl lässt sich per sogenanntem “Mäuseklavier”, also kleinen Dipschaltern, eine passende Entzerrung im Grundton und Bass einstellen. Stehen die G One etwa auf dem Schreibtisch, so sorgt eine recht schmalbandige Absenkung via „Tabletop“ um 150-250 Hertz dafür, dass die Reflexion von der Tischoberfläche und der dadurch erhöhte Pegel in diesem Bereich kompensiert wird. Weitere Dipschalter-Kombinationen tragen der Pegelerhöhung durch Wandnähe oder einer Eck-Aufstellung Rechnung. Auch der F One darf an die Aufstellungssituation angepasst werden.
Und das funktioniert – wen wundert das bei Weltmarktführer in Sachen Studio-Monitore ? – bestens.
Nach der Platzierung der G One auf dem Schreibtisch oder auf dem Sideboard beim Fernseher und des F One unterm Schreibtisch bzw. neben dem Sideboard bleibt noch der Anschluss der Zuspieler wie Rechner oder Fernseher. Nach der Einstellung der Phase streng nach Vorgabe der vorbildlichen Bedienungsanleitung gespickt mit Tipps zur Aufstellung bleibt noch die Möglichkeit der Feinjustierung via Subwoofer Level. Das passende Testsignal für die korrekte Phaseneinstellung lässt sich übrigens praktischerweise gleich von der Homepage herunterladen. Nun steht dem Musikgenuss nichts mehr im Wege.
Der Hörtest
Der Test der kleinen Genelecs hat mir einmal wieder bewusst gemacht, wie vorzüglich man auch am Rechner – also im Nahfeld – Musik hören kann: Der Raum mir seiner Akustik wird weitestgehend ausgeblendet. Man hört mehr die eigentliche Aufnahme als den Raum mit seinen Unwägbarkeiten. Also das, was der Toningenieur bei der Abmischung (möglicherweise mit Genelec-Monitoren) kreiert hat. Und die G One zeigte einmal mehr die Meriten eines guten Nahfeldmonitors – zumindest, wenn die Hochtöner der G One auf die Ohren des Zuhörers ausgerichtet sind. Dann wird insbesondere der Übergangsbereich von Mittel- und Hochtöner perfekt linear übertragen. Die einstellbaren ISO PODs machen´s möglich.
Mit dem Genelec-Trio macht Computer-Arbeit richtig Spaß. Vor allem wenn man das ganze Musik-Spektrum bis in die unteren Register dargeboten bekommt. Sarah K.s „Water Falls“ hat Druck von unten, während die Stimme klar vor den Monitor projiziert wird. Selbst so schwierige Aufnahmen wie Fairfield Four`s „These Bones“ des Gospel Sänger Quartetts meisterten die Genelecs bravourös. Der Sprachgesang mit den extrem sonoren, unmittelbar eingefangenen Stimmen klingen wie aus einem Guss. Hier zeigen die kleinen Satelliten keine Schwächen, obwohl die Stimmen bis deutlich unter 150 Hertz reichen – Schwerstarbeit für die kleinen Tief-/Mittelöner. Auch der Übergang zum F One ist bruchlos. Vom Kickbass bis zur Kirchenorgel kann der F One alle Register ziehen. Der Bass auf „Wish You Were Here“ von Seguridad Social hat Saft und Kick – so wie es sein soll und so, wie wir es auch schon von größeren Modellen 8331A, 1238A oder 8361A kennen- und schätzengelernt hatten.
Spaßeshalber habe ich das kleine Sub-/Sat-System auch mal im knapp 50 Quadratmeter großen Hörraum frei aufgestellt. Mit der richtigen Ortsanpassung zeigt das Trio auch hier keine Schwächen. Und das fand ich besonders erstaunlich! Ich hatte erwartet, dass es ob der winzigen Tief-/Mitteltöner an Grundtonschwäche mangeln würde und dass es insgesamt nur für bescheidene Pegel reichen würde. Nichts dergleichen. Stellt man gute Standboxen daneben, muss man sich beim Umschalten immer wieder vergewissern welche Beschallung gerade aktiv ist. Und man stellt fest, dass das Genelec-Trio dank flexibler Subwooferaufstellung konturierter und sogar noch tiefer spielen kann – Wow! Bei guten Live-Aufnahmen wie „Trouble´s What You´re In“ von Fink fächert sich die Bühne von der Boxenebene nach hinten und in die Breite beeindruckend auf. Dazu kommt die unspektakuläre, nie nervige oder sogar aggressive Intonation – bestes Zeichen für eine verzerrungsarme und über den Frequenzbereich neutrale Wiedergabe der finnischen Schallwandler.
Natürlich habe ich das Trio auch zum Fernseher gesellt. Während mein Flat-TV Stimmen immer einen grummeligen Unterton mitgibt und im Bass keinen nennenswerten Pegel offeriert, geht mit der G One/F One-Kombi geradezu die Sonne auf. Stimmen klingen nahezu unverfärbt, Action-Filme haben nun den Schmalz in den untersten Registern und die Brillanz oben heraus, um Fernsehen zum Spektakel werden zu lassen.
Fazit Genelec G One plus F One
Als hätten sie darauf gewartet: Genelec baut seit jeher auf das beste Konzept nämlich auf Aktivlautsprecher. Was im Professional Business, dem Tonstudio schon immer Standard war kommt zunehmend auch im Consumer-Geschäft an – dem erhöhten Anspruch an die Schreibtischbeschallung und vor allem der Streaming Ära sei Dank.
Die kleine Sub-/Sat-Kombination aus Genelec G One + F One ist so etwas wie das Optimum für den modernen urbanen Menschen, der ja – weil Wohnraum überall teuer und deshalb knapp ist – auf engem Raum leben und arbeiten muss. Die kleinen Genelecs sind deshalb so überragend, weil sie auch in diesen Situationen nahezu perfekt klingen und – dank Subwoofer F One – ein Maß an musikalischer Authentizität bringen, das selten ist.
Wer also eine kleine, aber sehr feine Lautsprecher-Kombi sucht, die am Fernseher, am Computer aber auch freistehend im Raum gleichermaßen überzeugen kann, der sollte Genelecs “Schreitisch”-Set auf jeden Fall in die enge Wahl nehmen. Für mich der Geheim-Tipp.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Tonal sehr ausgewogen, spielfreudig, harmoniert gut mit F One |
| Pegelfest mit sattem Tiefbasspotenzial |
| Praxisgerechte Ortsanpassungen möglich |
| Sehr gute Bedienungsanleitung mit praktischen Tipps |
Vertrieb:
Audio Pro Heilbronn Elektroakustik GmbH
Pfaffenstraße 25
74078 Heilbronn / Deutschland
Telefon: +49 7131 2636 400
www.audiopro.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Genelec G One: 726 Euro
Genelec F One: 820 Euro
Genelec G One + F One: die technischen Daten
Genelec F One + F One | |
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Technisches Konzept: | Sub-/Sat-System mit Aktiv-Woofer |
Leistung der Endstufe (G One / F One): | 2 x 25, 1 x 40 Watt |
empf. max. Raumgröße: | 25 Quadratmeter |
Besonderheiten: | Ortsfilter |
Übertragungsbereich (G One / F One): | 65 – 22.000 Hz / 27 – 200 Hz |
Farben: | Schwarz + Weiß |
Abmessungen H x B x T (G One / F One): | 18,1 x 12,1 x 11,4 cm /25,1 x 30,5 x 30,5 cm |
Gewicht (G One / F One): | 1,7 /5,6 Kilo |
Alle technischen Daten |