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Sonarworks True-Fi opener
Kopfhörer-Equalizer-Software Sonarworks True-Fi; 79 Euro (Screenshot: J. Schröder)

Test: Software-EQ Sonarworks True-Fi

Kopfhörer per Mausklick klanglich nachhaltig zu verbessern, ist mit geringem finanziellem Aufwand und auf technisch seriöse Weise möglich. Das beweist die EQ-Software Sonarworks Reference 4 Headphone Edition im Test überzeugend. Weniger Technik-affine HiFi-Fans und Musikhörer fragen sich jedoch, ob es Gleichwertiges auch in einfacherer „Verpackung“ gibt. Die Antwort: Ja – denn genau für diesen Anwenderkreis wurde die EQ-Software Sonarworks True-Fi geschaffen.

True-Fi käme nicht von Sonarworks, würde es nicht die gleiche Schlüsseltechnologie einsetzen wie die Profi-Version Reference 4 Headphone Edition. So verwendet auch Sonarworks True-Fi zur Klangkorrektur der Kopfhörer einen sogenannten „Convolution based Equalizer“, sprich: ein auf Basis mathematischer Faltung operierendes FIR-Filter.

Vorteil dieser Methode: Auf diesem Wege lassen sich nahezu beliebig komplexe Entzerrungsvorgänge realisieren, was gezielte und äußerst feinfühlige Korrekturen ermöglicht. Zudem sind die Rechenanweisungen für das Filter (für Wissbegierige: Als Kernfunktion zur Faltung dienen die inversen Impulsantworten der von Sonarworks ermittelten Hörerfrequenzgänge) im Nu per Mausklick austauschbar. Das ist für den geplanten Anwendungsfall ideal, da so die Korrektur maßgeschneidert für den jeweils verwendeten Hörer erfolgen kann.

Die nächste Gemeinsamkeit mit Reference 4 HE: Auch Sonarworks True-Fi „schiebt“ sich als virtueller Audiotreiber zwischen die aktuell tonausgebende Software und den zum Wiedergeben ausgewählten Hardware-Ausgang – was in den meisten Fällen ein via USB angeschlossener DAC-Headphone-Amp ist. Das heißt im Klartext: Sonarworks Ttue-Fi ist stets „im Spiel“, egal ob iTunes, Spotify oder Youtube fürs Musikhören zuständig sind.

Headphone EQ Sonarworks True-Fi
Als kompaktes Widget benötigt Sonarworks True-Fi kaum Platz auf dem Bildschirm. Die Bedienung ist denkbar einfach (Screenshot. J. Schröder)

Das Einzige, was der Anwender nach dem Installieren von Sonarworks True-Fi machen muss: das Korrekturfile für seinen Kopfhörer in die Software laden. Dieses lässt sich aus einer Liste von derzeit 151 Modellen auswählen: Im Line-Up befinden sich nahezu alle namhaften Kopfhörer-Anbieter von AIAIAI bis Yamaha.

Da Sonarworks True-Fi nur wenige Bedienelemente mitbringt, zeigt sich seine grafische Benutzeroberfläche als kompaktes, aufgeräumt gestaltetes Widget. Selbst dieses lässt sich auf Wunsch noch „verstecken“: Dann verbleibt lediglich ein kleines Symbol in der Menüleiste des Computers, über das sich die Korrekturfunktion zu- oder abschalten lässt.

Sonarworks True-Fi im Detail

Verwendet Sonarworks True-Fi auch die gleiche Korrektur-Engine wie Reference 4 Headphone Edition, so weisen die beiden Software-EQs doch einige konzeptionelle Unterschiede auf. Das beginnt bereits bei der Kopfhörer-Bibliothek: Während Reference 4 HE das komplette Archiv als eigenen Order stets griffbereit im Gepäck hat, speichert True-Fi lokal bis zu vier Profile zum direkten Umschalten ab. Für den Zugriff auf die gesamte Bibliothek benötigt True-Fi hingegen einen Online-Zugang: Wählt man über die Option „Add new Headphones“ einen weiteren Hörer aus, so wird das entsprechende Korrekturfile heruntergeladen. Dieses überschreibt dabei ein vorhandenes aus dem lokalen Speicher, falls hier bereits vier Hörer abgelegt sind.

Sonarworks True-Fi headphone library
Vier Hörer kann Sonarworks True-Fi lokal abspeichern. Der Zugriff auf die gesamte Hörer-Bibliothek, wie hier im Bild gezeigt, erfolgt online (Screenshot: J. Schröder)

Die True-Fi-Lösung stellt in der Praxis sicherlich keinen Nachteil dar. Zum einen benötigt wohl kaum ein HiFi-Fan Ad-hoc-Zugriff auf mehr als 150 Hörer. Zum anderen bleibt Sonarworks True-Fi bei Aktualisierungen der Hörer-Datenbank automatisch auf dem neuesten Stand. Bei Reference 4 Headphone Edition hingegen ist hierfür ein etwas umständliches Update-Procedere erforderlich.

Nicht ganz einleuchten will hingegen die Tatsache, dass Sonarworks True-Fi im Gegensatz zu Reference 4 HE kein Plug-In-Modul mitliefert. Das schränkt seine Anwendungsmöglichkeiten unnötig ein. Zwar lässt sich auch Sonarworks True-Fi in Kombination mit dem Audirvana-Player betreiben, doch muss man hiefür dessen exklusives Zugriffsrecht auf die angeschlossene Hardware (auch Exclusive- oder Hog Mode genannt) „opfern“. Das aber ist genau derjenige „Hebel“, mit dem Audirvana den größten Klanggewinn erzielt.

2018-05 Sonarworks True-Fi Audirvana Setup
Sonarworks True-Fi spielt auch in Verbindung mit dem Audirvana Player. Jedoch muss dazu der Exclusive- oder Hog-Mode deeaktiviert werde. (Screenshot: J. Schröder)

Ganz und gar ausgeschlossen ist eine Plug-In-Funktionalität bei Sonarworks True-Fi allerdings nicht. So arbeitet Lothar Kerestedijan, Mastermind vom Musikportal highresaudio.com, gemeinsam mit Sonarworks emsig an der Implementierung von True-Fi in den jüngst vorgestellten HRA-Streaming-Player. Durchaus denkbar also, dass dabei auch ein universell einsetzbares Plug-In zumindest mit AU- und VST-Schnittstelle abfallen könnte. Auf jeden Fall aber hat Kerestedijan mit Sonarworks True-Fi mal wieder exzellenten Spürsinn für ein technisch höchst innovatives Produkt bewiesen.

Gemessen an den bei Sonarworks Reference 4 HE verfügbaren Features zur Klanganpassung kommt Sonarworks True-Fi recht puristisch daher. Immerhin findet sich im Menü „Personalization“ ein Bass-Steller zum Anheben oder Absenken von tiefen Frequenzen. Die variable Hochtonanhebung zum Ausgleich von altersbedingtem Hörverlust bei hohen Frequenzen hingegen ist sicher gut gemeint, aber definitiv kein Must-Have-Feature. Hier wäre der bei Reference 4 HE vorhandene, sehr effiziente Morphing-Steller eindeutig die bessere Alternative.

Sonarworks True-Fi: Hörtest

Da Sonarworks True-Fi die gleiche Korrektur-Engine verwendet wie Reference 4 Headphone Edition, war im Hörtest mit identischen Ergebnissen zu rechnen. Und tatsächlich bewirkte Sonarworks True-Fi den selben Es-geht-nicht-mehr-ohne-Effekt wie die professionelle Schwester. Absolut erstaunlich, wie sehr selbst anerkannt gute Hörer wie etwa der Sennheiser HD 800 von der True-Fi-Korrektur profitierten. Besonders eindrucksvoll zeigte sich das bei Songs, die vom Kopfhörer eine ausgeglichene Balance von Sibilantenwiedergabe und spektralem Timbre erfordern – wie etwa bei „Breaking Silence“ von Janis Ian. Da gab es keinerlei Zweifel mehr zwischen „gut“ und „deutlich besser“.

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Und das war meist an ganz einfachen Details zu erkennen. Eine getretene Hi-Hat beispielsweise macht nun mal nicht „dzzzb dzzzb“ oder „schübb schübb“, sondern „tschipp tschipp“.

Sonarworks True-Fi: Fazit

Die abschließende Beurteilung von Sonarworks True-Fi kann aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln erfolgen. Absolut betrachtet, ist es ein unbedingt empfehlenswertes Tool: Es bewirkt deutliche Klangverbeserungen, ist einfach zu bedienen und besitzt ein exzellentes Preis-Klang-Verhältnis.

Vergleicht man True-Fi jedoch mit der Profi-Schwester Sonarworks Reference 4 Headphone Edition, relativiert sich das rundweg positive Ergebnis etwas. So fällt letzteres zwar 20 Euro teurer aus, bietet dafür allerdings auch erheblich mehr. Da wäre zunächst mal das Plug-In-Modul, was auch dem HiFi-Anwender nützliche Optionen eröffnet – beispielsweise kompromissloses Einbinden in audiophile Software-Player. Verzichten müssen True-Fi-User leider auch auf den Morphing-Steller.

Damit ist Sonarworks True-Fi immer dann die richtige Lösung, wenn einzig der An-Aus-Effekt der puren Korrekturfunktion gefragt ist. Für diejenigen jedoch, die der klanglichen Performance ihrer Kopfhörer den letzten Schliff verpassen möchten, ist Sonarworks Reference 4 Headphone Edition eindeutig die bessere Wahl. Zum ausführlichen Test geht es hier:

Test Software-Equalizer Sonarworks Reference 4 Headphone Edition

Sonarworks True-Fi
2018/05
Test-Ergebnis: 4,2
Sehr gut
Nutzwert
Praxis
Ausstattung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Je nach Kopfhörer deutliche Klangverbesserung
Einfache Bedienung
Sehr gutes Preis-Klang-Verhältnis
Kein Plug-In-Modul im Lieferumfang

Vertrieb:
Sonarworks SIA
Smerla iela 3
Riga, LV-1006
Latvia
www.sonarworks.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
EQ-Software True-Fi: 79 Euro


Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.