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Sony VPL-HW65ES Front
Sony VPL-HW65ES Front (Foto: R. Vogt)

TEST: Sony VPL-HW65ES – erster Check

Sony VPL-HW65ES
Sony VPL-HW65ES mit SXRD LCD-Panels (Foto: R. Vogt)

Wir konnten nun erstmals einen Sony VPL-HW65ES aus der regulären Serienproduktion in Augenschein nehmen, nachdem wir bei der Vorabpräsentation nur das etwas glücklose Vorserienexemplar mit sattem Farbfehler zu sehen bekamen. Es war nicht zu erwarten, dass die Seriengeräte ebenso blaustichig daher kommen und so war es dann auch. Der erste HW65 den wir für einen Test ergattern konnten, zeigte schon kurz nach dem Zünden der Lampe ein angenehm helles und neutrales Bild, ganz wie erhofft.

Sony VPL-HW65ES Anschlussfeld
Sony VPL-HW65ES das neue Anschlussfeld (Foto: R. Vogt)

Rein äußerlich ändert sich beim Sprung vom Vorgänger Sony VPL-HW55ES zum neuen Modell fast gar nichts. Erst der zweite Blick enttarnt ein geändertes Anschlussfeld und den Wegfall der Infrarot-Emitter für die 3D-Brillen, die nun standardmäßig generischem RF-Code gehorchen. Die Buchsenreihe im leicht nach innen versetzten Anschlussfeld bieten nun LAN, IR und RS-232 zur Steuerung des Projektors, USB für Firmwareupdates, zweimal HDMI, klar, für Bild bis Full-HD-Auflösung, und schließlich einen Triggerausgang, der sich so konfigurieren lässt, dass er entweder die Leinwand oder einen Anamorphoten (CinemaScope-Vorsatzlinse) kontrollieren kann. Analoge Eingänge sind endgültig passé. Am Bedienfeld und der rein manuellen Verstellung des Lensshift, Fokus und Zooms des Objektivs sowie am Objektiv selbst ändert sich nichts. Auch die Fernbedienung mit ihren großen, angenehm blendfrei beleuchteten Tasten bleibt beim neuen Sony VPL-HW65ES erhalten.

Funktional aber gibt es Erfreuliches in den Menüs zu entdecken. So weicht das eher als Marketing-Gag zu verstehende RCP (Real Color Processing) einem richtigen Farbmanagement, welches die Sony-Entwickler ganz offenbar den größeren 4K-Geschwistern entlehnt haben, die das schon in der zweiten Generation bieten. Damit lassen sich nun, Kalibrierkenntnisse und Messgeräte vorausgesetzt, der Farbraum und die Farbmischung sehr präzise auf den Punkt kalibrieren.

Eine zweite Entdeckung im Menü ist „Weiche Übergänge“. Auch diese Schaltung kennen wir schon seit den ersten 4K-Sony-Projektoren und man lernt sie sehr schnell schätzen. Sie funktioniert im Grunde genau umgekehrt wie eine Schärfeschaltung. Weiche Übergänge zeigt nur bei großen Flächen und Verläufen eine Wirkung, bei feinen Details gar keine. Speziell in weichen Farbverläufen entstehen oft lästige False-Contour- oder Solarisationseffekte, die jeden schon einmal gestört haben, etwa bei Unterwasseraufnahmen oder an zarten Schattierungen, beispielsweise am Himmel. Das sind Stellen, an denen der Aufnahme zu wenige Bits für die Darstellung zur Verfügung stehen. Man sieht quasi, wo das Bit auf das nächste Bit umklappt. Diese Passagen bügelt die Sony-Schaltung glatt und das macht sie gut. Das Bild sieht aus, als wäre es mit höherer Quantisierung (mehr Bits pro Pixel) aufgezeichnet. Toll.

Die Schaltungen zur Bewegtbild-Verbesserung „Motion Flow“ wurden um den ebenfalls von den größeren Modellen bekannten Punkt „True Cincema“ ergänzt. Die Funktion ist vor allem Zuschauern von Streaming-Diensten hilfreich, die oft Filme mit eigentlich 24 Bildern pro Sekunde mit 30 oder 60 Hertz wiedergeben. Mit dieser Schaltung erkennt der Projektor die Umsetzung am Bildrhythmus und setzt unregelmäßig ruckelnde Videos intern auf gleichförmige, ruckelarme 24 Hertz um.

Sony VPL-HW65ES: Ein homogenes Bild

Sony VPL-HW65ES Lenshift, Zoom und Fokus
Sony VPL-HW65ES Lenshift, Zoom und Fokus manuell (Foto: R. Vogt)

Im Testkino und im Labor lieferte der Sony VPL-HW65ES erwartungsgemäß keine Überraschungen. Die neue Lampe zeigte ein wunderbar ausgewogenes Spektrum und die leicht überarbeiteten SXRD-Panels zeichneten einen große nativen und In-Bild-Kontrast. Auch der Lichtstrom bewegt sich auf dem gleichen Niveau wie beim den Vorgängern. 100 Lumen mehr verspricht das Datenblatt. Nichts, was man ohne direkten Vergleich wahrnimmt. Trotzdem, man nimmt ja alle Photonen, die man bekommen kann. Die Kalibrierung mit dem neuen Farbmanagement ging denn auch so von statten, wie ich das von den 4K-Modellen gewohnt bin und liefert, richtige Messungen und Einstell-Reihenfolge vorausgesetzt, leicht und genau von der Hand. Das Ergebnis konnte sich sehr gut sehen lassen, alle Parameter lassen sich verdammt nahe der Norm einstellen. Siehe anschließende Messungen.

Auch der Sichttest im Kino bestätigte die bereits in der Messung bewiesene Homogenität. Das Objektiv zeichnete geometrisch nahezu perfekt und scharf bis in die Ecken, selbst wenn der Lensshift schon stark verschoben wurde. Graue Flächen entlarvten einen Hauch von Shading, normal, selbst bei highendigen LCD-Projektoren. Dafür zeigte das Testgerät ein tiefes und bis in die Ecken gleichförmiges Schwarz. Die Schaltung „Weiche Übergänge“ bügelt schon den Farbverlauf des Oppo-Homemenüs glatt, ganz wie vom als Referenz installierten Sony VPL-VW300ES gewohnt, der ja über die gleiche Schaltung verfügt. Die vorgeblich überarbeitete Nachschärfung „Realismus“ zeigte ein knackiges Bild, zumindest bei zahmer Dosierung, sonst betonte sie die Filmkörnung über Gebühr und das Bild wirkte zwar detailreicher, aber flacher und bekam einen artifiziellen Beigeschmack. Genauere Untersuchungen und Messungen bringen wir beim Erhalt des offiziellen Testgeräts von Sony.

Fazit: Der Sony VPL-HW65ES ist der Golf unter den Projektoren

Man kommt sich so vor wie bei der jährlichen Präsentation eines neuen VW-Golf: Die gesunde Mittelklasse hat erneut im Detail dazu gewonnen. Genau so ist der Sprung vom Vorgänger HW55 auf den Sony VPL-HW65ES. Es gibt an allen Ecken und Kanten Detailverbesserungen, die zu einem noch runderen Gesamtpaket wachsen: Ein bisschen heller, einen Hauch kontrastreicher, einen Tick genauerer Farbwiedergabe, ein paar neue Funktionen wie „Weiche Übergänge“ und das alles auf gewohntem Chassis mit seinem angestammten, guten Objektiv und dem unvergleichlich leisen und zugleich unauffälligen Arbeitsgeräusch (selbst bei hoher Lampenstufe). Das ergibt ein ausgewogenes, rundes Gesamtpaket zu fairem Preis.

Sony VPL-HW65ES
2015/10
Test-Ergebnis: 4,2
 sehr gut
Bewertungen:
Bild
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
helles, kontrastreiches, farbechtes Bild
leise, auch in hoher Lampenstufe
Zoom und Lenssift sehr flexibel
Objektiv nur manuell verstellbar

Vertrieb:
Sony Europe Limited
Zweigniederlassung Deutschland
Kemperplatz 1
D-10785 Berlin
www.sony.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Sony VPL-HW65ES 3.000 Euro

Mehr Projektoren:

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Test Ultra-HD Laserprojektor Epson LS10000
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Galerie Sony VPL-HW65ES

Messungen:

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Erklärung der folgenden Messungen

Die Messungen auf den folgenden Seiten nennt man Color-Checker. Dabei nimmt man Stichproben der wichtigsten und häufigsten Farben, was für die Beurteilung der Natürlichkeit der Bildwiedergabe repräsentativer ist als die sonst übliche Messung von Grenzwerten.

Besonders interessant sind die Delta-E-Werte. Je kleiner, desto besser. Werte unter 5 gelten als gut, unter 3 als sehr gut und Delta-E und 1 als quasi perfekt. Jede Messung wird auf relative Helligkeit (DeltaL), Farbsättigung (DeltaC) und Farbton (DeltaH) untersucht. Relevant ist die Summierung und ein möglichst kleiner Extrem-Wert (Max dE) und geringer Durchschnitt (Avg dE).

Sony VPL-HW65ES Colorchecker-Messung
Sony VPL-HW65ES ColorChecker: Dank Farbmanagement präzise einstellbare Farbwiedergabe. Alle Delta-E-Werte deutllich unter 3, das ist Studiomonitoren sehr nahe (Messung: LowBeats)
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Die Hardware

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Sony VPL-HW65ES Front
Sony VPL-HW65ES Front (Foto: R. Vogt)
Sony VPL-HW65ES Bedien- und Anschlussfeld
Sony VPL-HW65ES Bedien- und Anschlussfeld (Foto: R. Vogt)
Sony VPL-HW65ES Fernbedienung
Sony VPL-HW65ES Fernbedienung (Foto: R. Vogt)
Sony VPL-HW65ES Lenshift, Zoom und Fokus
Sony VPL-HW65ES Lenshift, Zoom und Fokus manuell (Foto: R. Vogt)
Sony VPL-HW65ES Anschlussfeld
Sony VPL-HW65ES: Das neue Anschlussfeld (Foto: R. Vogt)
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Die neuen Menüpunkte

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Sony VPL-HW65ES Menü True Cinema
Sony VPL-HW65ES Menü: Motionflow bietet jetzt Reverse-Telecine für 30/60Hz. (Foto: R. Vogt)
Sony VPL-HW65ES Menü Weiche Übergänge
Sony VPL-HW65ES Menü: „Weiche Übergänge“ mindert lästige False-Contour-Effekte (Foto: R. Vogt)
Sony VPL-HW65ES Menü REC-709-Farbraum
Sony VPL-HW65ES Menü: Feineinstellung für REC-709-Farbraum (Foto: R. Vogt)
Sony VPL-HW65ES Menü Farbmanagement
Sony VPL-HW65ES Menü: volles Farbmanagement (Foto: R. Vogt)
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Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.