In Deutschland erdacht, auf dem Weltmarkt gemacht: Die Fishhead Audio aus Berlin folgt wie viele andere Hersteller am Markt der Idee vom heimischen Ingenieursbüro und einer Werkbank in Asien. Gleichwohl ist die Fishhead-Audio StrEight 1.8 FS eine ganz besondere 2-Wege Standbox – mit ungewöhnlich großem Tieftöner und Air-Motion-Transformer für den Hochton. Der Name jedenfalls ist Programm: Die StrEight 1.8 FS zielt ziemlich “straight” auf die Freude beim Musikhören.
Der Mann hat Humor. Trotz allem. Christoph Winklmeier hatte sich mit seinem einstigen Arbeitgeber Teufel, nun ja, „entfremdet“. Oder anders formuliert: Die leidenschaftliche Liebe ist ausgelaufen. Was tun, wenn man an dieser Stelle Lautsprecherentwickler ohne Festland ist? Man besinnt sich auf seine Wurzeln. Die liegen für Christoph Winklmeier im hohen Norden. In Cuxhaven um genau zu sein. Hier gibt es die berühmten Fischköpfe. Also Menschen mit direktem Bezug zu den Tieren in der Tiefe des Meeres. So nannte Christoph Winklmeier sein Unternehmen „Fishhead-Audio“. Klingt gut.
Soweit zur Entstehungsgeschichte. Was der frisch gebackene Chef aber von Teufel gelernt hat: Das Geschäft ist “straigther”, wenn man direkt mit dem Kunden kommuniziert. So gibt es die Lautsprecher von Fishhead-Audio ebenfalls nur im direkten Vertrieb. Also einfach auf die Webseite, dann den gewünschten Klangwandler in den Warenkorb legen und mit Paypal oder Vorkasse bezahlen. In weniger als einer Woche ist der Lautsprecher angekommen. Jetzt kommen die Bonbons hinzu. Es gibt eine Garantie von fünf Jahren. Fishhead legt noch ein Pfund hinzu: Gefällt der Lautsprecher nicht, so kann er binnen 28 Tagen zurückgesandt werden. Das Geld fließt dann an den Käufer zurück. Keine Chance für einen Fehlkauf.
Die Besonderheiten der Fishhead Audio StrEight 1.8 FS
Das ist im ersten Eindruck vor allem ein Schmeichler für den Lebensraum. Diesen Lautsprecher kann man wunderbar an der Ehefrau vorbei bugsieren. Er ist weniger als einen Meter hoch und lässt sich problemlos in das Wohnumfeld integrieren. Ein Blick auf das Preisschild: 1500 Euro setzt Fishhead an. Zuerst denken wir naiv – das wird der Preis für den einzelnen Lautsprecher sein. Nein, hier geht es um das Paar. Das ist eine Kosten/Nutzen-Relation, die exzellent ist.
Zumal Fishhead hier das große Portfolio auffährt. Das ist ein Zweiwegler – und damit deutlich eleganter in der Konstruktion als so manche Standbox, die auf mehr Wege setzt. Die Membran des 20 Zentimeter großen Tiefmitteltöners besteht aus lackiertem, geprägtem Papier. Ein Korb aus Druckguss-Aluminium und der stattliche Magnet vervollkommnen das gute Bild.
Und Fishhead legt noch einen Scheit hinzu: Im Hochton gibt es einem echten Air-Motion-Transformer nach dem Konzept von Oskar Heil. Auf der Welt setzen immer mehr Hersteller auf das Hochton-Prinzip mit Ziehharmonika-Membran. ELAC beispielsweise faltet das legendäre Bändchen in deutscher Handarbeit – was aber viele Preisgrenzen sprengen würde. Christoph Winklmeier weicht aus, sucht neu – und findet einen Hersteller in Fernost, der seine Vorgaben bedienen kann.
Noch ein Fakt: Die Übergabefrequenz liegt bei 1300 Hertz. Das ist erstaunlich tief. Wir bekommen also die Feinkost des Air-Motion-Transformers recht früh an die Ohren. Wer genau hinschaut, erkennt auch einen weiteren Vorteil: Die Schallfront wurde im Gehäuse leicht nach hinten geneigt. Das verbessert das Timing im Abstrahlverhalten. Die beiden Chassis ticken feiner im Zusammenspiel. Das wirkt wie aus den 1980er Jahren. Und tatsächlich bezieht sich Fishhead-Audio genau auf diese Werte.
Praxis
Gibt es eine Bassreflexöffnung? Auf der Rückseite sehe ich nichts. Doch, sie ist da, ein Kanal strahlt zum Boden. Sehen wir nicht, hören wir aber. Das ist bei aller eleganten Bauweise kein Leichtgewicht, da strömt ein echter Tiefbass in den Raum. Die LowBeats Messungen weisen einen Tiefgang bis unter 50 Hertz aus
Das ist jetzt nicht mördertief, aber Winklmeier hat sich bewusst für einen höheren Wirkungsgrad und mehr Pegelfestigkeit (beides Punkte, die einem sehr tiefen Bass entgegenstehen) entschieden. Wir schauen genauer hin: Eine Effizienz von 88,1 dB (LowBeats misst mit einer Spannung von 2,83 Volt und in einem Meter Abstand) sowie einem weitgehend unverzerrten Maximalpegel von 101 dB (Dauer) ist in dieser Preisklasse ungewöhnlich.
Doch auch der der hohe Wirkungsgrad erfreut: Und weil die Impedanz ebenfalls erfreulich hoch liegt, eignet sich die StrEight 1.8 FS auch als Spielpartner kleinerer Röhrenverstärker.
Während der Tests kam die Fishhead auch am Fezz Audio Alfa Lupi (einem kleinen Röhren-Amp mit 10 Watt pro Kanal) zum Einsatz. Das funktionierte so gut, dass ich hier einen eindeutigen Tipp für alle aussprechen möchte, die nicht übermäßig laut hören wollen (oder können).
Hörtest
Womit wir beim Höreindruck angekommen wären. Der ist formidabel: Hätte uns Fishhead 1.500 Euro für das Stück veranschlagt – ich hätte ohne Irritationen bezahlt. Denn dieser Lautsprecher bildet nicht nur perfekt ab, er hat auch den eleganten Zugriff – er vermag echte, ehrliche Musik abzubilden. Klingt wie eine Petitesse, ist aber der Kern, bei dem man sich für einen Lautsprecher interessieren sollte.
An einem schlechten Lautsprecher kann man die einzelnen Treiber als Einzelklangproduzenten heraushören, hier jedoch eine beglückende Harmonie. Wie aus dem berühmten, einen Guss. Ein großformatiges, höchst agiles Klangbild entstand vor meinen Ohren. Das hat in den besten Momenten sogar holographische Macht.
Klangtipp: Santtu-Matias Rouvali wird als der neue Superstar unter den noch jungen Dirigenten gehandelt. Als Finne muss er natürlich auch einen Zyklus aller Sibelius-Symphonien vorlegen. Die großen Labels haben die Chance verpasst. Die Neuaufnahmen erscheinen bei dem Underdog Alpha Classic. Was für eine Party mit dem Orchester aus Göteborg – alles ist auf Transparenz gerichtet, dazu erstaunlich schnelle Tempi. Das habe ich über mannshohe Lautsprecher gehört. Aber die kleine Fishhead entfaltet eine Pracht, die massiv an den Spielregeln von Preis und Leistung kratzt. Hätte ich Freunde, ich würde ihnen laut zurufen, genau diesen Lautsprecher zu kaufen. Das ist in höchstem Maß das, was man beglückend nennt.
Im Vergleich zur fast gleichgroßen (aber etwas teureren Pulsar ST 21 von T+A) wirkte die Fishhead deutlich schneller und offener. Wo Wo die Herforderin zur eher dezenten, etwas sonoren Wiedergabe neigt, prescht die 1.8 FS mit ungebremster Leidenschaft voran. Dieser sehr offene und feine Klangcharakter, der übrigens mit einem sehr stabilen, satten Bass garniert ist, bleibt bis zu sehr hohen Pegeln erhalten. Dreht man sehr großzügig am Lautstärke-Regler passiert Ungewöhnliches: Die Mitten beginnen nicht – wie üblich – unangenehm zu nerven, sondern die Fishhead wurde in den Mittellagen einfach verschwommen – aber eben nicht unangenehm.
Fazit Fishhead Audio StrEight 1.8 FS
Er hat es wieder getan: Christoph Winklmeier hat schon mit seiner 1.6 BS in der Kompaktklasse unter 1.000 Euro eines der besten Angebote am Markt. Mit der nagelneuen 1.8 FS ersetzt er sein Erstlingswerk 2.6 FS – und hat damit erneut in der Standboxenklasse unter 2.000 Euro wieder eines der attraktivsten Pferde im Stall.
Bleiben wir bei dem Bild: Würde ich an der Rennbahn auf Pferde setzen – genau dieser Gaul wäre mein Favorit. Er ist robust, originell, eigenwillig – und unzähmbar. Der Preis ist ausgesprochen fair. Und das sagt sich nicht so leicht. Ein toller Musikbegleiter, maximal stimmig und voll von dynamischer Kraft. Ein mächtiger Schlag auf die Stirn und den Solarplexus. Aber auch ein schwerer Hieb gegen die Marktführer von Canton, Nubert & Co.
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Offener und feiner Klang mit sattem Bass |
| Hoher Wirkungsgrad, Röhren-geeignet |
| Recht hoher Maximalpegel |
| Leider nur in Weiß zu haben |
Vertrieb:
Fishhead Audio
Christoph Winklmeier
www.fishhead-audio.de
Telefon: 0176 30 12 62 72
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Fishhead Audio StrEight 1.8 FS: 1.499 Euro
Die technische Daten
Fishhead-Audio StrEight 1.8 FS | |
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Konzept: | 2-Wege Standbox mit AMT-Hochtöner |
Bass-Bestückung: | 20 cm Tieftöner in BR-Gehäuse |
Wirkungsgrad (2,83 Volt/1 Meter): | 88,1 dB |
Nenn-Impedanz: | 4,3 Ohm |
Max. Pegel (Dauer /dynamisch): | 101 dB / 110 dB |
Benötigte Leistung für Max. Pegel: | 88 Watt |
Abmessungen (B x H x T): | 26,0 x 101,0 x 35,5 cm |
Gewicht: | 20,6 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
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