Der (noch) kleine Hersteller Fishhead Audio macht erneut auf sich aufmerksam. Nach einem höchst beeindruckenden Erstlingswerk, einer in allen Belangen überzeugenden Standbox namens Resolution 2.6 FS, schiebt der Ober-“Fishhead” Christoph Winklmeier nun konsequenterweise mit der Fishhead Audio 1.6 BS eine klassische Regalbox hinterher. Die allerdings folgt nicht den Maßstäben einer heute üblichen 2-Wege-Bassreflex-Kompaktbox, sondern überrascht mit drei Wegen, hat also einen echten Mitteltöner mit an Bord.
Das ist deshalb überraschend, weil jeder weitere “Weg” immer mit mehr Kosten verbunden ist: ein weiterer Treiber, mehr Aufwand bei der Frequenzweiche und so weiter und so fort. 3-Wege-Kompaktboxen sind in allen Preisklassen schon sehr rar; in der Klasse unter 1.000 Euro haben sie absoluten Seltenheitswert, weil der zusätzliche Mitteltöner den meisten Anbietern zu teuer ist.
Dieser Punkt zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Konstruktion der Fishhead Audio 1.6 BS: Alles wirkt aufwändig und teuer und man fragt sich die ganze Zeit: Wo eigentlich hat dieser Herr Winklmeier den Rotstift angesetzt?
Zumindest mal nicht bei der Bestückung. Neben dem schon angesprochenen Mitteltöner findet sich in der Fishhead Audio 1.6 BS auch noch ein echter Air Motion Transformer (AMT) Hochtöner. Dieses Hochtonkonzept gab es lange Zeit nur bei ADAM Audio ähnlich günstig.
Aber auch am Gehäuse ist nichts billig. Auffällig sind die großen Phasen an den Ecken. Um die aber umsetzen zu können, müssen die Wände eine stattliche Mindeststärke haben.
Und genau so ist es: Das Gehäuse der Fishhead Audio 1.6 BS ist ein kleines Meisterwerk. Es ist doppelwandig aufgebaut und besteht aus einem inneren (12 mm) und einem äußeren Korpus (18 mm) – angedeutet durch den umlaufenden Spalt auf der Front.
Soviel Holz schlägt sich natürlich auch im Gewicht nieder: die Fishhead Audio 1.6 BS wiegt 10,3 Kilo.
Rein äußerlich macht die kleine Fishhead also schon einmal eine Menge her – deutlich mehr jedenfalls, als in der Klasse gemeinhin geboten wird. Und messtechnisch?
Die Fishhead Audio 1.6 BS im Messlabor…
…schlug sich ausgesprochen wacker. Auffällig ist vor allem die fast perfekt lineare Impedanz.
Winklmeier erreicht diese Linearität, indem er die Filter so geschickt hat überlappen lassen, dass die Maxima der Impedanz nicht sehr hoch liegen. Zudem hat er die Treiber so ausgewählt, dass sie auch außerhalb ihres Übertragungsbereichs kaum störende Resonanzen oder Aufbrüche aufweisen, weshalb die Filter der Frequenzweiche recht flach ausfallen konnten (maximal 12 dB/Oktave). Eine solche Herangehensweise verbessert die Phasenlage, das Impulsverhalten, das Einschwingen, und so weiter…
Womöglich liegt es auch an dem Aufwand, mit dem Winklmeier seine Lautsprecher abstimmt. Für die Entwicklung der Fishhead Audio 1.6 BS nutzte er nach eigenen Aussagen ein ganzes Arsenal unterschiedlichster Verstärker: “einem ganz alten und billigen Yamaha Stereo-Receiver, eine Teufel DS7 / Ampstation sowie die Vollverstärker Denon 1510 AE und Accuphase 406.” Wer so entwickelt, der weiß um die Wichtigkeit einer möglichst linearen Impedanz. Denn gerade die schwächeren Verstärker reagieren hörbar auf eine stark wellige Impedanz – und in der Regel nicht positiv.
Selbst in Bezug auf Verzerrungen schlug sich die Fishhead Audio 1.6 BS wacker. Bei 94 Dezibel in einem Meter Abstand (das entspricht einer gehobenen Zimmerlautstärke bei 3 Meter Hörabstand) fallen keine Verzerrungen unangenehm auf.
Auch bei gehobener Lautstärke von plus 5 Dezibel bleibt die 1.6 BS erfreulich verzerrungsarm.
Ein Pegelwunder ist sie nicht, aber welche Kompaktbox dieser Klasse ist das schon…?
Wie üblich haben wir die Fishhead Audio 1.6 BS auf verschiedenen Positionen gehört. Sie verhielt sich unauffällig: Besser spielte sie natürlich frei aufgestellt auf einem Ständer. Doch es spricht wegen ihres neutral-präzisen Basses auch nur wenig gegen eine wandnahe Aufstellung auf dem Sideboard. Im Regal wird sie wegen ihrer Größe wohl kaum unterkommen.
Drei Verstärker hatte ich mir für den Hörtest herausgesucht: den Cambridge Audio Edge A, der derzeit so etwas wie eine Referenz im LowBeats Hörraum ist, den Exposure 2010 S2D sowie den kleinen Exposure 1010 S2. Natürlich sind sowohl der Cambridge als auch der größere Exposure in Bezug auf Dynamik, Auflösung und Präzision um Welten besser als der kleine 1010 S2. Und dennoch, muss ich sagen, gefiel mir diese Kombination fast am besten.
Hörtest Fishhead Audio 1.6 BS
Wir hatten ja schon sehr viel Freude mit der sehr quirligen und auch im Bass sehr präzisen Standbox 2.6 FS. Die Familienähnlichkeit war jedenfalls offenkundig – alles andere wäre ja auch verwunderlich. Mit dem ebenfalls sehr quirligen Cambridge Audio Edge A war es mir in den Mitten fast schon ein bisschen zu viel: alles kam sehr schnell und detailreich, aber auch einen Hauch zu vordergründig. Mit dem kleinen Exposure 1010 S2, der nur wenig Leistung und wenig Basskontrolle mitbringt, klang alles etwas geschmeidiger, runder und letztendlich angenehmer.
Das hat Winklmeier wirklich schlau gemacht: eine Abstimmung für schwächere Amps. Denn kaum jemand kombiniert ja ein Pärchen Lautsprecher für 800 Euro mit einer vielfach teureren Elektronik. Mit dem kleinen Exposure zauberte die Fishhead Audio 1.6 BS völlig von den Lautsprechern losgelöst große und schöne Klangbilder mit viel Tiefe und einer Fülle von Details.
Im fantastischen “Mediterranean Sundance” (Album: Friday Night In San Francisco), das uns der Kollege Claus Dick in seinem Beitrag über audiophile Spezial-CDs wieder nahe gebracht hatte, funkelten die Gitarren-Obertöne. Das Klopfen auf die Gitarrenkörper hatte viel Kraft und Energie, die Bühne wurde in ihrer ganzen Tiefe dargestellt. Hoppla: So viel Genauigkeit und Natürlichkeit ist man in dieser Preisklasse nicht gewohnt. Die 1.6 BS macht es sogar möglich, den Holzton der Gitarren zu unterscheiden.
Zwei Mitbewerber halfen mir, die die Qualität der Fishhead Audio 1.6 BS auszuloten: die Canton Vento 826 und die Nubert nuBox 383. Die Canton ist als Auslaufmodell mittlerweile gleich teuer, die Nubert kostet nur knapp die Hälfte. Beide klingen deutlich besser an kräftigen und lebendigen Verstärkern wie Exposure 2010 S2D oder Cambridge Audio Edge A (an letzterem liefen diese Vergleichstests). Obwohl die Fishhead dadurch etwas benachteiligt war, konnte sie sich vergleichsweise schnell nach vorn spielen: Sie hat diese Lebendigkeit und Leichtigkeit in den Mitten, die weder die bassstarke Nubert noch die deutlich ausgewogenere Canton bieten. Hier macht sich womöglich der zusätzliche Mitteltöner bemerkbar, der in komplexen Passagen noch etwas mehr Durchsicht bietet. Ein starker Auftritt, auch wenn vor allem die Nubert in Sachen Maximalpegel um einiges mehr in Bewegung bringen kann.
Dafür aber hat die 16. BS etwas, was mir persönlich wichtiger ist: Präzision im Bass. Wenn eine Bassdrum wuchtig-trocken aufgenommen ist, dann soll sie auch so wiedergegeben werden. Die Fishhead kann das. Viele andere Lautsprecher dieser Größen- und Preisklasse sind voluminöser abgestimmt, um nach “mehr” zu klingen. Nur ist das meistens weder richtig noch sonderlich impulsfreudig.
Auch die Fishhead Audio 1.6 BS leistet sich im unteren Stimmbereich eine kleine Färbung, eine Unsauberkeit in der Wiedergabe, die nicht ganz schlackenfrei wirkt. Und doch ist sie eine der präzisesten, detailreichsten und lebendigsten Kompaktboxen unter 1.000 Euro. Das muss dem Herrn Winklmeier erst einmal jemand nachmachen.
Fazit Fishhead Audio 1.6 BS
Wie auch die Standbox 2.6 FS ist die Fishhead Audio 1.6 BS in ihrer Klasse erstaunlich preiswert. Wie schafft ein so kleiner Hersteller mit vergleichsweise geringen Stückzahlen ein solch günstiges Kunststück? Das funktioniert nur in der Direktvermarktung – also ohne Händler, wo man sich die Kleine auch mal im Vergleich anhören könnte. Natürlich kennt Winklmeier auch die Adressen, wo man günstig & gut einkaufen kann. Immerhin war er lang genug Entwickler bei Lautsprecher Teufel.
Letztendlich aber gehören die niedrigen Preise zum Selbstverständnis von Fishhead Audio. Winklmeier: “Es gibt einfach mehr Menschen mit weniger Geld. Und auch die sollen ja möglichst gut Musik hören…” Sehr ehrenwert, sehr gekonnt umgesetzt. Diese Fishhead Audio 1.6 BS ist ein sympathischer Lautsprecher, der nicht nur sehr viel Gegenwert fürs Geld bietet, sondern auch angenehm anspruchslos in Bezug auf die Verstärker-Elektronik ist. Er harmoniert perfekt mit Verstärkern, die auch preislich passen: Exposure 1010 S2, Rega Brio, Rotel 10 oder NAD 316 BEE V2. Bei so viel Klang, so überzeugender Verarbeitung und einer so klugen Praxisauslegung konnte das Ergebnis nur so ausfallen: überragend.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Feiner, detailreicher Klang |
| Sauberer Bass |
| Gute Preis/Gegenwert-Relation |
| Kleine Schwächen beim Maximalpegel |
Vertrieb:
Fishhead Audio GmbH
Waldowallee 1
10318 Berlin
www.fishhead-audio.de
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Fishhead Audio Resolution 1.6 BS: 800 Euro
Mitspieler:
Erster Test: Vollverstärker Cambridge Audio Edge A
Test Exposure 2010 S2D: Der Puristen-Verstärker
Test Exposure 1010 S2: Feinster Klang für 650 Euro
Gegenspieler:
Test Kompaktbox Nubert nuBox 383: viel Bass, wenig Geld
Test Canton Vento 826: so klein, so gut
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