T+A ist beharrlich: Die Elektronik-Komponenten der Ostwestfalen sind Legenden, doch bei den hauseigenen Lautsprechern meinen einige, es gäbe noch Luft nach oben. Nun kommt die T+A Pulsar ST 21 – und hat ein erstaunlich hohes Verzückungs-Potenzial. Ein dezenter, edler Standlautsprecher mit harmonischer Abstimmung und mehr Souveränität, als man der zierlichen Standbox zutrauen würde.
Das ist doch einmal ein schöner Satz aus dem Poesiealbum eines Lautsprecherherstellers: „In entscheidenden Details wurde ihr Design behutsam, aber doch deutlich geschärft.“ Da kann man sich alles und nichts darunter vorstellen. Die schönen Worte stammen von T+A und beziehen sich auf das Upgrade der nunmehr alten Pulsar ST 20 (siehe LowBeats Test hier) auf die eben neue Pulsar 21. Hier geht es um einen Spagat. Denn die typischen T+A-Käufer lieben keine Revolutionen – deshalb das Wörtchen „behutsam“. Und doch wünschen sie sich die Speerspitze der Moderne – hier verkörpert durch „geschärft“.
Und geschärft wurde gegenüber der Vorgängerin ST 21 einiges. Zum Beispiel die Form. Die ST 20 war eher rundlich-bauchig, die neue ST 21 wirkt mit ihren klareren Formen deutlich markanter. Und ein bisschen mehr Volumen brachte das neue Design ebenfalls mit. Der entscheidende Unterschied aber liegt in den Treibern. T+A hat sich mittlerweile dem Klippel-Analyse-System verschrieben und konnte damit bei den Tief-, Mittel- und Hochtönern die Verzerrungen noch einmal deutlich senken. Und was mir gar nicht so klar war: Selbst bei einem Lautsprecher wie der Pulsar ST 21, der also nicht unbedingt im Fokus steht, entwickelt Firmengründer Siegfried Amft noch fleißig mit…
Das Konzept der T+A Pulsar ST 21
Bei der ST 21 stimmt schon auf Anhieb vieles: Schon die Verpackung der zierlichen 3-Wege-Box ist gut, zwei Handgriffe genügen zum Auspacken. Dann die Fuß-Traversen festschrauben – und fertig ist der Auftritt in unserem Hörraum. Im Sinne der gelebten Sachlichkeit gibt es diesen Lautsprecher wahlweise nur in schwarz oder weiß. Klassisch halt. Entgegen aller Stringenz haben die Tüftler aus Herford allerdings auf der Rückseite ein Bi-Wiring-Terminal eingelassen. Das wird der Zwang des Marktes sein.
Alle Treiber fertigt T+A daselbst. Tatsächlich? In diesem Punkt darf man kritisch sein. Kaum ein Hersteller gönnt sich noch eine Fertigungsstraße im Heimatland. Die Lohnkosten, die Basis-Investitionen… Deshalb habe ich noch einmal nachgefragt: Die Chassis werden natürlich in Ostwestfalen erdacht, entwickelt und gezeichnet. Doch der Auftrag der realen Fertigung geht nach Asien. So werden diese Klangwandler eben in China zusammengebaut. Kein Drama, kein Gesichtsverlust, so tickt halt der globale Markt. Alles andere würde überraschen.
Durch die Bank weg wurde Aluminium als Membran-Material der ersten Wahl bestimmt. Das kann wundervoll harmonieren. In der Bauhöhe ganz oben wurde der Mitteltöner gesetzt. Eben eine Alu-Membran mit zwölf Zentimetern im Durchmesser. Darunter schwingt der Aludom des Hochtöners. Die Übergabefrequenz liegt bei 2200 Hertz.
Darunter, ab 300 Hertz fangen zwei Basschassis zu pulsieren an. Die Kraft liegt in der Kombination: Hier in der Tiefe vereint T+A einen großen, ringförmigen Ferritantrieb mit der Kupferspule der Chassis und einer Potenz zum großen, linearen Hub bei 15 Zentimeter Membran-Durchmesser, ebenfalls aus Aluminium. Das ist ein echter Dreiwegler. Mit 92 Zentimetern in der Gesamthöhe ist er eher kompakt und schlank geraten. Nichts, was im Wohnraum nach Kubikmetern und Lebensraum ruft.
Praxis
Die ST 21 ist ein eher dezent abgestimmter Schallwandler: Auch wenn die Pulsar ST 21 alles andere als schlank klingt, muss man viel zu fette Bässe (wie sie heutzutage oft zu hören sind) hier nicht befürchten. Das heißt im Umkehrschluss, dass auch eine wandnahe Aufstellung durchaus denkbar ist. Und ehrlich gesagt, scheint mir auch das Äußere der T+A für ein eher schickes Wohnzimmer gemacht zu sein, in dem die Lautsprecher eben nicht akustisch perfekt mit einem Meter Abstand zur Rückwand aufgebaut sind…
Eine weitere Überraschung brachten die Pegel-Messungen. Dezente Standbox hin oder her: Bei gehobenem Zimmerpegel (94 dB in 1 Meter Abstand) zeigt die ST 21 so gut wie keine Verzerrungen.
Schon das ist ein exzellentes Ergebnis. Und erst bei sechs Dezibel mehr Dauerpegel signalisierten die LowBeats Messgeräte ein Ende der Fahnenstange. Das heißt aber auch: Kurzfristig (wie Musik mit seinen Dynamikspitzen nun einmal ist) kann die ST 21 auch über 110 dB liefern. Das ist gegenüber der Vorgängerin ST 20 ein ordentlicher Fortschritt – Klippel lässt grüßen.
Bezüglich Impedanz und Phase – diese Parameter werden oft unterschätzt – gibt sich die schlanke T+A vergleichsweise wellig. Gerade der Phasensprung (blaue Kurve) bei 1,5 KHz wird vielen Verstärkern nicht schmecken. Mit den gewohnt stabilen Amps aus dem Hause T+A gibt es da natürlich keine Probleme. Prinzipiell aber ist die T+A Pulsar ST 21 ein Lautsprecher, der vergleichsweise gutmütig und somit leicht zu betreiben ist. Mit dem “kleinen” Atoll IN 50 Signature etwa musizierte die T+A ganz wunderbar…
Dennoch nutzten wir für die Hörtests natürlich unsere Verstärker-Referenzen: den Vollverstärker Neukomm CPA 155S und (für die noch höheren Pegel) die Vor-/Endstufen-Kombination SPL Director MK2 /m1000.
Hörtest: Der perfekte Staffellauf
Wie auch die Vorgängerin spielte die T+A Pulsar ST 21 wie aus einem Guss. Doch anders als die ST 20, die auch im LowBeats Test ein wenig zahm klang, spielte die ST 21 noch einen feinen Tick lebendiger und luftiger, dazu im Tiefton mit viel Kraft und Kontrolle
Zum Vergleich hievten wir einen echten Trumm aus dem Referenz-Lager: die A 45 von Canton, mit dem Etikett von 3.300 Euro für das Paar. Das ist ein harter Brocken. Sicherlich um etliche Liter im Volumen größer und nicht minder von Understatement geplagt. Hier wird ein Mix aus Eleganz und Erstaunlich-Architektur ausgefahren. Oben in der Mitte ein Hochtöner aus Aluminium-Oxyd-Keramik. Dazu für Mitten und Bässe die identische Membran, 17,4 Zentimeter breit und aus Aluminium-Keramik-Wolfram.
Rein basierend auf diesen Merkmalen müsste man die kleine T+A als chancenlos abschreiben. Aber so kann man natürlich nicht vorgehen. Denn nicht nur die reine Größe und Potenz macht den Helden. Sonst würden abertausende BMW gegen die scheinbare Hoheit der Porsche untergehen. Dummer Vergleich. Hören wir lieber hinein.
Obwohl auch alle Membranen der Canton auf Aluminium basieren, wirkt die ST 21 in sich stimmiger. Bei der Canton meinte ich ab und an, einzelne Treiber heraushören – was das Wohlgefühl stören kann. Also in diesem Punkt ein klarer Vorsprung für die Westfalen.
Doch je höher sich die Dynamik aufspielt, umso besser spielt die Canton ihre Trümpfe aus. Sorry – sie kann mehr Bass, gibt mehr Druck auf die Lungen und produziert insgesamt das mächtigere Klangbild. Doch die T+A ist harmonischer, mehr auf Samt getrimmt. Das verlockt insbesondere die Harmonie-Hörer in der High-End-Gemeinschaft. Toll, wie sie eine mächtige Front aufbauen kann und wie hier jede Klangwelle wie in einer feinmechanischen Uhr in die andere greift.
Der neue Remix der Beatles wurde um ein Jahr verschoben. Jetzt ist „Let it be“ zu haben. In der definitiven Fassung. Giles Martin, der Sohn des einstigen fünften Beatles, George Martin, hat die Ur-Bänder durchgearbeitet. Eine gewaltige Arbeit, weil die Beatles an drei unterschiedlichen Orten musiziert haben: in der Abbey Road, in den Film-Studios und im Apple-Hauptquartier. Ein heilloses Durcheinander, das zuletzt der skurrile Produzent Phil Spector mit Chören, Orgel und Hall aufgehübscht und verfremdet hatte.
Und dieses Beatles-Remaster ist grandios wie herausfordernd für eine High-End-Kette. Schon der Einstiegssong treibt die Kette an das Ultimo. „Two of us“ – ein nettes Lied, doch Ringo Starr gibt über seine tiefe Bass-Drum den Rhythmus vor. Das muss selbstverständlich klingen. Dazu ein mächtiger Wumms aus beiden Lautsprechern. Dann die hellen Gitarren und die vorlauten Singstimmen. Schönste Trennkost für einen Klangtest. Die Canton setzt sich in der Bass-Trommel fest und schafft nicht wirklich die Brillanz der anderen Instrumente. Die T+A nimmt den Gegenweg, der Bass ist fein, präsent, nicht wirklich auf Mega getrimmt. Dafür stimmt das Gesamtgerüst zu den höheren Frequenzen: Die Stimmen klingen gleichermaßen offen wie natürlich.
Oha, da schwingt sich ein echtes Problem auf. Viele unserer Sinne sprechen für die Canton, aber die T+A wirft die schönere Geschlossenheit ein. Das soll nicht auf eine Geschmacksfrage hinauslaufen, sondern auf die tiefere, absolute Wahrheit. Da muss Klassik her, schwer und wuchtig.
Die anspruchsvollste Symphonie, die je ein Mensch geschrieben hat? Die ersten Kulturhuber würden für die Neunte von Beethoven plädieren. Doch gegen Bruckners Achte kommt kein anderer Komponist bis heute an. Der Meister stapelt im Finale alle vorangegangenen Motive übereinander – ein Turmbau zu Babel. Man wird erschüttert, unser Gehirn strebt auseinander. Im Konzertsaal wird ein Hochamt daraus, fast eine Religion.
Die beste Einspielung? Ziemlich sicher die Wiener Philharmoniker unter Carlo Maria Giulini. Leider nicht in High Res zu haben, aber in guten 16 CD-Bits. Giulini gelingt, was Karajan und Solti versagt war: ein Luxusorchester, das wie ein Mann atmet. Und damit sind wir wieder bei der T+A. In ihr verbindet sich hohe Präzision mit Samt und Eleganz. Die Pulsar ST 21 ist hier der Canton überlegen. Alles pulsiert, die Harmonie innerhalb der Chassis ist perfekt. Ich zumindest konnte mich nicht entziehen und musste das ganze Werk durchhören – einfach, weil es so schön war…
Fazit T+A Pulsar ST 21
Andere bieten fürs gleiche Geld womöglich mehr Material, mehr Tiefbass, mehr Pegel. Doch Kraft allein macht nicht glücklich. Die neue Pulsar 21 ist eher ein Vegetarier. Hier geht es nicht um Blut und Bissfestigkeit, sondern um die Eleganz der perfekten Harmonie. Die vier Membranen klingen wie eine geschlossene Fläche – jede Information ist da, nichts drängt sich aus der schönen Gemeinschaft. So ein Kunstwerk muss man erst einmal erschaffen. Nun gut: Wer lauten Hard-Rock zum Headbanging braucht, wird hier nicht bedient. Aber die Freunde von Rock-Balladen und komplexer Klassik werden auf das Schönste umgarnt.
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Wunderbar natürlich-offener Klang mit weitem Panorama |
| Erstaunlich pegelfest, gute Messwerte |
| Exzellente Verarbeitung |
| Für den angeschlossenen Verstärker leicht zu treiben |
Vertrieb:
T+A elektroakustik GmbH und Co. KG
Planckstraße 9–11
32052 Herford
www.ta-hifi.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
T+A Pulsar ST 21: 2.990 Euro
Technische Daten
T+A Pulsar ST 21 | |
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Konzept: | passive 3-Wege Standbox mit Bassreflex-Gehäuse |
Bestückung: | TT: 2 x 15 cm, MT: 1 x 12 cm, HT: 1 x 20 mm Kalotte |
Min. empf. Leistung des Verstärkers: | 2 x 30 Watt |
Max. empf. Raumgröße | 25 Quadratmeter |
Farben: | Schleiflack schwarz + Schleiflack weiß |
Abmessungen (H x B x T): | 92,0 x 19,0 x 32,2 cm |
Gewicht: | 17,0 Kilogramm |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
Test Vollverstärker Atoll IN 50 Signature: volle Klangpracht für 750 Euro
Test Vollverstärker Neukomm CPA155S – der kompakte Favoritenkiller
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