Da traut sich einer was: Der junge Direktvermarkter Fishhead Audio platziert sein Erstlingswerk, die klassische 3-Wege Standbox Fishhead Audio Resolution 2.6 FS in einer Preisklasse, die auch von alteingesessenen Platzhirschen hart umkämpft ist. 1.499 Euro kostet das Paar Resolution 2.6 FS und ist ein adretter Fehdehandschuh in Richtung von Canton, KEF, Nubert, Teufel & Co.
Doch Christoph Winklmeier, sozusagen “The Head” of Fishhead Audio weiß, was er tut. Der Mann, der trotz des sehr norddeutschen Anstrichs der Firma (Winklmeier stammt aus Cuxhaven) ein Akustik-Entwicklungs- und Beratungsbüro (www.audio-ce.de) in Berlin betreibt, war 17 Jahre Entwickler beim Direktvermarktungs-Riesen Lautsprecher Teufel. In dieser Zeit hat sich sein zentrales Credo formuliert: “Gute Lautsprecher müssen nicht teuer sein; man muss nur die richtigen Stellschrauben drehen”, meint er. Recht hat er.
Und natürlich ahnt Winklmeier, dass er mit der hundertsten 3-Wege-Bassreflex-Allerweltsbox keinen Blumentopf gewinnen kann; ein guter, ja selbst ein besserer Klang allein reicht nicht mehr. Denn auch in diesen Preisklassen geht es immer mehr um die bessere Anfass-Qualität, um ein gefälliges Aussehen, das auch in moderne Wohnzimmer passt. Zudem muss ein Lautsprecher, der in dieser Preisklasse punkten will, etwas Besonderes, irgendeinen Clou haben, sonst fällt er durch den Rost.
Der Aufbau / das Konzept der Fishhead Audio Resolution 2.6 FS
Winklmeier hat sich für die Entwicklung seiner Fishhead Audio Resolution 2.6 FS eine Menge Zeit gelassen – und in dieser Zeit hat er alle Punkte sorgsam und liebevoll abgearbeitet: die Optik, die Akustik und natürlich auch die Praxisfreundlichkeit. Technisch am auffälligsten an der Resolution 2.6 FS ist der Hochtöner – ein sogenannter Air Motion Transformer. Bei diesem Hochtonprinzip wird eine sehr leichte, gefaltete Folie im Takt der Musik wie eine Ziehharmonika zusammengepresst und wieder auseinandergezogen.
Dadurch entsteht der Schall. Diese Hochtöner klingen meist sehr mühelos und haben den Vorzug, in der Regel wirkungsgradstärker, also mit gleicher Leistungszufuhr “lauter” als klassische Kalotten zu sein. Die Verzerrungen sind daher kleiner und die Maximalpegel größer. Das Schaubild verdeutlicht das Arbeitsprinzip des Air Motion Transformers:
Ebenfalls heute ungewöhnlich ist die Größe des Mitteltöners. Wo ähnlich große Lautsprecher der Mitbewerber gern mit Mitteltöner-Größen von 15 oder gar 17 Zentimetern aufwarten, setzt Winklmeier ab etwa 400 Hertz bewusst einen kleinen 8 cm Treiber ein. Der hat zwar weniger Dynamik-Reserven als ein größeres Modell, wegen der kleineren Membran aber auch ein geringeres Membrangewicht (besseres Impulsverhalten) und ein bis in die oberen Lagen breiteres Abstrahlverhalten, was in der Regel auch zu einem luftigeren Klang führt.
Die beiden Tieftöner fallen – wie auch der Mitteltöner – durch die gewobene Glasfasermembran auf. Die bürgt nicht nur für hohe Stabilität, sondern belebt mit ihrem noblen Grau die Weiß/Schwarz-Optik auf ansprechende Weise.
Die beiden Tieftöner sitzen in einem mehrfach versteiften Bassreflexgehäuse, dessen Bassreflex-Port auf der Unterseite der Box ausgeführt wird. Diese Downfiring- Anordnung hat zwei große Vorteile: Erstens, dass man dieses schwarze Loch nicht sieht. Und zweitens: dass der Abstand zur nächsten festen Fläche – nämlich dem Boden – absolut fix ist.
Wichtig ist natürlich dabei, dass der Besitzer die auskragenden Füße mit den Spikes unterschraubt. Sonst ist die ganze, von Winklmeier auf hohe Präzision getrimmte Tiefton-Abstimmung dahin. Aber ohne Füße steht die Fishhead auch reichlich wackelig. Die Beinchen plus Spikes sind also Pflicht.
Die Gehäuse der Fishhead Audio Resolution 2.6 FS sind wirklich hübsch gemacht. Die Ausführung in Bi-Color mit Schleiflack Weiß finde ich sehr zeitgemäß (wie viele Auto-Hersteller haben Bi-Color mittlerweile wiederentdeckt…?) und zwischen den schwarzen Teilen (Front sowie Rücken) und den weißen Seitenteilen verläuft eine elegante Fuge.
Tatsächlich macht das Gehäuse überall einen guten Eindruck – auch innen: An den besonders resonanzanfälligen Stellen ist es mit Querverstrebungen versteift; die Schallwand hat sogar eine zusätzliche MDF-Schicht gegen störende Vibrationen bekommen. Kein Wunder also, dass die schlanken Fishheads stramme 24.1 Kilo auf die Waage bringen.
Man fragt sich insgeheim, wo der Kleinserienhersteller Fishhead Audio eigentlich spart. Denn auch auf der Frequenzweiche ist kein Rotstift-Einsatz zu erkennen. Die einzelnen Zweige werden mit Filtern 2. Ordnung (12 dB/Oktave) getrennt und sind allesamt mit sehr ordentlichen und langlebigen Bauteilen bestückt.
Und wenn es eine Weiche für den Mittelhochtonbereich gibt, gibt es natürlich auch einen Filter für die Tieftöner. Der ist ebenfalls sehr ordentlich bestückt:
Und da Mittelhochton- und Tieftonbereich auch auf der Weiche getrennt sind, macht an dieser Stelle auch das Lautsprecher-Terminal, welches dank seiner vier Anschlüsse auch die doppelte Verkabelung (Bi-Wiring) oder sogar den Einsatz zweier Endstufen – eine für den Bass- und eine für den Mittelhochtonbereich (Bi-Amping) erlaubt, tatsächlich Sinn. Denn normaler Weise gilt: Zum Herumprobieren oder wenn man noch Kabel und Endstufen übrig hat, ist das ganz nett. Ansonsten sind ein möglichst guter Verstärker und ein möglichst gutes Kabel der schnellere und sichere Weg zum bestmöglichen Klang.
Auch der Blick auf die Impedanz der Fishhead Audio Resolution 2.6 FS zeigt, dass Winklmeier weiß, wie man alltagstaugliche Lautsprecher entwickelt: der Impedanz-Schrieb rutscht nur zweimal unbedenklich unter die 4-Ohm-Marke; das dürfte für keinen Verstärker eine größere Herausforderung darstellen.
Der Hörtest
Punkt 2 der Unbedenklichkeitsbescheinigung, die wir hier ausstellen können, ist die ausgesprochen geringe Dröhnanfälligkeit der schlanken Standboxen. Wie oben schon erwähnt, hat Winklmeier das Fishhead Erstlingswerk im Tiefton auf präzise & knackig (und dafür weniger satt) abgestimmt. Mir gefällt das, weil man dann in der Aufstellung mehr Freiheiten hat. Die 2.6 FS kann man bedenkenlos auch in Wandnähe platzieren. Die meisten Lautsprecher am Markt sind dagegen auf viel Bass gezüchtet. Für die meisten Räume zu viel und für eine wandnahe (also Bass-verstärkende) Aufstellung erst recht.
Für die Fishhead Audio Resolution 2.6 FS trifft das – wie gesagt – nicht zu. Sie besticht mit einem federnden, recht “schnellen” und präzisen Bass. Das Album Toy von Yello ist ja so eine Aufnahme, auf der auch viele Feinheiten und Details unterhalb 200 Hertz eingewoben sind. Die Fishhead Audio differenzierte sehr genau und arbeitete diese unterschiedlichen Farbigkeiten im Bass akribisch heraus. Mit der exzellenten Canton Vento 886 DC und der ebenfalls überragenden KEF Q950 hatten wir erst kürzlich zwei “Platzhirsch”-Modelle im Test, die sich in dem Preisbereich der Resolution 2.6 FS bewegen – und so bestens eine Einschätzung der klanglichen Qualitäten des Newcomers vermitteln können.
Beide, sowohl die Canton als auch die KEF machten deutlich mehr Bass und schoben die Basswellen der Yello Toy mit sehr viel mehr Wucht in den Hörraum. Doch dabei ging bei ihnen das eine oder andere Detail unter – welches dann eher mit der Fishhead Audio Resolution 2.6 FS zu hören war.
Diese unaufgeregte Detailfreude, die sehr natürliche Abstimmung ist ein Wesenszug, der die gesamte Wiedergabe der Fishhead Audio bestimmt. Gut zu hören war das bei Frauenstimmen: Tori Amos (Native Invader), beziehungsweise deren charismatische und facettenreiche Stimme klang mit der Fishhead Audio Resolution 2.6 FS wunderbar frei und ohne Schlacken. Die in sich sehr stimmige, geschlossene Wiedergabe der KEF mit ihrer herausragend guten Raumabbildung ist in dieser Preisklasse schwer zu toppen. Und doch schlug sich auch die Fishhead hier bemerkenswert gut. Sie bot zwar etwas weniger Auflösung in den unteren Mitten und der Raum öffnete sich weniger tief, hatte aber dafür etwas mehr Höhe. Die Canton zeigte noch einmal mehr Details, hatte mehr Gripp und die größere Lebendigkeit. Die Wiedergabe der Fishhead war dezenter und hatte etwas sehr Kultiviertes.
Weg von der Kultur, rein in die Disco: In puncto Maximalpegel wurde die Fishhead Audio Resolution 2.6 FS nur dritter Sieger. Wenn es mit fiesem Techno (Infected Mushroom, von der DALI Demo Disc Vol. 4) richtig laut wurde, blieb sie bis zum Schluss ungemein präzise und sauber, knickte aber deutlich vor der KEF und der Canton ein. Doch das waren dann schon Pegel, die man in Mietwohnungen gemeinhin nicht fahren sollte…
Wie üblich bei Lautsprechertests haben wir auch die Fishhead Audio Resolution 2.6 FS mit verschiedenen Verstärkern ausprobiert: mit dem “kleinen” Stereo-Receiver Onkyo TX-8270 (680 Euro), dem kleinen Röhrenverstärker Unison Research Simply Italy für 2.000 Euro (bald im Test) und den beiden Vollverstärkern Exposure 2010 S2D (1.250 Euro) und Musical Fidelity M5si (für knapp 2.000 Euro).
Die Fishhead klang mit allen Vier passabel – was ein Hinweis auf ihr verträgliches Impedanzverhalten ist. Dennoch würde ich sagen, dass die Röhre nicht so gut passt. Auch die schlanke Resolution 2.6 FS braucht Leistung, um auf Hochtouren zu kommen. Leistung hat der M5si mit Abstand am meisten, aber von der klanglichen Harmonie passt auch der Exposure sehr gut. Sein etwas rauer Charme kickt die dezente Fishhead an den richtigen Punkt. Das ist eine Kombination, die richtig Spaß macht.
Fazit
Eine Verarbeitung, die teurer aussieht als 1.500 Euro, ein Klang, der nach mehr klingt als 1.500 Euro und eine Alltagstauglichkeit, die auch eine Kombination mit günstigen Verstärkern erlaubt: Die Fishhead Audio Resolution 2.6 FS ist ein attraktives Angebot, das trotz überschaubaren Stückzahlen mit den (in großen Stückzahlen gebauten) vergleichbaren Modellen der großen Anbieter problemlos mithalten und für nicht wenige Musikliebhaber eine echte Alternative darstellen kann. Für all jene nämlich, die das kultivierte Hören schätzen und gern etwas abseits des Marken-Mainstreams kaufen, ist dieser Lautsprecher ein veritabler Geheimtipp.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Feiner, luftiger und natürlicher Klang |
| Gute Verarbeitungsqualität |
| Gute Preis/Gegenwert-Relation |
| Kleine Schwächen beim Maximalpegel |
Vertrieb:
Fishhead Audio GmbH
Waldowallee 1
10318 Berlin
Fishhead Audio
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Fishhead Audio Resolution 2.6 FS: 1.499 Euro
Mitspieler:
Test Onkyo TX-8270 – 2.1 Stereo Receiver mit HDMI
Test Exposure 2010 S2D – der charaktervolle Vollverstärker
Test Vollverstärker Musical Fidelity M5si – Kraft & Feinsinn
Gegenspieler:
Test KEF Q950 – Koax mit viel Schub von unten
Test Canton Vento 886 DC – die Alleskönner-Standbox