Die Faszination für Röhrenverstärkern ist zu Recht ungebrochen, aber ebenso berechtigt nicht ganz ungetrübt. Zum einen sind die Röhren-Amps nur selten Leistungsriesen, zum anderen sind sie – weil der Materialaufwand bei ihnen prinzipbedingt viel höher ist als beispielsweise bei Class-D Verstärkern – oft teuer. Zumindest an diesem Punkt will Siggi Woerner, Chef vom Berliner Fachhändler Boxen Gross ,jetzt Abhilfe schaffen. Er senkt den Preis des bezaubernden Fezz Audio Alfa Lupi jetzt um satte 30%. Heißt: von knapp 1.200 Euro inklusive Fernbedienung auf 795 Euro. Das macht den puristischen Röhren-Amp zu einem lupenreinen Kauftipp der Woche.
Fezz Audio ist eine vermeintlich kleine Manufaktur für Röhrenverstärker, die uns schon mehrfach höchst positiv überrascht hat. Weshalb vermeintlich “klein”? Weil hinter Fezz Audio ein bekanntes Trafo-Wickelwerk steht, welches auch für etliche andere Firmen zuliefert. Das erhebt die polnische Spezialfirma auf ein ganz anderes Fertigungs- und Größen-Niveau und hilft bei der Einordnung.
Das Programm von Fezz Audio umfasst fünf Vollverstärker – darunter die bei uns schon getesteten Mira Ceti und Lybra. Jeder dieser Verstärker hat individuelle Besonderheiten. Doch was stets herausragt, ist die überlegene Trafo- beziehungsweise Übertragertechnik. Dieses Bauteil wird oft unterschätzt, ist aber für den Klang und die Stabilität der Röhrenschaltung essentiell. Und weil das nun einmal das Hauptgeschäft der Polen ist, beherrschen sie es auch perfekt.
Und damit sind wir wieder beim Fezz Audio Alfa Lupi. Obwohl er der kleinste (Abmessungen: 34,0 x 15,0 x 35,5 cm) und mit 1.200 Euro Verkaufspreis (inklusive Fernbedienung) der günstigste Amp im Programm ist, wird auch er mit diesen Spezial-Trafos ausgestattet. Der Blick unter die Haube ist eigentlich nicht erlaubt, lohnt aber und erstaunt doppelt. Denn wie auch bei den großen Brüdern ist seine Verarbeitung tiptop, der Materialaufwand hoch (der Kleine wiegt 9,5 Kilo) und auch hier finden sich hier die exzellenten Wima Kondensatoren aus Berlin.
Doch genug von inneren Werten, die man nicht sieht. Bestens sichtbar sind – natürlich – die Röhren. Der Fezz Audio Alfa Lupi ist der einzige mir bekannte Röhrenverstärker, der mit den putzigen PCL86-Röhren aufläuft. Die PCL 86 ist eine sogenannte Verbundröhre. Sie beherbergt, wenn man so sagen will, eine komplette integrierte Röhrenschaltung: Vor- und Endstufenröhren in einem. Und sie wurde speziell für Niederfrequenz konstruiert und hat daher entsprechend optimale Werte von Verstärkung und Ausgangsimpedanz. Bei den beigelegten Röhren handelt es sich übrigens um Modelle aus polnischer Produktion – nicht um die üblichen russischen oder chinesischen Derivate bekannter Fabrikate.
Sprechen wir über die Wattausbeute. Die PCL86-Röhren des Alfa Lupi arbeiten in einer so genannter Push-/Pull-Schaltung. Das heißt: pro Halbwelle kommt eine PCL86 zum Einsatz. Dass dennoch nur 10 Watt pro Kanal dabei herausspringen, ist dem speziellen Konzept geschuldet. Und doch sind diese 10 Watt noch etwas mehr als die 8 oder 9 Watt, die der größerer Bruder Mira Ceti aus seiner 300B Röhre herausholt.
Fezz Audio Alfa Lupi: Praxis & Hörtest
Die Freude beginnt schon beim Auspacken: Das Gewicht ist mit fast 10 Kilo stattlich und es liegen sowohl das übliche Schutzgitter wie auch Handschuhe für das Installieren der Röhren bei. Alles ist so gradlinig simpel, dass man beim Aufbau nichts verkehrt machen kann. Auch nicht beim Einstecken der Röhren, für das man nur etwas Kraft braucht.
Intern arbeitet der kleine Fezz Audio mit einem AutoBias: Der Ruhestrom für alle vier Röhren wird also automatisch abgeglichen. Wollte man die Röhren wechseln (bitte einen selektierten Satz verwenden), wäre daher auch das kein Problem.
Im Sonderangebotspreis von 795 Euro legt Siggi Woerner die Fernbedienung noch obendrauf. Der kleine Handgeber kostet eigentlich 100 Euro extra und ist genau so puristisch wie der Amp selbst. Aber man ist doch froh, ihn zur Hand zu haben, wenn der Alfa Lupi etwas weiter wegsteht…
Doch die wichtigste Frage eines Röhrenverstärkers mit lediglich 2 x 10 Watt ist natürlich jene: Welcher Lautsprecher passt? Hier gibt es zwei Möglichkeiten.
1.) ziemlich viele. Nämlich dann, wenn sich der Musikfreund mit einer gehobenen Zimmerlautstärke zufriedengibt. Wir haben den Fezz Audio Alfa Lupi mit verschiedensten “klassischen” Kompaktboxen mit üblichem Wirkungsgrad unterhalb 85 dB kombiniert – von der Harwood LS3/5a bis hin zur Dynaudio Contour 20i – gehört. Wichtig ist eine möglichst lineare, möglichst hochohmige Impedanz. Dann kommt man klanglich ziemlich weit. Aber halt nicht laut. Doch wie sagte schon Boxen Gross Chef Siggi Woerner so unnachahmlich treffend? “Wennde Club-Pegel hören willst, biste mit dem Ding verkehrt.”
2.) Gar nicht viele, wenn der Musikfreund gern auch mal zumindest in Richtung der besagten Club-Pegel strebt. Dann wird die Auswahl dünn. Siggi Woerner empfiehlt die Cabasse Minorca MC 40. Eine gute, wie preiswerte Empfehlung. Noch besser aus dem Hause Cabasse wäre die Bora. Aber die gibt es kaum noch. Wir hatten glücklicherweise die Heco Einklang (mittelhohe Effizienz) und die Spatial Europe No.5 (recht hohe Effizienz) im Hörraum. Mit diesen beiden am Alfa Lupi wurde es erstaunlich laut…
Und es klang vorzüglich. Wer sich je die Frage gestellt hat, warum der Röhrenklang eine solche Faszination auslöst – mit dem Fezz Audio Alfa Lupi bekommt er sie beantwortet. Der kleine Amp zeigt eine wunderbar feine Offenheit, ein schönes Strahlen und “Atmen” in den Aufnahmen. Und er bringt gleichzeitig viel Wärme, Strucktur und “Körper” mit. Gerade bei Singer Songwriter Aufnahmen à la Stockfisch hatte ich den Eindruck, dass der Alfa Lupi authentischer und wohliger klingt, aber auch den Raum weiter nach hinten aufziehen kann als jeder Transistor-Verstärker bis 2.000 Euro, den ich zum Vergleich angeschlossen hatte.
Wir halten also fest: Der etwas ungewöhnliche Röhrenverstärker Alfa Lupi wir allen positiven Vorschusslorbeeren gerecht. Da drängt sich doch der Vergleich zum gleichstarken, aber deutlich teureren 300B-Verstärker Mira Ceti förmlich auf…
Den Vergleich entschied der Mira Ceti – natürlich – für sich. Die 300B-Röhre bringt noch mehr Feinheit und Wärme. Doch das Erstaunliche: Der Alfa Lupi ist so weit gar nicht entfernt. Und im Bass klingt er sogar um einiges knackiger. Klasse.
Fazit Fezz Audio Alfa Lupi
Ein kleiner, bezaubernder Röhrenvollverstärker, der sich als erstaunlich praxisfreundlich erweist und mit den angeschlossenen Lautsprechern besser zurechtkommt, als es die technischen Daten erahnen lassen. Die technische Stabilität kommt von den überlegenen Übertragern, die man schon in der ursprünglichen Preisklasse des Alfa Lupi nur sehr selten finden dürfte.
Anders als der fast baugleiche Kopfhörerverstärker Omega Lupi wurde der kleine Fezz ist von der HiFi-Presse aus völlig unerfindlichen Gründen bislang nicht beachtet. Einzig der geschätzte Kollege Bernd Weber von den HiFi-IFAs hatte den kleinen Amp schon im Test – und adelte ihn mit fast voller Punkzahl.
Nach der deutlichen Preissenkung von Boxen Gross wird dieses kleine Stückchen High End noch einmal attraktiver und ich schließe mich dem Weber’ schen Urteil vollumfänglich an. Nein, ich lege noch einen drauf: Einen ähnlich feinen Klang für weniger Geld gibt es nicht. Klanglich zumindest kenne ich in dieser Preisklasse keine Alternative.
Bewertungen
Klang-PotenzialWert-BeständigkeitPreis/LeistungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Audiophiler, satter und feiner Klang |
| Gute Verarbeitung |
| Praxisnahes AutoBias |
| Puristische Ausstattung, wenig Leistung (2 x 10 Watt) |
Angebot:
Boxengross GmbH
Oranienplatz 5
10999 Berlin
www.boxengross.de
Aktionspreis (zeitlich begrenzt):
Fezz Audio Alfa Lupi: 795 Euro
Technische Daten
Fezz Audio Alfa Lupi | |
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Konzept: | Röhrenverstärker in Push/Pull-Betrieb |
Bestückung: | 4 x PCL86, AutoBias |
Eingänge: | 3 x Cinch |
Leistung: | 2 x 10 Watt sinus an 4 + 8 Ohm |
Farben: | Schwarz und Dunkelrot (Burgund) |
Abmessungen (B x H xT): | 34,0 x 15,0 x 35,5 cm |
Alle technischen Daten |
Mitspieler:
Erster Test Dynaudio Contour 20i: die Messlatte noch höher gelegt
Test Kompaktbox Harwood LS 3/5a: der BBC-Klassiker für 1.150 Euro
Test Heco Direkt Einklang – Breitbänder zum Verlieben
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