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Die Macher hinter dem FinkTeam
Norbert Theisges und Karl-Heinz Fink vom FinkTeam haben die Borg überarbeitet: Die Episode 2 kostet nur unwesentlich mehr als die erste Borg, klingt aber um einiges besser... (Grafik: FinkTeam)

Erster Test: Standbox FinkTeam Borg Episode 2

Auf der HIGH END 2018 stellte Karl-Heinz Fink die Borg vor, eine auch äußerlich ungewöhnliche Standbox, mit der er das 2-Wege-Prinzip konsequent auf die Spitze trieb. Dieser Lautsprecher ist so gut, dass er seit seinem Test im April 2019 Referenz bei LowBeats ist. Doch für jemanden wie Fink, der für viele andere Hersteller (bekannt sind aktuell beispielsweise AVM, Castle oder Peak Consult) Lautsprecher entwickelt, sind fünf Jahre eine lange und meist erkenntnisreiche Zeit. Und mit all diesen neuen Erkenntnissen im Gepäck nahm er sich der alten Borg erneut an und machte daraus ein weiteres Kapitel. Ergebnis: Mit der äußerlich als auch im Preis weitestgehend gleichgebliebenen FinkTeam Borg Episode 2 hat sich der Meister wieder ein Krönchen aufgesetzt – und beschert LowBeats damit eine neue Referenz…

FinkTeam Borg Episode 2
Auch die Episode 2 hat den charakterstarken Auftritt der ersten Borg (Foto: FinkTeam)

Die FinkTeam Borg Episode 2…

…ist ihrer Vorgängerin Borg wie aus dem Gesicht geschnitten. Nach wie vor haben wir es hier mit einer wuchtigen 2-Wege-Standbox zu tun: eine Kombination aus jenem highendigem, sehr pegelfesten 10-Zoll Tiefmitteltöner von Wavecor sowie diesem ebenso pegelfesten Air Motion Transformer (AMT) von Mundorf. Und auch die charakteristische, extrem massive Schallwand mit ihren aufwändigen Fasen blieb die Gleiche.

FinkTeam Borg Episode 2 neben Borg
Die Borg neben der neuen FinkTeam Borg Episode 2: Hier sind es zwar unterschiedliche Farbausführungen, aber die äußerlichen Unterschiede sind gering (Foto: H. Biermann)

Dass Fink einfach das „alte“ Gehäuse verwendet, drängte sich zwar irgendwie auf, ist aber zugleich auch eine gute Botschaft. Denn hier hätte es sicherlich Einsparmöglichkeiten gegeben: Das Bassreflexgehäuse der Borg beziehungsweise der Episode 2 ist eines der aufwändigst gemachten seiner Klasse. Hier korrespondieren verschiedene Wandstärken (zwischen 28 und 38 mm), die jeweils aus mindestens zwei Schichten bestehen, welche über ein dämpfendes Gel miteinander verklebt sind und zusätzlich an einzelnen Stellen versteift sind. Die Resonanzarmut des zentnerschweren Borg-Gehäuses setzt Maßstäbe.

Äußerlich dürften nur eingefleischte Kenner die dezenten Unterschiede erkennen. Als da wäre zunächst die nach hinten flacher verlaufende Bodenplatte. Sie sorgt in Episode 2 für eine leichte Schrägstellung (5 Grad) nach hinten.

Vergleich Bodenplatte FinkTeam Borg Episode 2 und Borg
Die Bodenplatte der neuen Borg sorgt für eine leichte Schrägstellung nach hinten (Foto: H. Biermann)

Als zweites hat das FinkTeam das Anschluss-Terminal abgespeckt. Es war wohl weniger der Rotstift-Gedanke als vielmehr die Erkenntnis, dass sich etliche User mit den umfangreichen Möglichkeiten eher überfordert sahen.

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FinkTeam Borg Episode 2 Anschlussfeld
Das Anschlussfeld der Borg Episode 2 wurde etwas übersichtlicher, weil dieweniger Einflussmöglichkeiten auf den Klang bietet als die „alte“ Borg … (Foto: FinkTeam)
Fink Team Borg Anschluss
… denn deren Anschlussfeld erlaubte zusätzliche Anpassungen im Bereich der Mitten, wo auch der Presence-Filter wirksam ist (Foto: Fink Team)
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Also gar nichts Neues? Gemach, denn die Episode 2 klingt ja noch einmal erfrischend viel besser. Schuld waren wohl die Forschungsarbeiten zur sündhaft teuren Peak Consult Dragon Legend MK II (Paarpreis: 185.000 Euro), die Fink zusammen mit Peak Consult Chef Wilfried Ehrenholz (die Älteren unter uns werden sich erinnern: Der Mann gründete 1977 Dynaudio) über einen langen Zeitraum vorantrieb.

Bei diesem „cost-no-object“-Schallwandler ließ sich Fink einfach die besten und teuersten Bauteile kommen, um sie allesamt noch einmal auszuprobieren – und festzustellen, dass sich da doch mehr tut als er selbst vermutet hätte. Einige der für die Dragon Legend MK II als gut erachteten Bauteile fanden also an den relevanten Stellen auch Einzug in die Episode 2.

FinkTeam Borg Episode 2 Frequenzweiche
In der Borg Episode 2 kommen sowohl die sündhaft teuren Duelund- als auch Mundorf Supreme EVO-Kondensatoren zum Einsatz (Foto: FinkTeam)

Doch der klanglich vielleicht größte Fortschritt steckt, so Fink, in der Pegelabsenkung des Hochtöners. Die nämlich erfolgt nicht mehr über klassische Widerstände, sondern über geeignete Übertrager. Die Idee ist nicht ganz neu: Früher stolperte man öfter mal in hoch ambitionierten Studio-Monitoren über diese spezielle Form der Pegelabsenkung. Heute ist sie kaum noch gebräuchlich, weil – klar – ziemlich teuer. Der eigentlich deutlich lautere AMT der Episode 2 wird so auf den richtigen Pegel gebracht. An dieser Stelle allerdings versiegt der ansonsten immer breite Informationsfluss des Meisters: Welchen Übertrager er warum eingesetzt hat, möchte er lieber für sich behalten.

Und es gab zwei weitere Fortschritte um den AMT, der womöglich den etwas feineren Hochton der Episode 2 erklärt: Der AMT wurde nicht nur besser nach hinten bedämpft, seine Entkopplung vom Gehäuse wurde ebenfalls noch effizienter.

FinkTeam Borg Episode 2 Hochtöner
Auch der Mundorf-AMT ist äußerlich gleichgeblieben, wurde aber mechanisch noch einmal besser entkoppelt (Foto: H. Biermann)

Praxis

Zunächst muss ich festhalten, dass die Borg nicht nur wegen ihres hervorragend natürlichen Klangs bei uns den Referenz-Status hält, sondern auch, weil sie elektrisch weitestgehend unproblematisch ist und auch kleine Röhrenverstärker (wie so manch andere HiFi-Box) nicht sofort an den Rand ihrer Möglichkeiten bringt. Sie ist im besten Sinne elektrisch unkompliziert, was auch immer ein Entwicklungsziel von Fink ist.

Gleiches gilt 1:1 für die Episode 2. Ihre Impedanz liegt mit ihren stabil 10 Ohm (oberhalb 200 Hertz) noch etwas höher als bei der Borg und auch ihre Phasendrehung ist vernachlässigbar. Gerade Röhrenverstärker wissen so etwas zu schätzen…

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Elektrische Impedanz und Phasenverlauf der Impedanz Fink Team Borg
Elektrische Impedanz und Phasenverlauf der Impedanz FinkTeam Borg. Tendenziell ein 8-Ohm-Lautsprecher mit verstärkerfreundlichem, sehr flachen Phasenverlauf (Messung: J. Schröder)
FinkTeam Borg Episode 2 Impedanz
Im Vergleich zur ersten Borg liegt die Impedanz der Episode 2 ab 200 Hertz beständig über 10 Ohm (Messung: FinkTeam)
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Auch der Wirkungsgrad bleibt auf gleichem Niveau: nämlich 87 dB (2,83 Volt / 1 Meter). Das ist für HiFi in jedem Fall schon gehoben. Der Bass ist von der Abstimmung her eher auf der präzisen Seite, was die Aufstellung auch in der Nähe der Rückwand erleichtert.

Bei der Episode 2 fehlen im Vergleich zur ersten Borg zwei Einstellungs-Möglichkeiten für die Mitten. Die Steckbrücke mit der Bezeichnung „High“ übernimmt einen Teil dieser beiden Anpassungen und bewirkt im sensiblen Mittenbereich eine dezente Anpassung von gerade einmal 0,2 dB. Das klingt nach wenig, ist trotzdem eindeutig hörbar – keine Sorge.

FinkTeam Borg Episode 2 Einfluss Hochtonfilter
Die „High“-Steckbrücke am Terminal ermöglicht eine dezente Anpassung der Mitten (Messung: FinkTeam)

Die Hörtests …

… fanden natürlich an unserer Referenz-Kette mit der Röhren-Kombination Canor Hyperion P1 + Virtus M1 statt. Es heißt ja, die Slowaken hätten bei der Entwicklung ihrer Verstärker-Flaggschiffe eine Borg zum Abhören gehabt. Kein Wunder also, dass beides zusammen so überragend gut klingt – wovon wir uns ja auch jeden Tag im Hörraum aufs Neue überzeugen können.

Und weil die Borg zusammen mit den Canor Hyperion P1 + Virtus M1 ein solches Dream-Team darstellt, war es umso erstaunlicher, wie deutlich sich die Episode 2 am Ende absetze. Es geht hier keineswegs um mehr Bass – auch wenn die Episode 2 vielleicht noch einen kleinen Tick „wärmer“ und voller klingt. Es sind diese wie neu aufgeräumt wirkenden Mitten und diese nochmals etwas feiner wirkenden Höhen…

Das zwischen Weltmusik und Jazz angesiedelte Quartett Masaa ist mit „Beit“ unser aktueller audiophiler Platten-Tipp. Beim „Freedom Dance“ stellt die Borg in gewohnt ausdrucksstarker Weise die Stimme von Rabih Lahoud fein und äußerst natürlich in den Raum. Die Trompete hat Glanz und Kraft, nervt aber nicht und das Schlagzeug begleitet hier ganz dezent mit seltenen Ausrufezeichen.

Die Episode 2 aber macht es noch besser. Die Räumlichkeit, eh schon immer ein Steckenpferd der Borg, gewinnt gefühlt das Doppelte nach hinten hinzu. Das klingt in diesem Fall nicht nur spektakulärer, sondern richtiger und zudem noch körperhafter. Die Stimme des Sängers ist besser prononciert und erfreulich klar. Vor allem aber fächert die Episode 2 dieses so dezent gesetzte Schlagzeug noch einmal schöner und feiner auf: Der Besenstrich kommt noch luftiger, detailreicher, lebendiger, die einzelnen Schläge auf die Snare müheloser. Wir waren echt überrascht: Man hört mehr, das Erlebnis ist größer und letztendlich auch die Zufriedenheit.

LowBeats Referenz-Anlage aus Sicht der Lautsprecher
Die wuchtigen Canor Röhren-Monos aus der Sicht der Lautsprecher: Bessere Verstärker-Elektronik hat im LowBeats Hörraum noch nicht gespielt (Foto: H. Biermann)

Dass die Episode 2 auch mit der neuen Abstimmung aber rein gar nichts von der wunderbaren Wucht und Dynamik der Borg eingebüßt hat, zeigte sie spätestens bei James Blood Ulmers „Crying“ (Live At Bayerischer Hof), das wir mit gebührendem Abstand, aber SEHR hohem Pegel hörten. Die bärenstarkem Monos stellten beiden Borgs bei jedem der hammerharten Bassdrum-Schlägen ausreichend Leistung zur Verfügung. Beide ließen uns glauben, mehr oder minder direkt vor der Bühne zu sitzen – so impulsiv und echt klang es, so markant kam die Stimme und so plastisch stand James Blood Ulme direkt vor uns. Die alte Borg ließ die Bassdrum vielleicht noch einen Hauch präziser knallen, doch war es die Episode 2, die alles noch ein bisschen lebendiger und mitreißender modellierte – faszinierend.

Natürlich sprechen wir hier immer noch von zwei sehr ähnlichen Lautsprechern – nur, dass die eine nicht unerheblich räumlicher und in den Mitten noch einmal dynamischer, plastischer und transparenter klingt. Und die Mitten bestimmen ja nun einmal die Qualität …

FinkTeam Borg Episode 2 im LowBeats Hörraum
Die beiden Borgs im LowBeats Hörraum: Die dunkle Farbversion sieht sehr viel wuchtiger aus. Aber das täuscht: die Abmessungen sind identisch (Foto: H. Biermann)

Fazit FinkTeam Borg Episode 2

Die alte Borg ist ein toller Schallwandler und immer noch verfügbar. Der König lebt also noch und doch gibt es bereits einen neuen. Die Episode 2 ist gut 1.000 Euro pro Paar teurer, aber klanglich in meinen Ohren in jedem Fall vorzuziehen. Dass Karl-Heinz Fink allein durch die Überarbeitung der Frequenzweiche unsere Referenzbox Borg klanglich noch einmal so auffrischen kann, verblüfft nachdrücklich und beschert uns prompt eine neue Referenz, die wahrscheinlich die nächsten fünf Jahre wieder auf ihre Art die Maßstäbe setzt.

Und dann auch noch das: Besitzer einer alten Borg können ihr gutes Stück für etwa 4.000 Euro pro Paar auf Episode-2-Stand bringen lassen. Vor dem Hintergrund der umfangreichen Umbaumaßnahmen ist das ein fairer Kurs und ein schönes Beispiel für Nachhaltigkeit.

FinkTeam Borg Episode 2
2023/07
Test-Ergebnis: 4,7
Referenz
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Präzis-natürlicher Klang mit großzügiger Räumlichkeit
Hohe Pegelfestigkeit, hohe Effizienz
Elektrisch anspruchslos: lineare Impedanz, kaum Phasendrehungen
Superbe Verarbeitung

Vertrieb:
IDC Klaassen
Am Brambusch 22
44536 Lünen
www.idc-klaassen.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
FinkTeam Borg Episode 2: 30.000 Euro

Technische Daten

FinkTeam Borg Episode 2
Konzept:2-Wege Standbox, Bassreflex
Bestückung:HT: 1 x AMT, TMT: 1 x 26,0 cm
Trennfrequenz:1.600 Hertz
Wirkungsgrad:87,0 dB (2,83 Volt/Meter)
Max. Schalldruck (Dauer / kurzfristig):100 / 112 Dezibel
Mind. empfohlene Leistung für Max.-Pegel:>20 / 300 Watt
Besonderheit:Impedanz linear über 10 Ohm
Gewicht:
52,0 Kilo
Abmessungen (H x B x T):105,0 x 30,0 x 40,0 cm
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test Vor-/Endstufen-Kombination Canor Hyperion P1 + Virtus M1

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.