Der britische Hersteller iFi Audio, hierzulande im Vertrieb von WOD Audio, gilt als einer der innovativsten und umtriebigsten, wenn es um hochklassige, aber noch bezahlbare Lösungen aus den Bereichen DAC, Kopfhörerverstärker, Stromversorgung und Spezialzubehöre geht. Mit Produkten wie der UNO- und ZEN-Serie, die auch ein junges Einsteiger-Publikum ansprechen, ist der Bekanntheitsgrad von iFi weit über die Grenzen der High-End-Community hinausgewachsen. Doch nun kommt der iFi Audio iCAN Phantom.
Mit ihm haben die Briten ausnahmsweise mal wieder ein Produkt vorgestellt, das mit seinem Preis von 3.749 Euro ganz klar eine zahlungskräftigere Klientel anspricht: Ein Kopfhörerverstärker, der wirklich in jeder Hinsicht außergewöhnlich ist.

iFi Audio gehört zu den Herstellern, die jedes kleine Detail ihrer Produkte beschreiben, was gut für Interessenten ist, die alles möglichst genau wissen wollen. Mir als Autor einer Newsmeldung macht das die Sache aber nicht gerade leicht, fällt mir doch die Aufgabe zu, die seitenlangen Texte auf das Wesentlichste herunterzubrechen. Etwas länger als gewöhnliche News wird diese aber trotzdem.
iFi Audio iCAN Phantom: Liebe auf den ersten Blick?
Beginnen wir mit dem Design, das, vorsichtig ausgedrückt, ziemlich polarisierend ist. Der iCAN Phantom sieht aus, als stünden zwei Komponenten unterschiedlicher Hersteller aufeinander. Tatsächlich ist es aber nur ein Gehäuse. Der schwarze untere Teil beherbergt zahlreiche symmetrische und unsymmetrische Anschlüsse an Vorder- und Rückseite. Der obere silberne Teil hingegen behaust die Signalverarbeitung und die Bedienungselemente.
Kurz gesagt ist der Phantom ein rein analoger Kopfhörer- und Vorverstärker, wie es ihn auch von vielen anderen Anbietern gibt. Doch iFi hat hier wirklich alles reingequetscht, was speziell für anspruchsvolle Kopfhörerfans irgendwie wichtig sein könnte. So ist der Phantom in der Lage sowohl dynamische und magnetostatische Kopfhörer zu betreiben als auch elektrostatische. Letztere benötigen ein spezielles Hochspannungs-Konzept, weshalb dafür geeignete Verstärker normalerweise nur als eigenständiges Produkt angeboten werden. Nicht so im Phantom, der beide Betriebsarten beherrscht und dank cleverer Anpassungsmöglichkeiten beinahe jeden Kopfhörer des Planeten betreiben kann.
Die Anschlüsse des iFi Audio iCAN Phantom
Kopfhörer-Ausgänge (dynamisch/planar) | Eingänge |
1x 3-pin balanced XLR (L/R) | 1x balanced XLR (L/R) |
1x 4-pin balanced XLR | 3x RCA (L/R) |
1x 4.4mm balanced | Preamp outputs |
1x 6.3mm (positive phase) | 1x balanced XLR (L/R) |
1x 6.3mm (inverted phase) | 1x RCA (L/R) |
1x 3.5mm (S-Balanced) | |
Kopfhörer-Ausgänge (elektrostatisch) | |
1x 5-pin normal bias | |
1x 5-pin custom bias |
Elektrostatische Kopfhörer benötigen je nach Hersteller und Modell sehr unterschiedliche Vorspannungen (Bias Voltage). Die muss stimmen, sonst kann der Hörer beschädigt werden. Zur Anpassung legt iFi dem Phantom sechs „SD-Karten“ bei, mit denen das Gerät auf die Vorspannungen 500V, 540V 580V, 600V, 620V und 640V eingestellt wird. Einfach den benötigten Wert des Kopfhörers ermitteln und die entsprechende Karte einlegen. Das ist eine sicherere Methode als beispielsweise ein Schalter, der vielleicht versehentlich auf einen falschen Wert umgeschaltet wird – clever!

Aus der iFi Pro-Serie wurde die Möglichkeit übernommen, die Class-A-Eingangsstufe wahlweise über Röhren (General Electric 5670, eine hochwertige Variante der 6922-Röhre), oder über eine Solid-State-Schaltung zu betrieben. Der Nutzer kann im laufenden Betrieb zwischen den beiden Wegen umschalten.
Der iCAN Phantom ist außerdem das erste Produkt mit „iFi Nexus“, einem Modul, das zusammen mit einer App ein umfassendes, skalierbares, netzwerkfähiges Steuerungssystem bietet. Mit der entsprechenden App (iOS/Android) wird das Mobilgerät so zu einer Systemfernbedienung, über die zahlreiche Parameter gesteuert werden können. Die wichtigsten Basisfunktionen sind aber auch über eine mitgelieferte IR-Fernbedienung von Hörplatz aus kontrollierbar.
Die Stromversorgung erfolgt kapazitiv über eine große Batterie aus Folienkondensatoren mit einer Nennspannung von 1.000 V DC. Das Prinzip wurde aus dem iCAN Pro iESL übernommen. Diese “virtuelle Batterie” liefert reine Gleichspannung, völlig frei von Wechsel- und Schaltgeräuschen.
Die gesamte Schaltung des iCAN Phantom ist symmetrisch mit differenzieller Signalübertragung. Das bedeutet, dass jeder Kanal (links und rechts) in der Schaltung vollständig getrennt ist und jeder dieser Kanäle zwei separate Signale mit gleichem Pegel, aber entgegengesetzter Polarität (positiv und negativ) hat. Die Schaltung ist mit einem speziell für iFi von ALPS hergestelltem Lautstärke-Potentiometer mit sechs Schleifbahnen gekoppelt. Zwei für jeden Kanal und zwei zusätzliche Bahnen zur Überwachung der Lautstärkeregelung.
Auch die Ausgangsleistung des Phantom ist ziemlich beeindruckend. Über seine symmetrischen Ausgänge liefert er mehr als 15.000mW und über seine unsymmetrischen Ausgänge mehr als 5.760mW an 16-Ohm-Last. In Bezug auf die Spannung kann er über 27 V an eine 600-Ohm-Last liefern; bei elektrostatischen Kopfhörern sind es bis zu 640 V.
Natürlich verfügt der Phantom auch über iFis spezielle Schaltungskniffe, wie XSpace (eine Art Crossfeed), XBass und IEMatch zur besseren Anpassung an besonders empfindliche (dynamische oder magnetostatische) Hörer, wie In-Ears, sowie über drei verschiedene Gain-Einstellungen.
Als rein analoger Kopfhörer-/Vorverstärker kann man sich an fünf Fingern abzählen, dass iFi dazu passend irgendwann auch noch einen DAC und/oder Streamer bringen wird. Da bin ich aber gespannt, wie die in das Designkonzept passen werden.

Preis & Verfügbarkeit
Der iFi Audio iCAN Phantom ist ab sofort bestellbar. Die ersten Geräte sollen schon in den nächsten Tagen ausgeliefert werden. Zum Lieferumfang gehören neben der IR-Fernbedienung und einem Cinch-Kabel das hervorragende externe Netzteil iPower Elite (Testbericht). Der Preis liegt bei 3.749 Euro.
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