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KEF Reference 3 im LowBeats Hörraum
Die Reference 3, hier außenstehend, war die beste unter den fantastischen Reference-Modellen im LowBeats Familientest. Jetzt ist sie für kurze Zeit enorm günstig zu haben (Foto: J. Schröder)

Kauftipp der Woche: KEF Reference-3

Die Idee unseres Kauftipps der Woche war eigentlich diese: Ein immer noch gutes Produkt ist am Ende seiner Laufzeit angekommen, wird deshalb stark reduziert und so zum Schnäppchen. Mit über 7.000 Euro fällt die KEF Reference-3 sicherlich nicht in die Kategorie von Schnäppchen, das man mal eben kauft. Und dennoch ist das Angebot von HiFi im Hinterhof unsere Empfehlung der Woche – einfach, weil man diese Superbox so günstig wohl nicht mehr bekommen wird.

Der kleine Standbox R3 im KEF Reference Familientest.
Die kleine Standbox Reference-3 (rot markiert) stand im Zentrum des LowBeats Familientests. Sie ist 1,2 Meter hoch und 47 Zentimeter tief. Ihr Paarpreis lag zum Schluss bei knapp 12.000 Euro (Abbildung: KEF)

Die immer noch aktuelle Reference Linie von KEF markiert in vielen Punkten einen Meilenstein – vor allem für die unter Honkong-chinesischer Flagge segelnden Engländer selbst. Es war die Abkehr von den wulstigen, vorgeblich akustisch vorteilhaften Formen der vielen vorangegangenen Reference-Linien hin zu einer Formsprache, die man eher in Skandinavien vermuten würde. extrem schlicht, extrem nobel.

Die Ahnenreihe der KEF Reference Familie
Die Ahnenreihe der KEF Reference Familie. Die frühen „Referencen“ hatten diese charakteristische Form mit abgesetzten Hoch- und Mitteltongehäuse, die erst 2014 mit der jetzt aktuellen Reference Linie radikal verändert wurde (Fotos: KEF)

Dazu passend ist die mechanische Qualität. Die Gehäuse sind wahre Trutzburgen wider störende Resonanzen. Intern ist alles zigfach versteift und selbst die feste Schallwand aus immerhin 4 mm starkem Aluminium wird durch eine dicke Schicht Kunstharz perfekt gedämpft. Mechanisch sind diese Gehäuse immer noch mit das Beste, was am Weltmarkt zu haben ist. Klopft man mit dem Fingerknöchel auf ein Reference-Gehäuse, bleibt nichts außer ein gedämpft-leises „Tock“. So sollte es sein.

Die SChallwand der KEF Reference Lautsprecher
Die Schallwand der KEF Reference Lautsprecher besteht aus Aluminium plus einer dicken, Resonanz-dämpfenden Kunstharzschicht. Das Komposit wird mit langen Gewindeschrauben auf der Rückwand festgezurrt. Heute schon fast normal, damals aber wegweisend: man sieht nicht eine Schraube auf der Schallwand (Foto: J. Schröder)

KEFs Reference Serie hat uns auf Anhieb so beeindruckt, dass ihr die damals noch junge Redaktion den ersten LowBeats Familientest widmete und zu diesen besonderen Lautsprechern auch einen LowBeats TV-Beitrag aufnahm:

KEF Reference Familie im LowBeats Hörraum
LowBeats Chefredakteur Holger Biermann im großen LowBeats Hörraum mit der gesamten KEF Reference Familie (Foto: J. Schröder)

Im Rahmen unserer viele Monate währenden Beschäftigung mit den Reference-Modellen wurde schnell deutlich, dass jedes Modell auf seine Art überzeugend ist, die KEF Reference-3 aber alle anderen überragt. Die kleine Ref 1 ist auch ein traumhafter Lautsprecher, erreicht aber natürlich nicht die Pegel der größeren 3er. Und die große Reference 5 ist auch klasse, aber ehrlich gesagt nur etwas für Musikfreunde, die entweder sehr große Räume (jenseits der 40 Quadratmeter) haben oder vom Bass nie genug bekommen können. Nein. Aus der kleinen Reference-Familie bietet die Ref-3 das fraglos beste Paket aus Performance, Pegelfestigkeit und Preis.

Das sahen auch die Kollegen anderer Magazine so. Olaf Sturm, Chefredakteur von i-fidelity sowie HiFi & Records beispielsweise schrieb im Juli 2016: „Wer an einer langjährigen High-End-Audio-Beziehung interessiert ist, bekommt mit der Reference-3 einen der herausragendsten, vor allem noch halbwegs bezahlbaren Lautsprecher.“

Und Wolfram Eifert, stereoplays langjähriger Boxenexperte (der in über 25 Jahren über 1.000 Lautsprecher getestet und bewertet hat) schrieb kurz vor dem Ende seiner aktiven Testerlaufbahn: „Unter der zeitlosen Hülle steckt einer der leistungsfähigsten Punktstrahler aller Zeiten.“

Mehr Lob geht fast nicht. Und auch, wenn das bereits vor 4 bis 5 Jahren ausgesprochen wurde, so ändert es nichts an der Ausnahmestellung dieses Lautsprechers. Zumal HiFi im Hinterhof die so geadelte Standbox nun noch einmal ins Rampenlicht schiebt und den über all die Jahre auf knapp 12.000 Euro angewachsenen Paarpreis auf 7.196 Euro senkt.

Die Initiative kommt nicht zufällig aus Berlin. HiFi im Hinterhof ist Deutschlands langjährigster, größter und passioniertester KEF-Händler und hat deshalb noch die größten Bestände auf Lager. Auf meine Frage nach Verfügbarkeit winkte HiH-Geschäftsführer Detlev Kratz ab: „Keine Sorge. Wir haben noch genug.“ Allerdings gibt es eine Einschränkung: Der Superpreis unseres Kauftipps gilt nur für die (eh am meisten verkaufte) Finish-Variante „Piano Black“. Die anderen Farben oder Varianten haben einen ordentlichen Aufpreis.

KEF Reference 3
Die Reference 3 in der Ausführung „Piano Black“ ist die wohl unauffälligste und meistverkaufte Finish-Variante (Foto: KEF)

Die Besonderheiten der KEF Reference-3

Alle Mitglieder der royalen Reference-Familie haben eine Schallwandbreite von 20,5 Zentimetern und unterscheiden sich in erster Linie durch die Anzahl der eingebauten Tieftöner im 16,5 cm Format. Im Falle der KEF Reference-3 sind das zwei Bässe, die für ein stattliches Bassfundament mit ordentlich hohem Pegel sorgen.

Ein absoluter Fokus-Punkt der KEF Reference-3 ist natürlich der koaxiale Uni-Q, der auch in diesem Lautsprecher (wie in allen anderen Referencen) den gesamten Bereich zwischen 350 und 30.000 Hz abdeckt. Zum Uni-Q als auch zu den außergewöhnlichen Tieftönern ist schon sehr viel geschrieben worden und ich möchte an dieser Stelle auf unseren entsprechenden Familien– und Einzeltest oder den Youtube-Film verweisen. Fakt ist: die Bestückung der Reference-Modelle ist auch heute noch absolutes Hightech. Der aktuell Uni-Q aus der neuen R-Serie ist zwar eine Generation weiter, unterscheidet sich aber nur in Marginalien.

Ich möchte den Blick noch einmal auf das fabelhafte Gehäuse lenken. Was man nicht sieht, sondern nur fühlt, ist das Gewicht: 51 Kilogramm. Man ahnt, dass die vielen Kilos nicht nur durch die schwere Schallwand zustandekommen. Es liegt an dem extrem stabilen Aufbau mit vielen Verstrebungen und einem eingebrachten, sehr porösen Granulat namens ACE, das dem Bass ein größeres Gehäusevolumen vorgaukelt, als er eigentlich hat. Klingt komisch, funktioniert aber leidlich.

Das Lack-Finish der Reference-Speaker ist eine Sensation und, zumindest in meinen Augen, von Klavierlack nicht zu unterscheiden. Wie überhaupt die KEF Reference-3 an Eleganz schwer zu toppen ist. Hier stimmen die Proportionen, die Verarbeitung ist ein Traum und die Schallwand so gut und ohne Spaltmaße gemacht. Und alles ist beste High-End-Technik.

Bei aller Hochachtung vor den fantastisch gemachten Gehäusen: Die KEF ist natürlich auch immer noch einer der besten Lautsprecher der 10.000 Euro Klasse. Ein exzellent klingender Schallwandler mit satt-sonoren Klangbild, enormer Basswucht, aber auch hoher Detailfreude und überragend präziser Raum- und Instrumentendarstellung. Bei gut aufgenommenen Live-Konzerten bietet die Reference-3 eine Art akustisches Vollbad: alle Details sind hörbar, nichts daran strengt an. Sie ist ein Beispiel dafür, wie stressfrei und sauber Lautsprecher spielen können, wenn die Gehäuse auch akustisch perfekt gemacht sind.

Angeschlossen an einen ausreichend kräftigen Verstärker (>100 Watt Kanal) mit guter Basskontrolle in einem Raum bis maximal 40 qm setzt die Reference-3 eine so hohe Messlatte, dass andere sie nur mit großer Mühe erreichen.

Fazit KEF Reference-3

Kauftipp der Woche Quad Artera PlayBei über 7.000 Euro sträuben sich die Finger, das Wort „Schnäppchen“ zu formulieren. Und doch ist der von HiFi im Hinterhof aufgerufene Preis echt günstig. Günstiger darf so eine Ikone gar nicht verkauft werden, denn sie ist jeden Cent wert. Und das bleibt wohl auch so. Ich bin jedenfalls mal gespannt, ob die Modelle einer nächsten Reference Serie (ist noch nicht angekündigt) genauso aufwändig gefertigt werden. Das ist schwer vorstellbar. Oder zu einem sehr viel höheren Preis.

Die KEF Reference-3 jedenfalls wird auch in vielen Jahren auf ihre Art noch bestechend gut sein. Denn wie wir wissen, geht ja die Zeit im Bereich Passivlautsprecher sehr viel langsamer als etwa in der Digitaltechnik. Und das Niveau der KEF ist dauerhaft hoch.

Den einzigen Makel an diesem Kauftipp der Woche hatte ich schon erwähnt: Der sehr günstige Preis von 7.196 Euro gilt nur für die Version „Piano Black“, also Hochglanz-Schwarz mit Aluminium-Natur-Front. Alle anderen Farb-Varianten (davon gibt es einige) sind drastisch teurer. „Piano Black“ aber ist durch die Preissenkung so attraktiv geworden, da sollte man nicht nur als KEF-Fan ins Grübeln kommen…

Kef Reference-3
2020/07
Test-Ergebnis: 4,5
überragend
Bewertungen
Klang-Potenzial
Wert-Beständigkeit
Preis/Leistung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Voller, warmer, langzeittauglicher Klang
Exzellente räumliche Abbildung
Überragende Verarbeitung
Veränderbare Bassreflex-Abstimmung

Angebot:
HiFi im Hinterhof
Großbeerenstraße 65/66
10963 Berlin-Kreuzberg
030 253 753 0
www.hifi-im-hinterhof.de

Aktionspreis (zeitlich begrenzt):
KEF Reference-3: 7.196 Euro (Paar)

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.