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H. Biermann während der Aufnahmen zum LowBeats TV-Film zur KEF Reference Familie
LowBeats Chefredakteur Holger Biermann im LowBeats Hörraum mit der gesamten KEF Reference Familie (Foto: J. Schröder)

KEF Reference – die komplette Übersicht

Der erste LowBeats Familientest im Lautsprecherbereich gilt der KEF Reference Familie. Aus guten Gründen: Zum Einen kennt das europäische HiFi keine zweite Serie, die über so viele Jahre ein solcher Ideenpool für außergewöhnliche Technik und besten Klang war und ist.

Zum Zweiten gibt es nur ganz wenige Top-Lautsprecherserien, deren Mitglieder sich so ähnlich sind (beziehungsweise sich ausschließlich über die Anzahl der Bässe unterscheiden) und der Tester bei einer Einzelbetrachtung fast immer das Gleiche schreiben müsste…

Wesentlich aber ist, dass alle fünf Modelle von KEF Reference (die Subwoofer haben wir an dieser Stelle außen vor gelassen) schon seit Monaten beste Dienste im LowBeats Hörraum leisten – als unbestechlicher, sehr musikalischer Maßstab dieser Preis- und Größenklassen.

Denn KEF Reference steht für eine ganz besonderes Klang-Ideal, das mit seinem wohlig-warmen, gleichwohl ungemein detailreichen aber nie ermüdenden Klangbild einen Gegenentwurf zum dem derzeit herrschenden Mainstream darstellt.

Für alle, die keine Lust auf langes Lesen haben, hat LowBeats TV eine filmische Übersicht mit eingebauten Klang-Impressionen auf Youtube hochgeladen. Zum Film geht es hier. Für alle, die mehr wissen wollen, heißt es: weiterlesen.

Technologisch war KEF lange Zeit DAS führende Unternehmen im Bereich Lautsprecher – in Großbritannien sowieso, vielleicht sogar weltweit. Herausragende Entwickler wie Thiele und Small, die Väter der modernen Lautsprechermesstechnik, oder Entwickler-Ikonen wie Andrew Jones (heute bei Elac) haben hier bis heute gültige Grundlagenarbeit geleistet.

Und viele andere große Lautsprechermarken ließen sich von KEF inspirieren. Die B&W 800er-Modelle beispielsweise waren mit ihren abgesetzten Mittel- und Hochtoneinheiten den KEF Reference-Lautsprechern verblüffend ähnlich…

Die Ahnenreihe der KEF Reference Familie
Die Ahnenreihe der KEF Reference Familie. Schon die frühen Reference hatten diese charakteristische Form mit abgesetzten Hoch- und Mitteltongehäuse, die im Grunde erst 2014 radikal verändert wurde (Fotos: KEF)

Aber mit der aktuellen KEF Reference aus dem Jahre 2014 veränderten die Briten nicht nur die Nomenklatura (früher hießen die Flaggschiffe immer 105, 107 oder 207), sie vollzogen auch eine radikales Umdenken im Design.

Die aktuelle Linie hat nun gar nichts mehr vom schrullig Englischen der früheren Jahre, sondern sie sieht atemberaubend edel und elegant aus. Fast scheint es, als hätten sich bei KEF Reference die besten Design-Schulen Skandinaviens verewigt: klare, gerade Linien, edelste Materialien, exzellente Verarbeitung ohne Spaltmaße und mit superben Oberflächen.

Schon beim Test der letzten B&W Lautsprecher haben wir ja einen echten Verarbeitungsschub von Produkten „Made in England“ feststellen können. Bei KEF Reference ist es genau das Gleiche. Sie sind optisch-mechanisch perfekt.

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Oberflach des KEF Reference R2c
Die Verarbeitung ist von überragender Qualität, das Lack-Finish hat Klavierlack-Qualität. Hier der Center R2c in der Mahagoni-Ausführung (Foto: S. Herx)
Befestigung der KEF Reference Schallwand
Die massive Aluminium-Schallwand wird über lange Gewindestangen auf der Rückseite verschraubt (Foto: S. Herx)
Anschlüsse
Die Anschlüsse der Reference Linie sind stabil und lassen sich gut festziehen. Zwischen den beiden Paaren des Bi-Wiring-Terminals (oben und unten) sitzen mittig zwei weitere Schrauben, mit denen man entweder zwischen Bi-Wiring oder Single-Wiring umschalten (gilt für R1, R3, R5) oder (bei den Centern R2c und R4c) Bass und Hochtonpegel anpassen kann (Foto: S. Herx)
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KEF wäre nicht KEF, würde nicht auch die aktuelle Reference Linie randvoll mit Technik sein, die man andernorts lange suchen muss – wenn man sie überhaupt findet. Da reden wir natürlich in erster Linie von dem koaxialen Treiber, bei KEF Uni-Q genannt, bei dem der Hochtöner ja im Zentrum des Tiefmitteltöners sitzt.

Seit den 80er Jahren experimentieren die Briten mit Koax-Konstruktionen und man muss den Hut ziehen, mit welcher Konsequenz sie dessen Einsatz vorantreiben.

Zu Recht, denn die Vorzüge eines gut gemachten Koaxialtreibers liegen auf der Hand: gleichförmige Abstrahlung in alle Richtungen, Hoch- und Tiefmitteltonsignale kommen zeitgleich am Ohr des Hörer an und er entspricht dem Ideal der Punktschallquelle.

Allerdings sind die Nachteile nicht ohne: Die Entwickler sind bei der Gestaltung der Hochtöner-Umgebung nicht frei, denn das ist ja die Membran des Tieftöners. Und zu allem Überfluss schwingt diese Umgebung auch noch – der Tieftöner muss ja ebenfalls Schall erzeugen.

Schlecht gemachte Koax-Treiber näseln und klingen nur wenig schön. Das galt auch für die ersten Generationen Uni-Q. Doch mit dem Stand von heute ist der Uni-Q der Reference Linie einer der besten, vor allem aber neutralsten Koaxe des Weltmarkts.

Bis dahin war es allerdings ein weiter Weg: Elf elementare Entwicklungsstufen hat der KEF Uni-Q im Laufe seiner nun 28 Jahre hinter sich gebracht. Zu Beginn war er viel größer (20 Zentimeter); ab dem Jahr 2000 war er den KEF Akustikern auch für Reference gut genug.

Explosionszeichnung des UNI-Q
Der KEF Uni-Q in der 11. Generation. Die (leider) englische Erklärung zeigt sehr genau, wie viele gute Detaillösungen nötig sind, um solch einen exzellenten Koax aufzubauen (Animation: KEF)

Der Uni-Q der neuesten Generation hat einen Außendurchmesser von etwa 11,5 Zentimetern und eine Tiefmitteltonmembran, die wie auch die 25 Millimeter Hochtonkalotte aus einer Aluminium/Magnesium-Legierung besteht.

Vor der Hochtonkalotte sitzt eine auffällige Kombination aus kurzer Horn-Schallführung und Schallverteilerlinse. Die KEF Leute nennen dieses Bauteil „Tangerine Waveguide“.

Es optimiert das Abstrahlverhalten für die Bedingungen eines solchen Komposit-Treibers. Dieser neueste Uni-Q sitzt in jeder aktuellen KEF Reference und wird je nach Modell von unterschiedlich vielen Tieftönern unterstützt: ein Bass in der R1, zwei Bässe in der R3 und dem R2c Center und jeweils vier Bässe in der R5 und dem Center R4c.

Die Trennfrequenz zu den Tieftönern liegt immer bei 350 Hertz, die Schallwandbreite einer jeden KEF Reference liegt bei 20,5 Zentimetern. Das macht diese Reference Serie so schön skalierbar.

Das Gehäuse eines KEF Reference Lautsprechers ist ein Kunstwerk. Im Inneren ist ein engmaschiges Holzkonstrukt (ähnlich der B&W Matrix), das mit einem sehr festen Dämmstoff gefüllt ist – siehe auch Bild. Ich vermute in den gefüllten Säckchen ein Aktivkohle-Granulat.

Die Konstruktion

Schon Mitte der 1990er Jahre experimentierten die KEF-Entwickler mit „Acoustic Compliance Enhancement“ (ACE). Dahinter verbirgt sich dieses Granulat, das dem Treiber aufgrund seiner sehr porösen Struktur ein deutlich größeres Volumen suggeriert, als tatsächlich vorhanden.

Ich habe mir ACE in verschiedenen Anwendungsbereichen vorspielen lassen und es funktioniert erstaunlich gut.

Schallwand
Das Bild zeigt den vielschichtigen Aufbau der Schallwand: Die Treiber sitzen auf noch einmal entkoppelten Ringen (schwarz), die massive Alu-Blende auf speziellen Dämpfern (gelb). Im Inneren ist die Holzmatrix zu erkennen, die das Gehäuse hochgradig versteift (Foto: S. Herx)

Eine Besonderheit der KEF Reference Modelle ist die veränderbare Bassreflex-Abstimmung. Auch Dr. Jack Oclee-Brown und George Perkins, die Leiter der KEF Akustik-Abteilung, wissen um das wichtige Zusammenspiel von Hörraum, Lautsprecher, dessen Bassabstimmung und Aufstellung.

Jedem KEF Reference Modell (Ausnahme: die Center, die sind geschlossen) liegen deshalb zwei verschieden lange Bassreflexrohre aus einer festen Kautschukmischung bei. Hat man zu viel Bass, setzt man das längere ein, hat man zu wenig, nimmt man das kürzere BR-Rohr.

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KEF Reference BR Abstimmung
Die Simulation zeigt in etwa die Wirkung der unterschiedlich langen Bassreflexrohre: das längere bedeutet tieferen Bass mit weniger Energie im Bereich um 50 Hertz, das kürzere erzeugt „mehr“, aber nicht ganz so tiefen Bass (Simulation: KEF)
Umbau der BR-Längen
Jeder KEF Reference liegen zwei unterschiedliche BR-Längen bei; der Austausch ist ausgesprochen einfach zu bewerkstelligen (Foto: J. Schröder)
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Der Klangcharakter der KEF Reference Familie

Weil sich die Mitglieder der aktuellen KEF Reference Linie so ähnlich sind, ist auch der Familien-Klangcharakter eines jeden Mitglieds sofort erkennbar. Das Klangbild aller KEF Reference Modelle ist eher warm und basskräftig – das gilt auch für die kleine R1 – gepaart mit einer überragenden Plastizität und Raumausleuchtung sowie einer hohen Dynamik und Spielfreunde.

In den oberen Lagen wirken die Reference Modelle ein wenig zurückgenommen; es zählt nicht das schnelle Spektakel sondern der lang anhaltende Genuss. Im direkten Vergleich zu Mitbewerbern im HiFi-Laden ist das erst einmal kein Vorteil, weil viele Menschen mehr Hochton mit mehr Auflösung gleichsetzen und dieses Erlebnis dann besser finden.

Aber sie liegen falsch. Die KEF Reference Modelle schaffen diese Transparenz, die man sich wünscht und bleiben dennoch dezent und völlig ermüdungsfrei. Die neue Aurum Quadral Titan, die wir kürzlich im Test hatten, ging ähnlich beeindruckend-zurückhaltend mit dem Musikprogramm um. Darüber hinaus aber kenne ich nur wenige Lautsprecher, die diesen Spagat so gut hinbekommen.

Übergreifend über alle Kriterien – Aussehen, Verarbeitung, Praxistauglichkeit, der überragend  natürliche und plastische Klang und die hohe Preiswürdigkeit – ist die KEF Reference Familie mit das Attraktivste, was im vernünftigen High End zu bekommen ist.

Kein Wunder also, dass LowBeats bei fünf Modellen gleich 3 x eine überragende Benotung vergeben hat. Dass die beiden größeren Lautsprecher (R5, R4c) „nur“ einen sehr gute Bewertung erhielten, liegt nicht an ihrer Performance – ihre Bass-Potenz war nur für alle der von uns bespielten Hörräume einfach ein bisschen zu hoch…

Wie gesagt: Für einen schnellen Eindruck haben wir den Film auf Youtube. Die Einzelbewertungen der Lautsprecher sind unter den entsprechenden Link zu finden.

Und es gibt auch noch einen sehr viel genaueren Klang-Eindruck als den aus dem Video: In unserem Soundarchiv namens Klang-Orakel findet man die wichtigen Reference Modelle, mit bester Aufnahmetechnik eingefangen im LowBeats Hörraum.

Einen guten Kopfhörerverstärker und einen guten Kopfhörer vorausgesetzt, kann man hier die Eigenheiten einer jeden Reference gut heraushören und sie mit den Modellen der Mitbewerber vergleichen. Die entsprechenden Links zum Klang-Orakel sind bei den Einzelbesprechungen angehängt.

Ein Wort noch zum Verstärker: Weil wir nun schon so lange mit den KEF Reference arbeiten und viel Erfahrung ansammeln konnten, plädiere ich für alle KEF Reference auf stabile, kräftige und nicht übermäßig „warm“ klingende Endstufen.

Mit Röhren hat keine der Reference wirklich gut gespielt, mit den Mono-Endstufen von AudioLab, AVM oder Cambridge dagegen sehr.

Und alle Surroundset-Konfigurationen, die möglich waren, klangen mit der fast hauseigenen Elektronik, dem Arcam AVR850, absolut überzeugend.

Die Einzeltests der KEF Reference Familie:
Test Reference 1: die überragende Kompaktbox, 7.000 Euro / Paar
Test Reference 3: Standbox mit Koax, ab 10.000 Euro / Paar
Test Reference 5: Koax-Standbox mit Sub, ab 14.000 Euro / Paar
Test Reference 4c: Center mit viel Bass, 6.000 Euro / Stück
LowBeats Youtube-Film zur Reference Serie von KEF

Nachhören und Vergleichen:
LowBeats Klang Orakel Lautsprecher

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.