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Parasound P/SP-1500 (Foto: R. Vogt)
Parasound P/SP-1500: das Geilste in Sachen Surround, als DVD gerade erst aufkam. Ab 1996 für 2.950 DM erhältlich (Foto: R. Vogt)

Parasound P/SP-1500: Highend-Surround mit neuem Leben!

Nanu? Ein Parasound P/SP-1500 Surround-Vorverstärker aus den 90ern? Vintage mit veraltetem Surround-Gerätschaften: „Jetzt drehen sie völlig durch bei LowBeats!“ wird sich der eine oder andere gerade denken.

Doch Obacht. Wer die richtigen alten Geräte wählt, kann diese bei geschickter Verkabelung heute noch ohne große Einschränkungen verwenden. Klar, Immersive-Audio-Orgien mit einem Dutzend Kanälen geht damit nicht, wer aber für wenig Geld klanglich perfektes 5.1-Surround verwenden möchte, findet hier das Schnäppchen seines Lebens!

Parasound P/SP-1500 (Foto: R. Vogt)
Parasound P/SP-1500: So aufgeräumt kann highendiges Surround aussehen (Foto: R. Vogt)

Ich gebe zu, ich bin bei diesem Artikel nicht ganz unvoreingenommen, habe ich doch, als diese Maschine neu war, ein paar Jahre für den damaligen Vertrieb gearbeitet. Und dieses Erbstück ist mein privates Exemplar, das nun fast zwanzig Jahre eingemottet sein Dasein fristete. Den Parasound ersetzte ich Ende der 90er mit Vorverstärkern von Lexicon, dann hatte ich eine kurze Onkyo Phase und nun seit vielen Jahren diverse Marantz-Generationen.

Meine Befürchtungen, ob der Oldtimer überhaupt noch gut funktionieren würde, bestätigten sich glücklicherweise nicht. In Kombination mit dem gerade getesteten Oppo UDP-205, der sich durch seinen hervorragenden Analog-Klang auszeichnet, bot sich die Reaktivierung des Surround-Dinosauriers an. Praktisch zeitgleich hatte ich auch endlich ein dafür notwendiges DB25-Kabel ergattern können, das Hans-Peter-Krupp von Klang und Vision noch in der Schublade hatte.

Surround? Alles Analog!

Parasound P/SP-1500 (Foto: R. Vogt)
Parasound P/SP-1500 mit simplem aber informativem Status-LED-Display und minimalistischer Bedienung (Foto: R. Vogt)

Man muss sich mal in die Zeit zurückversetzen. Das Jahr der Entwicklung dieses Vorverstärkers war 1995. Stand der Technik seit knapp 10 Jahren war Surround per Matrix-Schaltung, sprich Dolby ProLogic. Quellen dafür waren Fernsehempfang mit analogem Stereoton (Spielfilme ,auch TV-Produktionen wie Wetten dass…? oder Tatort), VHS-Leih- und Kaufkassetten und als einziges Highend-Medium die Laserdisc.

Letztere speichert auf optischem Weg – Laserdisc ist technisch der Vorgänger der CD! – seit den Siebzigern analoges Bild und seit den späten Achtzigern auch digitalen PCM-Ton mit 16 Bit und 44,1 Kilohertz wie die CD.

Während die Laserdisc hierzulande nie so recht aus den Strümpfen kam, gab es in Amerika und Japan eine riesige Auswahl an Titeln in fantastischer Audio- und für damalige Verhältnisse auch Bild-Qualität. (Wenn es für das Thema Surround-Vintage gutes Echo gibt, mache ich gerne mal ein Special zu Laserdisc – Feedback erwünscht :-) ).

Parasound P/SP-1500 (Foto: R. Vogt)
Parasound P/SP-1500 ein DB25-Cinch-Adapter öffnet die Welt zum Blu-ray-Player (Foto: R. Vogt)

Im Kino wurde Anfang der Neunziger der diskrete digitale Surround-Ton auf breiter Basis mit Dolby und DTS eingeführt, ab 1996 gab es auch erste Laserdiscs mit Dolby Digital oder DTS für diskretes 5.1.

Genau dafür hatten Dolby und THX 1993 in ihrer damals ersten Kollaboration die DB25-Schnittstelle eingeführt. Diese basiert auf dem Submin-D-Standard, der auch bei Computern verbaut wird und zunächst 5.1 Kanäle plus Schaltsignal analog überträgt.

Das war gedacht für kommende externe Decoder für Dolby Digital und DTS (wie den späteren Parasound P/DD-1500 und -1550) und auch für Mehrkanal-Endstufen. Vorteil: keine Verwechslung der Kanäle möglich, die Steckverbinder sind mechanisch und elektrisch top und durch Massenfertigung für Computer auch preiswert. Heute braucht es deshalb einen Adapter oder ein entsprechendes Kabel zum Anschluss an die Cinch-Ausgänge eines Blu-ray-Players.

Prinzipiell sind daher alle AV-Receiver und -Vorverstärker mit DB25-Eingang oder Mehrkanal-Cinch-Eingang noch heute verwendbar. Wer selbst löten will, hier gibt es noch die Belegung der Pins.

Alles diskret! Ein Netzteil mit Vorverstärker.

Parasound P/SP-1500 (Foto: R. Vogt)
Parasound P/SP-1500: extrem aufwändiger, voll diskreter Schaltungsaufbau mit riesigem Netzteil (Foto: R. Vogt)

Mikroskopische SMD-Bauteile wie in heutigen Produkten findet man im voll diskret aufgebauten Parasound P/SP-1500 nicht. Hier sind nur ausgewachsene Bauteile und dicke Kabel verbaut und ein wahrlich stattliches Netztteil mit riesigen Sieb- und Puffer-Kondensatoren und dicken Kühlrippen für die Stabilisierung.

Dieses Exemplar stammt aus der ersten Serie, die mit etwas Brumm-Einstreuung zu kämpfen hatte. Daher wurde damals im Reklamationsfall – wie hier – der dicke Trafo in einen Mantel aus magnetisch schirmendem MU-Metall gekleidet und die Masseführung geändert. Spätere Produktionschargen wurden gleich modifiziert gebaut.

Die analogen Schaltungen des Parasound P/SP-1500 zum Anfassen

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Parasound P/SP-1500 (Foto: R. Vogt)
Parasound P/SP-1500 mit legendärem analogem Analog Devices Decoder-Chip SSM-2125A für Dolby ProLogic (Foto: R. Vogt)
Parasound P/SP-1500 (Foto: R. Vogt)
Parasound P/SP-1500 diskret aufgebaute Audio-Ein- und -Ausgangsschaltungen unter der Videoplatine (Foto: R. Vogt)
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Man muss es nochmal sagen: Alle (!) heutigen AV-Receiver oder sonstigen -Prozessoren sind digitale Maschinen. Dieser Parasound P/SP-1500 und die meisten damaligen Mitbewerber-Geräte arbeiten komplett analog. Da mögen die vielen verbauten Chips den Laien gern täuschen. Die Signalwege sind nur etwas komplexer als in Stereoverstärkern, insbesondere die Lautstärke-Regelung läuft hier über programmierbare Widerstandskaskaden, denn es gilt ja bis zu sechs Kanäle in ihren Pegeln am Eingang und am Ausgang einzustellen und dann perfekt synchron zu regeln.

Der verbaute Surround Decoder ist von Analog Devices und arbeitet auch analog. Einzig die Verzögerung der Surround-Kanäle bei ProLogic ist digital gelöst. Alle Ein- und Ausgänge sind mit Schaltungen des legendären Entwicklers John Curl ausgeführt, der auch für die Abnahme des Klangtunings verantwortlich zeichnete. Ich habe John kennengelernt, ein netter Kerl, aber vor allem ein echter Elektronik-Nerd mit feinem Ohr.

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Parasound P/SP-1500 (Foto: R. Vogt)
Parasound P/SP-1500 mit Anschlussfeld aus dem Prä-DVD-Zeitalter (Foto: R. Vogt)
Parasound P/SP-1500 (Foto: R. Vogt)
Parasound P/SP-1500 mit analogem DB25-Eingang für externen 5.1 Surround-Decoder, heute für Blu-ray-Player geeignet (Foto: R. Vogt)
Anschlüsse
Parasound P/SP-1500 5.1: Analogausgang plus ungeregelter Stereoausgang zur Ton-Aufnahme. Zwei simple Kippschalter kontrollieren das rudimentäre Bassmanagement (Foto: R. Vogt)
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Betrachtet man das Anschlussfeld, macht einem das Fehlen jedweden digitalen Anschlusses das analoge Wesen klar. Auch der DB25-Eingang nimmt nur analoges Audio, obwohl er äußerlich an eine Computerschnittstelle erinnert. Die analogen Videoanschlüsse sind heute eher unnütz. Einen Blu-ray-Player verkabelt man also direkt per HDMI mit dem Fernseher und Audio dann analog mit dem Parasound.

Das rudimentäre Bassmanagement erfüllt gerade mal THX-Mindestanforderungen und arbeitet nur bei ProLogic und THX-Cinema. Stereo via Cinch geht immer „Direct“ durch. Das gilt auch für 5.1-Audio via DB25-Eingang. Das Bassmanagement und die Delays muss man im angeschlossenen Player erledigen. Der integrierte ProLogic-Decoder klingt allerdings heute noch ganz hervorragend dynamisch und bietet sich für Stereo-TV und sogar für -Musik-Wiedergabe an.

OSD
Parasound P/SP-1500 On-Screen-Menü via Cinch- oder S-Video-Ausgang (Foto: R. Vogt)

Einige Parameter muss man allerdings bereits bei diesem Oldtimer per On-Screen-Menü einstellen. Man braucht also einen Fernseher oder Monitor mit analogem Video- oder S-Video-Eingang, was die meisten heutigen TVs noch bieten. Viele Projektoren können das schon nicht mehr. Ich habe für diesen Zweck einen alten tragbaren Mini-Schwarz/Weiß-Fernseher aus der Mottenkiste reaktiviert. Geht prima.

Das OSD gibt Übersicht über die Einstellungen und darüber wird die Pegeleinmessung organisiert. Einmal eingestellt, braucht man nur noch das Frontdisplay am Parasound. Für die korrekte Einmessung braucht man aber ein Pegelmeter (oder eine entsprechende App im Smartphone) und ein Rollbandmaß oder einen Zollstock. Automatisch ging damals nichts.

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Parasound P/SP-1500 (Foto: R. Vogt)
Parasound P/SP-1500 Frequenzgang der Frontkanäle in Stereo (rot), Dolby ProLogic (grün) und THX mit ReEQ-Korrektur (blau) (Messung: LowBeats)
Parasound P/SP-1500 (Foto: R. Vogt)
Parasound P/SP-1500 mit wenig geglückter Subwoofer-Anbindung. Das Bassmanagement nur bei Surround aktiv (Magenta, Blau) (Messung: LowBeats)
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Schon aus Neugier habe ich mal die wichtigsten Parameter gemessen. Und wie soll ich sagen: Sieht aus wie neu, die Messung. Will heißen, der Frequenzgang ist wie mit dem Lineal gezogen, nur mit ProLogic gibt es eine Micro-Senke bei 8kHz und auch die ReEQ-Kurve des THX-Cinema-Modus ist noch perfekt. Die Filter des Bassmanagements sind immer noch so krumm wie schon bei Peter Schüllers Stereoplay-Messungen von 1996. Letzteres spielt aber bei der Wiebergabe per DB25-Eingang vom Blu-ray-Player glücklicherweise keine Rolle.

Fernbedienung
Parasound P/SP-1500 mit Fernbedienung aus billigem Plastik. Die Beschriftung ist nicht sehr haltbar und entsprechend abgegriffen. Schade (Foto: R. Vogt)

Der Parasound P/SP-1500 im Hörtest mit Überraschung

Dann ging es los. Oppo UDP-205 mit dem Oldtimer verkabelt. Die aktiven JBL-Monitore des LowBeats-Testkinos eingestöpselt und eingepegelt. Los. Ich hatte die Parasound-Vorstufe bestimmt 15 Jahre nicht in Betrieb und meine Erwartungen – verwöhnt von modernen Digital-Prozessoren mit monströser Ausstattung und Auflösung – waren nicht besonders hoch.

Doch schon wenige Takte Musik ganz schnöde in Stereo ließen mir ein „Holy Sh…t“ entgleiten. Eine derart greifbare Plastizität und Abbildung hatte hier zuletzt der Trinnov abgeliefert.

Die Parasound P/SP-1500 galt damals für schlappe 2.950 D-Mark als vielfach bestätigter Referenzen-Killer und kann dies heute noch beweisen. Diese Mischung aus von den Boxen gelöster Abbildung mit unbändiger Energie und Struktur im Grundton brachte mit Yellos „The Expert“ sofort den Fuß ans Wippen. Und bei Ella and Louis‚ „Moonlight In Vermont“ steht Frau Fitzgerald so fühlbar wie selten im Zimmer. Die Abbildung steht etwa einen halben Meter vor den Lautsprechern, der Raum zeichnet aber auch viele Meter Tiefe.

Der alte analoge ProLogic-Decoder funktioniert noch wie am ersten Tag, nicht selbstverständlich bei Chips mit VCAs. Doch die Kanaltrennung ist prima und vor allem symmetrisch. Für TV oder Filme ist das perfekt und mit geeigneter Musik klingt es wunderbar plastisch. Die Abbildung können moderne digitale Decoder aber besser, hier klebt manches im Center.

Für die modernen Surround-Signale ist dann doch klar der Oppo gefragt. Und der macht das perfekt. Ich schloss ihn direkt in Stereo per Cinch an plus 5.1-Adapterkabel für Mehrkanaliges. Dann habe ich noch den HDMI-Eingang mit meinem Satelliten-Receiver beschickt. Wichtig: Der Oppo bietet als einer der wenigen Player ein weiträumig verstellbares Lip-Sync-Delay – denn das bietet der alte Parasound nicht, das Problem kannten analoge Fernseher überhaupt nicht.

Also im Oppo in Sachen Audio alles für den Parasound eingestellt und dann noch den HDMI-Ausgang an den Fernseher angeschlossen für digitales HD-Bild. Am Parasound auf 5.1-Eingang geschaltet und weiter ging es. Und der Oldtimer überraschte weiter mit einem herrlich geschlossenen 360°-Klangbild von unbändiger Dynamik. Allerbeste Highend-Elektronik bietet vielleicht noch etwas feiner aufgelöste Transienten und eine geringfügig reichere Palette an Klangfarben. Aber viel Luft nach oben ist da nicht mehr. Der Surround-Opa klettert noch sehr agil ganz oben an der Fahnenstange.

Fazit Parasound P/SP-1500: Feinster Klang für ein Taschengeld

Das Problem: Wie sag ich’s dem Kinde, beziehungsweise Besitzern heutiger AV-Vorverstärker? Dieser Oldtimer bügelt rein audiophil betrachtet praktisch alles unter 10.000 Euro weg! Gebraucht bekommt man einen guten Parasound P/SP-1500 zwischen 150 und 500 Euro. Allerdings: Nur mit einem geeigneten Spielpartner wie dem großen Oppo-Player und dem seltenen (oder zu lötenden) DB25-Adapterkabel ist er heute überhaupt noch zu gebrauchen. Das Design mit den (verstopften) 19-Zoll-Montage-Ohren ist sicher nicht gerade gefällig.

Wer sich darauf aber einlässt und „nur“ eine audiophile Möglichkeit sucht, beispielsweise seine SACDs von Pink Floyd und Co. in Surround zu spielen oder überhaupt solche alten Schätzchen liebt, der macht hier den Deal schlechthin. Happy Hunting!

Parasound P/SP-1500 (Foto: R. Vogt)
Parasound P/SP-1500 audiophile analoge 5.1-Vorstufe gebraucht schon unter 500 Euro zu ergattern (Foto: R. Vogt)
Im Beitrag erwähnt:

Test Oppo UDP-205: der audiophile Universalplayer
Test Trinnov ST2 HiFi: Die Raumkorrektur-Sensation


Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.